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MsdmfferTagebM für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Montag, dem 27 Februar 1828 Rr.49, — 87. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" W tZlsd r aff Ä D resd LK Postscheck: Dresden L640 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff v Umgegend 7 n-dme- ,» jrd» Zki! höheirr Dr»aU, Arir, o»--;»nfti,er Benird»-r»r»n,ni deftehl !,ciU An1rr»ch »,s Ltefrrur, « Ae<«,, »der KSr,«, »«» Bez»,.preis». - ALckN«»«, N„,-s«-d«r Schristfts». «N»let n,r, »mn Port» «nz^oenprei»- di« 8^p-Ue« »««„,««. SS «ptg., die « F^le d«-»tlichen verEt-r-chu»-« « ps-nnir, di- 3,-,p»ltr-. R-kl-»-z«il« i» t-Mche« Teile l «rich.m-rt. R.chweiiü-g.pebühr 20 Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 6 «-m-- «-nahlnedi» oorm.lvUhr. ——— s "8s»/ . . d-rchF-r»rufSb-rv-.itte!ttnA»ieigc>iüd-rneh>ne«wir>i-ineE>arav.N-. JcderSiadali-nsprüch-rlischl wennderLrir»«»«-^ . Kl«sc-iA«-xi>g-Lw-rd-nin-chi>derd-rÄllftrlls,rd-rinKonkur»,-rLt. rlnzeigennehmen»ll-B-rmiitlu» yos Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschasl Meißen, des Tunis« Lichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blau. Brand am Brenner. In allen Städten und Dörfern Südtirols findet man in den Papierläden, Zeitungskiosken und Kleinkramläden Ansichtskarten ausgestellt, auf denen zwei italienische Alpenjäger schwer bewaffnet die „Brennerwacht" halten. Andere Karten variieren diese Darstellung, sprechen sogar die Hoffnung aus, daß eines Tages die italienische Flagge nordwärts getragen wird über den Brenner hinaus. Truppenmassen stehen länas der italieniick-ötterreickischen Bundeskanzler Dr. Seipel. Grenze und bei Scharfschießübungen kommt es' nicht gerade selten vor, daß italienische Granaten auf öfter« reichischem Gebiet platzen. Auf Beschwerden erfolgt — nicht einmal immer — eine lahme Entschuldigung und ein paar Lire als Entschädigung. Das sind so die dortigen „Umgangsformen". Nun kracht es wieder einmal, allerdings vorläufig nur mit Worten. Das Vorspiel ist ja bekannt: Ausfüh rungen des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Seipel Über die Unmöglichkeit, irgendwie den Deutschen in Süd tirol helfen zu können, weil schon jeder Versuch dazu nicht bloß abgewiesen, sondern sogar mit noch schärferen Maß regeln gegen die deutsche Sprache und Kultur beantwortet wird; dann der E n t r ü st u n g s st u r m im Tiroler Landtag, wo wieder einmal der Gedanke auftauchte, den Völkerbund für Südtirol in Bewegung zu setzen, weiter eine Beschwerde des italienischen Gesandten in Wien über diese „italienfeindliche Geste" und dis selbst verständliche Weigerung Dr. Seipels, die Äußerungen der Tiroler Landtagsredner zu „verfolgen". Das alles sand noch einen starken Widerhall im Österreichischen Nationalrat, wo Dr. Seipel es wieder ablehnte, die Süd tiroler Frage vor den Völkerbund bringen zu lassen, sich überhaupt in die innenpolitischen Verhältnisse Italiens einzumischen, aber das glückliche Wort fand, daß die internationale Moral noch über dem inter nationalen Recht stehe. Mit bitterem Spott fügte er hinzu, daß den Schwachen doch nicht zu fürchten brauche, wer ein gutes Gewissen habe. Daraufhin hat sich nun in Italien ein furchtbarer Spektakel erhoben. Zunächst erklärte eine Extra- EU-6abe des regierungsoffiziösen „Giornale d'Jtalia" die Rede Dr. L>eipels und dis Kundgebungen des National- rates als "^"national ungebührlich" und demzufolge die ^.^Oetrubt. Da es in Italien überhaupt nur faschlstrsche Zeitungen gibt, wurde diese Parole sofort von allen Blattern ausgenommen und in noch weit schärferer Tonart wiederholt, /5M Italienischen Parlament war schon die Interpellation an Mussolini eingegangen, was er gegen die „unzulässige Einmischung" Österreichs zu tun gedenke — eine Anfrage, dre natürlich nur im Auftrag des zu Befragenden erfolgt ist und nun wohl die Plattform für eine der üblichen Donnerreden Mussolinis abgeben wird. Wenn von einer Abberufung des Wiener italie nischen Gesandten gesprochen wird, so ist dies doch wohl nur als drohende Geste zu betrachten. Aber Deutsch- Österreich gegenüber, das nur über ein „Heer" von 30 Wo Mann verfügt, kann sich Italien ia alles erlauben. Einst, als Südtirol von den Italienern „erobert" wurde — in allen Städten gibt es jetzt auf Befehl von oben herab ein „Straße des 4. November. — bat der italienische König Versprechungen formellster Art dar über abgegeben, daß man an eine Unterdrückung deutscher Sitte, Sprache und Kultur in den „befreiten Provinzen niemals denken werde. Der Faschismus hat sich den Teufel um diese Versprechungen gekümmert rind der „R6 Piccolo" sitzt in seinem Palast und sammelt Münzen, während in Südtirol die brutale Erobererfaust regiert. Nicht einmal die Grabinschriften dürfen deutsch Ersaßt werden und der Faschismus hofft, auch dem Teutschmm Südtirols die Grabschrift baldmöglichst setzen MMns Drohungen nach Wen Der Streit um Südtirol. Der Wiener italienische Gesandte nach Rom berufen. Die italienische Aufregung wegen der berechtigten Weigerung der österreichischen Regierung, den Klagen der Bevölkerung über ihre Unterdrückung durch Italien Ein halt zu gebieten, nimmt groteske Formen an. Im Lande Mussolinis schäumt man wieder einmal über vor Ent rüstung. Der italienische Gesandte Aurin in Wien hat von seiner Regierung den telegraphischen Auftrag er halten, unverzüglich nach Rom zu reisen, wo er am Montag vom Ministerpräsidenten Mussolini empfangen werden wird, um ihm persönlich über die Kundgebungen im österreichischen Nationalrat Bericht zu erstatten. Der Gesandte reiste alsbald ab. Einige römische Blätter wußten bereits von einer dauernden Abberufung zu be richten. In Nom gebärden sich hauptsächlich die faschisti schen Kreise so, als ob unmittelbar ein Heereszug über den Brenner und Österreich bevorstehs. Der Janhagel singt aus den Straßen Schmählieder und die Jugend wird in Plakaten anfgefardert, „sich bereit zu halten". Ganz sinnlos schreibt dis römische „Tribuna": „Inter national besteht keine Südtiroler Frage und binnen kurzem wird sie nicht einmal mehr als Chronikmaterial existieren, weil Südtirol eine italienische Provinz ist, in der sich noch eine unbedeutende Sprachminderheit befindet." Schwer sind solche Behauptungen zu verstehen, wenn man das gern maßlos übertreibende südländische Tempe rament abrechnet. Denn in Wirklichkeit hat das in die Hände Italiens gefallene Südtirol 80 25 Deutschsprechende unter seiner Bevölkerung. Mussolini wird reden. Eine Gruppe von Abgeordneten hat in der Italie nischen Kammer eine Anfrage eingebracht, in der sie den Regierungschef und Außenminister um Mitteilung seiner Auffassung über die „schmähliche Haßknndgebung" ersucht, „die sich im Österreichischen Nationalrat abspielte, und über d von verantwortlichen österreichischen Kreisen be triebene unverschämte Lügenkampagne gegen die einfache Anwendung der italienischen Gesetze in der italienischen Provinz Bozen". Es wird gefragt, ob es nicht angebracht sei, in diesen Kundgebungen künftig eine unerträgliche Einmischung eines fremden Staates in die innere italie nische Gesetzgebung zu erblicken. Mussolini wird bei dem Muftottut. bevorstehenden Parlamentsebginn in dieser Woche die Anfrage beantworten. Man darf also auf etwas gs- faßt sein. Eine Wiener Stimme. Das Wiener Blatt „Neichspost" schreibt u. a. zu der zu erwartenden römischen Debatte: „Wenn die italienischen Gesetze so beschaffen wären, daß man mit ihrer Hilfe ein schuldloses Volk in der vom Abgeordneten Professor Kolb geschilderten Weise völlig entrechten und entnationali- sieren kann, — die Klagerufe der Gepeinigten, die Hilfe rufe ihrer Brüder können sie nicht verhindern, solange nicht der letzte Rest von Freiheit aus Europa verschwunden ist. Auf keine andere Weise können die Appelle an das Weltgewissen zum Verstummen gebracht werden als einzig und allein dadurch, daß die Südtiroler Anlässe aus der Welt geschafft werden." Deutscher Standpunkt zur KrLegsverhütung. Eine Rede Simsons in Genf. Das in Genf tagende Vorbereitende Sicherheits komitee begann mit der Einzelberatung der von den Be auftragten entworfenen Gutachten und besonders mit der Besprechung der von dem griechischen Vertreter Politis angeregten Pläne. Oer deutsche Delegierte von Simson nahm dazu Stellung, indem er betonte, daß die Sanktions idee wie ein roter Faden sich durch den ganzen Bericht ziehe, während die deutsche Auffassung in bezug auf die Mittel zur Vermehrung der Sicherheit sich auf die Maß nahmen zur Kriegsverhütung stütze. „An der Frage der Erhöhung der Sicherheit ist," so führte Simson aus, „kein Land weder in Europa noch in der ganzen übrigen Welt stärker interessiert als Deutschland, das vollkommen abgerüstet hat, während seine Nachbarstaaten nicht abgerüstet sind. Dieser Umstand zwingt Deutschland, mit allen Kräften das Sicherheitsproblem zu studieren, da ge rade für Deutschland die Sicherheit erhöht werden muß." Herr von Simson bekräftigte ferner die deutsche Auf fassung, daß der Abschluß von regionalen Sicherheits- Verträgen durchaus nicht das einzige Mittel zur Erhöhung der Sicherheit darstellt. Das Hauptziel des Völkerbundes müsse die Verhütung des Ausbruchs von Kriegen, nicht aber die Bekämpfung des Krieges durch Strafandrohung sein. Sicherheitsmaßnahmen könnten überhaupt nur dann wirksam sein, wenn das wechselseitige Vertrauen unter den Völkern hergestellt ist. Wir glauben, daß Regional pakte zwischen zwei oder mehreren Staaten nur dann eine Festigung des Friedens ermöglichen, wenn zuvor ein gehende Besprechungen zur vorherigen Klärung zwischen den betreffenden Staaten erfolgen, wie das auch für die Locarnoverträge geschehen ist. Nicht der Abschluß von Verträgen einzelner Staaten untereinander, sondern nur die allgemeine Anerkennung des Prinzips von der Ver hütung jeden Kriegsausbruchs könne Helsen. * Die ungarische Waffenfrage. Der vom derzeitigen Präsidenten des Völkerüundrates erhobene Protest gegen die Beiseiteschaffung des Waffen transports von St. Gotthard soll bei der Tagung im März besprochen werden. Nach Pariser Meinungen wird die Verschiebung bis zur Märziagung des Völkerbundes auf die Uneinigkeit der Ratsmitglieder zurückgeführt. Musso lini hätte offen erklärt, daß Italien gegen die Anwendung des Artikels 11 (Einspruchsrecht) sei, und auch Strese mann und Großbritannien hätten sich jeder Maßnahme gegen Ungarn widersetzt und unter keinen Umständen ein Verfahren angewendet sehen wollen, das das Unter- fuchungsrecht des Völkerbundes hätte in Erscheinung treten lassen. zu können. Erfreulich bei diesem Lärm, bei diesen Drohun gen Italiens ist es aber, daß sich die Augen der Welt wieder einmal auf die Zustände in Südtirol richten; freilich die Arme werden sich gegen diese Verknechtungs politik nicht erheben, kaum auch eine Stimme. rotprogramm und RegienmgseMnmg. Letzte Feststellungen. Das Reichslabinett beschäftigte sich in seiner unter rem Vorsitz des Stellvertreters des Reichskanzlers, Reichs- ninister Dr. Hergt, abgehaltenen Sonnabendsitzung mit »er am Montag abzugebenden Regierungserklärung, wren Inhalt seftgestellt wurde. Außerdem wurden die etztcn Feststellungen an dem Notprogramm erledigt. Im Laufe des Sonntags trat noch ein aus Mitglie dern der Regierung gebildetes Redaktionskomitee zu- sammen, um sowohl die Regierungserklärung wie auch sas Arbeitsprogramm noch einmal in formeller Hinsicht zu überarbeiten. Die einzelnen Teile des Arbeits Programms sind zum Teil, z. B. der Etat, bereits im Reichstag in Bearbeitung, zum anderen Teil liegen sie dem Reichsrat vor. In der Regierungserklärung des Vizekanzlers soll nochmals der Wille der Regierungs parteien betont werden, an der einheitlichen Verabschie dung des Gesamtkomplexes festzuhalten. Auch der Gedanke, alle diejenigen Gegenstände, die auf dem Ge- setzeswege zu regeln sind, in einem Mantelgesetz zu sammenzufassen, ist in der Kabinettssttzung aufrechterhalten worden. Von Aman Mahs Besuch. Die letzten Berliner Festlichkeiten. Die größte Ehrung für den König von Afghanistan var zweifellos die Verleihung des Doktordiploms, das hm die Technische Hochschule in Berlin-Charlottenburg »erlich. Der Rektor, Professor Boost, wies in seiner An- prache darauf hin, in welchem Maße deutsche Techniker md deutsche Firmen an dem Aufbau Niaüanistans be