Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ für LürgertuM/ Beamte/ Angeftellte u. Arbeiter. !LA-Ig ÄL-P»sta»stalttn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umstehend P°stdolcuM?un,^2lü^ werd!» noch Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 !lS,-ru»ü«etchLiwp-l!-n - —-'— --.7.".—U. Nehmen zu i-L-r Zeit B-. V, t ' t >/ annakmc dis °urm.K>Ul-r. . 1 Zü- --- dellonsei, ,»!,«^n. AmFaU- dSH«n De-xM, «lieg oder sonst,,»«clr.rdsftSrung», bkftkh! dein «nsonich «ns Liksrrun, X? ' , ' durch FernesItdcrmiltkücnrlnzrrgtn üderncbmcn wir kkinr Dor-Mik. Rodot anspro ch kr.-ichl, wen» ^rr sirilnno »drr Kürzung »rs Lkzuosprns^. — Rücksendung eingesond,» SchriflftüLe crsolgt nur, wrnn Porio bkilirgi. Klage eingezogen werde» muh oderderAusiraggcber in Konkurs gern«. Anzeigen nehmen alle ivcrmttilungsfteürn enlgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Freitag, de« 1. Juni 1S28 Rr. 126. — 87.Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdrnff - Dresden Postscheck: Dresden 2640 polnische Knebel. Welch' ein Unterschied zwischen den Ergebnissen der deutschen und der polnischen Parlamentswahlen hinsicht- 8ch des Auftretens der nationalen Minderheiten in beiden Ländern! In Deutschland ging die Zahl der Stimmen, die für diese Liste abgegeben wurden, im großen Ausmaß zurück, insgesamt etwa — gegenüber der letzten Wahl von IS24 — um 25 Prozent und mit dem Resultat, daß weder im Reichstag noch im Preußischen Landtag ein Vertreter dieser Minderheiten einen Sitz erhalten konnte. Ganz besonders scharf war dieser Rückgang bei den Wenden und Dänen. Die jetzigen 71060 Stimmen, die z. B. für den Reichstag auf dieser Liste abgegeben wurden, sind restlos „hinuntergefallen". Drüben aber, jenseits der deutschen Ostgrenzen, schwoll die Zahl der auf die deutsche Liste abgegebenen Stimmen ganz gewaltig an, trotz eines amtlichen Terrors, über den im soeben zusammengetretenen Sejm der deutsche Ab geordnete Naumann eine Fülle von Beweisen vorbrachte. Was bedeutet dies anderes, als daß der dem Deutschtum in Polen aufgezwungene Abwehr- und Erhaltungskampf auch die gleichgültigen Elemente ausrüttelte? Daß, dar über hinaus, diesichfesterschließendeFrontdes Deutschtums in Polen die natürliche Reaktion auf die Regierungspolitik der Deutschenverfolgung ist? In Dänemark war die Entwicklung ähnlich; auch hier war ein Anwachsen der deutschen Stimmen zu verzeichnen, hier wie dort eben ein Beweis dafür, daß die dortigen Deutschen im Kampf um ihr Volkstum zusammenstehen müssen. Aber in Deutschland — dort beweist der Rückgang der polnischen, dänischen, masurischen, wendischen Stimmen ganz zweifellos, daß all diesen Minderheiten in Deutsch land eine solche Abwehraltion, ein Erhaltungskampf nicht aufgezwungen wird, daß vielmehr bei uns der Gedanke ser nationalen Toleranz gegenüber den Minderheiten — der übrigens auch in der Reichsverfassung festgelegt ist — seine Wirkung ausübt. Unsere Minderheiten haben es nicht nötig, wegen Verletzung ihrer Rechte an den Völker bund zu appellieren, wie das jetzt wieder in Ostober- schlesien erfolgt. Immer natürlich wegen der Schulsrage. Mit Men Mitteln amtlicher Beeinflussung wird versucht, die Eltern an der Einschulung ihrer Kinder in die deutschen Minderheitenschulen zu verhindern. Terror oder Geldver- fprechungen — alles wird eingesetzt. Und am wenigsten denkt die neue polnische Regierung, die nach den letzten „Pilfndski"-Wahlen eingesetzt wurde, nun etwa daran, die systematische E n t d e u t s ch u n g s p o l i t i k trotz aller Entscheidungen des Völkerbundes auch nur im ge ringsten abzublasen. Auch hierüber brachte der deutsche Sejmabgeordnete Naumann eine endlose Liste von Einzel fällen vor. Genau wie in der Tschechoslowakei richtet sich auch in Polen die „Bodenreform" ausschließlich gegen deutsche Großgrundbesitzer und die Bestimmung, das jedem Grundbesitzer von über 750 Hektar der Nest seines Besitzes enteignet werden kann, wird nur auf Deutsche angewendet, während polnische Besitzungen von 10 00L bis 20 000 Hektar unangetastet bleiben. Das alles geschieht aus dem Verwaltungswege und man denkt daran zurück, daß dieses Mittel auch einst im früheren Rußland sehr beliebt war für den Zweck, „Miß- liebige" zu beseitigen. Einer derartigen Betätigung der Polnischen Verwaltungsbehörden hat ja die bekannte G^"özonenverordnung pje Tore besonders weit geöffnet und das ist schon jetzt weidlich ausgenutzt worden. werden die Klagen und Proteste des deut- k;,^^^^°^dneten Naumann nicht das geringste Oe Deutsche Zeitungen, namentlich in Ost- oberschlenen, d,e nüchtern den Terror schildern, werden mrmer »nieder beschlagnahmt. Die Pressefrei ¬ heit rst?benfo geknechtet wie beispielsweise der Wille der Kattowltzer Bevol.ernng, die sich eine in der Mehrheit deutsche Stadtverordnetenversammlung wählte, es aber erleben mutzte, vaß die polnischen Behörden diese aus- rinauderlagten, eme vorwiegend polnische, „kommissa rische Versammlung ernse^ten und von dieser jetzt einen neuen, natürlich Polnischen Stadtpräsidenten wählen ließen. Die deutschen Vertreter enthielten sich der Stimme, weil diese ganze Aktion gegen die Rechte der Selbstver waltung verstieß. , Recht und Gesetz gelten rn Polen eben immer nur gegenüber den Polen; aber der Deutsche bleibt so gut wie Vogelfrei. Nichts Besseres wünscht er sich, als daß er drüben dieselbe Behandlung erführe wie der Pole in Deutschland. Aber darauf wird er vergeblich warten. Die Skagerrakseier der Marine. „Vorbild treuester Pflichterfüllung." Auf dem Marinegarnisonfriedhof in Kiel fand vor dem mit Blumen und Kränzen reich geschmückten Ehren mal für die Gefallenen in der Skagerrakschlacht eine Gedenkfeier statt, zu der Abordnungen der Marine und Zahlreiche Angehörige der untergegangenen Besatzungen "schienen waren. Nach dem Vortrag des Chorals „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" durch die Kapelle der Aistenwehr hielten der katholische und der evangelische ^arinepfarrer Ansprachen, in denen sie des Heldentums Löbe beim Reichspräsidenten Die neue innenpolitische Lage. Vortrag des Reichstagspräsidenten bei Hindenburg. Reichspräsident von Hindenburg hat am Donnerstag acn Reichstagspräsidenten Löbe empfangen, der ihm einen Vortrag über die durch die Wahle,» geschaffene innen politische Lage hielt. Es handelt sich bei diesem Empfang um eine vorläufige Information des Neichspräsiderrten, bei der auch die in der Sozialdemokratie vorhandenen Strömungen besprochen wurden, eventuell in der Oppo sition zu bleiben. Der Reichstagspräsident hat den Reichspräsidenten auf die Möglichkeit einer Bildung der Weimarer Koalition unter Hinzunahme der Deutschen Bauernpartei und der Bayerischen Vvlkspartei aufmerksam gemacht, wodurch eine Regierungsmehrheit ermöglicht werde. AufdieGrotzeKoalitionhat Löbe nicht hinge wiesen. Reichstagspräsidcnt Löbe wird nach seiner Rückkehr rus Köln, wo die Sozialdemokratische Partei eine Be sprechung der obersten Parteiinstanzen abhält, nochmals oom Reichspräsidenten empfangen werden, um ihn von dem Ergebnis dieser Beratun n zu unterrichten. Die Ernennung eines neuen Kanzlers durch den Reichsprä sidenten wird erst nach dem 12. Juni möglich sein, da erst an diesem Tage das jetzige Reichskabinctt seinen Nück- iritt nehmen wird. Im Reichstag versammelte sich am Donnerstag der Reichsparteivorstand des Zentrums. Man sah u. a. Reichskanzler Dr. Marx, die Abgeordneten Dr. Steger- vald, Dr. Wirth und den Fraktionsvorsitzenden, von Äusrard. Die Aussprache war in erster Linie dem Er gebnis der Reichstagswahlen gewidmet. Außerdem be sprach man die Haltung der Partei bei der kommenden Regierungsbildung. Wie es heißt, will das Zentrum sich init zwei Ministersitzeu statt wie bisher mit drei in der neuen Neichsregierung zufriedengeben. Die deutsch nationale Reichstagsfrak- iion ist zum 11. Juni zu ihrer ersten Frakiionssitzung nach Berlin znsammenberufen worden. * Preuß. MgienmgserMmg am 9. Mi. Nach der ersten formellen Sitzung des Preußischen Landtages am Freitag, den 8. Juni, die nur von kurzer Dauer sein wird, wird sich der Landtag auf Sonnabend, aen 9. Juni vertagen, um die Wahl des Präsidiums durchzuführen und eine Erklärung des preußischen Staats- ministeriums entgegenzunehmen. In dieser Erklärung wird der preußische Ministerpräsident Braun darlegen, ?atz nach dem Ausfall der Wahlen keine Veranlassung besteht, die bisherige Politik in Preußen oder die Negie rungsbasis zunächst zu ändern. Am Montag, den 11. Juni wird der Landtag in die Aussprache über diese Regie rungserklärung eintreten, an deren Schluß über ein Ver trauensvotum für die Regierung abgestimmt werden wird, mit dessen Annahme in parlamentarischen Kreisen be stimmt gerechnet wird, da die bisherige Koalition über eine ausreichende Mehrheit verfügt. Die erste Sitzung des Landtags wird durch den neuen Alterspräsidenten Grafen Posadowsky eröffnet werden. ver Gezauenen geoachten. Auch der infolge eines Zu sammenstoßes mit dem Panzeischiff , uig Wilhelm" bei Folkestone untergegangenen Besatzung des Panzer schiffes „Großer Kurfürst" wurde aus Anlaß der 50. Wiederkehr des Unglückstagcs in einer schlichten Feier gedacht. Vizeadmiral Dr. ehrenhalber Näder nahm dann auf dem Exerzierplatz in der Wik die Parade ab. In einer kurzen Ansprache feierte er die tapferen Besatzungen als Vorbild treuester Pflichterfüllung. Ausziehen der Marincwachtrupp .. vor dem Reichspräsidenten- Palais in Berlin anläßlich des 12. Jahrestages der Skagerrakschlacht. Lin Kriedensaufruf des Mräsidenien Coolidge. Anläßlich des amerikanischen Gefallenengedenktages. Aus Anlaß des Nationalgedenktages (Memorial Day) für die im Kriege gefallenen Amerikaner hielt PräsidentCoolidgeinGettysburg eine Rede, in der er alle Länder der Welt aufsorderte, die Bestrebun zen zur Verhütung eines Krieges durch den Beitritt zum sielloggschen Kriegsächtungspakt zu unterstützen. Coolidge erklärte, daß die Vereinigten Staaten in folge ihrer über die ganze Welt ausgedehnten Interessen init Mißbilligung auf jede Kriegsgefahr blickten, da die unerikanischcn Kapitalanlagen und Handelsbeziehungen io weit verzweigt seien, das? es unmöglich sei, sich einen Konflikt irgendwo in der Welt vorzustellen, bei dem die Vereinigten Staaten nicht Leid zu tragen hätten. Was sie für sich selbst wie auch für die anderen Völker vor rüem wünschten, sei die Fortdauer des Friedens. Der Präsident verteidigte dann das militärische Vor zehen der Vereinigten Staaten in Nikaragua, in China and in Haiti und erklärte, die amerikanischen Truppen ieien dorthin gesandt worden, um den Frieden zu fördern. Er ermahnte irn weiteren Verlauf seiner Ausführungen vie Amerikaner im Auslande, die Gesetze und Vorschriften ver Länder, in denen sie sich aufhielten, zu achten. Die freundschaftlichen Beziehungen Amerikas zum Ausland fönntsn durch ein fahrlässiges Verhalten gegenüber den Gesetzen des betreffenden Landes gefährdet werden. Die Gesallenengedüchtntsrede wurde von Eoottvge zum erstenmal nicht auf dem Nationalfriedhof in Arling- wn am Grabe des Unbekannten Soldaten gehalten, sondern in Gettysbnrg, wo vom 1. bis 3. Juli 1863 die entscheidende Schlacht des amerikanischen Bürgerkrieges geschlagen wurde. Die Verlegung des Ortes der Feier soll, amerikanischen Äußerungen zufolge, dem Wunsch ent sprungen sein, die Erinnerung an den Weltkrieg zu löschen. Sie so. Tagung des MlerSun-rates. Eine umfangreiche Tagesordnung. Die am 4. Juni beginnende Tagung des Völkerbund rates ist die fünfzigste seit dein Bestehen des Völkerbundes. Die erste Tagung des Nates fand an» 16. Januar 1920 in Paris unter dem Vorsitz des französischen Delegierten Löon Bourgeois statt. Ursprünglich warm für die bevor stehende Jubiläumstagung des Rates umfangreiche Feier lichkeiten vorgesehen, die jedoch im Hinblick auf die Ab wesenheit Dr. Stresemanns und Briands auf ein geringes Maß herabgesetzt worden sind. Den Vorsitz führt diesmal der Vertreter von Kuba im Rat, der Berliner Gesandte Kubas, Betaencourt. Der englische Außen minister Chamberlain wird nach den bisher vorliegenden Mitteilungen an der Ratstagung teilnehmen. In den leitenden Völkerbundkreisen legt inan aus die Anwesenheit Chamberlains diesmal besonderes Gewicht, um den Nats tagungen nicht den Charakter einer einseitigen Zusammen kunft der Großmächte zu geben, ein Eindruck, der im Falle des Ausbleibens Chamberlains leicht entstehen könnte. Aus der Tagesordnung stehen 34 Punkte, von denen einige internationale Bedeutung haben. Es gehören dazu fünfPetitionenüberoberschlesischeSchul- fraaeu, weiter eilt Bericht des holländischen Außen ministers über den Stand der litauisch-polnischen Verhandlungen. Der japanisch-chinesische Konflikt wird vom Völkerbundrat nicht erörtert werden, da ein dahingehender Antrag bisher noch nicht vorliegt. Giraßeniumulle in Belgrad. Italien fordert Genugtuung. Eine große Menschenmenge veranstaltete auf den Hauptstraßen Belgrads eine stürmische Kundgebung gegen das faschistische Italien. Gendarmerie drängte aus oer Hauptverkehrsstraße die Demonstranten in das Cafe „Kaiser von Rußland". Die Einrichtung des Kaffee hauses ging in Trümmer, da die Demonstranten die Tische und Stühle gegen die Gendarmen schleuderten. Auf der Straße war inzwischen, eine Barrikade errichtet worden. Gendarmerieverstärkungen, die heran gezogen wurden, mußten sich fluchtartig zurnckzichen. Erst ain späten Abend gelang es der Feuerwehr, mit kalten Wasserstrahlen die Demonstranten zu vertreiben. Aber die Zahl der Opfer der Straßenkundgebungen liegen sichere Nachrichten nicht vor. Es verlautet, daß der italienische Gesandte in Bcl grad, Bodrero, im Auftrage seiner Negierung per langt habe, daß die den italienischen Staatsaugehörrgcn durch die Straßenkundgcbungcn entstandenen Schäden in vollem Umkanae vergütet werden.