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KUdnOrTaaMM Naftonale Tageszeitung für die Landwirtschaft, « «I« W«At«ge» 5 Ntz«. Vsp»Osprei«: V«i Adhsl», i» A« G«schckft»ftelle»^»«» M»s,adest»Iev 2 «M. im «»»»t, bei ZvftrL»», »«rch di« »len 2^0 RM., bei Postdeftellxn« ^^ ^Posta-^u« Wochenblatt für Wilsdruff rr. Umgegend »oftblen^d»«^*^ W^k„»«esch«ftsM»a« — U 2—2 nehme«,» jeder Zeit Be. V^ck»g« „toegn,. JMYalle höherer »eWatt, Krieg oder f»»stiger Betried»ftör«ngen besteht kein «»sprach «»f Lieferung »Mt Aeitmig »der Karzrmg de» Brzugepreise«, — Rückse«d«»g eingesemdter Schriftstücke erfolgt n»r, »e»n Porto deiliegt. für Lärgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «n,r!,enPr^«: »ie 8 ,«tP»l»nl« ««»»»etle » Npfz., vt« t gepalt«,« D«U» a»Uich«n 40 «x»». pfcnni,. dik »,esp«lte>» Nr»l,»«,etl« >M t-rt»chni Teil, I »etch«m«r». 0i«ch»-isuns»üedühr Ä> »ieich,pf„«i,<. ««, geschrieben,Erschein«»,«- — - - - laoe und Piotznorschchs»« »erden ».ch Mi,lich»^« Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berü-kflchti,t. «nr- ie-> «-nähme bi« vorm.10Ubr. —" " Für die Nichtigkeit d«, durch Fernruf üdermi1teltenAx,eigeu übernehme« wir keine Garantie. Ieder Nabatlanspruch<rlischt, wenn derBetrag dnrrk Klage eingezogeu werden mvß oderderAuftraggederin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellenextgege« Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amrs, Gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr.36 — 87.Jahrgang Teegr-Adr: .Amtsblatt' Wilsdruff" Dresden Postscheck Dresden 2640 Sonnabend, den 11 Februar 1828 ^^^°^UUMMMNWMs«WM»MWWIMMNIHIIIMMItIsIMss !» «UM »II»! «W I MW IM»> 11M1 MI !iiMN!M>^ "1"NNcklNr-1 Das gute Beispiel. Der arme Verwandte. — Die Marschparole. — Richtige Berfaffungsresorm. Von jetzt an und von D e u t s ch l a n d aus können wir also schon mit Amerikas größter Hafenstadt tele - > pHonieren. Alle Achtung vor dem technischen Fort, schritt, der das Ungeheure leistet, daß eine Entfernung, l die man von M ensch zu Mens ch im günstigsten Falle I nur in acht oder zehn Tagen zu überbrücken vermag, von f S1 i m m e z u S t i m m e in dem Bruchteil einer Sekunde überwunden wird. Und es soll gewiß nicht unterschätzt werden, was es bedeutet, wenn Herr Parker Gilbert zum Beispiel sich seine Weisungen von den Beherrschern der Newyorker Börse zwar nicht Aug m Auge, aber doch Mund in Mund einholen und danach sofort seine Maß nahmen gegenüber den Schuldnern des Versailler Ver trages treffen kann. Aber wenn man die Erfahrungen mit der Bildtelegraphie Berlin—Wien zugrunde legen darf, der vorletzten Erweiterung der natürlichen Rsich- gewalt unseres Verhältnisses zu den Bedingungen von Zeit und Raum, so wird von der neuen Erfindung, wenn die erste mit ihr verbundene Sensation vorüber ist, kein erheblicher Gebrauch gemacht werden. Auch zwischen London und Newyork wird nur selten telephoniert, das Vergnügen steht noch in keinem rechten Verhältnis zu den »kosten, die es verursacht. Erst wenn die europäischen Völker es im Dollarbesitz einigermaßen mit den Amerika nern werden aufnehn»en können, für die der Begrif? „teuer" bald gar nicht mehr existieren wird, erst dann werden auch wir uns das Vergnügen einer unmittelbaren Unterhaltung mit ihnen öfter einmal gönnen können. Bis dahin haben wir die Rolle der armen Verwandten zu spielen, denen es nicht zukommt, an den Spitzenleistungen des internationalen Verkehrsluxus' so teilzunehmen, als stünde das Geld dazu auch ihnen in unbegrenzten! Ans- 4 maß Zur Verfügung. Aber man kann finden, daß mit der zunehmenden , finanziellen Schwäche auch die Direktionslosigkeit der europäischen Völker steigt und daß es deshalb vielleicht zu überlegen wäre, ob man nicht die Amerikaner bitten sollte, uns täglich eine Art Marschparole hernberzutelepho- nieren, damit wir hier in der alten Welt rascher wieder zu vernünftigeren Zuständen gelangen. Wir brauchen zum Beispiel nur daran zu denken, daß die Vereinigten Staaten so etwas wie eine Minister- krisis überhaupt nicht kennen, während wir hier eigentlich ständig unter lähmender Unsicherheit der politi schen Zustände zu leiden haben. In Norwegen wird ein Arbeitcrkabinett, das eben erst die Regierung an getreten hatte, gleich bei seiner ersten Vorstellung vor dem Parlament zu Fall gebracht, weil die bürgerlichen Par teien schon von seinen programmatischen Worten genug hatten und deshalb seine Taten gar nicht erst abwarten wollten. Und ebenso ist in Südslawien, einem der neuen „Großstaaten" von Gnaden der Entente, abermals ein Kuhhandel um die Macht im Gange, während in deutschen Einzelländern, in Hessen zum Beispiel und in Mecklenburg -Strelitz, seit Wochen und Monaten die Neubildung einer Negierung nicht j gelingen will, weil an Parteien und Köpfen, die zu i diesem Zweck unter einen Hut gebracht werden müssen, f eine allzu große Auswahl gegeben ist. In den Ver- I einigten Staaten wählt das Volk einmal in vier I Fahren, bestimmt damit die Zusammensetzung von Senat und Repräsentantenhaus, die ihrerseits den Staatsprä sidenten zu ernennen haben, und das Kabinett, mit dem er sich dann als Haupt der Regierung umgibt, hat mit ihm die Freuden und die Leiden der Geschäftsführung bis zum Ablauf seiner Wahlzeit gemeinsam zu tragen. Vertrauensvoten und Mißtrauensvoten sind drüben völlig unbekannte Bestandteile des Verfassnngslebens, die ein mal abgegebene Stimme des Volkes wirkt vier Jahre lang nach nnd trägt für diese Dauer das gesamte parla mentarische und politische Leben der Nation. Auf der Suche nach der richtigen Versassungs- reform für Deutschland, aus die wir uns jetzt be geben haben, schweben diese nahezu idealen Einrichtun gen der Neuen Welt, geschöpft nicht aus weitläufig her geholten wissenschaftlichen Überzeugungen, sondern aus den unmittelbaren Bedürfnissen des praktischen Lebens, vielen Neuerern als die einfachste und zugleich auch durch schlagendste Lösung des Problems vor. Sie wird nur den einen Nachteil haben, der sie gerade für Deutschland unannehmbar macht: zu einfach zu sein, und es fragt sich wohl, ob sie mit der Vielheit unseres nachgerade gigantisch anschwellenden Parteiensystems überhaupt verträglich ist. Es wird eben doch nicht genügen, bloß ' den Staat und die Verwaltung zu vereinfachen. Auch sie ganze Grundlage dieser Pyramide, das Volk selbst, wird sich wieder in einfachere Verbände zu gliedern haben, ehe wir in Staat und Gesellschaft zu erträglicheren Lebens- bedingnngen gelangen können. Dr. Sy. Hindenburg gegen ReWtMnWng Der Reichspräsident an Marx. FürErledigungderdringenden Aufgaben. In die noch immer andauernde innere Spannung hat nunmehr Reichspräsident von Hindenburg eingegrisfen, als er einen Brief an den Reichskanzler Marx richtete, in dem Hindenburg seine ernsten Bedenken gegen eine baldige Neichstagsauflösung ausspricht. Halb- Klich wird über den Inhalt des Schriftstückes mitgeteilt: Der Reichspräsident weist darauf hin, daß die Re gierungskoalition zur Lösung bestimmter Auf gaben gebildet worden ist und daß es wünschenswert wäre, wenn diese Probleme noch vor der Auflösung des Reichstages erledigt werden könnten. Der Reichspräsident erklärt, er sei der Meinung, daß eine Auflösung des Reichstages auf jeden Fall vermieden werden müsse, da die wichtigen parlamentarischen Aufgaben: Ver abschiedung des Etats und des Nachtragsetats, die dringende Lösung der mit der Agrarkrise zusammen hängenden Fragen, die Verabschiedung des Liquida- t i o n s s ch ä d e n g e f c h e S und der Reform des Strafgesetzbuches die Fortdauer des jetzt tagenden Reichstages notwendig machen. Eine Auflösung des Reichstags würde die umfangreichen Vorarbeiten, die für alle diese Gesetzentwürfe getätigt seien, zum großen Teil nutzlos machen und außerdem würde fraglos als Folge eine Verschärfung der innen politischen Situation eintreten. Das Bekanntwcrden dieses Briefes hat bei sämtlichen Parteien bedeutendes Aufsehen hervorgerusen und der Eindruck in der Lsscntlichkcit dürfte nicht geringer sein. Schon einmal, und zwar im Januar 1927, trat der Reichs präsident mit einem ähnlichen Schritt hervor. Damals bei den Wirren um die Regierungsbildung richtete Hinden burg an den jetzigen Reichskanzler das Ersuchen, die Bildung einer Regierung auf der Grundlage einer Mehr heit der bürgerlichen Parteien des Reichstages mit tun ¬ lichster Beschleunigung zu übernehmen. Es kam denn auch bald nachher die Bildung des jetzigen Kabinetts zustande. Die pariameniarische Lage. Die Führer der Regierungsparteien wurden durch den Reichskanzler von dem Brief des Reichspräsidenten unterrichtet. Wie man annimmt, ist deshalb in der Donnerstagsitzung der Zentrumsfraktion auch kciu Vc schluß gefaßt worden, weil man sich einer neuen Situation gegenüber sah. Freitag war der Interfraktionelle Aus schuß der Regierungsparteien durch den Grafen Westarp cinberufen und in hofsnungsfrendigen Kreisen nahm man an, daß vielleicht hier schon eine Entscheidung zustande kommen werde. Die Sitzung der Zentrumssraktion wurde abermals verschoben, und zwar auf Freitag nachmittag. Weiter aber wollte man wissen, daß die Volkspartei liche Fraktion die Abgeordneten Scholz nnd Runkel beauftragt habe, in der Sitzung des Interfraktionellen Ausschusses mitzuteilen, daß neue Kompromißvorschläge sie volksparteilichen Beschlüsse, an ihrer Haltung in den Schulfragen festzuhalten, nicht mehr ändern können. Andererseits wollen die D c u t s ch n a t i o n a l e n, dem Vernehmen nach, jede Verschiebung der Krisenlösung sermiedcn sehen. OeKtschnatienaie Vermittlungsvorschläge. Die von deutschnationaler Seite versuchte Vermin ung soll in einem Vorschlag bestehen, nach dem in den Simultanschulländcrn Hessen und Baden private kon essionelle Schulen mit staatlicher Hilfe errichtet werden önnen. Das Zentrum soll diesen Vorschlag als disku- icrbar bezeichnen, wenn ausgesprochen werde, daß die taatliche Unterstützung für solche konfessionellen Schulen zewährt werden müsse. Aus der Deutschen Volkspartei oll man aber geäußert haben, auch ein solcher Plan indere nichts an ihrer Stellung. Ob und inwieweit der Brief des Reichspräsidenten I Wirkung auf die Parteien haben wird, war am Freitag j lbend noch nicht abzusehen. Vie Ausgaben cker veichswehr NkoMMmaKsche Erklärungen des Reichswehrmimsiers. Reichswehr und Staat. Im Haushaltsausschuß des Reichstages führte Reichs wehrminister Dr. Gröner aus, er werde sich zunächst be mühen, in das pulsierende Leben der Reichswehr unzudringen, die Eigenart der uns aufgezwungenen Orga nisation zu studieren. Wir können keine Kriegführung großen Stils mit unserem 100 OOO-Mann-Hcer bei 12jähriger Dienst zeit mehr machen, und so stimme ich dem Außenminister durch aus zu in dem, was er über den französischen Rus nach Sicherheit ausgesührt hat. Ich sehe also meine Aufgabe im Sinne einer neuen Entwicklung. Wir werden alles tun, um die Grenzen zu schützen, um m Zeiten politischer Span nung die Neutralität sicherzustellen, damit unsere Politik Freiheit für ihre Tätigkeit hat und damit wir die Sicher heiten gegen Grenzübergrisfe jeder Art besitzen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, muß unser kleines Heer größte Schlagkraft und Manövcrsertigkeit besitzen, über die Ausgaben im Innern des Staates möchte ich, so erklärte der Minister, bemerken, daß ich wünschen möchte, daß die Zeit der inneren Gärung abgeschlossen ist und die Reichswehr nicht mehr in eine innere Garung einzugreifen brauche. Aber so unerwünscht ein Eingreifen im Innern ist, so mutz die Reichswehr doch unter allen Umständen bereit sein und die Sicherheit geben, daß niemand es wagt, an einen Umsturz zu denken. Die Reichwehr ist ein Instrument der versassungs- mätzigen Negierung nnd der Verfassung. Wir wollen das Vertrauen der Bcvüllerungskreise in weitestem Matze besitzen. Wir werden dem Staat und seinen Symbolen die grösste Achtung und Ehrerbietung entgegenbringen. Ich werde nicht dulden, daß gegen dieses selbstverständliche Gebot verstoßen wird. Die Tradition sehe ich nicht in Äußerlichkeiten. Ich sehe sie innerlich, tue das selbst und verlange von jedem Ange hörigen der Reichswehr, daß er die Vergangenheit ehrt, daß er die Taten der Väter und die Ehre des deutschen Volkes auch in der Vergangenheit hoch hält. Das alte Heer genoß im Vaterlande und in der ganzen Welt großes Ansehen. Wäre es richtig, daß wir die Taten unseres glänzenden Kriegs instrumentes geringer als einer unserer Feinde einschätzen? Ich bin der Meinung, daß wir die Fäden, die uns mit der Vergangenheit und dem alten Heere verbinden, pflegen muffen. Ein Hineinnehmen der Reichswehr in das parteipolitische Getriebe ist unmöglich. Eine Beeinflussung nach parteipolitischen Rück sichten müssen wir schars zurückweisen. Was wir als Führer brauchen, sind Köpfe mit politischem Verständnis und mit po litischem Takt. In diesem Sinne ist in den letzten Jahren bereits vieles besser geworden. Die Reichswehr hat sich be müht, den politischen Takt zu üben. Leider begegne man einer gewißen Rrichswehrseindlichkeit bei der Presse. Kritik ist wünschenswert, aber sie muß sack lieh nnd gerecht sein. Wie das alte Heer ein starkes Band der Rcichseinheit war, so werde hoffentlich auch die Reichs Wehr ein solches starkes Band bleiben. Wir haben keine heim lichen Absichten. Unser größter Wunsch ist. aus der politische» Drecklinie herauszukommen. Von der Truppe selbst habe ich den besten Eindruck ge wonnen; aber selbstverständlich mutz ich mich über die Einzel heiten noch unterrichten, namentlich, wie es mit dem Men schenmaterial, mit der Bewaffnung und mit der Ausbildung steht. Bei dem gegenwärtig großen Angebot an Menschen liegt die Gefahr vor, daß man manchmal nach der einen oder anderen Seite sehlgreift. Die körperlichen und geistigen Fähigkeiten eines modernen Soldaten müssen hoch entwickelt sein. Früher hieß es nur Drill. Der Minister, bespricht dann die Ausbildungs-, Erziehnngs- und Vcrsorgungssragcn bei der Reichswehr Es sei zu hofsen, daß die Selbstmordseuchc mehr und mehr verschwinden werde. Der Minister erklärt Weiter: „Wir wollen uns absolut loyal dem Staat und seinen versassnngsmäßigen Organen znr Verfügung stellen. Ich habe alsbald den An ß e n m i n i st er ausgesucht und in längerer Aussprache mich mit ihm darin in Übereinstimmung befunden, daß wir nicht irgendeine Störung der Außenpolitik beabsichtigen oder gar im Schilde führen, sondern ich werde dafür sorgen, daß unsere Arbeit in engstem Einvernehmen mit dem Außenminister stattsmdct, soweit sie überhaupt uus mit den außenpolitischen Wegen zusammensuhrt. Bezüglich der Hcercscrgänzung müssen die Erfahrungen mit den neuen Bestimmungen erst abgewartet werden. Abzulehnen sei die Forderung einer Herabsetzung des Bildungsniveaus der Offiziere gegen andere Berufe. Wir brauchen bei der Reichswehr geistig hochstehende Menschen. Die Erregung über den Besuch des Prinzen Heinrich aus der „Berlin" teile der Minister nicht. Die Angelegenheit sei durch Dr. Geßler erledigt worden. Schließlich kam Reichswehrminister Gröner auf die Phöbus-Angelegenheil zu sprechen. Er berichtete hierüber, daß Kapitän Lohmann aus einem Sondermittelsonds zunächst 114 Millionen Mark der Phöbus-Gesellschaft zur Verfügung gestellt, seinen „Vor