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MsdmfferTageblatt für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeit-r Montag, den 13 Februar 1S28 MW ÄW»U der iMrMW» Lage gefunden werden würde Gewissensnot christlichen Eltern mutz Hilfe zuteil werden. Die VV der schule Zentrum und Bolkspariei. * Die Volkspartei soll aus der Regierung austreten. Im Reichstag umgehende Gerüchte, wonach der Frak tionsvorsitzende des Zentrums, Abg. Dr. Gusrard, dem Fraktionsvorsitzenden der Deutschen Volkspartei, Abg. Dr. Scholz, einen Brief geschrieben haben soll, worin er die Volkspartei auffordert, ihre Minister ans der Reichsregierung zurückzuziehen, entsprechen, wie von unterrichteter Zentrumsseite verlautet, uicht den Tatsachen. Die Gerüchte sind offenbar zurückzuführen auf die Verhandlungen im Interfraktionellen Ausschuß der Regierungsparteien des Reichstages am Freitag abend. Im Laufe dieser Besprechungen ist von Zentrumsseite der Deutschen Volkspartei nahegelegt worden, daß sie aus ihrem Verhalten die Konsequenzen ziehen müsse, indem sie ihre Minister aus der Regierung zurückziehe. Beim Zen trum sowohl wie bei der Bayerischen Volkspartei vertritt man die Auffassung, daß sich die Deutsche Volkspartei durch ihre Haltung zum Schulgesetz außerhalb der Richt linien der Regierungserklärung von 3, Fe bruar dieses Jahres und damit außerhalb der Regierungs mehrheit gestellt habe. Diese Auffassung wird von volksparteilicher Seite allerdings, bestritten.. Die Reichstagsfraktion der Deut- Ohne Schulgesetz keine Koalition. Neue Sitzung des Interfraktionellen Ausschusses. Die Kompromißverhandlungen über das Zustande kommen des Reichsschulgesetzes werden unter Mitwirkung des Reichsinnenministers mit großem Eiser betrieben. Am Montag soll sich nochmals der Interfraktionelle Aus schuß der Regierungsparteien mit der Frage beschäftigen, nachdem ihm in seiner ersten Sitzung bereits neue Vor schläge vom Reichsinnenminister zum Reichsschulgesetz vorgelegt worden sind. Diese Vorschläge sind an die Par- ieien zur Weiterberatung geleitet worden. Allgemeine Beachtung in politischen Kreisen findet eine Auslassung der Deutschnationalen Volkspartei, in der sie ihre Auffassung über den Inhalt des Hindenburg- Briefes erläutert. In dieser Auslastung wird betont, das; nach deutschnationaler Auffassung die Mahnung des Reichspräsidenten an die Parteien in erster Linie dahin geht, sich über das Schulgesetz zu einigen. Nur da durch würde auch eine wirkliche Voraussetzung für die Erledigung der anderen Aufgaben geschaffen werden. Die Deutschnationale Volkspartei ist ebenfalls gewillt, alles zu tun, um das Schulgesetz unter Dach zu bringen und damit die politische und psychologischeVor- Aussetzung für die dem Wunsch des Reichspräsidenten entsprechende Erledigung der sonstigen Aufgaben ein schließlich des Strafgesetzbuches — also für den weiteren Bestand der jetzigen Regierungskoalition bis zum ver fassungsmäßigen Endtermin der Legislaturperiode — zu schaffen. Die Deutschnationalen sehen es also als die erste Ausgabe an, alles zu tun, was in ihren Krästen steht, um die Schwierigkeiten zu beseitigen, die einer Eini- zung über das Schulgesetz entgegenstehen. lassen würden. Außerdem tritt er im Gegensatz zur Auf fassung Rütgers für eine Umgestaltung der Sanktionsmaß nahmen ein. — Besonders über den Bericht Politis durfte sich im Sicherheitskomitee sowie in der Vorbereitenden Ab- rüstungskommissiou eine lebhafte Diskussion entwickeln. * Rußland bei der Sicherheitskonferenz. Der russische Volkskommissar Litwinow, Delegierter zu der Abrüstungskommission des Völkerbundes, hat mitgetctlt, daß der Sachverständige und Generalsekretär der Delegation Boris Stein als russischer Beobachter an den am 20. Februar beginnenden Verhandlungen des Sicherheitskomitees teu- nehmen wird. braucht Rechtssicherheit und Befriedigung. Reichsrcgierung und Reichstag dürfen sich der Verantwortung hierfür nicht entziehen. Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »» .»««»irrHtt ersehtim «« «I«, wtrtt«,«» 5 Uhr. N»pl,«piti«: »ei in E »«schtst.fi-ee»»» »ex *»,,»»«st»,«n r«M. imbei Sustell», Milch die»,t«n r,zoRM., deiP-ftdefteN-en, ; «Mi. i-zAlNch LLUa,« ,, . ,. Gebühr. Eiirztlsilmmern Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend P°ftr>°--E» — ! U 2-2 nehme» „ ieder Z-U Be. eutgege». Falle höherer Gnvalt, Krieg oder sonstiger Betriedestörungen besteh! kein Anspruch ans Lieferung »oe Aettnng »der Kürz»«, de» Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, »enn Porto deiliegt. jcqcn notisparlel hat sich Mit der parlamentarischen - .^/aßt und eine Entschließung angenommen, in der es heißt: „Dle Reichstagsfraktion der Deutschen Volks- partel ist der Auffassung, daß im Hinblick auf die dringen den. von der Koalition übernommenen, noch der Lösung harrenden Aufgaben der Reichspolitik — Verabschiedung des Etats, Abwendung der Not der Landwirtschaft, Kriegs- fchadenschlußgesetz, Kleinrentnerversorgungsgesetzt, Siche rung des Wohnungsbaues für 1928, Reform des Straf gesetzbuches u. a. m. — eine vo r z e i t i g e A u f l ö s u n g des Reichstages vermieden werden muß, auch wenn das Reichsschulgesetzt in dieser Legislatur periode nicht mehr verabschiedet werden sollte. Die Frak tion wird sich deshalb der Aufforderung des Herrn Reichs präsidenten nicht entziehen. * Zur Lage Berlin, 12. Februar. Seit Scmwbrnd mittag hat die po litische Lage eine außerordentliche Zuspitzung erfahren. Der augen blickliche Stand kann folgendermaßen gekennzeichnet werden: Das Schulgesetz kann wohl endgültig als gescheitert angesehen werden. Bus Grund des Briefes des Reichspräsidenten sind Besprechun- ger im Gange, die zwar zum Teil noch immer letzte Versuche zu einer Rettung des Schulgesetzes enthalten, im wesentlichen aber dcch die Frag: betreffen, welche'kcclitionc politischen Folgen sich aus dem Scheitern des Schulgesetzes ergeben. Die Erwartung, baß die Regierung, die Koalition und der Reichstag gänzlich unver sehrt aus dieser Krise hervorgrhen, lann nicht mehr aufrechterhal- tcn werden. Daher sucht man vor allem im wesentlichen den Reichstag zu retten, und zwar unter Umständen auf dem Wege einer Neuorientierung der jetzigen Regierung oder der Bildung einer neuen Regierung. Man muß aber auch mit der Möglichkeit einer raschen RAchstagsneuwohl rechnen. Eine Kundgebung der Führerschaft des Reichsetternbundes. Die unter starker Beteiligung unter dem Vorsitz von Uuwr- staatssekretär a. D. Dr. Conze zu einer außerordentlichen Ta gung in Berlin zusammengetretcnen Führer der im Evange lischen Reichselternbund organisierten Elternschaft aus dem gan zen Reich beschlossen nach mehrstündigen Verhandlungen, über die Ergebnisse der ersten Lesung des Reichsschulgesetzes und über die gegenwärtig zugespitzle schulpolitische Lage eine Kund gebung an die Parlamente und die Reiwsregierung zu richten, in der im Namen von Millionen evangelischer Eltern an Reichsregierung und Reichstag die dringende Forderung ge stellt wird, die soweit geförderte Arbeit im Reichsschülgcsetz nun endlich einmal zu Ende zu führen. In weitesten Kreisen des deutschen Volkes würde es nicht verstanden werden, wenn nach achtjährigem Ringen auch diesmal kein Weg der Einigung Hindenburgs Botschaft. Man ist im Reichstag festgefahren und es hatte einer Augenblick sogar den Anschein, als stehe man unmittel bar vor Auflösung und Neuwahlen. Praktisch war dü Regierungskoalition auseinandergebrochen, weil sich Zen trum und Deutsche Volkspartei in der Frage des Schul, gesetzentwurfes noch um keinen Schritt nähergekommer wären; dahinter steht die große Frage, ob man sich über, Haupt näherkommen will. Ist doch ein großer Tei des Zentrums für sofortige oder zum mindesten baldig! Auflösung des Reichstages nicht wegen des Schulgesetz entwurfes, sondern aus allgemeinen politischen Gründen weil man dort die Koalition mit den Deutschnationaler nicht länger mitmachen will oder nicht mitmachen zr können glaubt. Und in diese Situation platzte nun der Brief de- Reichspräsidenten hinein, der an den Reichs kanzler das Ersuchen richtete, alles daranzusetzen, daß de: Reichstag wenigstens noch den Etat, die Gesetze über du Liquidationsgeschädigten und die Kleinrentnerversorgung den Entwurf des neuen Strafgesetzbuches und vor allen die Aktion zur Linderung der Notlage in der Landwirt schäft fertigstellt. Dieses Vorgehen des Reichspräsidenter ist lediglich eine Anregung, freilich eine solche, über du die Parteien des Reichstages doch nicht so ohne weitere« hinweggehen können. Man möchte diesen Brief ver gleichen mit den sogenannten Botschaften, die der ameri ramsche Präsident des öfteren an den Kongreß in Wa shington zu richten pflegt und die auch der Verfassung gemäß über den Rahmen einer bloßen Anregung nich hinausgehen. Wie sie wirken und ob sie wirken, häng in der Hauptsache von dem tatsächlichen Einfluß ab, der die Persönlichkeit ausübt, von der sie ausgehen, häng, auch davon ab, ob sie Stimmungen und Wünschen Aus- druck geben, die außerhalb des Parlaments bestehen uni über den engen Rahmen der Fraktionswünsche hinaus, gehen. Sie sind dann manchmal freilich diesen Fraktionen recht unbequem! Zunächst hat der Hindenburg-Brief eine solche Wir kung insofern ausgeübt, als die Zentrumsfraktion ihr, Entscheidung vertagte und von neuem Versuche gemach werden, in der Frage des Schulgesetzentwurfes doch nock zu einer Einigung zu kommen. Schon darin wird eine: Anregung des Briefes Folge geleistet und man geht auck nicht fehl, anzunehmen, daß dieser Entwurf nur vertag wird, wenn sich die darüber bestehenden Differenzen als vorläufig unlösbar herausstellen sollten. Allerdings if gerade dieser Entwurf das stärkste Band, das dii Koalition umschloß, und es bedarf eingehender Verhäng, lung, um für die Fortarbeit der Koalition in dem Sinne wie es der Reichspräsident vorschlägt, eine neue Grund läge zu schaffen, wenn dw Koalition zusammenbleibsr foll. Daß dies besondere Schwierigkeiten hat, geht schor daraus hervor, daß die parlamentarische Mehrheit diese: Koalition recht gering ist. Im Mai oder Juni zr wählen, ist aber für manche Parteien nicht erwünscht, dii es vielmehr lieber gesehen hätten, wenn sofort neuge, wählt werden würde. Aber im Reichstag hat man eben den allgemeinen Eindruck, daß man sich um so wenige: über den Hindenburg-Brief hinwegsetzen darf, weil ei weitverbreitete Wünsche und Stimmungen ruhig den kender Kreise zum Ausdruck bringt. Was das Frühjahi an inneren Wirts chaftskämpsen bringen wird läßt sich vorläufig noch nicht absehen; sehr wahrscheinlick sind sie aber. Das würde die Wahlkämpfe und die inne- ren Auseinandersetzungen noch verschärfen, und dem wiL der Hindenburg-Brief zweifellos ausbiegen. Im Laust dieser Woche wird aber die Entscheidung fallen müssen wie die Fraktionen der Regierungskoalition sich zr den Wünschen des Reichspräsidenten stellen werden unL ob sich eine Formel finden läßt, dieser Anregung Folg« zu leisten. Einfach wird es gewiß nicht sein. GtsMWlMNW ls der deutschen MetAMOrie. Berlin. Wie von ArbeAgebrrfeite Mgeteilt wird, hat der Gesamlvrrstond Deutscher Metallinduslrieller beschlossen, zur Un- lerstützuM der bereits seit 4 Wochen im Abwehrkampf befindlichen Mitteldeutschen Metallindustrie die Ersamtaussperrung in der deutschen Metallindustrie ab 22. Februar vorzunehmen. Von dieser Maßnahme werden ingssamt 750 000 Arbeiter betroffen, so daß von diesem Zeitpunkt ab unter Hinzuziehung der in Mitteldeutsch land cusgespentcn Metallarbeiter 800 000 Arbeiter ausgesperrt sein würden. Pole» enteisnet deutschen MMeU Warschau, 12. Februar. Der Ministerrat hat in seiner letzten Sitzung beschossen, die Verordnung über die zwangsweise Enteignung deutschen Grundbesitzes in den ehemals preußischen Teilgebieten in Kraft treten zu lassen. Im Posener Bezirk sollen 2576 Hektar, im Graudenzer Bezirk 4809 Hektar und im Katto- witzer Bezirk 492 Hektar zwangsweise ausgeteilt werden. Chamberlain gegenden Lavell-Film. Scharfe Verurteilung. Der englische Außenminister Sir Austen Cham- berlain hat an den Herausgeber des Chavell-Films, Mr. Wilcox, einen Brief geschrieben, in dem er die Ein ladung zu der ersten Privatvorführung des Films ab lehnt. In dem Brief sagte Chamberlain, das Andenken Miß Cavells werde in Ehren gehalten werden. Für ihn sei dieses Andenken viel zu schön, als daß er diese Ge schichte im Film sehen wollte. Es gebe KriegSfilme, die keine bitteren Gefühle er regten, sondern lediglich die Menschheit in Bewunderung von Heldentum und Tapferkeit einigten. Aber der Cavell- Film scheine ihm von einem gänzlich verschiedenen Charakter zu sein und er müsse offen sagen, daß er die Vorführung dieses Films ans das schärfste verurteile. Sir Austen Chamberlain hat ferner einen Brief au den Filmzensor O'Connor geschrieben und ihm dort ähn liche Gedanken zum Ausdruck gebracht. Nach dem eng lischen Gesetz ist es übrigens möglich, daß ein Film, der die Zensur nicht passiert hat, trotzdem aufgeführt wird. Der Hersteller des Films „Dawn", Wilcox, hat au Chamberlain einen Antwortbries gerichtet, in dem er mv Mue Sicherheitsvorschläge in Gens. Prager Ergebnisse. Die vom Generalsekreiarial des Völkerbundes veröffent lichte Denkschrift der drei Berichterstatter des Sicherheits- komitees, Holsti, Politis und Rütgers, die vom 26 Januar bis 1. Februar in Prag getagt haben, enthält drei Meinungs äußerungen. . . Der finnische Delegierte Holsti tritt in erster Linie für eine Anwendung des obligatorischen Schieds gerichtsverfahrens bei juristischen Streitigkeiten ein. Da nach seiner Auffassung nur geringe Aussichten für obliga torische Schiedsgerichte auch bei politischen Streitigkeiten be stehen, empfiehlt er für diese Fälle die Anwendung des Schlichtungsverfahrens. Das Memorandum des holländischen Berichterstatters Rütgers enthält u. a. die aus den Rats- und Vollversamm lungen des Völkerbundes bekannte Auslegung des Begnstes „Angreifer" und die verschiedenen Darstellungen der gegen seitigen Hilfsverpflichtungen der Völkerbundmächte. Rutgers tritt für Vorbeugungsmaßnahmen zur Verhütung etwaiger Kriege ein, die wichtiger seien als die Festsetzung nachträglicher Sanktionsmaßnahmen. Der griechische Delegierte Politis bemerkt in seiner Aus lassung. daß an eine Verwirklichung der Gedanken des Genfer Protokolls unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht gedacht werden könne. Er empfiehlt den Abschluß einzelner regio- "alcr Abkommen, mit denen sich nach seiner Ansicht auch Bestimmungen über gegenseitige militärische Hilfe verbinden Rr. 37. — 87. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff- Dresden Postscheck: Dresden 264S «»-m,«il- »ie « ,e<p»lte». Stil« »er «mMchen Bek-n»Imachu»°e» geschricdeneEiich^^^E"^««!-!« t-NNche» Teile I Rei<h»m»r». Rachw-is«»g«s-bLhr LV Rcich«n°cn»i«e. F-rnsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 IN-^^i^^iabennittettcnAn-eioen übernehmen wir »eine D-r-utie. Jeder RabaHansprnch --lischt wenn dcrBe°-gbZ- Moge -.»„z^-n «erden MN« -d-rb.r«nM°«,.b-rin Konkurs,-rSe. «n,ti,en nehmen nlle BermMlung°ft-Mn-n°i>e^.. Vas Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Merken des Amt*- ^richts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt.