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MsdrufferTageblatt sr«. 160. — 87. Jahrgang Mittwoch, den LI Juli 1828 Der Kampf um den 11. August io. der Abend heran. (7. Sitzung.) zu erledigen hätten. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Sitzungsbericht. 68. Berlin, 10. Juli. Verfaffuirgs- und Nationalfeiertag. Deutscher Reichstag. Berlin, 10. Juli. Ein großer Tag war es vielleicht nicht, der sich im Reichs tag abwickelte, aber interessante Momente konnte man ihm nicht abstreiten. Das fanden auckr das zahlreiche Tribünen publikum und die Insassen der Diplomatenloge, denn beide Teile hielten trotz des draußen lockenden Sonnenscheins ge treulich bis zum Endgesang des letzten Redners für heute aus. Nach einigen kommunistischen Quengeleien und einigen Tirailleurgefechten über die Dauer der Redezeit vertrat Innen minister Severing die Forderung zur Schaffung eines Nationalfeiertages am 11. August, d. h., er empfahl im Namen der Regierung die Vorschläge des Reichsrats zur Annahme. Der gewiß nicht wegen übergroßer Milde seiner Darlegungen verschriene Minister wandelte diesmal anhaltend auf den Bahnen der Mäßigung, nur als die ihn mit ganzer Seele verabscheuenden Kommunisten ihm gar zu sehr zusetzten, rief er ihnen explodierend zu, ohne die Weimarer Verfassung hätten sie gar keine Gelegenheit gefunden, sich hier im Hause zu produzieren. Allseitige Heiterkeit. Severings Gründe für den Nationalfeiertag waren die bekannten und der folgende Redner, Abg. Sollmann von der Sozialdemokratie, konnte ihnen kaum etwas hinzufügen. Scharf ging dagegen der erste Sprecher der Opposition, der Deutschnationale Schlange- Schöningen ins Zeug, der sich gegen Severings Behauptung wandte, die Weimarer Verfassung habe die deutschen Arbeiter, kleinen Beamten und Angestellten erst zu gleichberechtigten Staatsangehörigen gemacht. Die Arbeiter hätten diese Ver fassung nicht erst gebraucht, um das Reich zu lieben, dazu wäre Bismarcks Verfassung von 1871 mehr geeignet gewesen. Wie hätten sonst die Arbeiter vier Jahre mit den monarchisch ge sinnten Führern des Heeres in den Schützengräben ausge halten? Deutschlands Hoffnung und Deutschlands Zukunft liege bei einem neuen Kaisertum, erklärte Schlange-Schönin gen unter dem Beifall der Rechten, während von links ironische Zurufe auf die augenblicklichen Meinungsverschiedenheiten bei öen Deutschnationalen in dieser Beziehung hinwiesen. Nach dem temperamentvollen Abg. Schlange-Schöningen trat nochmals Minister Severing ans Rednerpult, um dem Vorredner sofort ein Paroli zu bieten, und erinnerte nun etwas mehr an seine sonst gewohnte Schärfe als bei dem ersten, sozusagen offiziellen. Auftreten. Zur Vertretung des Zentrums war nach ihm gemeldet der frühere Minister Dr. Bell, für die Kommunisten Abg. Dittrich-Berlin, für die Deutsche Volkspariei Dr. Molkenbuhr, die Demokraten hatten Dr. Külz benannt, die Wirtschaftspartei den Abg. Drewitz. Da jeden, Redner eine Stunde Sprechzeit zusteht, rückte allmählich uus Wohl gestatten, daß wir bet uns selber über die Probleme ringen. Wir betrachten es als einen Vorzug, daß die Deutsch- nationalen das Leben und die Kraft haben, sich über solche Fragen zu unterhalten. Die Deutschnationalen seien, so fuhr der 'Abgeordnete Schlange-Schöningen fort, bereit, im staats- Vor Eintritt in die Tagesordnung protestiert der kommu nistische Abg. Stöcker gegen die Nichteinberufung des Haus haltsausschusses zur Beratung des kommunistischen Antrages, den Panzerkreuzer „L" nicht zu bauen. Es entspinnt sich dabei eine Unterhaltung zwischen Sozialisten, Deutschnationalcn nnd Kommunisten, wobei der Abg. Heymann (Soz.) sich dagegen verwahrt, daß die Vorsitzenden der Ausschüsse als kommu nistische Beauftragte angesehen werden könnten, die jeden An trag der Kommunisten dann zu erledigen hätten. Das Haus geht nach Verabschiedung einiger Rechnungs angelegenheiten zu dem Ras tm SchachtMozeß »emtteiin Waerism. Moskau. Auf Gesuch des Obersten Gerichtshöfe- wandelte die Sowjctregierung sechs Todesurteile, die im Zchachty-Prozetz gefällt waren, in Strafen von je 10 Jahren Gefängnis um. Die übrigen fünf Todesurteile wurden be reits vollstreckt. Maschincngcwehrbandilen in Ncwyork. Rewyork. In Brooklyn wurden zwei Personen durch ^chschinengewehrfeuer aus einem Auto getötet und zwei ver- Mt. Das Auto vermochte zu flüchten. Man nimmt an, dag Ae Getroffenen das Opfer einer Personenver- "echsiung geworden sind und das Attentat gegen jemand nders gerichtet war. Erst vor kurzem ist ein bekanntes Mit- SU» der Newyorler Unterwelt einem ähnlichen Attentat zum gefallen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da« »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der D^chäftsstelle und ven Ausgabestellen 2 NM. im Monat, bei Zustellung durch d.ie Boten 2,3V NM., bei Postbestellung L RM. zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern lSRpsg. Alle Post anstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsercAus. trllgerundG^chästssteüen ... ——— - nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. JmFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Das heimliche Gespenst. Ochrana, Tschecha, G. P. U. — die Ziele dieser rufst- scheu Geheimpolizei sind andere geworden, als an di« Stelle der zaristischen Ochrana, der III. Abteilung des Innenministeriums, die bolschewistische Tscheka trat, derer Nachfolgerin dann die „Politische Reichsverwaltung^ (G. P. U.) wurde — aber die Methoden aller drei unter scheiden sich nur wenig; vielleicht war die Tscheka di» blutigste, weil Blut und schärfster Terror den Kitt des neuen Sowjetstaates abgeben sollten. Die G. P. U. ist das heimliche Gespenst, das in jedes Russen Wohnung heim, licher Mitbewohner ist; überallhin reichen ihre Ohren, reich ihr Arm. Ihr Werkzeug ist derTerror, der am aller- wenigsten vor Menschenblut sich scheut. Die Justiz ist itu Gefolgsmann, der nur auszuführen hat, was sie will. Si, brach dem Russen den letzten Nest inneren Halts und äuße- reu Widerstands; was man im Schachtyprozeß über das Verhalten mancher Angeklagten an innerer Haltlosigkeit an Selbstbezichtigung und Selbstzerfleischung erfuhr lieferte deutlichste Beweise für diese Zerstörung des Men- schentums im Russen. Und doch hat es „gekracht" im Moskauer Zentral gebäude der G. P. U., platzte dort eine Bombe am 6. Juli, was erst jetzt im Ausland durch Augenzeugen bekanw wird. Wieder einmal hatten die Zensur und die Nach richtensperre der Moskauer Regierung glänzend gearbeitei und auch heute noch weiß außer ihr niemand, welcher Umfang, welche Wirkung das Attentat gehabt hat. An- geblich soll es von den Sozialrevolutionären (Mensche- wisten), die etwa der deutschen Sozialdemokratie ent sprechen und die von den Bolschewisten, ihren Gegnerr feit 1917, mit vielleicht noch größerem Haß verfolgt Werder als die „Bourgeois", ausgegangen und veranstaltet sein Emigranten aus diesem Kreise hätten die Attentäter gefielt: und man ließ die Bombe krachen an jenem Tage, als sich der erfolglose Aufstand der Menschewisten gegen die Herr- schäft Lenins zum zehnten Male jährte. So sagt die Sowjetregierung; ob es aber auch wirk- lich wahr ist, begegnet einigem Zweifel. Stimmen Werder schon laut, die von einem durch die G. P. U. s e l b st ver anstalteten Attentat sprechen, aus innenpolitischen Gründen. Weil ja immer im bolschewistischen Rußland ein solches Attentat gefolgt ist von einer Zeit des bis aufs äußerste gesteigerten Terrors mit Massenverhaftungen Massenhinrichtungen. Keine Gnade sollten die weniger erhalten, die im Schachtyprozeß zwar zum Tode verurteib waren, deren Strafe aber gemildert werden sollte. Vielleicht — man muß ja dieses „Vielleicht" hinter sr lüeles setzen, was in Rußland geschieht, und die Pilatus vage: Was ist Wahrheit? muß ja auf so vieles angewand' werden, was in Rußland vor sich geht. Denn auch de» Russe, der im Ausland weilt, denkt an das Gespenst ir seiner Wohnung daheim, weiß, daß seine Angehörigen de> Rache der G. P. U. anheimfallen, wenn er selbst nicht zr fassen ist. Das verschließt ihm den Mund oder verzerr, diesen zur Unwahrheit. Und wenn etwas Derartiges wi» das Attentat am 6. Juli sich doch ereignet, dann sorgen schon die herrschenden Kreise dafür, daß der Muni zwiefach dicht geschlossen wird. In den mehr als zehn Jahren, seit die Herrschaft des Bolschewismus besteht, hat sich die Welt allmählich ent- schlossen, die Sowjetrepublik als rein außenpolitischen Faktor anzusehen, die Augen aber dagegen zu verschließen was im Innern dieses Riesenstaates vor sich geht. Nur wenn innere Vorgänge wie der Schachtyprozeß auch zn äußeren Verwicklungen führen, wie beispielsweise durch ihn die Unterbrechung der deutsch-russischen Wirtschafts- Verhandlungen erzwungen wurde, sieht man schärfer aut die Vorgänge in Rußland selbst. Und es kümmerte uns Deutsche nicht, wenn die russische Presse den Vorwurf er hob. dies sei eine Einmischung in Dinge, die allein die Russen angchen. Man muß wissen, wie der denkt und handelt, wie innerlich stark oder schwach der ist, mit dem ^und wirtschaftlich zu tun bat. Das ist keine die inneren Verhältnisse eines anderen wenigsten könnte sich darüber das ^"W/es"Awe Klagen das ganz offiziell seine Finger in den lUnenpolltischen Entwicklungen fast aller europäischen Staaten nnt und lhnen genug Schwieriakeiten bereitete, immer ausdrücklich erklärte, an diesem „Recht" auch fcst- halten zu wollen. Und wieder füllen ftch die Gefängnisse der G. P. U., knallen die Schüsse der Massenhinrichtungen. Asien. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzelle 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs. Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Do> geschriebeneTrscheinnngL- —, . „ - tage und Platzaorschristen werden »ach Möglichkeit KerNsprechek: Amt WilSVrUff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annabme bis »orm.lOUbr. — - - — ———— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeige» übernehmen mir keine Garantie. Zrder Ra batlansprn ci erlischt, wenn derBctrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAustraggederin Konkurs gerät. Anzeige» nehmen alle Lermittlun gsstellen entgegen. Letegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wtl»Vr»ff- NkeSd « « Postscheck: Dresden 2640 Gesetzentwurf über den Nationalfeiertag über. Nach dem Entwurf soll der 11. August als Verfassungs- iag zum Nationalfeiertag erklärt werden. Mil der Beratung oerbunden wurden Anträge der Kommunisten über den 1. Mai and der Deutschnationalen über den 18. Januar und außerdem oie Regelung der christlichen Feiertage. Reichsminister des Innern Severing leitet die Beratung ein und bittet als Mittler zwischen Neichsrat und Reichstag um die Zustimmung zu der vom Reichsrat bereits beschlossenen Einsetzung des 11. August als Nationalfeiertr/n Der Minister gibt sodann einen histo rischen Rückblick über die Forderung des Verfassungstages. Vor sechs Jahren haben die Reichstagsfraktionell der Sozial demokraten, des Zentrums und der Demokraten einen Initia tivantrag zur Frage des Verfassungstages eingebracht. Aber die politischen und wirtschaftlichen Zeltumstände der Jahre 192Z und 1924 ließen es nicht zu, den Antrag weiterzuverfolgen. Jedoch hat der Gedanke des nationalen Feiertages mittlerweile im Volke Wurzel geschlagen. Es sel gewiß mißlich, daß der 11. August in den meisten deutschen Ländern in die Zeit der Schulferien falle und daß dieser Tag in landwirtschaftlichen Gegenden in die Erntezeit fällt Wenn deshalb Einwände an sich berechtigt seien, so liege doch die Möglichkeit vor, durch poli zeiliche Vorschriften für Erntcmaßnahmcn Ausnahmebestimmungen zu erlassen. Darüber, daß dem 11. August die Bedeuiung eines Feiertages zukommt, können Zweifel nicht bestehen. Der 11. August habe den Rechtsboden geschaffen, auf dem heute im Sinne des Fortschritts aus politischem, sozialem und killturellem Gebiet weitergearbeilet wird. Gewiß ist manches noch erst Verheißung, was in der Verfassung steht. Die jetzige Verfassung sei geschaffen in einem Zeitpunkt, wo in Deutschland alles zerrissen war und es darauf ankam, möglichst schnell eine Rechtsgrundlage r» schaffen. Der Minister verweist ins- vesondere darauf, daß das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht nicht nur für das Reich, sondern auch sür Länder und Gemeinden in der Verfassung vorgeschrieben werde, über viele Schwierigkeiten habe die Verfassung schon hinweg geholfen, so über den Kapp-Putsch, wo Hunderttausende von Beamten, Angestellten und Arbeitern sich bereit gefunden haben, Gut und Blut für die Verfassung herzugeben. Auf stürmische Unterbrechung der Kommunisten: Auch Kommunisten seien dar unter gewesen!, erinnert Severing ferner an die Spartakisten bewegung, die Abstimmungen in der Noldmark und in West- Preußen, die Polenaufstände in Oberschlesien und an den passiven Widerstand an der Ruhr Immer hätten Beamte, Arbeiter und Angestellte in den ersten Reihen gestanden, nm Deutschland zu verteidigen. Der Minister wendet sich gegen die Vorschläge zum 18. Januar, wenn er auch die große geschichtliche Bedeuiung der Reichsgründung anerkenni. Auch der 9. November eigne sich nicht zum Nationalfeiertag. Dieser Tag sei wohl der Tag des Zusammenbruchs eines monarchischen Systems ge wesen, der 11. August aber sei der Tag des deutschen Zukunsts- glaubens und des nationalen Selbstvertrauens. Ein Volk, das seine Verfassung ehrt, ehrt sich selbst. Oie Meinung der Parteien. Abg. Sollmann (Soz.) weist in kurzer Rede darauf hin, daß die dynastische Zerrissenheit des Kaiserreiches keinen Feiertag zugelassen habe. Der 11. August sei trotz aller Ein wände ein großer Tag in d^r deutschen Geschichte. Das deutsche Volk habe sich zum erstenmal aus freiem, eigenem Willen ein Grundgesetz gegeben und dieses in einem Jahrzehnt nie er lebter Bedrängnis hochgehalten Das ist eine weltgeschichtliche Tatsache, daß die Deutschen aus tausendjährigen Monarchien zur Republik übergegangen seirn. — Der Redner betont zum Schluß die großen gemeinsamen Gedanken, an denen sich das Volk am Verfassungsrage erheben könne: die Reichseinheit, das kommende Reich von Aachen bis Wien, die völlige Freiheit nach außen, die Sicherung der Volks souveränität im Innern, der Friedenscharakter der Republik und die sozialen Gedanken, die in die Wirklichkeit umgeleitet werden sollen. Weil die Republik vom Volksstaat gebracht werden sollen. Weil die Republik zum Volksstaat gebracht Republik zum Volkslag der Nation erheben. Abg. Schlange-Schöningen (Din.) bestreitet, daß der Ver fassungstag dem Herzen des Volkes entspreche. Millionen Deutscher sind der Auffassung, daß die Zeit nicht geeignet ist, einen Nationalfeiertag zu schassen. Solange den Deutschen die Gleichberechtigung und das Selbstbestimmungsrecht genommen sind und Deutschland unter den Ketten des Ver sailler Vertrages schmachtet, wäre es würdiger einen Bolkstrauertag anzusctzen unter dem Motto: Was wir verloren haben, soll nicht verloren sein! Das Entscheidende für einen wirklichen Nationalfeier tag ist, daß die ganze Nation durch ein großes Ereignis aus- gerüttelt wird. In Deutschland soll der Tag gefeiert werden, an dem die deutschen Arbeiter unter den Klängen einer miß verstandenen Marseillaise von den Waffe» fortgerufen wurden. Der 18. Januar könnte trotz der geänderten Staatsform als Feiertag gelten. Am 9. November begann ein Niedergang, der am 11. August noch nicht einmal abgeschlossen war. Die Bismarcksche Verfassung war ein organisches Kunst« und Meisterwerk, die Weimarer Verfassung ist eine künstliche Konstrnklion. Der Parlamentarismus läßt die Einheitswillenbildung in seiner jetzigen Form nicht aufkommen. Das hat sich bei der Kabinettsbildung gezeigt. Angesichts dieser jetzt geschaffenen Regierung ist es höchste Zett, sich darüber zu untcrhalien, ob diese Regierung überhaupt so viel Homogenität hat, daß sie irgendwie den großen Lebensfragen der Nation näher treten kann. Auf Zuruf von der Linken, für welchen Teil der Dentsch- nationalen der Redner eigentlich spricht, erwidert er: Wir sind vom ersten bis zum letzten Mann einig über die großen Ziele und Fragen, die uns zusammengcsührt haben. Akan wird konservaiiven Sinne am Gegenwarisstaai miizuarbeiten. Sie hätten aber die Überzeugung, daß das deutsche Volk eines Tages aus freien» Willen über das Zerrbild der Demokratie vorwärtsschreite zu eiuem neuen Kaisertum. Wenn das deutsche Volk viele Erschütterungen überwunden habe, dann sei dies nicht wegen, sondern trotz der Weimarer Verfassung geschehen. Drei Menschcnklassen hätten nach dem Umsturz Deutschland gerettet: die alten Frontsoldaten, denen die Regierung schlecht gedankt habe, die deutsche Reichswehr und das Berufsbeamtentum. Die deutschnattonale Fraktion lehne den Nationalfeiertag ab und berufe sich aus den Wien Monarchisten Rathenau, der diese Verfassung als armseliges und ideenloses Machwerk bezeichnet habe. Von der Wirtschaftspartei ist der Antrag eingegangcn, den Bußtag im November als Volkstrauerlag zum Gedächtnis de» Gefallenen zu begehen. Reichsinnenminister Severing erklärte, die schwere» Zeiten hätten nur auf dem Boden und mit den Mitteln der Weimarer Verfassung überwunden werden können. Die ganze Welt bewundere das deutsche Volk wegen der Schnelligkeit, mit der es sich aus tiesstem Fall wieder emporgearbeitet habe. Der Minister betonte dann, daß es sich bei den» Anträge um keine Regierungsvorlage, ^ :rn um ein« solche des Reichsrates handle. Niemand de»»c daran, mst diesem Anträge ein kaudinische« Joch von einzelnen Bevölkerungsklc au,zurichten Ler neue Zer klüftung zu schassen. Es solle nur eine Plattforgebildet wer-