Volltext Seite (XML)
MlsdmfferTageblait für Bürgertum, Beamte, Angestellte u, Arbeiter Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, x T^eblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis : Bei Abholung in s^o^^^^bsteUe und den Ausgabestellen 2RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM.» bei Postbeftellung * gebühr. Einzelnummern tLNpfg.AllePostanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend Postboten und unsereAus. tragerund Geschäftsstellen - ———— - — nehmen zu jeder Zeit De- '^"^ttSen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betricbsstörungernbesteht kein Anspruch auf Lieferung Verleitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 üb«n-hm-n,c.„. G°-°n,il. I-d«-Aad°.^nIpr, wennALr°Au7ch - mutz °dttdttAustr°gg-b-r>» Konkur-,»°I. Anz.igk«nehm-,,- n,L„wi!«urg7^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten des Nrn^- gerlchts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und tes Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt' Ar, 128 — Jahrgang Lelegr.-Adr. .Amtsblatt' W ilSdrNff« Dresden Postscheck - Dresden 2640 Mvatag, den 4 Juni 19^8 evamberlain belucht »riana. genommen. Außenminister Briand hat über die außen politische Lage Bericht erstattet. Das „Moralische" der Heimatpreffe. Hoch ragt am Ufer des Rheins gegenüber dem Kölner Dom der Turm der Presseausstellung und wenn die Dunkelheit herabsinkt, schleudert oben der Scheinwerfer seine Strahlenbündel weithin ins Land. Kölner Humor hat diesem Turm, dem Wahrzeichen der Ausstellung, die Bezeichnung „Lüginsland" gegeben, aber es ist kein ge hässiger, kein bitterer Humor, der dieses Wort erdachte. Weiß doch jeder Zeitungsleser, wie hart Wollen und Wirklichkeit gerade im Zeitungsbctrieb aufeinanderstoßen, naß dort das Leben, das in der Zeitung seine Wider spiegelung findet, wohl am heißesten, am schnellsten pulsiert. Ebenso wie der Verein Deutscher Verleger vor kur zem in Aachen zu einer Tagung zusammentrat, fanden sich jetzt in Köln, im Schatten des Pressaturms, auch die Delegierten des Reichsverbandes der deutschen Presse zu sammen. Durch die Umwandlung Deutschlands in eine Republik, in der Herrschaft der demokratischen, also der vom Willen der Massen abhängigen Staatsform, hat die. Bresse einen gewaltigen Zuwachs an Macht, aber auch an — Verantwortung erfahren. Kölns Oberbürgermeister Dr. Adenauer, den der Zpott seiner Bürger schon — wegen seiner Verdienste nm t as Zustandekommen der Presseausstellung — als „Presto- lini" bezeichnet, hat von der Presse als der „mora lischen Anstalt" gesprochen, ebenso wie einst Schiller sie Bühne mit den Aufgaben idealistischer Erziehung be auftragte. Ein Wunsch ist beides und — bleibt beides. Ruch in der deutschen Presse wird es an einer rücksichts losen Vertretung bestimmter Interessen sehr materieller Natur gewiß niemals fehlen, aber das wird in dieser deutschen Presse mit offenem Visier durchgekämpft. Viel -n stark und ausgeprägt ist ihr Gesicht, als daß auf die Dauer Versteckspiel oder Heuchelei möglich wäre. Und wir haben es auch jetzt in einer Zeit, da manche früher selbstverständlichen moralischen Hemmungen achtlos bei- seitegestellt wurden, erfreulicherweise noch nicht zu erleben brauchen, daß Zeitungen z. B. zum Zweck bestimmter Börsenmanöver glattweg bestochen wurden, wie das zaristische Rußland dies bei der französischen Presse vor sem Kriege mit größtem Erfolge tun konnte. Denn auch darin, daß wir in Deutschland nicht die -ur absoluten Überherrschaft führende Zentralisierung des Pressewesens haben, wie diese gerade in Frankreich besteht, kann man nur einen g e i st i g - k u l t u r e l l e n V o r t e il erblicken. Bei uns in Deutschland stellt die Heimalpresse in ihrer Gesamtheit eine Macht dar, die dem Einfluß der ..großen" Kollegen durchaus nicht nachsteht. Ihn ehP noch überragt, weil der Leser in der Provinz fast immer in einem näheren, man möchte sagen „intimeren" Verhältnis zu ihr steht als der mit Lesestoff hilflos überschwemmte Groß städter. Für so manchen, den das Leben vom Lande in die Großstadt hineinschwemmt, blieb das in der früheren Heimat erscheinende Blatt die einzige, aber feste Verbindung mit der Vergangenheit. Lietz im Geist des Entwurzelten das Gesicht des Bodens wieder erscheinen, auf dem er erwachsen ist. Und gerade hierin liegt die Aufgabe, die Berechtigung, das — „Moralische" der Heimatpresse. Hinter seiner Zeitung verschwindet der Redakteur und doch trägt er schweigend die Verantwortung, ihm eben sowenig wie dem Mimen flicht die Nachwelt Ruhmes- kränze. Für den Tag arbeitet er, aber auch er denkt er freulich ost an die Warnung Bismarcks, daß die Völker die Fensterscheiben zu bezahlen haben, die ihre Presse ein schlägt. Das zwingt wie mit einem festenBand alle zusammen, mögen sie, die Schöpfer oder Begleiter der öffentlichen Meinung, wirtschaftlich, weltanschaulich, poli tisch auch noch so sehr auseinanderstreben. Darum war es selbstverständlich, daß angesichts dieses Verantwortungs gefühls dem deutschen Volke gegenüber der Vorsitzende des Reichsverbandes der deutschen Presse dem gerade in Köln sich von selbst aufdrängenden Gedanken Ausdruck gab: das ganze deutsche Volk und seine Presse sind sich darin einig, daß Deutschland auf eine schnelleRheinland- räumung durch die Entente nicht nur ein moralisches, sondern ein sachliches Recht hat. Und daß wertlos wird, was nur gezwungen an Zugeständnissen erfolgt. Mit dem Sommer kommt alljährlich die Zeit der Kongresse; vielleicht — allzuvieler, manchmal recht über flüssiger. Aber nicht wertlos ist es, einmal nicht bloß immer mit eigenen Augen sehen zu wollen, sondern im Zusammensein mit anderen Gleichwollenden den Gesichts kreis sich weiten zu lassen. Für die Männer der Presse, die von überflüssigen Schmeichlern als „Generale der öffentlichen Meinung" tituliert werden, ist solche Dehnung des Gesichtskreises besonders dringende Notwendigkeit, weil ja ihre Arbeit das Gesamtleben unseres Volkes umfaßt. Oer Weltrekord im Oauerflug. Die italienischen Flieger Kapitän Farcarin und Major del Prete, die mit dem Eindecker „S. 64" (Savoia- Marchetti) aufgestiegen waren, um einen neuen Weltrekord im Dauerflug aufzustellen, sind nach 58stündigem Flug gelandet, nachdem sie bereits den bisherigen Weltrekord, Besprechung über Abrüstung und Kriegsächtung. Der englische Außenminister Chamberlain, der auf der Durchfahrt nach Genf begriffen, in Paris eintraf, wurde von dem englischen Botschafter Lord Crewe und dem Kabinettschef Briands am Zuge empfangen und hat sich direkt ins Quai d'Orsay begeben, wo er eine Unterredung mit Außenminister Briand hatte. Noch am selben Abend fuhr er nach Genf weiter. Anschließend an die Unterredung erklärte Briand den Pressevertretern, er habe mit Chamberlain sämtliche poli tischen Probleme besprochen, die gegenwärtig die Regie rungen beschäftigen oder auf der Tagesordnung der Völkerbundratssitzung stehen. Es habe sich dabei eine völlige Übereinstimmung des französischen und des englischen Standpunktes herausgestellt. Vor allem sei die Abrüstungsfrage in weitestem Sinne und im Rahmen dieses Problems auch der Antikriegs paktvorschlag des Amerikaners Kellogg besprochen worden. * Die kürzlich von Kellogg gehaltene Rede berechtige zu der Annahme, daß die Vereinigten Staaten die Vor behalte hinsichtlich der Verpflichtungen aus dem Völker bundpakt und hinsichtlich der Handlungsfreiheit der ver tragschließenden Mächte im Falle der Verletzung der Pakte durch einen beteiligten Staat annehmen werden. Es bleibe noch zu entscheiden, ob diese Vorbehalte im Pakt selbst oder in einem Anhang niedergelegt werden sollen. In der St. Gotthard-Affäre (Waffenschmuggel) ließe sich nach so langer Zeit nicht mehr viel tun, jedoch wolle man in Genf versuchen, eine Erweiterung der Befugnisse des Völkerbundpräsidenten für die Zeit zwischen den Sessionen zu ereichen, um in Zukunft derartige Vor kommnisse zu verhindern. Auch bei der Erörterung der chinesischen Probleme und der italienisch-südslawischen Differenzen habe er sich mit Chamberlain in restloser Übereinstimmung befunden. Dieser habe ihm ferner über feine in London geführten Besprechungen mit dem litauischen Minister präsidenten Woldemaras unterrichtet. Loucheur — Arbeitsminister. Unter Vorsitz des Präsidenten der Republik, Dou mergue, hat ein Ministerrat stattgefunden. Ministerpräsi dent Poincarö legte dem Präsidenten der Republik das Dekret zur Unterzeichnung vor, durch das der Abgeordnete Loucheur als Nachfolger Falliöres zum Arbeitsminister ernannt wird. Loucheur hat bereits am Ministerrat teil- oen die Amerikaner Estinson und Haldman mit 53 Stun den 36 Minuten im März 1928 ausstellten, überholt hatten. Bekanntlich lag der Weltrekord vor dem Sieg der Amerikaner in deutschen Händen; er war im August 1927 von den Junkersfliegern Edzard und Ristics mit ,2 Stunden 53 Minuten aufgestellt worden. Der Empfang der Ozeanflieger in Deutschland. Rückkehr am 18. Juni. Der ans den Spitzenorganisationen der Deutschen Luftfahrt sowie von Vertretern des Norddeutschen Lloyds, oer Hapag, der Junkerswerke und der Deutschen Luft hansa gebildete Empfangsausschuß für die Begrüßung oer Ozeanflieger Köhl und von Hünefeld in Berlin hat folgendes Programm ausgearbeitet: Die Flieger, die am 18. Juni in Bremerhaven landen, werden zunächst einige Tage in Bremen bleiben, wo ihnen der erste Empfang auf deutschem Boden bereitet wird. Am 20. oder 21. Juni werden sie dann auf dem Luftwege von Bremen in Berlin eintreffen, wobei ihnen ein Geschwader von Flugzeugen das Chrengeleit geben wird. Im Flughafen Tempelhof wird ihre feier liche Begrüßung durch die Spitzen der Reichs- und Staatsbehörden sowie durch die Stadt Berlin erfolgen. Dann treten die Flieger im offenen Auto die Fahrt zum Palais des Reichskanzlers an. Zu beiden Seiten des Weges werden Studenten korporationen, Schulen und Luftfahrtvereinigungen Spalier bilden. Der Reichskanzler gibt den Fliegern unmittelbar nach ihrem Eintreffen einen Tee. Abends veranstaltet das Reichsverkehrsministerium ein Festesten und im Anschluß daran ist ein Fackelzug der Luftfahrt oereinigungen und anderer Verbände zu Ehren der Ozeanbezwinger geplant. Am Mittag des folgenden Tages werden Köhl und von Hünefeld vom Reichspräsidenten empfangen. Vom Reichspräsidentenpalais aus begeben sie sich zum Rathaus, wo ihnen die Stadt Berlin einen Empfang VreffellmdgebMg für das Neinlmid. Von der Tagung des Reichsverbandes der Deutschen Presse in Köln. Zu der Tagung der Reichsorganisation der deutschen Redakteure, des Reichsverbandes der Deutschen Presse, war n. a. auch eine Anzahl Reichs- und preußischer Minister erschienen. Chefredakteur Bäcker begrüßte als Vorsitzender die Gäste. Darauf wies Kultusminister Dr. Becker auf die gemeinsamen Aufgaben von Staat und Presse hin, auf die Förderung der Kulturpolitik, die beiden angelegen sein mutz. Chefredakteur Dr. Dovifat feierte dis rheinische Presse, die Köpfe wie Joseph Görres, Karl Marx, Dumont und Bachem aufzuweisen hat. Und doch überrage die Leistung der rheinisch-westfälischen Presse in der Zeit der letzten Besetzung alles frühere. Hier habe sich der beste Kollektivgeist gezeigt, der Partei und Persön lichkeit hinter das Vaterland gestellt habe. französische Seitenhiebe gegen Deutschland Eröffnungssitzung der Kammer in Paris. Die neugewählte Französische Kammer ist zu ihrer ersten geschäftsordnungsmäßigen Sitzung zusammen getreten. Unter dem gewohnten militärischen Gepränge betrat der Alterspräsident Sibilleden Saal. In seiner Eröffnungsansprache erklärte er, daß die durch den Krieg aufgeworfenen Probleme der endgültigen Lösung zu geführt werden müßten. Im weiteren Verlauf feiner Ausführungen glaubte der Alterspräsident, Deutschland ein paar Seitenhicbe versetzen zu müssen. Er wies aus die von Frankreich aufgenommenen ausländischen Anleihen hin und sprach dabei von dem „langen und blutigen Kampf, den ihm Deutschland am 2. August 1914 aufgezwungen habe". Bei Erwähnung der Rückzahlung der Kriegsschulden erklärte er, man habe zu Anleihen und zu Steuern greifen müssen, da Deutschland nicht die Zahlungen geleistet habe, die man nach dem Versailler Vertrag von ihm erhoffte (!). Sibille ließ seine Rede mit dem Wunsche ausklingen, daß Ministerkrisen vermieden werden sollten, da das von Poincarö eingeleitete finanzielle Werk noch nicht voll endet sei. Die Kammer schritt darauf zur Wahl des Bureaus. vereitel. Ain Nachmittag dieses Tages wird ihnen vom Verein Berliner Presse ein Gartenfest geboten, abends wiederum ein Festessen der Luftfahrtverbände, zu dem Einladungen an die Spitzen der Behörden ergehen werden. Man denkt auch daran, an einem der weiteren Tage sine große öffentliche Kundgebung für die Flieger im Stadion zu veranstalten. Oie Hilfe für die Nobile-Expedition. Die römischen Blätter melden, daß das Wasserflug zeug „S. 55", das Mussolini für die Aufsuchung der Polarflieger zur Verfügung gestellt hat, am Montag bereit sein und wahrscheinlich sofort nach Kingsbay starten wird. Der Flug wird in drei Etappen zurückgelegt werden. Die Maschine wird vom Kommandanten Maddalena gesteuert werden. Der zweite Pilot ist Leutnant Cagna. An Bord befinden sich noch zwei Monteure. Mussolini hat die ein zelnen Details der Hilfsexpedition gebilligt und den Wunsch eines glücklichen Erfolges ausgesprochen. Kür deutsche Schulen in Afrika. Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft. Unter großer Beteiligung aus dem ganzen Reiche fand in Stuttgart die Hauptversammlung der Deutschen Kolo nialgesellschaft statt. Der Vorsitzende, Gouverneur Seitz, begrüßte die stattliche Versammlung, besonders als Gäste die Vertreter der Reichsregierung, des Auswärtigen Amtes und des Neichswanderungsamtes. Er behandelte u. a. als bedeutendstes Ereignis in den letzten Jahren auf dem Gebiete der Kolonialfrage die E r n e n n u n g e i n e s deutschenVertreters für die Mandatskommission. Diese Ernennung werde aber von weiten Kreisen falsch aufgefaßt. Denn dieser deutsche Vertreter sei nicht als Vertreter der deutschen Regierung, sondern als Ver trauensmann des Völkerbundes vom Generalsekretär de^- Völkerbundes ernannt worden mit dem Auftrag, 1»? me richtige Durchführung der Mandatsverwaltung em,- treten. Diese leide aber an dem Grundfehler, daß im Widerspruch zu dem Versailler Vertrag siebe. Deutschland müsie sick der Umwandlung der Man-