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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Sa« -Wilidrilfftr Tageblatt- erschein« an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis: Bei Abh»l»ng in her Selchtifisftelie und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Bote,» 2Ld AW., bei Poftbeftellung »AM. zujllglich Abtrag. , . , . gedkhr. Einzelnummern »LApIg.All-Poii-nstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgeaenv Postboten und uniereAus. t^gerund GejchLfwfteüen nehmen ,u jeder Zeit B«, ftrllungrn entgegen. Im Falle höherer Gemalt, Krieg oder lonstlgrr Betriebsstörungen besteh' Hein Anspruch aul Lreierung »er Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Allckjendung eingejandter Schriftstück, eriolgt nur. wenn Porto deilicgt. für Lürgertuw/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: »ie 8gespaltene Raumzeile 2VRpsg-die 1 ««lpaltene Feile der amtlichen Bek-untmachuugeu ««eich». Pfennig, die »gespalten- A-KIamezeile im tczllicheu Teile 1 Reichsmarll. SlachweiiuugLgebLhi 2V Aeichspfennig». Bh» aelchri-drneErfch-issngs« , —, —-» lag« und Platz-oqchrtM» werde» nach WSglichstett Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeige». Mr die Aich,igheil der durch FernruflldermitteltenAnzeigen übernehme» wir heiii-tSarantte. pi,der Aadananfprnch erlischt, wenn derBetragd»«h Klage eingezogen werden mutz oder der Auftrags,denn Lv»burs gerät, «n^tgeu nehme» alle Vc,mit,Iu»gsstell-n entgeh». Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr. 93 — 87 Jahrg-Zng Tekegr.-Adr.: .Amtsblatt' W <t»d r»ff - KrkSdev Postscheck: Dresden 2646 Freitag, de« LV April 19^8 Frankreich wählt. Mit außerordentlich geringem Interesse sieht man diesmal in Frankreich den Wahlen entgegen, denn kein Mensch zweifelt daran, daß Poincare einen großen Sieg erringen wird. Poincarö wohlgemerkt, nicht irgendeine Partei. Weiß man doch kaum, welcher Partei der jetzige Ministerpräsident überhaupt angehört. Theoretisch der „Republikanisch-demokratischen Union", also der Rechten, aber er könnte ohne weiteres auch „links" stehen. Selbst mit der Lupe sind in Frankreich eigentliche Parteiunterschiede — im deutschen Sinne — nicht festzu stellen. Höchstens zwischen dem gesamten Parlament von rechts bis links und den — Kommunisten. Die sind nämlich die einzige „Weltanschauungspartei", haben ein ganz klein wenig auf Lie sogenannten Sozialisten ab- zefärbt, die allerdings von dem Charakter einer „Klassen- kampf"partei nicht einen Hauch verspüren lassen. Herriot, der sich auch als Sozialist betrachtet, ist schon „bürger licher", und das trotz des pompösen Namens seiner Partei als „Radikal-sozialistische", während Painlevo und Briand, die früheren Sozialdemokraten, mit ihrer „Republikanisch sozialen Partei" noch weiter „rechts" stehen. Sie haben zusammen den Kern des Linksblocks abgegeben, der am 11. Mai 1921 bei den letzten Kammerwahlen den Sieg errang: Herriot wurde damals Ministerpräsident. Ebensowenig ist auf das Wort „radikale Linke" zu geben; diese Leute — um Loucheur als Parteiführer — sind ebensowenig radikal wie linksstehend, ähneln vielmehr etwa der Deutschen Volkspartei. Und nun gar die „Rechte"! Irgendwelche monarchi schen Tendenzen bestehen dort so gut wie gar nicht, nur ist man dort viel „französischer" als weiter links, wo hier und da humanitäre oder völkervsrsöhnende Ideologien mitzusprechen versuchen, aber auch nur dann, wenn dadurch Frankreichs Interesse keinerlei Schaden erleidet. So hat die Linke gegen den Ruhreinbruch einen „Widerstand" ge leistet, der vor dem Zugriff Poincarös dahinschmolz wie der Schnee vor der Sonne. Es gibt eben in Frankreich — abgesehen von den Kommunisten — überhaupt nicht das, was bei uns die fest umgrenzten „Weltanschauungsparteien" sind. Es gibt nur Führerparteien und die Namen sind gleichgültig. Man wählt — auch im Kandidaten — nur Briand oder Herriot, Blum oder Painlevö. Vor allem aber wird Frankreich am 22. April Poincarö wählen. Er ist es, der den Frank stabilisiert hat. Das ist die Wahlparole. Außenpolitik — das interessiert den Wähler in Frank reich wenig. Und Innenpolitik — das heißt nichts anderes, als daß sämtliche öffentlichen Ämter mit den Anhängern Ser siegreichen politischen Richtung besetzt werden, die da für zu sorgen haben, daß die „guten Freunde" auch einen fetten Bissen schnappen können. Also nichts Wesentliches, nichts „Weltanschauungs"mäßiges in deutschem Sinne. Und im Parlament ist's dann so, daß jeder mal dran kommen" darf. Handelspolitik — an der wird auch nichts geändert, wie auch die Wahlen ausfallen mögen, denn die bisherige handelspolitische Einstellung Frankreichs hat dazu geführt, daß man weder Arbeitslosigkeit noch Woh nungsnot kennt, daß Industrie und Landwirtschaft blühen, daß die Handelsbilanz aktiv ist, kurz, aast das Wort von dem guten Leben, das der Herrgott in Frankreich führe,, jetzt durchaus berechtigt ist. Und alles, weil es Poincarö gelungen ist, den Frank zu stabilisieren. So populär ist er infolgedessen, daß sie sich in einer ganzen Reihe von Wahlkreisen darum streiten, wer denn eigentlich nun der „Poincars-Anhänger" ist. Also, wenn man will, rechtsstehend ist. Denn es gibt ja gar keine offiziellen Kandidatenlisten wie in Deutsch- kand; der Mann wird gewählt und die „Partei" spielt xar keine Rolle. Und kein Mensch blickt etwa bei der Ab gabe des Stimmzettels über den Rhein hinüber, fragt, was Deutschland über den Wahlausgang „denken" würde. Reue Erdbeben in Güdostenropa. Schwere Schäden in Philippopel. Ans Bulgarien werden neue schwere Erdstöße ge meldet. Der Mittelpunkt des neuen Bebens liegt bei Philippopel und Haskovo. In Philippopel sind fast alle großen Gebäude eingeftürzt, darunter die sechsstöckigen Gebäude des Tabaldepots. Die Lichtanlagen der Stadl find zerstört, so daß ganz Philippopel in Dunkel gehüllt ist. Durch Kurzschluß entstand eure Anzahl Brände; ein Militnrdepot ist völlig ausgebrannt. Im Militärklub sind viele Lote zu verzeichnen und ungewöhnlich viele Ver wundete. Bestimmte Zahlen tonnten noch nicht genannt werden. Aus der Stadt Haskovo liegen gleichfalls schlimme Nachrichten vor. Der GeSäudeschaden soll dort besonders groß sein. Die Zahl der Opfer des ersten Erdbebens wird aus 22 Tote und 100 Verletzte geschätzt. Der Schaden dürft« 100 Millionen Lewa erreichen. Die völlig verschüchterte Bevölkerung lebt unter steigenden Entbehrungen im Freien. Es macht sich bereits Mangel an Nahrungs mitteln bemerkbar. Erderschütterungcn werden jetzt auch ans Rumänien und aus Ungarn gemeldet. Vie „Zlechtung" cles Krieges ReMabinettsschovg über die AntikriegHläne. Vortrag Dr. Stresemanns. Das Reichskabinett trat unter Vorsitz des Steüver treters des Reichskanzlers, Reichsjustizministers Dr. Hergt zusammen. Der deutsche Bevollmächtigte für dis deutsch polnischen Handelsvertragsverhandlungen, Reichsminister' i. R. Dr. Hermes, erstattete Bericht über den augenblick lichen Stand der Verhandlungen. Im Anschluß daran nahm das Reichskabinett einen Bericht des Reichs ministers des Auswärtigen, Dr. Stresemann, über den Vorschlag der amerikanischen Regierung zum Zweck eines allgemeinen Kriegsächtungspaktes entgegen. W« verlautete, sollte auch das vom Neichsinnenminister vor Keudell vorgeschlagene Verbot des Rotfrontkämpferbun des zur Sprache kommen. Wie aus dem Vortrag des Ministers a. D. Hermes zu erkennen war, sollen die deutsch-polnischen Verhand lungen alsbald wieder ausgenommen werden. Eine pol nische Kommission ist bereits »ach Berlin adgereist. Die von Dr. Stresemann behandelte amerika nische Antikriegsaktion bezweckt ein allgemeines Kriegs verbot und einen zu diesem Zweck abzuschließendsn Ver trag zwischen Amerika, England, Frankreich, Belgien, Japan und Deutschland. Die Vorschläge sind inzwlscysn vom Auswärtigen Amt in Berlin sehr eingehend geprüft worden. In zuständigen politischen Kreisen nimmt man an, daß die deutsche Regierung, die keinen Zweifel dar über gelassen hat, daß sie die Aktionen Amerikas auf das lebhafteste begrüßt und unterstützt, mit einer formelle« Kabinettsbeschlußfassung in diesem Sinne noch zurück- halten will. Die eigentliche Diskussion über einen Anti kriegsvertrag wird wahrscheinlich erst nach den Wahler» in Frankreich und Deutschland, in Fluß kommen können. Das gepSanis Aoisrsniverboi. Einberufung des Reichstagsausschusses. Der Neichstagsausschuß zur Wahrung der Rechte de» Volksvertretung ist zürn nächsten Dienstag, den 24. April, cinberufen worden. Auf der Tagesordnung steht die Stellungnahme zu dem geplanten Verbot des Notfront- kämpfcrbundes. Dem preußischen Einspruch gegen ein Verbot haben sich inzwischen noch außer Hessen, Braunschweig und Mecklenburg angeschlossen: Hamburg, Lübeck, Anhalt, Sachsen und Baden. Die Staaten haben ihre Ablehnung nach Berlin mitgeteilt und werden sich, falls vas Verbot erfolgt, der Klage beim StaatsgerichtS- hof anschließen. In Bayern ist man geneigt, dem Verbot znzustimmen. Keim WWg des Wiedereröffnung -es Sächsischen Landtags. Pause vom 27. April bis ?. Juni. (76. Sitzung.) 08. Dresden, 19. April. Haus und Tribüne sind heute am ersten Sitzungstage nach den Osterferien stark besetzt. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedenkt Präsident Schwarz des Ablebens des deutschnatio nalen Abgeordneten Hosmanu und begrüßt sodann den neu eingetretenen Abgeordneten Fritzsche. Weiter teilt der Prä sident mit, daß die Tagesordnung heute unbedingt erledigt werden müsse. Wegen der Vorbereitung für die Wahlen soll die letzte Sitzung am nächsten Donnerstag oder Freitag statt- sinden. Die Pause werde vom 27. ns 7. Juni dauern, während der aber die Ausschüsse mgen müßten, damit der Landtag vom 18. Juli ab den Eta' erledigen könne. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildet die Beratung über die von Sozialdemokraten und Kommun.sten eingebrachten Anträge auf Auflösung des Landtages. Der sozialdemokratische Antrag wird vom Abg. Büchel lSoz.) begründet. Der Redner kritisiert die Taten der Koalitionspartei und der Regierung und bemerkt u. a , es sei zu erwarten, daß bei den Wahlen am 20. Mai die Sozialdemo kratische Partei einen Zuwachs von 20—3« Prozent erhalte. Rach einer solchen Volksentscheidung aber hätten der Landtag und die Regierung in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung keine Existenzberechtigung mehr. AufÄsungsaniräge aSaelehnt. Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Kom munisten wurden die von beiden Parteien gestellten Anträge auf Auflösung des Landtages abgelehnt. Die Situation war bereits geklärt, als der Redner der Nationalsozialisten die Erklärung abgegeben hatte, seine Partei halte die gegenwärtigen Regierungsparteien für etwas objek tiver als die Kommunisten, und der wirischaftsparteiliche Abg. Kaiser darauf hing: wiesen hatte, daß die erste Dienstanwei sung des Ministerpnistdenten vom 3. April an die Gemeinden wegen der Stundur g der Aufwertungssteuer, die den Prozeß der Hausbesitzer her orgerufen haben, durch eine weitere An ordnung geklärt worden sei. Deshalb habe seine Partei keine Veranlassung mehr, dem Antrag der Linksparteien zuzu stimmen. In namentlicher Abstimmung wurden die Anträge auf Auflösung des Landtages gegen die Sozialdemokraten und Kommunisten sodann abgelehnt. Gegen die Auflösung stimmen 49, für die Auflösung 45 Abgeordnete. Zwei Abgeordnete fehlen. Es Werden nunmehr die in der letzten Sitzung abgesetzten Abstimmungen vorgenommen. Bei Kapital 18 (Finanzministerium) stimmen die beiden Linksparteien gegen das Gehalt des Ministerpräsidenten und die Münchener Gesandtschaft. Im übrigen wird das Kapitel gegen die Kommunisten geneh migt, wie auch andere Kapitel des Etats, die sich auf die Kulturpolitik des Landes beziehen. Die Anträge der Sozial demokraten auf baldige Verlegung eines Gesetzentwurfes über die Einführung von Grubenkommissionen, der Kommunisten gegen Maßnahmen zur Verhütung von Unfällen im Bergbau und der Altfozialisten auf Ergänzung des allgemeinen Berg gesetzes vom 31. August 1910 findet in der Fassung der Mehrheit des Ausschusses Annahme. Ohne Aussprache wird sodann Kapitel 67 (Botanischer Garten in Dresden) genehmigt. Der Entwurf eines Gesetzes über die Verteilung ves Sandesanteils an der Kraktsahrzeugsteuer geht an den Bechts- WsW LMM ausichug irapnei su tzsammlungen für Kunst uno Wissen schaft) wird ohne Aussprache genehmigt. Zu Kapitel 71 (Volks- und Fortbildungsschulen) erstattet Abg. Claus (Dem.) einen längeren Bericht. Abg. Weckel (Soz.) bemängelt verschiedene Anordnungen des Volksbildungsministeriums sowie dessen Einstellung gegen über sozialdemokratischen Lehrern. Vor allem'fordert er di« Einrichtung eines Landcslehrerrates. Volksbiidungsmimster Or. Kaiser verteidigt die von ibm erlassenen Verordnungen, die er unter dem Gesichtspunkt erlassen habe, daß die Schule eine Schule des gesamten Volkes, nicht aber die einer bestimmten Klaffe sei. Die ButztngSvcrordnung sei einem dringende» Bedürfnis entsprungen. Die Verordnung wegen Überlassung von Schulräumen gehe ganz paruättsch vor. Nur solche Organisationen, die eine Änderung unseres Staatswesens auf verfassungswidrigem Wege erstreben, müßten. von der Benutzung der staatliche» Schnlräume ausgeschlossen bleiben. Die Verordnung über Beurlaubung für Notstandsarbeiten in der Landwirtschaft fei leider nicht in dem Sinne angewendet worden, in dem sie gemeint gewesen sei. Es sei deshalb bereits beim Ministerium eine Einschränkung der Benrlaubung erhoben worden. Ver anstaltungen mit Kindern außerhalb der Schule dürsten nicht zu politischen Zwecken mißbraucht werden, wie es vielfach von lommunisiischer Seite geschehe. Nach weiterer Aussprache vertagte sich der Landtag auf Donnerstag, den 27. April Wann fliegen sie weiter? Luftspiegelbild auf dem „Bremen"-Flug. Nach einer Erklärung des irischen Majors Fitz maurice hoffen die Ozeanflieger, am Sonntag oder Montag mit der „Br eme n", die inzwischen die erforder lichen Ersatzteile bekommen haben dürfte Greenly-Jsland verlassen zu können. Nach dem Besuch Newyorks und Washingtons wollen die Flieger nach Ottawa und Que- bcck fliegen, um der kanadischen Regierung auf diese Weise ihren Dank zn bezeigen. Fitzmaurice widerrief aufs schärfste die Meldungen, wonach er beabsichtigen sollte, seine Kameraden zu verlassen. Inzwischen werden immer mehr Einzelberichte über den Flug der „Bremen" veröffentlicht. Fitzmaurice erzählt, daß das Flugzeug sich glänzend bewährt habe, so daß die Besatzung sich während des ersten Teiles deS Fluges der Hoffnung hingab, Newyork in der oorge- sehenen Zeit zu erreichen. Als das Flugzeug aber etwa 900 Meilen von Neufundland entfernt war, verschlech terten sich die Wetterverhältnisse. Die Flieger gerieten in einen Schneesturm, der das Flugzeug hin- und herpeitschte. Es wurde von einem heftigen Gegenwind geschüttelt, so daß es schwierig war, vorwürlszukommen. Dann wurde das Flugzeug wieder von einem Rückenwind in eine drehende Bewegung versetzt und die Flieger lernten einen der Gründe «kennen, aus denen von ihren Vorgängern Kei der Überquerung des Atlantischen Ozeans von Osten nach Westen niemals wieder etwas gehört wurde. Auch Freiherr von Hünefeld erzählt neue Einzel heiten über den Ozeanflug. Fitzmaurice und Köhl, so plaudert er. hätten sich während des Fluges alle drei Stunden abgelöst, während er selbst hinten gesessen habe.