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NMufferTageblatt Aosioaole Tage^essung für die Tandwirtschaff, W Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- -erichtr und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreutamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. »Mr«u.i»«—t, »eie, r^o«M„ »eiP-ftbeHelr»«, Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend ^-ftd-ien ^«>»» — 1 U nehme» pi jeder Zeit »«. >»»»»»«»-nt««^». JmAnllehIherer»«»alt, Ari«, o»«s»nsti,erBetrieb»»«r„ienU>rfteI,t »eia>»s>m»q «nj«efenln, Ma Zattr-»« »der KLrpm, de» »een«»Peets»». — «Sitsentll»« ein^esa»»««» Schriftstsleh« «q»l,t anr, »enn Part» b«ttte,t. für Äürgerlum, Beamte, Angestellte u. Arbestrr. ^-,ei,rltPmi»- »te »,esP«»e». N«mu»U« S,«Ps, »t««,esp«ltmm Zetle »er «Echen B^enntmach»»,«» 4»«Mch, »jenni,, »te -,esp«lt«»i «rktame^ti» im t«p»ch« teil« I «eich»»«». 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Während die Reichsbahn selbständig geworden ist, aber unter dem Druck der Dawes-Lasten gar nicht daran denken kann, ihr Netz auszudehnen, sondern sich damit begnügen muß, ihren Betrieb auf der Höhe zu halten und nur die unbedingt notwendigen Verbesserun gen einzuführen, sind gerade die Zweige des Verkehrs, die von diesem Ministerium angeregt und geleitet werden, in raschem Wachsen. Vor ein paar Tagen hat der englische Verkehrs- Minister mitgeieilt, im vergangenen Jahre seien auf der englischen Eisenbahn 47 Millionen Fahrgäste weniger be fördert worden als im Jahre 1926. Grund: der empor schnellende, sich ins Ungeahnte ausdehnende Auto verkehr. Der hat auch in Deutschland eine Entwicklung genommen, wie man sie selbst in der Nachkriegszeit kaum für möglich gehalten hätte, und daran hat das Reichsver kehrsministerium seinen voll gerüttelte» Anteil. Es sind die Kraftwagen und die Kraftlinien, deren Wetz dichter und immer dichter ganz Deutschland überzieht. Die Eisenbahn beteiligt sich nicht daran, aber die Post tut es und vor allem eine große und immer noch steigende An zahl von Kraftwagenverkchrslinicn, die mit Unterstützung des Reiches oder der Länder gegründet werden und sich größtenteils ausgezeichnet rentieren. Dieses moderne Ver kehrsmittel kann sehr leicht eine Bresche in verkehrsarme Teile Deutschlands legen, wo der Bau einer Eisenbahn aus Aentabilitätsgründen eine Unmöglichkeit ist. Viel kann und wird hier noch geschehen. Es darf nicht mehr Vor kommen, daß es größere Dörfer, ja kleinere Städte gibt, die von der nächsten Eifenbahnstation ein paar Meilen ^entfernt sind und sie nur auf eigenem Fuhrwerk erreichen können. Mit geringen Mitteln ist dem aüznhelfen und dis Erfahrung lehrt, daß die Verkehrsmöglichkeit zu stärkerem Verkehr geradezu anreizt und daß infolgedessen neu ein gerichtete Verkehrsmöglichkeiten sich auch dort rentieren, wo der Nechenstift dies vorher verneinte. Wenn das "KeiHsvcrkehrsministerium in den Grenzen finanzieller Möglichkeiten hier treibend und fördernd vorgeht, so wird namentlich das platte Land ihm dafür dankbar fein. Dem sonstigen Ausbau des Verkehrsnetzes sind aber ziemlich enge Grenzen gesetzt, vor allem dem Ausbau des Kanalnetzes. Dabei spielt bekanntlich der Mittelland kanal eine besondere Rolle. Selbst ältere Zeitgenossen erinnern sich kaum noch des berühmt gewordenen Wortes Podbielskis: „Ich werde mir doch mit diesem Lausekanal nicht vor den Bauch stoßen lassen." Der Streit ist ver stummt, der damals so hohe Wellen schlug. Aber der Mittellandkanal wird wohl erst in sechzehn Jahren fertig werden. Die ostdeutsche Landwirtschaft hat andere Sorgen als die damiliae Furcht, durch den Bau des Mittelland kanals würde die ausländische Getreidekonkurrenz bis in den deutschen Osten hineingeführt werden. Ein besonders erfreuliches Bild zeichnete der Minister von dem Empor blühen der Luftschiffahrt. Schiffahrt muß man schon sagen, denn der Zeppelin wird ja das Meer überqueren, seine Aufgabe wird es sein, den Transozeanverkehr zur Wirklichkeit zu machen und das Reich wird sich dabei übrigens auch finanziell beteiligen. Reben dieser Luftschiffahrt die eigentliche Luftfahrt, die Ausdehnung des Flugzeugverkehrs. Da können wir wirklich sagen: DeutschlandinderWeltvoran! Wir haben es vermieden, den Rummel der Ozeanfliegerei mitzumachen, in Amerika soll es ja schon einen Verein von solchen Leuten geben, die über den Ozean fliegen Wollen. Die deutsche Luftfahrt steht auf festerem Boden. Leider ist sie aber im besetzten Gebiet noch immer unfrei, unfreier sogar als im eigentlichen Hoheitsgebiet der Be° katzungsmachte. Eifrig wird denn am Ausbau auch dieses Verkehrsnetzes gearbeitet; liegt doch — und das ist ein unendlicher Vorteil — Deutschland im Mittelpunkt d e s e u r o p ü i s chen Luftverkehrs und ist bestrebt, den Pflichten, die dieser Vorteil in sich schließt, möglichst gerecht zu werden. Aber das erfreuliche an der Rede des Reichsver- kehrsministers war,wohl dft Ankündigung, daß die Eisen bahn ihre Tarrse nicht erhöhe werde. Vor einiger Zeit hieß es namftch, eme solche Tariferhöhung sollte eintreten. Das ist vermieden worden, weil es ein- wch vermieden werden mußte. Tariferhöhungen be deuten ja nicht immer auch Einnahmeerhöhungen und so werden wir denn im laufenden Jahre vorläufig nicht teurer fahren, als das, Gott sei es geklagt, bisher schon geschieht. Orden und Titel. i Erklärungendes Reichsinnen mini st er s. f Die Frage der Wiederverleihung von Orden uny Titeln, die in der letzten Zeit wiederholt besprochen wurde, und auch bei der Anwesenheit von Anian Ullah in Berlin eine Rolle spielte, wurde wieder im Hauptausschuß des Reichstages behandelt. Für die Wiedereinführung der Orden plädierte ein weiblicher Abgeordneter der Baye rischen Volksvartei. Frau Lana. Sie ftaate mit-Lerna aus MUdermg zm »Wr nach Gens Spanien vnd Brasilien sollen nicht beiseilesiehen. Wiederbeitritt gewünscht. Bei Beginn der Donnerstagsitzung des Völkerbund rates schlug der Präsident, der kolumbische Delegierte Urrutia, dem Bölkerbuudrat vor, ein von dem Prä sidenten des Rates im Namen sämtlicher Mitglieder unter zeichnetes Schreiben an Brasilien und Spanien zu richten mit der Aufforderung, ihre Beschlüsse auf Aus tritt aus dem Völkerbund einer Nachprüfung zu unter ziehen, um eine Rückkehr der beiden Staaten in den Völkerbund zu ermöglichen. Der Präsident wies daraus hin, er sei überzeugt, daß alle Mitglieder des Rates seine Auffassung teilten, da es Aufgabe des Völkerbundes wäre, im Interesse des Friedenswcrkes des Völkerbundes das möglichste zu tun, um die wertvolle Mitarbeit Brasiliens und Spaniens im Völkerbund für die Zukunft zu sichern. Die Regierungen von Brasilien und Spanien müßten auf- gefordert werden, zu prüfen, ob die Gründe, die im Jahre 1926 ihren Beschluß veranlaßten, heute noch so schwer wiegend seien, daß der Beschluß weiter aufrechterhaltcn werden müßte. Der Rat müßte den beiden Mächten aus seiner Verantwortung gegenüber der Welt und den Friedensaufgaben des Völkerbundes heraus den Beweis geben, daß er auf eine Zusammenarbeit mit ihnen den größten Wert lege. Der Präsident schlug vor, in einer der nächsten Sitzungen des Rates den Text des Schreibens an die beiden Regierungen dem Nat vorzulegen. Die übrigen Ratsmitglieder schlossen sich dem Vorschlags des Prä sidenten an. Lm Namen der deutschen Regierung erklärte Reichsaußenminister Dr. Stresemann, er habe es stets als ein besonders schmerzliches Zusammentreffen der Ereignisse empfunden, daß in dem Augenblick, als Deutschland in den Völkerbund eintrat, zwei groß« Rationen ihre Mitarbeit am Völkerbund einstellten, wo durch eine empfindliche Lücke entstanden sei. Spanien und Brasilien seien zwei Länder, mit denen Deutschland in nahen und freundschaftlichen Beziehungen stehe. Der Wett ihrer Mitarbeit im Völkerbund brauche daher von ihm nicht besonders hervorgehoben zu werden. Beide Ländei seien zweifellos berufen, in Zukunft im Interesse des Völkerbundes erneut sehr wertvolle Dienste zu leisten. Ei könne daher nur aufrichtig das Vorgehen des Natsprästz deuten begrüßen. Ungarn und Rumänien. Interessant war tu der Sitzung noch die Behandlung des unaarlschenOvtantenstre,te.s^ wobei der ungarische den Besuch des afghanischen Königs, ob es denn schöner sei, statt der Orden — Zigarettenetuis zu verteilen. Neichsinucnminister v. Keudell erwiderte, daß die Wiedereinführung von Orden in erster Reihe vom außen politischen Standpunkt aus interessiere Das hat man in der letzten Zeit oft gehört. Das Auswärtige Amt empfindet es als schmerzlich, daß es nicht die Möglichkeit hat, her vorragende Persönlichkeiten des Auslandes mit Ordeus- auszeichnungen zu bedenken. Man müsse sich für er wiesene Freundlichkeiten mit anderen Aufmerksamkeiten revanchieren, die weit teurer zu stehen kommen und doch nicht so hoch in Geltung stehen, weil sie nicht sichtbar zu tragen sind. Dr. v. Keudell vertröstete auf die Zukunft, die viel leicht — im Wege einer Verfassungsänderung — die Orden und Titel wieder bringen werde. Lbn Gaud im Vormarsch. V e r t e i d i g u n g s m a ß n a h m e n. Die Führer der drei wichtigsten Araberstämme an der Grenze des Iraks haben mit ihren Truppen «ach einer Zusammenkunft bei dem König der Wahabiten, Jbch Saud, den Vormarsch in der Richtung auf Koweit uns Transjordanien angetreten. Wenn Ibn Saud seine geZ samtc Macht von mindestens,300 VOO Mann gegen TransZ jordanien und das Jrakgebiet einsetzen sollte, so würdtt die Entsendung bedeutender britischer Streitkräfte nach Bagdad notwendig werden. ' Die Regierung von Palästina trifft beschleunigt Ver- A?^"8smaßnahmen gegen die Bewegung des Waha- bttenkonigs Ibn Saud. An der transjordanischen Grenze ^urde der K r i e g s z u st a n d verhängt. Alle auf Ur laub befindlichen Offiziere und Mannschaften sind zurück- gerufen worden. Die in Ramle in Palästina stationierte zweite Panzerwagenkompagnie der britischen Luftstreit- kräfte ging nach Amman ab. Aus Ägypten sind Truppen und Ausluge, von denen jedes 20 Mann fassen kann, Vertreter, Gras Apponhi, u a. erklärte, die ungarische Re gierung sei zu ihrem großen Bedauern nicht in der Lage» sich den Vorschlägen des m Gens eingesetzten Dreierkomitees an zuschließen. Die ungarische Negierung habe der rumänischen m der Optantcnfrae praktische Vorschläge gemacht, worauf diese mit einer Art Ultimatum geantwortet habe. In Erwiderung aus die Ausführungen Apponvis entwickelte der rumänische Außenminister Titulescu den Standpunkt der rumänischen Negierung zu den ungarischen Vorschlägen. Die ungarische Regierung fordere eine bevorzugte Berücksichtigung der unga rischen Optanten, indem sie die Entschädigung für die Ungarn in Goldwährung verlange, während die übrige rumänische Bevölkerung die Folgen des Währungszusammenbruches in Rumänien zu tragen hätte. Ungarn besäße kein Recht, eine bevorzugte Stellung zu verlangen. -i- Oberschlesische Krage. Der Völkerbundrat behandelte Mittwoch nachmittag noch rine Reihe von Fragen, deren wichtigste eine vom Deutsche« Volksbund in Ostoberschlesien direkt an den Rat gerichtete Petition wegen der Schaffung einer Minderheiienschule in Biertultowy, Kreis Rybnik, war. Die polnische Regierung erklärt dazu, die Frage eigne sich nicht zur augenblicklichen Be handlung, und gibt dafür verschiedene nicht besonders stich haltige Gründe an. Der Ratspräsident schlug in seiner Eigen schaft als Berichterstatter vor, die Prüfung der Angelegenheit so lange zu vertagen, bis der Haager Gerichtshof die von der deutschen Regierung Anfang dieses Jahres bei ihm anhängig gemachte Klage entschieden habe. Der Rat stimmte diesem Vor schläge zu. Der Rat beschloß ferner, die für das in Rom zu errichtende Wcftlchrfilminstitut vorgeschlagene Satzung den mit der Pflege der internationalen geistigen Zusammenarbeit betrauten Stelle« zur Begutachtung vorzulegen. Der deutsche Staatssekretär v. Schubert erklärte unter Hinweis auf die Bedeutung deS Lehrsilms, daß Deutschland zur Zusammenarbeit aus diesem wichtigen Erziehungsgebict bereit sei. Er wünsche aber gleich zeitig, diese Zusammenarbeit nicht nur auf die Völkerbund- kommisston für internationale geistige Zusammenarbeit be schränkt zu sehen, sondern erwarte, daß auch die in anderen Ländern bestehenden Lehrfilmtnstitute, insbesondere der deutsche Lehrfilm und das Europäische Lehr film t n st t t u t in Basel, herangezogen werden. Italiens Ver treter Scialoja erklärte, daß die italienische Negierung diesen Wünschen vollkommen entsprechen werde. * Zm Juni erneute Sicherheitsberatungen. Das Sicherheitskomitee beendigte seine Arbeiten mit der Annahme des Musters eines gemeinsamen sowie rines zweiseitigen Nichtangriffspaktes nebst den erklären den Noten. Es wurde beschlossen, daß die dritte Tagung spätestens Ende Juni stattfinden soll. Auf das Pro gramm dieser Tagung soll die zweite Lesung der Reso lution sowie die Beratung der deutschen Vorschläge gesetzt werden. nach Amman aogefanvt woroen. Man hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß cs sich nicht als notwendig er weisen wird, die verfügbaren Verteidigungsstreitkräfte zuj verstärken. BrLiisches Mimaium nach Kairo. Der englisch-ägyptische Streitfall. Die Londoner Negierung hat nach Kairo infolge der andauernden politischen Reibungen ein scharfes Ultimatum gesandt. Die Londoner Regierung erklärt, daß sie die Einführung von Gesetzen verbiete, die dazu dienen könnten, die Verwaltung Ägyptens zu erschweren oder die britische Regierung in der Verteidigung der Interessen und der Sicherheit der Ausländer in Ägypten zu behindern. Die Note betont, daß sich England das Recht Vorbehalte, alle Schritte zu unternehmen, die zur Erfüllung der von der britischen Regierung übernommenen Verpflichtungen eventuell notwendig sein sollten. Sarwat Pascha, der nach dem Rücktritt des ägyptischen Kabinetts einstweilen die Geschäfte weiterführt, hat sofort nach London eine Antwortnote abgesandt, in der er er klärt, daß die zurückgetretcne ägyptische Negierung sich un möglich mit der neuen Note befassen könne und daß also die britische Regierung die Neubildung der ägyptischen Regierung abwarten müsse. Ein britisches Weißbuch über die letzte Entwicklung der britisch-ägyptischen Beziehungen ist in London veröffent licht worden. Das Weißbuch betont, für den Schutz der britischen Reichsverbindungen sollte eine britische Streit macht in Ägypten verbleiben. Der Sudan sollte auf den Vorkriegszustand zurückgeführt und die Wasserversorgung Ägyptens neu geregelt werden. Die ägyptisch-britischen Einigungsbemühungen sind aber an der Militärfrage wie an der Sudanfrage gescheitert, über beide Fragen konnte zwischen Sarwai Pascha und dem britischen Ägypten- kommissar keine Einigung erzielt werden.