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MÄlMNgeblaN Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 20Apfg., die 4 gespaltene Heile der amtlichen Bekanntmachungen ^OReichs- pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweijungsgebühr 20 Reichspsennige. B»r- aelchriebeneTrscheinungs- m tage und PlatzvUrschrift« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b berücksichtigt. Anzetg«. annabme bis norm-IOUKr. » - —- — -— - > — — " Für die Richtigkeit d« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radattansprvch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oberVerAuftraggcberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das ,Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr, Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, der 5uftcllung durch die Boten 2.3o RM., bei Postbestellung L RM. zuzüglich Abtrog- . .. gebühr. Einzelnummern lLRpfg.AIlePoüanstalten WOMeNblatt für Wllsdrun u. Umaeaeud Postboten und unjereAus» tragerund Geschäftsstellen — nehmen zu jeder Heil De- Kellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beilieg!. Rr. 90. — 87 Jahrgang Telcgr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff» Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 17 April 1928 Von Kontinent zu Kontinent. Diesmal war es kein Jkarusflug, der mit tödlichem Ab stürz in die schäumende Tiefe endete wie so viele ander« in den letzten Monaten des vergangenen, aber auch des jetzigen Jahres. Diesmal gelang es, sich hinübertragen zr lassen vom alten zum neuen Kontinent, und aufatmeni wie vor mehr als fünfhundert Jahren Kolumbus da^ Land begrüßte, mögen auch die beiden Deutschen und dei Ire aufgejubelt haben, als sich fern im Westen der erst« Streifen Landes aus der gefahrdrohenden Wasserwüsü hob. Und mochte er auch mit Schnee nnd Eis gepanzer: fein — es war doch der amerikanische Kontinent: das Zie! war erreicht. „Im Anfang war die Tat" — so spricht Goethes „Faust". Und darum wird immer eine große, tapfer« Tat allesversöhnende, weil einhellige Bewunderung er zwingen, besonders in einer Zeit, die übersättigt ist durck Werte. Und mag man die Tat als verwegen, als über kühn schelten — es ist eben doch eine Tat, über die erfreu« zu sein besonders wir Deutsche ja allen Grund haben. Gewiß ist's nur ein erster Versuch, aber er mußte ge macht werden, um dem künftigen Fortschritt die Wege ebnen, und daß er trotz widrigster Umstände gelang, zeug« von dem Können der Männer, von der Trefflichkeit ihre: Maschine. Einst waren wir stolz darauf, daß der deut sch e Z e p p e l i n führend, unnachahmlich war in de, Luftfahrt, und ein Zeppelin war es, der unter Eckeners Führung den Weg vom europäischen Kontinent hin über nach Newyork fand, freilich, nm drüben bleiben zr müssen als Tribut für Amerika. Jetzt schwang sich ei« freier deutsicher Vogel quer über den Atlantik. Noch ist dies alles zerbrechliches Menschenwerk unt wenn die Natur mit gewaltiger Faust zupackt, dann sink« es oft genug zertrümmert zu Boden. Oder mutz flüchten vor diesem Ansturm. Mit lahmen Flügeln schlich das Luft schiff des italienischen Generals No bile in die deutsche Flughalle von Stolp hinein, gezauß und beschädigt durch übermächtige Naturgewalten. Ei wird eine Zeitlang dort Station machen müssen, ehe ei den geplanten Flug zum Nordpol fortsctzen kann. Und er hat Unterkunft gefunden in einer Halle,' die dereinst zur Aufnahme der Zeppeline während des Krieges diente. Fast ein uns Deutsche allerdings recht melancholisch stimmender Witz der Weltgeschichte — und doch: immer wieder flammt im ganzen deutschen Volk nach Stunden ärgster Besorgnis die Freude darüber hoch, daß trotz der sechs Jahre lang währenden Kontrolle über die deutsche Luftfahrt, trotz der zahllosen Hemmnisse, die man ihrer Entwicklung entgegenstellte, es gelungen ist, eine Tat zu vollbringen, die kühner, gefährlicher, aber darum auch größer ist als die Flüge Chamberlins und Lindberghs. Fast als veraltet mutet das Vorhaben des Generals Nobile an, weil mit dem Ost-West-Flng praktische, die Menschheit fördernde Zwecke verfolgt wurden. Gewiß hat es immer schon zahlreiche Menschen dazu getrieben, zu dem geheim nisvollen Etwas, nämlich den Polen der Erdkugel emporzudringen und so mancher gab in diesem For- fcherdrang sein Leben dahin. Aber durch den Flug -er Deutschen wurden die ersten Pfeiler zu einer Brücke gebaut von Kontinent zu Kon tinent und darum von Volk zu Volk. Am Breme-- Seefahrtsamt steht die alte lateinische Inschrift (ins Deutsche übersetzt): „Schiffahrt treiben ist not wendig, zu leben nicht"; in diesem Geiste schwang sich auch das Flugzeug „Bremen" empor zu den Wolken. Das AordpoWiff „Mia" in DsuWand. Landung bei Stolp in Pommern. Das italienische Luftschiff „Italia", das unter der Führung des Generals Nobile zum Nordpol fliegen soll, hatte auf seinem Fluge durch Österreich, die Tschecho slowakei und das östliche Deutschland mit vielen atmosphä rischen und Orientierungsschwierigkeiten zu kämpfen. Es war in ein Gewitter geraten, von dem es offenbar schwer bedroht war. — Aber trotz alledem gelang schließlich die vorgesehene Landung beiSeddin auf dem Gelände des Lustschiffhafens inStolv i. P. Bei der Landung stand General Nobile, als die Gon del den Boden berührte, sehr ermüdet aussehend, aber lächelnd an der Tür, neben sich seinen frierenden kleinen Terrier Pipine. Er äußerte sich außerordentlich befrie digt über die Art, in der sich das Luftschiff trotz des furchtbaren Wetters, das besonders in der Gegend der Weißen Karpathen sehr stürmisch gewesen sei, in jeder Be ziehung bewährt habe. Er sei außerordentlich stolz auf das Schiff und habe das fZ" Zu-rauen, daß die Nordpol fahrt ein Erfolg sein werde Wirkliche Gefahr habe für das Luftschiff nur während der Zeit, in der cs die Ge witterzone in Schlesien passieren mußte, bestanden. Nachdem die „Italia" in die Halle gezogen worden war, versammelten sich die Behörden, die Schutzpolizei und eine Reihe in- und ausländischer Pressevertreter, um die Besatzung zu begrüßen. Als Vertreter des Neichsverkehrs- ministeriums begrüßte Ministerialdirigent Branden- b » ra General Nobile mit einer Ansprache, in der er u. a. M der „Pmen" wird ich MM MW. Sie KWeM-ition aus Greenly Maud eingettoffen. Erster Flugbertcht der „Bremen" fliege r. Hilfsmaßnahmen aller Art waren eingeleitet worden, um die auf Greenly Island festsitzenden und zu unfrei williger Muße verurteilten deutschen Flieger und ihren irischen Begleiter zu befreien. Ein Eisbrecher war aus- gefahrcn. Flugzeuge waren ausgeschwärmt, aber über ihr Schicksal war man zunächst genau so im ungewissen, wie man es einen ganzen bangen Tag lang über das Schicksal der „Bremen" selbst gewesen war. Allmählich aber ließ sich aus der Fülle der zum Teil einander widersprechenden Nachrichten als feststehende Tatsache herausschälen, daß ein kanadisches Flugzeug mit den Fliegern Dr. Louis Cuisine (oder (Cuisinier?) und Schiller an Bord auf der einsamen Fischerinsel eingetroffen ist, um der „Bremen"-Besatzung zu helfen. Durch Blizzard und Nebel sind die Kanadier geflogen und ihre tüchtige Leistung wird allgemein gerühmt. Die Newyorker Blätter heben als besonders merkwürdig hervor, daß die jetzt auf der Greenly-Jnsel versammelten Flieger während des Welt krieges für verschiedene Länder gekämpft haben. Wie nun die „Bremen"-Flieger nach Newyork kommen werden, ist noch nicht ganz klar. Nach der einen Version sollen sie aus zwei Hilfsflugzeugen zunächst an ch Quebeck in Kanada fliegen wollen, andererseits aber wird angedeutet, daß sie aufdem eigenen Flugzeug, natürlich nach dessen Reparatur, zu starten beabsichtigen, um in einem Etappen flug nach Newyork zu gelangen. Inzwischen sind aus Blancsablon, der nächsten Telegraphenstation in der Nachbarschaft von Greenly Island, die ersten Einzelheiten über den Flug der „Bremen" eingctroffen. Danach war dnrch Nebel und Temperaturwcchsel das Vorwärtskommcn der Flieger so sehr aufgehaltcn worden, daß der Brennstoff nahezu er schöpft war und sie schon fast alle Hoffnung aufgegeben hatten. Nm 5 Nhr 30 Minuten am Freitag nachmittag faßten die Flieger den Beschluß, auf einem kleinen See, den sie erblickt hatten, zu landen. Ta aber die „Bremen nicht für eine Landung auf dem Eis ausgerüstet war, brach trotz aller beim Niedergehen geübten Vorsicht das Flugzeug beim Aussetzen durch die Eisfläche des Sees, wobei das Hinterteil beschädigt wurde. Während der ersten 30 Stunden nach dem Start war der Flug günstig ver laufen; schließlich hatten sich die Flieger aber wegen Nebels nnd völliger Dunkelheit entschließen müssen, in ganz geringer Höhe zu fliegen. Der Kompaß soll versagt haben. Die Besatzung der „Bremen" rühmt die freundliche Aufnahme und die große Hilfsbereitschaft, die sie bei den wenigen Bewohnern der Insel gefunden hat. Das Newyorker Empfangsprogramm für die Flieger sieht ein Festmahl für 2000 Teilnehmer vor, außerdem sind Vorbereitungen für die Rundfunkverbreitung sämtlicher Empfangsfeierlichkeiten getroffen. Die Newvorker Tele- phongesellsckmft wird es den Fliegern ermöglichen, sofort nach ihrer Ankunft mit ihren Angehörigen zu sprechen Daß die Zahl der Glückwunschtelegramme, die aus allen Weltrichtungen kommen, ins Riesenaroße angewachsen ist kann man sich vorstellen. Besonders hervorzuheben ist ein von den Fliegern selbst an den Reichspräsidenten gerichtetes Telegramm, das also lautet: „Nach glücklich mit Gottes Hilfe beendetem ersten Ostwestflug hat deutsches Flugzeug „Bremen" Zwischenlandung in Greensly Island auf amerikanischem Kontinent vorgenommen. Zugleich im Namen unseres irischen Kameraden Fitzmaurice . entbieten wir E.uerer Exzellenz eyrervteugste Grupe." ran Len kanadischen Ministerpräsidenten Mackenzie King sandten die Fliege, ein Telegramm, in dem sie für die ihnen gewährte Hilft danken und die große Zuvorkommenheit, Gastfreundschaft und Unterstützung rühmend anerkennen, die ihnen nach der Landung gewährt wurde. Da« Werk soll vollendet werde«. Berlin, 16. April. Nach den Meldungen aus Neuyort, Montreal und Quelle über die Möglichkeit eines Weiterfluges der „Bremen" kann jetzt wohl als bestimmt angenommen werden, daß Hauptmann Köhl unter allen Umständen versuchen will, mit seinem eigenen Flugzeug, wenn auch mit Zwischenlandungen, nach Neuyork weiterzufliegen. Köhl Hot nach der Ankunft des kanadischen Fliegers Duke Schiller das Angebot Schillers, mit ihm zurückzukehren, ahgclehnt. Köhl und v. Hünefeld haben bereits begonnen, mit de» Ersatzteilen, die die kanadischen Flieger mitgebracht haben, die Beschädigungen an der „Bremen" auszubessern. Sobald die wei teren Ersatzteile von „F. 13" (mit der Hertha Junkers startete) auf Greenly sind und dann alle Beschädigungen ausgebefsert sein werden, w.rd die „Bremen" starten. Schiller auf der Rückfahrt Montreal, 16. April. Duke Schiller hat mit seiner Ma schine Greenly Island bereits wieder verlaßen. An Bord befindet sich auch Fitzmaurice. S-e wollen Fatherpoint oder Quebec er reichen, um sich von dort nach Neuyort zu begeben. Quebec, 16. ApM. Fitzmaurice, der mit Duke Schiller um 10 Uhr gestartet war, landete heute nachmittag 3,30 Uhr i» Natashkwam an der Nordküste des St.-Lorenz-Gvlses. (200 Kilometer von Greenly Island entfernt, nördlich der Insel Anticosti). Es wird angenommen, dost Fitzmaurice seine Kame raden nur vorübergehend verlaßen hat. Der Eisbrecher am Ziel Neuyort, 16. AprÄ. Nach einer bisher unbestätigten Mel dung aus Murray Bay ist -erEisbrecher „Montcalm" .n Greenly Island emgetroffen. Frl. Junk rs nach Montreal aufgestiegen Neuyork, 16. April. Das aus Curtiusfield bereitstehenbe Iunkersflugzeug ist heute nachmittag 2.15 Uhr (amerikanischer Zeit) nach Montreal ausgestiegen, von wo es Greenly Island zu erro chen versuchen wird. An Bord befinden sich Fräulein Hertha Junkers, ihr Bnrder Ehrhardt Junkers, der deulscheFlugzeugsührer Melchior und ein Mechaniker. Das Flugzeug hat auch Ersatz teile mit. Die von -er „Bremen" benötigten Ersatzteile sollen in Mon treal oder Quebec von „F. 13" abmont ert und mit einem mit Schneekufen versehenden Flugzeug nach Greenly Island ge bracht werden. Köhls »erlcht. Neuyork, 16. April. Nach einem Funkspruch aus St. Joh» erklärte Hauptmann Köhl, daß sie mit Mühe und Not der Todesgefahr entronnen seien, als sie lange vor der Landung de» Versuch gemacht hätten, durch Schneesturm und Nebel zu flie gen und dabei bis dicht ans die Wasserfläche heruntergehen muß ten. Nur der Parafinüberzug hätte das Flugzeug vor der Ver- e.sung geschützt. Der Motor hätte während des ganzen Fluges einwandfrei gearbeitet. Er selbst sei zunächst für die Fortsetzung des Fluges nach Neuyork gewesen, habe jedoch davon Abstand neh men müßen, als sich hcrausstellle, daß der Brennstoff nahezu er schöpft war. Bei der Landung habe er Greenly Island mit Neu fundland verwechselt. ausführte, daß die Überwindung der Schwierigkeiten auf der Fahrt von Mailand nach Stolp ein gutes Omen sein möge für die weitere Fahrt nach dem Nordpol. Dann begrüßten der Regierungspräsident C r o n a u - Köslin und der Oberbürgermeister von Stolp den Ge neral Nobile im Namen der Provinz und der Stadt. Zu Ehren des Generals und seiner Begleiter fand im Rat haus zu Stolp, auf dem neben der Reichsflagge die italie nische Flagge gehißt war, ein Empfang statt. Nobiles zweiter Nordpolflug. Schon einmal, damals mit Amundsen, hat Um ber 1 o N o b i l e den Nordpol überflogen. Der Italiener und der norwegische Forscher sind dann, wie man sich er innern dürfte, scharf aneinandergeraten und ganz ausein andergekommen, so daß Nobile diesmal seine vorzüglich ausgerüstete Expedition, die hauptsächlich wissenschaftlichen Zwecken dienen soll, allein führt. Das Luftschiff „Italia" ist nach seinen Plänen gebaut worden; die Mittel wurden vom Italienischen Staat, dei Stadt Mailand und einigen Privatleuten zur Verfügung gestellt. Das Schiff hat einen Rauminhalt von 19 00Ü Kubikmeter (der neue Zeppelin faßt 105 000 Kubikmeter), ist etwa 104 Meter lang, etwa 18 Nieter breit und 26 Meter hoch. An der Spitze hangt die Führergondel, während die MotorenaonLeln rechts und links vom Rumvf sowie