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In der großen Londoner Zeitung „Daily Herald" liest man einen interessanten Satz: „Geheimbündnisss sind, soweit die englische Diplomatie in Frage kommt, un modern geworden. Schon vor dem Kriege wurden die Methoden der Ententen und des Meinungsaustausches seitens der beteiligten Generalstäbe vorgezogen. Das ermöglichte es den Staatsmänner, mit verhältnismäßig reinem Gewissen abzuleugnen, daß verbindliche Ab machungen zustande gekommen seien." Für die Richtig keit dieses Satzes haben ja gerade wir Deutsche einen besonderen drastischen Beweis erlebt, als 1914 der damalige englische Staatssekretär Lord Grey das Be stehen eines englisch-französischen Bündnisses ableugnete, inzwischen aber längst genau genug bekanntgeworden ist, wie eng tatsächlich die Zusammenarbeit der beiderseitigen Generalstäbe gewesen ist. Wir haben auch jetzt wieder eine Zeit eifrigster Ministerverhandlungen, auch der Besuch des afghanischen Königs in London soll zu solchen Verhand lungen „unter vier Augen" geführt haben. Man umgibt das mit dem Schleier des Geheimnisses, spart nicht die Dementis, aber es gibt immer noch genug Leute, die trotz dem an das Bestehen bestimmter Abmachungen glauben. König Aman Ullah, der jetzt wieder in Berlin eingetroffen ist, hat es offenbar verstanden, sich den eng lich-russischen Gegensatz zunutze zu machen. Beide Staaten sind seine Grenznachbarn, und es würde sich schon für die Londoner Regierung lohnen, wenn man den Afghanen könig auf ihre Seite herüberziehen könnte. Angeblich soll er — und billig wird er sich sicherlich nicht verkaufen — eine größere Anleihe von England bewilligt erhalten, wenn er sich nur durch einige „unmißverständliche Hand lungen" der englischen Seite nähern würde. Daß er nach Moskau reisen will, wurde in London recht unangenehm empfunden, und von dort aus flogen auch die ersten Zei tungsenten auf, die mit lautem Geschnatter von einer an geblichen Aufstandsbewegung in Afghanistan und einer schleunigen Abreise des Königs in seine Heimat Kunde gaben. Aber diese Enten verfielen einem raschen Abschuß; deswegen verlangt man in London als erste dieser „un mißverständlichen Handlungen" die Aufgabe der Reiss des Königs nach Moskau. Offenbar hat sich hier irgend etwas angebahnt, das aber lediglich Gegenstand nur von Besprechungen ist und vermutlich geheimbleiben wird. Ebenso hat M u s s o l i n i in den letzten Wochen eins erhöhte außenpolitische Tätigkeit entwickelt. Man spricht von einer Annäherung zwischen der Türkei und Italien, sogar von einem bevorstehen den türkisch-italienischen Sicherheitspakt, dem sich Griechen land anschließen solle. An Reibungsflächen fehlt es dort nicht. Die Gegnerschaft zwischen der Türkei und Griechen land ist ja bekannt genug und die Besetzung der klein- asiatischen Inseln führte die Italiener vor die Tore der Türkei. Man spricht sogar von einem Balkanpakt, der sich also vor allem auf das östliche Mittelmeer er strecken soll und selbstverständlich dem dort stark inter essierten Frankreich alles andere als gleichgültig sein könnte; jedenfalls ist man in Paris darüber auch des wegen mißgestimmt, weil dabei die drei Staaten der Kleinen Entente, also Rumänien, Jugoslawien und die Tscheche!, vor der Tür stehenbleiben müssen, andererseits Mussolini sehr stark mit den beargwöhnten Ungarn sym pathisiert. Dazu kommen schließlich noch bevorstehende Verhandlungen zwischen Mussolini und dem polnischen Außenminister Zaleski, die nun wieder allen mög lichen Gerüchten und Kombinationen Raum geben. Es ist überhaupt an diesem ganzen Spinnennetz von Bündnissen, Verträgen, Besprechungen und dergl., die über Europa hinweg auf der einen Seite bis nach Amerika, auf der anderen Seite bis nach Asien hinüber langen, das Charakteristische, daß diese sogenannten Sicherheitspakte und Antikriegsvorschläge zwischen be stimmten Staaten immer wieder nach anderen Richtungen hin Gefühle stärkster Unsicherheit auslösen. Und als Begleiterscheinung erfolgen dann sofort bei ihrem Bekanntwerden allzu laute Versicherungen in der Presse der daran beteiligten Länder, daß sich durch solche Be sprechungen oder Verträge niemand in seinen Interessen getroffen glauben solle. So sollen plötzlich auch die französisch-amerikanischen Antikriegs- Verhandlungen wieder ins Laufen kommen, angeb lich eine grundsätzliche Einigung zwischen beiden Ländern sogar schon erreicht sein, so daß man den Notenaustausch nun offiziell auch anderen, bisher nicht daran beteiligten Großmächten, also selbstverständlich England uns Japan, dann aber auch Deutschland und Italien, zur Kenntnis geben will. Man dürfte aber wohl nicht fehlgehen in dem Gefühl, daß die Massenhaftigkeit all dieser Bündnisse auf Kosten ihrer Dauerhaftigkeit und ihres inneren Wertes zu beurteilen ist. Schließlich gilt ja immer noch das Wort Friedrichs des Großen, daß Bündnisse zwischen zwei Ländern stets nur so lange Dauer und Geltung haben, als dies den beiderseitigen Interessen entspricht. » Fördert die Ortspresse!» MWe RMMMUeAiW ix Nm. Parker Gilberts Sendung. D r. Köhler beim Papst. Der in Rom weilende deutsche Reichsfinanzminister, Dr. Köhler, wurde in privater Audienz von Papst Pius Xl. empfangen. Der Papst ließ sich eingehend über die allgemeinen politischen Verhältnisse in Deutschland unterrichten. Vorher hatte Köhler den Kardinalstaats- selretär Gasparri besucht. Beim deutschen Botschafter sand ein Frühstück zu Ehren des Neichsfinanzministers statt, an dem neben dem bayerischen Gesandten, Baron von Ritter, u. a. auch die früheren Staatssekretäre von Hintze und von Kühlmann teiluahmen. Für die nächsten Tage erwartet man wichtige Besprechungen mit Bezug auf die ReparationSangelegcnheiten und die Gesamtregc- lung der Kriegsschuldenfrage. Man nimmt an, daß der gleichzeitig in Rom weilende Reparationsagent Parker Gilbert versuchen wird, Mussolini zu seiner Ansicht einer Revision des Repara tionsplanes zu bekehren. Die Vorschläge Gilberts sollen aber in Rom vorläufig nur mit starker Zurückhaltung in Betracht gezogen werden. Englischer Widerstand. In England zeigt die Presse sich ziemlich beunruhigt über 8ie Nevistonspläne für Deutschlands Zahlungen. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" erklärt heute, der Zweck des Besuches von Gilbert in Rom sei zweifellos der, die italienische öffentliche Meinung für eine Revision des Dawes-Planes zu gewinnen. Weder Mussolini noch Volpi würden jedoch einwilligen, die deutschen Jahresleistungen zu vermindern, wenn die Ver einigten Staaten nicht offiziell eine Herabsetzung der italienischen Kriegsschuld anregen würden. Der Anteil Italiens an den deutschen Zahlungen sei klein, und sein größerer Anteil an den österreichischen, ungarischen und bulgarischen Zahlungen sei illusorisch, da Italien praktisch keine Reparationszahlungen von Österreich oder Ungarn erhalte, während die bulgarischen Zahlungen sehr gering seien. Nach Mitteilungen des Korrespondenten des „Daily Telegraph" in Paris strebe Gilbert auch eine Nevyion des Dawes-Vertrages rin, ohne daß Amerika seine eigenen Forderungen herabsetzen werde. Hierdurch würde jedoch dem englischen Steuerzahler eine neue Be lastung von rund 20 Millionen Pfund jährlich erwachsen. Mißtrauen auch in Frankreich. In Paris ist man mißtrauisch. Man spricht die Meinung aus, daß Mussolini ein „Komplott gegen den europäischen Frieden" schmiede. Obwohl Mussolini sich als Pazifist ausgegeben habe, habe er doch Entscheidun gen getroffen, die nicht dem Frieden dienten. Auch seine Reden über den Brenner seien kriegerischer Natur ge wesen. Die Anwesenheit Köhlers in Nom und die Unter redungen zwischen Mussolini und dem polnischen Außen minister Zaleski könnten dunkle Pläne bedeuten — natür lich zum Schaden Frankreichs, auf den man in Deutsch land fortwährend sinne. Die Franzosen kommen nun einmal aus ihren hysterischen Angstzustünden nicht heraus — oder stellen sich wenigstens so. Deutsch-russische Beziehungen. Die verhafteten Deutschen. In Moskau berichtete Litwinow auf einer erweiter ten Sitzung des politischen Bureaus über die Beratun gen der Abrüstungskonferenz und über seine Verhand lungen mit dem türkischen Außenminister. Besondere Bedeutung legte Litwinow seiner Unterredung mit Neichsaußemninister Dr. Stresemann in Berlin über die Deutschenverhaftungen bei. Litwinow verbreitete sich über die Einstellung der Reichsregierung zu den Ver haftungen und betonte die Notwendigkeit der Regelung der deutsch-russischen Beziehungen. Der Volkskommissar für Auswärtiges, Tschitscherin, teilte dem deutschen Botschafter Grafen Brockdorff- Rantzau mit, daß der Prozeß gegen die im Donezgebiet verhafteten deutschen Ingenieure bereits Mitte April stattfinden wird. Der Prozeß werde in Moskau geführt, die Verhafteten befänden sich schon auf dem Wege nach Moskau. Frankreichs Ansprüche an das Sowjetgoid. Neue Note Rußlands. Die Sowjetunion hat der französischen Regierung eine neue Note überreichen klassen, in der in Erinnerung gebracht wird, daß die Sowjets bereits im vorigen Monat eine Anfrage wegen der Ansprüche der Banque de France auf die nach den Vereinigten Staaten eingeführte Gold sendung der Moskauer Staatsbank gerichtet habe. Die da malige Note teilte mit, daß der französische Botschafter in Moskau sowohl die Tatsache der Überreichung einer fran zösischen Note in Washington, durch die die Ansprüche der Banque de France unterstützt wurden, als auch die Tat sache einer seitens der Banque de France bei einem ameri kanischen Gericht angestrengten Klage in Abrede stellte. Die Moskauer Regierung verlangte jedoch nähere Er klärungen vom französischen Ministerium des Auswär tigen. Diese Erklärungen blieben aus und so erging jetzt die zweite Anfrage. Es handelt sich bekanntlich um die Goldsendung im Werte von fünf Millionen Dollar, die Rußland nach den Vereinigten Staaten sandte und auf die dann von französischer Seite Anspruch erhoben wurde. Nach neueren Nachrichten soll das Gold zu größerer Sicherheit nach Deutschland verschifft worden sein. Marggrabowa - Treuburg. Die ostpreutzische Stadt Marggrabowa hat, um ihre Treue zum deutschen Vaterland zum Ausdruck zu bringen, ihren pol nisch klingenden Stadtnamen in T r e n b u r g umgetauft. Die Stadt hat sich hierbei von der Idee leiten lassen, für jetzt und alle Zukunft eine Burg deutscher Kultur und Sitte an der Ost grenze unseres Vaterlandes zu sein und zu bleiben. Unser Bild zeigt das Kriegerdenkmal von Treuburg. Aman Mah in Berlin. In ärztlicher Behandlung. Der König und die Königin von Afghanistan sind mit kleinerem Gefolge, aus Paris kommend, in Berlin ein getroffen. Zum Empfang hatten sich der türkische Ge sandte, der persische Gesandte sowie der afghanische Ge sandte mit dem gesamten Personal der hiesigen afgha nischen Gesandtschaft und die in Berlin studierenden afgha nischen Studenten, ferner der Ministerialdirigent im Aus wärtigen Amt Freiherr v. Richthofen und Gesandtschafts rat Grobba auf dem Bahnhof eingefunden. Der afgha nische König, der mit der Königin in der afghanischen Ge sandtschaft Wohnung nahm, wird während seines hiesigen Aufenthalts einen Facharzt konsultieren. Der König leidet seit längerer Zeit an einer Ent zündung der Mandeln, die eine längere ärztliche Behand lung notwendig macht. Infolgedessen wird der König voraussichtlich erst Ende April oder Anfang Mai nach Moskau fahren, nachdem er sich kurze Zeit in Warschau aufgehalten haben wird. Von Moskau wird sich Aman Ullah nach Leningrad begeben, wo eine Besichtigung der russischen Flotte stattfindet, und von dort aus begibt er sich nach der Krim. Nach Beendigung des Besuches in der Sowjetunion wird das afghanische Königspaar nach Angora fahren und vor der Rückkehr nach Afghanistan auch noch dem Schah von Persien einen Besuch abstatten. Die Lerusalemer MWonskonferenz. Schlußsitzung. In den letzten Sitzungen des internationalen Mis sionsrates wurde der Antrag auf Bewilligung eines christlich-sozialen Forschungsinstituts für die Missions- gebiete gegen eine Minderheit angenommen. Lebhaft um kämpft war die Nassenfrage insbesondere in Amerika und Südafrika. Grundsätzlich wurde die Gleichberechtigung aller Rassen anerkannt. Die Konferenz forderte erneut die Beteiligung der Mission am Schulwesen und verwarf jedes Staatsschulmonopol nach dem Grundsatz: Keine Er ziehung ohne Religion, keine Mission ohne Erziehung. Mit großer Entschiedenheit erhob die Konferenz den Ruf zur Einigkeit des gesamten Missionswerkes gegenüber der Zersplitterung, die heute auf den Missionsfeldern herrscht. In der Schlußsitzung wurde die Umbildung des inter nationalen Missionsrates, der bisher allein als Ver tretung der Missionsgesellschaften Europas und Amerikas bestand, zu einem gemeinsamen Vertretungsorgan der Misstonsleitungen und der jungen Eingeborenenkirchen beschlossen. In einer Schlußrede stellte der englische Lordbischof von Salisbury feL daß die Heranwachsende junge