Volltext Seite (XML)
MOnOrAgebla« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »a» ,Wil«druficr Tagcdlalt» rr,ch«ini an allen Werktagen uachmitt»,- »Utz», «ejn-rprei-: «ei Abholung in »« »«ichisirstell« und den Ausgabestellen L «M. im Manat, de! Austellnn« durch die Bolen 2,3ll RW., dei Postbestellung 2 Ä»2ü» AUAÜßNÄj . . Qküülzk- EinrkiNuinui titn ILR-ig. AlltPo,wuft.Utn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unIeeeAns. -rLgerund Deschüftsstelle» ! U nehm.» z« jeder ?!eii Be. ftrllungcn entgegen. I» Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betnebsstörangen besteht den: Ansprack aus Lieferung der > eiwng oder Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung eingesaudtrr Schriftstücke erspiel nur. wenn Porto beiliegt. für Bürgertum/ Äeamtk/ Angestellte u. Arbeiter. An,r>,«»drris: »i« S o«s»«l».ur R«um,cilr 2V Apis-, dir 4 tzklpaltrne Art!« brr amtlichen Bekanntma-Lan, ra i»«<tch»- nirnni«, dir Zgrip.lt.nr «eklamrzrilr im textlichrn Tcilr I Rrichsmark. Slachu>ei,nuiSgcbLhr 2« «r-ch.ptrnnt,^^- oeichrirbrneEricheinnn.s. —, , . «... e. ar evr er tave uno P o u ^r.christr« werde- »ach WSglich'rtl Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 dcM-kp»n^ anvahme bis r srm.lOUHr. .8^ die «streit durch FernrusübermitteltenAuzeigen Übernehmen wir keine Garantie. ^ederBadanansprnck erlischt, wenn der ^erasdurck Klage eiugezogen werden mutz oder derAujtraggeder in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Derruinlur ekff^ - ntgeg««. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr. 83. — 87 Jahrgang Sonnabend, den 7 April 19T8 Teiegr.-Adr.: .Amtsblatt* Wilsdruff» DreSdKN Postscheck: Dresden 2840 Ostern 1S2S. „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden BUS. Im Tale grünet Hoffnungsglück . . . Sie feiern Auferstehung des Herrn, Denn sie sind selber auferstanden . . ." Auferstanden gewiß nur aus Druck und Dunkelheit des Winters, wie es Goethes „Faust" in diesen Worten des „Osterspazierganges" meint, aber doch ersüllt mit dem dumpfen oder zu hellerem Bewußtsein aufkeimenden Ge fühl, daß Ostern, Frühlingsanfang mehr ist als nur Feier tag bei wieder wärmer strahlender Sonne. Besonders wundertätige Kraft sprach deutsche Sage dem Glückswasser zu, das in der Frühe des Ostertages schweigend ins Haus getragen wurde; darin lag der tiefe Sinn, daß dieser Tag der Auferstehung des Herrn, diese letzte und höchste Erhebung der Idee des Christentums zugleich auch der Tag besonders enger Verbindung des Menschen mit der wiederauferstehenden, weit die Arme öffnenden Natur ist. „Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein." Ein paar Tage hindurch versinkt der „Druck von Giebeln und Dächern", versinkt des Alltags unfroh machende Last. Eine verständige Mahnung der politischen Parteien, fast eine Selbstverständlich keit war es, die Tage bis zum Osterfest und ein weniges darüber hinaus frei zu lassen vom Lärm der Wahlvsr- sammluugen. Auch sie würden uns eine Auferstehung nicht bescheren, denn immer stärker wächst das Gefühl herauf, daß gerade für sie das Wort recht wenig gilt, man dürfe dort Mensch sein. Parteien sind Interessenvertretungen, müssen es sein, weil sie Macht erringen wollen. Und der Kampf ums Dasein hat diese Formen geschaffen, die sich vielleicht ab ändern, aber niemals austilgen lassen werden. Und die Betonung dieses Interesses, oder sagen wir ruhig: des Egoismus, ist in ständigem Wachsen, weil auch der Kampf ums Dasein härter und schärfer ge worden ist und immer noch wird. Fernab sind wir von der fast harmlosen Selbstzufriedenheit und Geruhsamkeit jener Goetheschen Bürger des Osterspazierganges, die keine großen politischen und nur ganz kleine „kommunal politische" Sorgen Haden, ihrer kaum mit ein paar Worten gedenken. Aber mitten in einer weit festeren Verklamme rung steckt der Mensch von heute. Doch auch dies braucht nur äußerlich, muß nicht innerlich sein. Sich einmal davon innerlich, geistig zu be freien, ist das drängende, nach der Hingebung an die Natur sich sehnende Gefühl am Auferstehungs tage, ist der Sinn dieses Tages. Und ein Sinn so zwingender, überwältigender Art, daß sich ihm doch nie mand entziehen kann. Lächelnd jagt die Sonne des Auf- erstehungstages all diese politischen Fledermausschwärme in das Dunkel, schmeichelt bessere, schönere, menschlichere Gedanken im Herzen hervor. Und wenn wir dann wieder in den Alltag hinabsinken, wenn namentlich das Getöse der Wahlschlacht die Herzen und Sinne zu erfüllen sucht, die Köpfe nach links — nach rechts — oder nach sonst einer Richtung herumzwingen will, dann bleibt in einem stillen Winkel des Herzens und des Kopfes sicherlich noch ein wenig vom Glanz und von der Idee des Auferste hungstages zurück, wenn wir uns nur dem Sehnen nach innerer Erlösung und Auferstehung nicht verschlossen haben, wenn wir also wirklich Ostern feiern. Weltliche und geistliche Lebeasmöchte Schnapsschmuggelgeschichten. — Die Herrschaft der Bomben. Di- Welt in Aufruhr. Mit einigen unlicbenswürdig geschwungenen Stuhl beinen, mit lautem Wettstreit der Gesänge hat er bei uns ingefangen, der große Wahlkampf, kaum daß der Reichstag seine Pforten geschlossen hatte. Nicht weit von Berlin sind die politischen Gegner in einer Wahlversamm- lung hart aneinandergeraten und die Polizei mußte die aufgeregten Gemüter freundschaftlich »rennen, auf daß lein größeres Unheil angerichtet wurde. Ein verhältnismäßig unschuldiger Auftakt zu einer Wahlschlacht, von deren Ausgang sich viele Leute in Deutschland wahre Wunderdinge zu versprechen scheinen. Fu A merika, das sich ja allmählich auch auf die neue Hräsidentenkampagne vorzubereiten beginnt, würde man lächeln über die Zumutung, sich über solche bloßen Stimm- und Fau'ttämpfe sonderlich aufregen zu sollen. Dort wird mit ungleich stärkeren Argumenten gearbeitet: Die 8 ombenfliegen nur so durch die Luft — in Chikago allem wurden schon fünfzig Anschläge dieser Art gegen politische Gegner verzeichnet, oder was man sonst „poli- uiche" Gegner in den Vereinigten Staaten ;u nennen verkeparationsagent auiheilen Regelung der Kriegsschulden? Parker Gilbert in Paris und Rom. Die durch Poincarös Rede in Fluß gekommene De batte über die Regelung der Kriegsschulden hat doch größere Wirkungen gezeitigt, als man anfangs nach der ablehnenden Haltung der Vereinigten Staaten erwarten konnte. Der in der Regel in Berlin wohnende Generalagent für die Reparationszahlungen, Parker Gilbert, hat vier Tage in Parrs geweilt und ist, nachdem er vorher Lon don einen Besuch abgestattet hatte, nach Rom weiter gereist. In London soll er mit Vertretern der Bank von England und den hohen Beamten des Schatzamtes ver handelt, in Paris mit dem Leiter der Bank von Frank reich und in Rom das Reparations- und Kriegsschulden problem mit dem italienischen Finanzminister erörtert haben. Parker Gilbert kenne, heißt es in Paris, die po litische und finanzielle Lage Deutschlands und wisse, daß Deutschland die erste Gelegenheit ergreifen werde, die Re vision des Dawes-Planes resp. die Begrenzung der Jahreszahlungen des Dawes-Planes zu fordern. In Paris soll man nicht abgeneigt sein, der Begren zung der Zahlungen zuzustimmen, vorausgesetzt, daß gleichzeitig eine allgemeine Regelung der Kriegsschulden erfolge. Parker Gilbert hat seine Rundreise sicherlich ange- treten, um sich über die Meinungen zu der Frage in den verschiedenen Hauptstädten zu informieren. Amerikanische Stimmungen. Aus den Vereinigten Staaten, deren Ansicht schließlich die ausschlaggebende ist, wird die Absicht der Äuskunfi- einholung durch Parker Gilberi zugegeben, zugleich aber betont, daß in der nächsten Zeit kaum an eine wichtige Ent- ichließung zu denken sei. Man macht darauf aufmerksam, daß eine offizielle Behandlung der verschiedenen Fragen nicht nu» erst nach den französischen und deutschen Wahlen, sondern erst,nach den im Herbst stattfindenden amerika nischen Prasidentschaftswaylen rn Ausstwt genommen werden könne. Ferner wird betont, die weitere Entwick lung hänge völlig von der grundsätzlichen Verständigung der Alliierten mit Deutschland ab. Wenn dies geschehen lei, könnten die Vereinigten Staaten der Angelegenheit nähertreten. AWWiMtr Köhler in Rom Rom, 6. April. Finanzmmister Köhler, besten bevorstehender Besuch von den heutigen Morgenblättern angekimdigt wurde, be findet sich bereits seit mehreren Tagen in Rom, ohne daß seine Mrvesenhest Lekannlgswsrden ist. Die Tribuna mißt dem Besuch Dr. Köhlers insofern besondere Bedeutung bei, als sie ihn nicht nur für den besten Kenner der deutschen Finanzlage HM, sondern ihm auch als Westdeutscher und Zentrumsmanns das Vertrauen Marx' und Stresemann belegt. Man sicht den bevorstehenden Verhandlungen Mit Spannung entgegen, obgleich man im Hinblick auf die übliche Zurückhaltung der amtlichen Stellen und dem be- sonderen Charakter des Verhandlungsgegenstandes damit rechnet, daß sich die Oesfentlichkeit mit einem wenig sagenden Kommuni que begnügen muß. Im allgemeinen hält man den Boden für dir deutschen Wünsche für nicht ungünstig und weist besonders scharf den amerikanischen Standpunkt zurück, der gegen jede Verquickung der interM-ierten Kriegsschulden und Reparationen ist. Sie WWe Mtelmmflstte ans WklsitSk WMlaiisen. London, 6. April. Nach Meldungen aus Gibraltar, ist die bMsche Mittelmeerslotte, deren Abreise aus Gibraltar durch des Kriegsserichtsverfahren über die Vorgänge an Bord des Flagg schiffes „Royal Oak" um 3 Tage verziert wurde, ausgelaufen. Man ist allgemein der Ansicht, daß über die ganze Angelegenheit noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. pflegt. Ganz genau wissen es ja Republikaner und Demo kraten, die sich drüben mit der gleichen Erbitterung be kämpfen wie bei uns etwa Deutschnationale und Sozia listen, selber nicht zu sagen, in welchen grundlegenden politischen Überzeugungen sie sich gegeneinander so sehr abheben, daß ein Kampf auf Leben und Tod zwischen ihnen geboten wäre. Nnd so werden, um der Wählermasse die Notwendigkeit dieses Bürgerkrieges trotz dem begreiflich zu machen, die schrecklichsten Schwindel-, Betrugs- und Korruptionsskandale ausgebracht und zur Ächtung der Gegenpartei an die große Glocke gehängt. Besonders beliebt sind in diesem Wahlsekdzug die Schnapsschmuggelgeschichten, mit denen sich die Bevölkerung offenbar leicht aufwiegeln läßt; man braucht dabei nur zu behaupten, daß ein politischer Gegner von diesen Elementen Bestechungsgelder angenommen habe, um sein Schäfchen „ins Trockene" zu bringen, und oer Mann ist dann fo gut wie geliefert. Als in Chikago Vieser Tage ein lokaler Führer mit einigen sünszig Kugeln im Rücken tot aufgefunden wurde, hieß es kaltblütig, dieser Joe habe Schnapslieferanten, von denen er Gelder ge nommen habe, um sie vor den Trabanten des Gesetzes zu schützen, verraten, also sei ihm recht geschehen, und damit basta. Kann man sich bei solchen Zuständen schließlich darüber wundern, daß die G e i st l i ch k e i t der Stadt am Ostersonntag in einem Radiovortrag die ganze Bevölke rung der Vereinigten Staaten bitten will, die Hilfe Gottes anzurufen zur Besserung dieser öffentlichen Zustände in; Lande, nachdem alle Msnschenversuche, der „Herrschaft der Bomben" Einhalt zu gebieten, zu nichts geführt hätten? Man kann den guten Chikagoern nur wünschen, daß nicht auch diese ihre letzte Hoffnung auf Buße und Umkehr zu schanden werden möge. * Genau so wie die Kirchenfürsten von Chikago jetzt ihre letzte Zuslucht zu den himmlischen Mächten nehmen, um deren Einwirkung auf die immer ärger werdende Ver wilderung dieses irdischen Jammertales zu erstehen, genau so hat auch der Kardinalerzbischof von Wien, Dr. Piffl, in der Karwoche auf einer großen Kundgebung des Volksbundes der Katholiken Österreichs die Allmacht Gottes angerufen gegen den sittlichen Verfall unserer Zeit. Er sieht das Volk, trotz der schweren Heimsuchung des Weltkrieges, von reinem Genußleben erfaßt in tollem Neigen der Sinneslust und der Menschhestsanbetung sich vorwärts- oder vielmehr abwärtsbewegen, sieht jede Liebe zur Arbeit über Bord geworfen, ja, hält die Menschen von heute überhaupt nicht mehr für fähig, den Begriff der Arbeit als einer Gottes gabe zu erfassen, weil für sie die Quellen der Religion versiegt sind. Er weiß keine andere Rettung als die Rückkehr zur Frömmigkeit und Kirchlichkeit, wird sich aber gewiß keiner Täuschung darüber hingeben, daß der gegen wärtige, gerade eben aus den Verzweiflungen des Krieges aeborene Zeitenstrom erst einmal abstauen muß. ehe die Menschen wieder zur Selbstbesinnung und zur Selbst bescheidung fähig sein werden. * Ob es dazu beitragen wird, diesen Prozeß zu be schleunigen, daß sogar auch der Pap st jetzt den Kampf platz der Meinungen beschritten und in einer entrüsteten Kundgebung gegen den Faschismus das göttliche und des halb unverjährbare Recht der Kirche auf Mitwirkung bei der Erziehungsarbeit für die Heranwachsende Jugend mit Nachdruck geltend gemacht hat? Mussolini geht aufs Ganze, das weiß der Papst sehr genau, und so soll ihm auch die Jugend als Baustoff für den Staat dienen, für seinen Staat und nur dazu. Der Papst aber kann sich nie und nimmer damit einverstanden erklären, daß der Daseinszweck der Menschen sich völlig im diesseitigen Leben, und sei es auch für die weltliche Gemeinschaft einer großen Nation, erschöpfen soll, und noch weniger wird er dazu schweigen können, daß der freie Wettbewerb aus diesem Gebiete der Kirche durch Zwangsmittel der Staats gewalt unmöglich gemacht werden soll. Wie man also sieht, ein ungleich gröbere Ausgabe der gleichen Gegensätze, um die jetzt in Deutschland eben erst in dem Kampf um das Neichsschulgesstz so erbittert und so vergeblich gestritten worden ist. Die Welt ist in Auf ruhr, hier mehr, dort weniger. Halten wir fest an dem Glauben, daß diö wahren Quellen des Lebens zwar ver- schuftet, aber niemals völlig trockengelegt werden können Sie werden den Damm und den Schlamm der bloßen Diesseitigkeiten des Daseins wieder durchbrechen, wenn die Zeit für eine neue Erlösung und Ans. crstehung der Menschheit gekommen ist Dr. Sy. Sir WMaMvmmWon will kein Sroß-Zrankfuft UmdiebesetzteStadtHöchst. Die Interalliierte Nhrinlandkommission hat das pren fische Gesetz vom 29. Mürz d. I. betreffend die Erweist rung des Stadtkreises Frankfurt a. M. durch eine neu: Verordnung vorläufig wirkungslos gemacht. Die Besatzungsbehörde glaubt an der Angelegenheit insoweit beteiligt zu sein, als durch das Gesetz die zum besetzten Gebiet gehörige Stadt H ö ch st in den Stadtkrest- Frankfurt a. M. eingemeindet wird, dessen Verwaltun im unbesetzten Frankfurt ihren Sitz hat. Die preußist Negierung ist bereit, auf die Besatzungsbedürfnisse Rist sicht zu nehmen, so durch eine Anordnung gemäß 8 40 de Eingemeindungsgesetzes des Inhalts, daß in Höchst ei: - städtische Zweigstelle errichtet wird, die sür alle Verhau: lungen in Besatzungsangelegenheiten zuständig ist. Die lst der Interalliierten Rheinlandkommission in Verhand lungen mit Kommissaren des preußischen Ministerium-