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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter "Utii Werdtapen nachmittags S Uhr. Brzugspitis: Bei Abholung in !«M?uzüg?ich Abtrags r RM. IM Monat, btt zustkllun» burch dir Boten 2,3b RM., bei Postbestellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Le^eiMn7°'de°KSeIun?des B?"" i°nst'g« B-.-.eb-stSeungen besteh, de"A^euch a^eier^'g >er Aeit»n^o0tt«vrzung des Bezugspreijes. - Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Porto beiliegt. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich»- Pfennig, die Zgespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 2V Reichspfennige. Bor geschriebene Erscheinungs- —, _ tage und Platzvorfchrifte« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis norm.10 Uhr. — — —— — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder Rabananspruch erlischt, wenn der Betrag durch - . Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Dnzeigennehmen alleVermittluugvstcllenentgeg«. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gericyrs und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nosfen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 82. — 87. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264V Donnerstag, den 5 April 1S28 Die Heere von morgen. Es ist geradezu ein Treppenwitz der Weltgeschichte, daß es niemand anders als der General Foch, der Führer Ser Ententearmeen, gewesen ist, der bei den Besprechun gen über die Deutschland auszuerlegenden Friedensbedin- gungen zu verhindern versuchte, daß man von Deutschland die Abschaffung des auf allgemeiner Wehrpflicht beruhen den Heeres verlangte und ihm statt dessen die Bildung eines kleinen, aber aus Berufssoldaten bestehenden Heeres auferlegte. Die Mechanisierung der Kriegführung — wie wir sie, allerdings immer noch in ihren Anfängen gegenüber dem, was sich in der Nach kriegszeit entwickelte, im Weltkrieg erlebt haben — macht ein Massenaufgebot, ein Millionenheer immer über flüssiger, die Anhäufung von Kampfkraft in der Hand eines einzigen Mannes oder einiger weniger — Ma schinengewehr, Tank, Flugzeug, schwerste Artillerie, Bomben, auch Gas — würde die Massierung großer Truppenteile zu Massenschlacht bänken machen. Die schon vor dem Kriege bekannte „L^ere des Schlachtfeldes" erfuhr im und nach dem Kriege eine fast ungeahnte Steigerung — und General Foch hatte mit dieser Entwicklung gerechnet. Die Zeiten der allgemeinen Wehrpflicht im alten Sinne vorbei zu sein. Dieser Auffassung schließt sich auch jener Mann an, der unsere Wehrmacht nach dem Kriege wieder aufbaute, der frühere Chef der Heeresleitung, Generaloberst a. D. von Seeck t. Angesichts der Technisierung der Kriegs mittel würden mangelhaft oder nur flüchtig ausgebildete Massenheere einigen wenigen, aber gut durchgebildeten Technikern der Feindesseite gegenüber nichts als Kanonen futter sein. Aber der moderne Krieg — ebensowenig wie der Weltkrieg — ist ein Kampf nicht nur der Heere gegeneinander, sondern die Zivilbevölkerung, das Hinter land, ist gleichfalls Objekt des Angriffs. Blockade — übrigens auch durch die Völkerbundstatuten selbst vor gesehen — und Luftangriff, namentlich letzterer, werden im Krieg der Zukunft die Haupt Waffen sein und es wird darauf ankommen, nicht ein Massen-, sondern ein auf die Minute des Kriegsausbruchs hin schlagfähiges Heer zu haben. Im Weltkrieg dauerte es etwa vierzehn Tage, ehe die Heere aufmarschiert waren, jetzt kann ein sofortiger und überraschender Luftangriff mit großer Ge schwadermasse vielleicht schon die Entscheidung bringen Gelingt das nicht, so wird sich nach Seeckts Ansicht der Weiterkampf zwischen den beiderseitigen Friedensheeren mit Hilfe hochwertigster" Kampfmittel abspielen, aber dieses Friedensheer wird sich aus Berufssoldaten mil langjähriger Dienstverpflichtung zusammensetzen. Ein zahlenmäßig kleines Heer wird es sein, aber unge heuer beweglich in der Hand des Führers Aus der früheren allgemeinen Wehrpflicht wird etwas ganz anderes, nämlich das, was wir im Kriege, wenn auch nicht bis zum letzten Ende durchgebildet, erlebt haben und was jetzt Frankreich durchzuführen im Begriffe istl die Bereit st ellungdesgesamtenVolkeszui Wehrkraft in Angriff und Verteidigung. Hierfür — und das ist eine neue Form der allgemeinen Wehrpflicht— dient das Berufsfriedenshcer als Ausbildungs- stamm, der die gesamte in der Schule körperlich vor- gebildete Jugend des Landes kriegerisch sozusagen „an zulernen" hat. Als Reservoir für den Kampf in de; Heimat und zur Ausfüllung der Verluste an der Front beides aber erst nach weiterer Ausbildung; denn der ersten Stoß und damit vielleicht die Entscheidung des Kampfes hat eben das Friedensheer zu tragen. Seeckt schließt an diese Erwägungen weitere Vor schläge über die Art, wie die Industrie zu „mobili sieren" ist, was im Weltkrieg auch nur unvollkommen, jedenfalls kaum vorbedacht und nicht systematisch vor bereitet, erreicht werden konnte. Hängt doch viel zuviel allein l-avon ab, welcher Waffentyp dem Kriege vor morgen da» Aussehen geben wird; man erinnere sich z. B. daran, eine wie große Überlegenheit uns die vor dein Kriege erfolgte weitgehende Ausbildung der schweren Artillerie gebracht hat. Freilich ist bei all diesen Ausführungen Seeckts, so selbstverständlich.sie sind, das große „Aber" dabei: wir Deutsche sind w in Europa die einzigen, die sich auf diese Weise nicht schützen dürfen. Die Lage der Donezgefangenen. Bericht der deutschen Botschaft. Legationssekretär Schlicp von der deutschen Bot schaft in Moskau konnte die deutschen Ingenieure im Rsstower Untersuchungsgefängnis einzeln je zehn Mi nuten in Anwesenheit dreier russischer Beamter sprechen. Otto und Badstiebcr sind gesund. Der dritte deutsche In- haftierte Meier erlitt nach der Vernehmung einen leich teren Schlaganfall, wodurch die Bewegungsfreiheit des linken Armes behindert worden ist. Schliep beantragte sofortige ärztliche Hilfe, die zngesagt wurde.. Meier steht mit seiner Gattin in Briefwechsel, während die beiden anderen darauf verzichteten und bitten, ihren Angehörigen mitzutcilen, daß sie gesund seien. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der aus Rostow turückgekehrte Staatsanwalt Krylenko dem politischen WMs imre md Wre 6»W Irak und Wien in Gefahr. Bittere Not in Südwales. Das mächtige britische Imperium, dessen Macht bis in die äußersten Winkel der bewohnten Erde dringt, darf sich doch zu keiner Minute ruhig seiner Überfülle an Herrschgewalt erfreuen. Besonders in der letzten Zeit kracht es hier und dort und schwere Sorgen verdüstern die Londoner Ministerstuben. Man hat etwas hochnäsig die Nachrichten vom Trotz des Hedschaskönigs Ibn Saud gegen die englische Herrschaft abgeleugnet. Aber so ganz unrichtig scheint die Kunde doch nicht gewesen zu sein, denn seine Anhänger marschieren zurzeit ent schlossen gegen das englische Einflußgebiet in Kleinasien, den Irak, vor. Wie ans Basra gemeldet wird, marschiert eine starke Wahab istreitmacht der beiden Stämme Ateibah und Mn- tair unter dem gemeinsamen Befehl der Scheichs Ibn Someid und Feifal ed Dovish aus die Grenze des Jrak- gebietes zu. Eine kleine Gruppe der Wahabi soll die Grenze bereits überschritten haben. Daraus seien britische Militärflugzeuge und Panzerwagen zu Aufklärungs- zweckcn entsandt worden. Unbestätigte Berichte besagen, das? zwei weitere Stämme sich an dem Vormarsch be teiligen. Die Stärke der Wahabistreitmacht wird mit 5000 Mann angegeben. Die gesamte Kampfstärke der vier be teiligten Stämme wird von einem mit den Verhältnissen vertrauten neutralen Beobachter auf rund 40 000 Mann geschätzt. Von König Ibn Saud, dem sämtliche Wahabiten- stämme blind gehorchen und ohne dessen Willen sie nichts unternehmen, hört man nichts. Ob er wirklich ein so guter Freund der Engländer ist, wie diese es glauben machen wollen? * Verstärkungen an der indisch-afghanischen Grenze. Aus Kabul hört man, daß die militärische Tätigkeit Englands an der indo-afghanischen Grenze sehr rege ge worden sei. Eine Reihe neuer Forts werde geschaffen und die alten würden verstärkt. InDelhi und Lahore seien 60 000 Rekruten eingezogen und ein Teil von ihnen bereits 'an die Grenze entsandt. Die Jnfantcriegarnisonen in den Grenzstädten seien durch Flicgerabteilungen ver stärkt. An der afghanischen Grenze würden Autostraßen gebaut. Durch diese englischen Vorbereitungen seien die unabhängigen Stämme sehr erregt. Überfälle aus englische Posten seien au der Tagesordnung. -i- Oie sterbenden Bergarbeiter in Wales. Aber auch im Innern reißen die Schwierigkeiten nicht ab. Erschütternde Schilderungen über die Not der Bergarbeiter- bevölkcrung von Südwales gehen zurzeit durch die inter nationale Bresse. In England selbst veranstaltet man be kanntlich öffentliche Sammlungen für die Ärmsten. Aber diese können doch nur einen Tropfen aus einen heißen Stein darstelleu, wenn man sich ein Bild macht von den tatsächlich fürchterlichen Zuständen. Die unglückliche Bevölkerung, die stallähnliche Behausungen in von jedem Blättchen Grün ent blößten düsteren Schluchten zwischen Schutthalden bewohnt und der, wie ein berufener Schildcrer schreibt, jede soziale und geistige Aufstiegsmöglichkeit bereits seit Jahrzehnten ge nommen ist, hatte bis vor kurzem wenigstens zu essen. Noch im Jahre 1925 rechnete man mit einem Durchschnittslohn von 75 und im Jahre 1926 bis zum Beginn des Kohlenstreiks mit Wochcnbezügcn von 65 Schilling. Heute verdient der Berg arbeiter der rentabelsten Grube bestenfalls zwischen 25 und 40 Schilling. Legt man die Feststellung des englischen Arbeits- Ministeriums zugrunde, wonach am 1. Dezember vorigen Jahres 65 deutsche Mark die Kaufkraft von 100 Schilling halten, so ergibt sich, in deutsches Geld umgerechnet, eine reale Kaufkraft des gegenwärtigen englischen Bergarbeiter- lohnes von 16 bis 26 Mark. Bureau Uber seine Untersuchung der Donezangelegenhett Bericht erstattet. Danach soll Krylenko erklärt haben, daß alle Beschuldigungen gegen die Verhafteten aufrechterhal len werden und daß der Prozeß in Moskau geführt wer den solle. Die Darlehen sollen vorzugsweise gegeben werden: an Viehabsatzorganisationen, an Fleischwarenfabriken und Schlächtereiorganisationen, an genossenschaftliche Ein richtungen für Viehabsatz und -zücht. Die Herrisch-polnischen Verhandlungen Dr. Hermes weiter Delegationsführer. Das Reichskabinett, das sich mit dem Fortgang der vor kurzem vom deutschen Gesandten in Warschau wieder aufgenommenen Handelsbesprechungen mit der polnischen Regierung beschäftigte, hat u. a. den deutschen Drle- gationsführer, den früheren Minister Dr. Hermes, in dieser Funktion bestätigt, nachdem Dr. Hermes wegen seiner Wahl zum Präsidenten der Bauernvereine sein Amt als Delegationsführer zur Verfügung gestellt hatte. Verteilung der Lan-wirischastshilfe. Entwurf von Richtlinien. Reichsernährungsminister Schiele hat dem vom Reichstag eingesetzten Überwachungsausschuß für dis Ver wendung der zur Landwirtschaftshilse ausgeworsenen 30 Millionen jetzt einen Entwurf zu Richtlinien unterbreitet. Nach diesem Entwurf sollen die Mittel dienen: n) der Organisation des Viehauftriebs auf den großen Schlachtviehmärkten, b) der Förderung von Einrichtun gen zur Verwertung und Verarbeitung von Schlachtvieh, o) der Förderung des direkten Absatzes von Schlachtvieh und Fleisch zwischen Genossen schaften und Erzeugern einerseits und Genossenschaften der Fleischer und Verbraucher andererseits, ä) der Ent- , lastung des Jnlandsmarktes durch Gewinnung neuer Absatzgebiete für Schlachtschweine sowie für frisches und zubereitetes Schweinefleisch, o) der Rationalisierung von Schweinezucht und Schweinemast. Zur Durchführung der Maßnahmen soll eine Gesell schaft mit beschränkter Haftung gebildet werden. An der Gesellschaft sollen beteiligt werden: die Spitzenorganisa tionen der Landwirtschaft, die Zentralstellen der genossen schaftlichen Viehverwertung an den großen Schlachrvieh- märkten, die Schweinezüchter und -mäster, der Vieh handel, das Fleischergewerbe, die Fleischwarenindustrie sowie die Verbraucherorganisationen. Zur Wahrneh mung des öffentlichen Interesses soll ein Reichskom missar bei der Gesellschaft bestellt werden. Grundstücke und Fleischwarenfabriken soll die Gesellschaft in der Regel nicht erwerben. Darlehen, für die das Reich eine Garantie über nimmt, sollen möglichst für längere Zeit und zinslos oder zu einem niederen Zinssätze gegeben werden; soweit erforderlich und möglich, sind zur Ermäßigung des Zins satzes die zur Verfügung stehenden Reichsmittel heran zuziehen. Aus der WaWewegung. Bayerische Kampfansage an Dr. Stresemann. Die Bayerische Volkspartei läßt durch ihre Korrespondenz gegen die bayerische Kandidatur Stresemanns Stellung nehmen. Stresemann müsse in Kaus nehmen, so schreibt sie, daß er im Wahlkampfe auf bayerischem Boden aus der Seite derer gesehen werde, die die bundesstaatlichen Lebensgrund sätze des Deutschen Reiches verneinen, indem sie einen Ein- heitsstaat haben wollen. Dr. Stresemann müsse es ferner in Kauf nehmen, daß der Name des Außenministers in die zu erwartenden leidenschaftlichen Auseinandersetzungen über die kulturellen Probleme hineingezogen werde. Ein starkes Stück sei es, die Kandidatur Stresemanns als eine Angelegenheit „der rcichstreucn Wählerschaft Bayerns" hinzustellen. Dr. Hergt über die Wahlen. Vor dem Landesausschuß der Deutfchnationalen Volks- Partei hielt Reichsminister Dr Hergt in Liegnitz eine Rede über die politische Lage. Die Wahllage habe sich für die Deutschnationale Volkspariei namentlich seit ihrer Haltung in der Schulgcsetzkrise und beim Notprogramm denkbar günstig gestaltet. Letzten Endes liege das politische Schicksal Deutsch lands heute in den Händen der Bauern Marschierten sie einheitlich zum Wahlkampf, so sei die sozialistische Gewerk schaftsherrschaft zu Ende. Die Deutschnattonale Volkspartei halte es mit Hindenburg, der in vaterländischer Arbeit und Pflichterfüllung das Heil für das deutsche Volk erblicke. Reichs- and Landesliste der Deutschen Volkspartei. Der Reichsausschuß der Deutschen Volkspartei trat in Berlin zusammen und stellte in mehrstündiger Sitzung die Reichs- und Landesliste der Deutschen Volkspgrlet für die Wahlen auf. Für die Führung der Reichsliste wurden durch Zuruf Dr. Stresemann und Geheimrat Dr Kahl, für die Führung der Landesliste ebenfalls durch Zuruf Herr von Campe bestimmt Dr. Stresemann erklärte, im Falle seiner Wahl das Mandal in Bayern anzunehmen. Belebung des Arbeiismarkies. Schwierigkeiten der Baustnanzierung. Rach dem neuesten Re.chsarbeitsmarktanzeiger ist mit Beginn des wärmeren Welters Vie Bautätigkeit wieder auf genommen worden Gleichwohl bleibt bestehen, daß die Be lebung gegenüber vcr gleichen Zeit des Vorjahres erst ei» unbedeutendes Ausmaß angenommen hat, was auch zum Teil daraus zurückzuführen ist, daß die Verhältnisse aus dem Baumarkt in diesem Jahre weniger günstig gelagen sind als im Frühjahr 1927 Die in den beiden ersten Monaten des Jahres augemeldeien Bauvorhaben bleiben um fast ein Drittel hinter dem Stande des Vorjahres zurück Wenn auch die dauernd ungünstige Witterung im März gerade di? Bau tätigkeit am stärksten beeinträchtigt Hal, so wird doch die ganze Lage bestimmend durch die bekannten Schwierig keiten der Finanzierung: Spannungen auf dem Kapitalmarkt nnd der noch immer übermäßig hohe Zinsfuß