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MsdrufferTageblatt Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. »t« «»»»»U« »Aps,.. AUl» »« a»Mch«i 4»«Mch, psrnni,, «« »§esp«lt«« l» tritltchr» Lell« I »«ich»»«». R»ch»rij«ris»o«bü!,r A> RUch»ps«i»i,«. «»e. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. S «N!ahM«di»v»iM.I0Uhr. "" > " — Für die Äichti,k^t tc durch Fer»nisSdrrm!tteltrn«>l,^,cu Ldernehoc» mir»eioeDaraxNr. J«der»ada«anspruch^lilcht, >o«u>,I>«rBetr-,»»M, ei»,e,o»«i »<rd«u inutz od«i drr«uttru„ednin «oukuii,erLt. «n,eioeu nehmen alle Dermiltlun»,stellen »«, « »»» W«e»«»g«! „chMU»»«« SNtz«. «ap^sPn,.: Bai v. »» *aich«I»ste«- »M» »«- r m«. t» «»»»t, »ei g »stell»», »«ch »i« »a«n r^o RW., »et P-ft»«st-ll»n, Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend »L^e»»» «eschstst» stelle» ll 2-2 nehme« PI jeder Zet« »e. st»,«,« «„e,e^ I« Falle hdhrr« ««»alt, »rle, ad« f»»stt,« «etrt»d»st»r»»,e» besteh, kein «nspr»<h a»f «ejerua, d« z«Ü»», »der «step»», de» »«,»,»Preise,. — «ücksead»», ri»,es»»»trr Schrislststeste mer, »e»« Port» d«tlie,t. Vas Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts. Gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr,46. — 87.Jahrgang T-legr.Adr .Amtsblatt« Wilsdruff. Dresden Postscheck: Dresden 2646 Donnerstag, den23 Februar 1928 Auf -em Sprunge. Im allerletzten Augenblick ist der große Kampf in der Metallindustrie dadurch verhindert worden, daß vom Reichsarbeitsminister der Schiedsspruch im Lohnstreit der mitteldeutschen Metallindustrie für verbindlich erklärt worden ist, und zwar bis Ende 4928. Damit wurde zu nächst der Ankündigung des Gesamtverbandes Deutscher Metallindustrieller, er wolle am 22. Februar eine Sym pathieaussperrung zur Unterstützung der mitteldeutschen Unternehmer eintreten lassen, deswegen der Boden ent zogen, weil ja nun die dortige Arbeiterschaft wieder in die Betriebe gehen und die Arbeit aufnehmen muß. Aller dings hat der Gesamtverband seinerseits erklärt, daß die 'Aussperrung am 28. Februar erfolgen solle, wenn wirklich die Arbeiterschaft in Mitteldeutschland sich dem Schieds spruch nicht fügen, sondern ganz oder teilweise den Streit fortsetzen würde. Diese Auseinandersetzung zeigt mit großer Deutlich- kelt, wie sehr sich die Gegensätze zugespitzt haben; denn man ist in Arbeiterkreisen auch damit höchst unzufrieden, daß der Schiedsspruch und damit der Taris bis Ende 1928 gelten soll. Das alles erweckt trübe A ussichten für die bevorstehenden Auseinandersetzun gen, die außerordentlich großen Umfang annehmen wer den. Denn in der Zeit von Ende Februar bis Ende April werden eine ungeheure Menge von Tarifver- trägen gekündigt werden, und zwar in der Haupt sache wohl lediglich durch die Angestellten und Arbeiter. Denn die Arbeitgeberseite dürfte zu solchen Kündigungen aus dem Grunde nicht schreiten, weil sie bestimmt nicht er reichen kann, die Löhne herab- und die Arbeitszeit heranf- zusetzen, sondern höchstens nur, daß es hierüber bei den bisherigen Bestimmungen verbleibt. Auf der anderen Seite geht aber das Bestreben der Arbeitnehmer dahin, Lohnerhöhungen und, wenn möglich, auch Arbeitszeitver kürzungen zu erzielen, dies also durch Tariflündigung zum mindesten zu versuchen. Diese Auseinandersetzungen werden also, wie gesagt, einen Umfang erreichen, wie wir ihn bisher noch nicht seit Ende der Inflationszeit erlebt haben. Ende Februar bis Ende April lausen allein bei den größeren Industrie zweigen 247 Tarife mit 3,2 Millionen Arbeitern ab. Dazu kommen aber noch eine nicht minder große Anzahl kleinerer Tarife und vor allem zahlreiche, die mit Gehaltsemp fängern bei den Banken, Versicherungsanstalten und im Handel abgeschlossen sind. Eine oberflächliche Berechnung hat ergeben, daß es sich im ganzen um etwa 6 0 0 T a r i f e handelt, die gekündigt werden dürften. Wie dieser Masse gegenüber das Schlichtungsverfahren durchgefuhrt wer den soll, scheint außerordentlich schwierig zu sein, und schwieriger wird es noch dann, wenn, wie vorauszusehen ist, es noch durch ein Schiedsgerichtsverfahren ergänzt werden muß. Das wird eine ungeheuerliche Ar beit sein und sehr zweifelhaft bleibt es infolgedessen, ob sie überhaupt bewältigt werden kann. Schon erheben sich deswegen Stimmen auf der Arbeitgeber- wie der Arbeitnehmerseite, daß dieses Ver fahren, wirtschaftliche Kämpfe zu verhindern, tiefe Schattenseiten hat. Außerhalb Deutschlands kennt man ein diktatorisches Eingreifen des Staates in solche Wirtschaftliche Auseinandersetzungen nur in Rußland und Italien; England, das es einst besaß, hat dieses Kind des Krieges schon 1919 wieder beseitigt. Gewiß ist manches, sogar vieles vorhanden, was für dieses Mittel, einer allzuscharfen Zuspitzung der Kämpfe ent scheidend entgegenzuwirken, zu sprechen geeignet ist, aber es führt doch auch andererseits dazu, die eigentlichen Verhandlungen zwischen den beiden Seiten, also eine freie Tarifvereinbarung unmöglich zu machen, weil beide Teile doch letzten Endes mit einer zwangsmäßigen staatlichen Entscheidung rechnen. Viel zuwenig hat sich immer noch der Gedanke durch gesetzt, daß unsere gesamte Lohnpolitik und darüber hin aus auch alle Tarifvereinbarungen wesentlich abhängig sind von den Erfolgen unserer Wirtschaftspolitik, die ihrerseits wieder international gebunden und abhängig ist. Das katastrophale überwiegen unserer Einfuhr über die Ausfuhr sollte doch endlich zur ernsten Mah nung für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer werden. Eine weitere Steigerung der Preise in Deutschland aber wirkt immer die Einfuhr fördernd und die Ausfuhr hemmend. Draußen aber liegen die wirtschaftlichen Gegner auf dem Sprung und warten darauf, es zu nutzen, wenn Deutsch land sich im gegenseitigen Wirtschaftskampf zerfleischt. Die deutschen Sicherheitsvorschlage in Genf. Zur Kriegsverhütung. Der deutsche Delegierte im Genfer Sicherheitsaus- fchuß, Staatssekretär v. Simson, hat in der Mittwoch- sitzung des Ausschusses im Namen der deutschen Regie rung die deutschen Vorschläge zur weiteren Behandlung der Sicherheitsfrage vorgelegt. Der Wortlaut der deut schen Vorschläge ist folgender: Im Interesse der Kriegsverhütung können vom Ier WW des MMW MiMMS Aman LAahs Empfang in Berlin. Der Besuch aus dem Marge »lau de. Ein Herrscher aus den, fernen Asien kommt zu Be such nach Deutschland. Diese Begebenheit ist viel wich tiger und politisch bedeutender, als die meisten Leute an nehmen mögen. Dieses Afghanistan, das eineinhalbmal so groß ist wie das Deutsche Reich, zählt bereits viele deutsche Kolonisten, die zu«, Teil aus der russischen Kriegsgefangenschaft entflohen und von dem modernen König Aman Ullah gastlich ausgenommen worden sind. Aber mit der jetzigen Zahl der Deutschen in Afgha nistan soll es nicht sein Bewenden haben, das Land hat Zukunftsmöglichkeiten, und daher ist der Besuch seines Königs von großem Interesse. , , Schon an der schweizerischen Grenze hat der bekannte deutsche Diplomat und frühere Außenminister Dr. Rosen den König mit einer Begrüßung in persischer Sprache empfangen. Rosen ist ein Orientkenner und wurde deshalb nun Bealeitcr und Dolmeticker Aman Ullabs ausersehen. Dann ging es mit einem Extrazug nach Berlin. Die Afghanen aßen im Speisewagen der Mitropa, durften aber nichts anderes als Wasser zu den Mahlzeiten trinken, denn der Islam verbietet alkoholische Getränke. Der Empfang in Berlin. Berlin hatte zu Ehren des Königs Festschmnck an gelegt. Die Straßen vom Lehrter Bahnhof bis zum Palais Prinz Albrecht, wo das Königspaar Wohnung nehmen wird, zeigten die Reichsflagge und die afghanische Flagge. Schon lange vor Ankunft umsäumten zahl reiche Zuschauer die Feststraßen. Kurz vor der An kunft des Zuges traf der Reichspräsident in Be gleitung des Staatssekretärs Dr. Meißner und seines persönlichen Adjutanten, Major von Hindenburg, auf dem Bahnhof ein. Bevor Reichspräsident von Hindenburg mit seiner Begleitung den Bahnsteig betrat, spielte die vor dem Bahnhof ausgestellte Reichswehrkapelle das Deutschlandlied. Am Ende des Bahnsteigs hatten sich zur Begrüßung des Königspaares viele Minister ver sammelt. Die Mitglieder der Perliner Königlich Afgha nischen Gesandtschaft waren ebenfalls erschienen. Der Salonwagen hielt am Lehrter Bahnhof genau an der Stelle, wo der Reichspräsident stand. Der Reichs präsident hieß dem König von Afghanistan willkommen. Hierauf stellte der König den Herrn Reichspräsidenten Ihrer Majestät der Königin vor, woran sich die Vor stellung des Gefolges durch den König von Afghanistan anschlob. Nach der Vorstellung begrüßte das Königs- Stmeryeltökomrtec des Völkerbundes folgende Möglich keiten einer Prüfung unterzogen werden: 1. Für den Fall, daß der Völkerbundrat mit einer konkreten Streitfrage befaßt ist, können die Staaten im voraus die Verpflichtung übernehmen, vorläufige Empfehlungen des Rates anzunehmen und zur Aus führung zu bringen, die zum Zweck haben, einer Verschär fung oder Ausdehnung der Streitigkeiten vorzuüeugen und solche Maßnahmen der Parteien zu verhindern, die eine nachteilige Rückwirkung aus die Ausführung der vom Rat vorzutragenden Regelung haben könnten. 2. Insbesondere könnten die Staaten für den Fall, Kriegsgefahr vorliegt, im voraus die Vcr- pfuchtung übernehmen, diejenigen Empfehlungen des Rates anzunehmen und zur Ausführung zu bringen, die zum Zlele haben, den militärischen Status guo des nor malen Friedensstandes aufrechtzucrhalten und wiederher zustellen. paar die Mitglieder der Königlich Afghanischen Gesandt schaft und schritt dann, voran der Reichspräsident mit dem König, gefolgt von der Königin, die Staatssekretär Dr. Meitzner führte, und dem Gefolge, den Bahnsteig hinab, wo die Vorstellung der Vertreter der Reichsregie rung, der preußischen Regierung und der Behörden statt fand. Hierauf begab sich der Reichspräsident mit den Majestäten auf den Platz vor dem Bahnhof, wo sich die Mitglieder der Berliner afghanischen Kolonie ausgestellt hatten, die das Königspaar lebhaft begrüßten. Im Namen einer islamischen Religionsgesellschaft begrüßte die kleine Tochter des türkischen Generalkonsuls die Majestäten und überreichte einen Blumen strauß. Der König schritt sodann mit dem Reichs präsidenten die Front der Ehrenkompagnie ab, während die Musik die afghanische Nationalhymne spielte und eine gegenüber aufgefahrene Batterie Salut schoß. Im Anschluß daran fuhren die Gäste nach dem Prinz-Albrecht-Palais, eskortiert von Kavallerie. Im ersten Wagen hatte der König mit dem Reichspräsidenten Platz genommen, während in zweiten Wagen die Königin, geführt von Vizekanzler Hergt, fuhr. In den folgenden Wagen fuhr das Gefolge mit den Vertretern der Be hörden. Nach der Ankunft wurden die Gästen vom Chef des Protokolls, dem Gesandten Dr. Köster, im Palais Prinz Albrecht begrüßt. Die Lieblingsgerichte der Afghanen. Drei afghanische Köche sind für die Dauer des Aufent haltes in die Küche des Prinz-Albrecht-Palais abkommandiert worden und müssen die besonderen Nationalgerichte der Afghanen, die nicht von Andersgläubigen hergestellt werde« dürfen, zubereUen Das von der Küchenverwaltung des Prinz- Albrecht-Palais für das Frühstück ausgestellte Menu lautete: Gebackene Austern, Kraftbrühe, Kalbsmilch mit Champignons und Trüffeln, junge Hamburger Gans mit Gurkensalat, Herzoginbrötchen, Obst und Mokka. Zwischen diesen euro päischen Frühstücksgängen werden aber die besonderen afgha nischen Nationalgerichte gereicht, deren Zusammenstellung der Küchenverwaltung des Prinz-Albrecht-Palais bisher noch nicht klar geworden ist. Es handelt sich dabei im besonderen nm aus ganz eigenartige Weise hcrgertchtetes Puten,irisch, ferner um ein ebenfalls nicht nach europäischem Geschmack zu- fammengestelltes Hühnerragout oder wenigstens um ragout- ahnliche Speisen sowie sonstige afghanische Delikatesten Der preußische Ministerpräsident Dr. Braunhat den Afghanenkönig zu einer Jagd nach Wildpark eingeladen. Etwa fünf Tage wird Aman Ullah als offizieller Gast in Berlin weilen, dann werden er und seine Begleiter die Errungenschaften der deutschen Technik zu studieren versuchen. So will der König u. a. den Hamburger Hafen und andere Anlagen besichtigen. Der ehemalige Kronprinz Unter den Linden. Eine kleine Sensation für sich bildete während der Erwartung des afghanischen Königspaares das Er scheinen des ehemaligen Kronprinzen, der auf dem Pariser Platz am Steuer seines roten Wagens sehr bald erkannt und begrüßt wurde. Der Kronprinz hatte, ab gesehen von der ungeheuren Verkehrsstockung — die Lin den waren vom Brandenburger Tor bis zur Friedrich straße dicht mit Fahrzeugen gefüllt —, große Mühe, seinen Wagen durch die Menge zu lenken. Aman Ltttah bei Hindenburg. Da sich die Königin von den Anstrengungen der Reiss sehr übermüdet fühlte, begab sie sich zur Ruhe. Der König stattete am Nachmittag dem Reichspräsidenten den ersten offiziellen Besuch in seinem Palais in der Wilhelmstratze ab. Bei der Abfahrt des Königs hatte sich wiederum eine zahlreiche Menschenmenge in der Wilhelmstratze ein gefunden. Der Königin gefällt Berlin. Die Königin von Afghanistan war über den Empfang in Deutschland innigst bewegt. An eine so große Men schenmenge auf den Straßen hatte sie bei ihren Vor stellungen von Berlin nicht gedacht. Sie will eines der großen Warenhäuser in den nächsten Tagen besuchen. 3. Für den Fall, daß Feindseligkeiten irgendwelcher Art begonnen haben, ohne daß nach Ansicht des RateS die Möglichkeiten eines friedlichen Ausgleichs erschöpft sind, könnten die Staaten sich im voraus verpflichten, einen vom Rat vorgeschlagenen Waffenstillstand zn Lande und zur See und in der Luft anzunehmen, wobei sie ins besondere die etwa bereits in fremdes Gebiet vorgedrun genen Streitkräfte zurückzuziehen und die Achtung der Staatshoheit des anderen Teiles sicherzustellen hätten. 4. Es wäre zu prüfen, ob die vorstehend bezeichneten Verpflichtungen nur bei Einstimmigkeit des Bölkerbund- ratcs ohne Zählung der Stimmen der beteiligten Staaten oder aber mit der einfachen oder qualifizierten Majorität zu übernehmen wären. 5. Diese Verpflichtung könnte in einem Vertrag oder Protokoll festgestellt werden, das alle Mitglieds- und Nichtmitgliedsstaaten des Völkerbundes unterzeichnen würden. Es könnte gesondert in Kraft trete».