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WeM st MsW Erscheint wöchentlich dreimal «nd zwarSieustagr, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich I Ml. 30 Pfg., dch die Post be zogen 1 Mk. 54 Pfg. IN- Nmgegend. 1 nitsblatt Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags blS spätestens 12 Uhr angenommen. JusertionspreiS 15 Pfg Pro viergefpalteve KorpuSzekle. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff Mr die Kgl. Lmlshauptmnnschast WrW, für das Kgl. Umlsgericht und den Skadkrat zu Wilsdruff, sowie flir ds Kgl. Forffrrnkamt M Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Altta«»ebera Birkenhai«. Blankensteiv Braunsdorf, Burkhardtoalde, Groitzsch, Grumbach, Gcuno bei Mohorn, HelbigSdorf, HerzogSwalde mit Landberg, Hühndorf, «aufback KeffelSdorf Kleinschönberg Klipsausen, Lampersdorf, Ibach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutaaneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf VoürSdorf RöhrSdorf bei WilStuff, Roitzsch, Rothschönkg mit Perne, Sachsdorf, Schmtedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bet Moyorn, ' Seeligstadt, SMHausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildberg. Druck UM) Verlag von Zschunl» Friedrich, Wilsdruff. Mr die Redaktion verantwortlich: Hugo Friedrich, für dm Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. No. LD nstag, den 1. Januar LW7 v«. Jahrg. er bedingungslos der Sozialdemokratie verfalle» wäre. zu fragen haben? Selbst idealer gcichtete, geschichtch Maß von Vertrauen Anspruch er- solch beispielloser Agitation, bei so bei so viel Laxheit der Ordnungs ¬ berechtigte, zum Teil von zweifelhaften VolkSfreundcn künstlich geschürte — Unzufriedenheit, die aus den,verschiedenen Ursachen heraus in breitere Volksschichten getragen worden war. Diese Unzufriedenheit brachte den Sozialdemokraten in unserem Wahlkreis einen Stimmenzuwachs von über 33 Prozent. Genau um so viel war die Zahl der über haupt abgegebenen Stimmen gewachsen; die Zahl der ordnungSparteilichen Stimme« entsprach annähernd der- jenigen von 1898. Die trüben Schatten von 1903, die über unserem engeren Vaterlande sich verbreiteten, find verschwunden: die Finanzen gehen der Gesundung entgegen; es besteht Hoffnung auf Beseitigung des fünfundzwanzig- prozentigen SteuerzuschlagS; man erkennt daS ernste Streben der R-gierung. ein bessere-Wahlrecht zu schaffen, an, und die Affäre der Kronprinzessin Luise vermag auch der be triebsamste Agitator nicht mehr als Trumpf gege« das StaatSregiment und gegen unser Königshaus auSzuspielen. Eixe neue Aera ruhiger, gedeihlicher Entwicklung ist für unser Sachsenland angebrochen, und hoffnuugsfroh blickt daS Sachsenvolk zu seinem tatkräftigen Herrscher auf, der auf ein besonderes heben darf. 56 Prozent bei viel Unzufriedenheit, Parteien und da soll es nicht möglich sein, de« Kampf gegen den Umsturz mit Erfolg zu führen?! Da soll es nicht möglich sein, zu den 44 Prozent, die den OrdnungS- parteien, ohne großes Zutun derselben erhalte« blieben, noch wenige Prozent auf die Schanzen zu rufen aus der Reihe der damaligen Unzufriedenen, der sozialdemokratischen Mitläufer, der Lauen, die der Wahlurne fernblieben?! Noch kein Feldherr hat eine Schlacht verloren gegeben, weil Feind ein kleiner numerisches Uebergewicht hatte. Am allerwenigsten in solch einem Falle, wo daS GroS des Feindes aus Ucberläufern, aus unsicheren Kantonisten besteht. Freilich bedarf eS der Anspannung aller Kräfte, um die rote Fah«e herniederzuhole«. Aber sie ist niederzuholen, wenn wir alle Mann für Mann unsere Pflicht tun, wenn wir agitieren, aufklärend wirken, wo sozialdemokratische Verhetzungskünste Boden gefaßt haben, wenn wir, ein jeder in seinem Kreise, auf die wahren Ursachen der Reichstagsauflösung Hinweisen, wenn wir endlich ausnahmslos an der Wahlurne erscheinen und Säumige an sie heranhole«. ES gilt de« Kampf gegen die rote und gegen die schwarze Internationale, den Kampf gegen die Partei des Umsturzes und die Partei römischer Knechtung. Der Kampf, daS Vaterland ist's wert, daß man ihm die besten Kräfte opfere. Opfern wir sie um unsertwillen! Opfern wir sie als schuldiges Tribut für all die Segnungen, deren wir uns im geeinten deutschen Vaterlande erfreuen. Lassen wir uns unsere Freude an dem machtvollen deutsche« Reich nicht vergällen durch sozialdemokratische Verdehnungs- künste, wie sie uns erst gestern wieder in dem hier verbreiteten Flugblatt entgegentreten. Die rote Inter nationale, alliiert mit der goldenen, hat natürlich kein Interesse an einem mächtigen deutschen Reiche. Man wünscht die Zeiten der früheren deutschen Zerfahrenheit und Knechtung unter fremdem Willen herbei, um dann um so rascher zum eigentlichen Ziele zu kommen. An un» allen ist es, die Pläne der Schwarzen und der Roten gehl läßt. Sieht man genau hin auf die Erfolge der Sialdemokratie bei der Unsumme der von ihr in der Mbeitung der Massen - geleisteten Arbeit und berück- sitigt man dabei, wie herzlich wenig a«f Seiten der «rdnungSparteien gearbeitet worden ist, dan« wird niemand och behaupten wollen, daß e» einen Wahlkreis gäbe, Neujahr. Ein neues Jahr christlicher Zeitrenung, das heute beginnt! Was ist es nun wert? Olr fragen wir zu nächst: Was ist uns diese Zeitrechnungwert? Was kann sie uns geben und nützen? Tausende Urden mit der Ant wort nicht lange zurückhalten: Nichts; licht mehr als ein denkende Leute werten sie in der ReA kaum anders dm als eine mehr oder weniger gefällige "rußcrlichkeit. Ein neues Jahr christlicher Zeichnung! Gewi — werden manche zngrbrn ein neu! Merkmal fwdas Fortbestehen der diese Zählung geietenden Weltmckt, daS in der unwidersprochen hwchenden Ziffe sich millionenfach kundgibt. Eine neue Wnze, deren Pigung jeden Denkenden auf das Altar einr Religion hiweisen sollte, die unter den gesitteten Vikern immer och als die vornehmste anzusprechen ist. Ein neues Jahr christlicher Zurechnung! 5ur dem Christen kann es bedeuten, was esseinem Nama, seinem Wesen nach bedeuten soll. Wem as Christenilm mehr ist als eine Religion unter ander:, mehr Meine mit Recht oder Unrecht sogenannte Statsreligion, mf die er als Staatsbürger gewisse Rücksicht: nimmt, dem es die Religion ist, seines Tuns und Lbens Richtschnur und Kraftquelle, der muß unsere christlye Zeitrechnung anders einschätzen. Der darf die Kilomettzahl am Jahreswechsel nicht ohne die Erinnerung an ds Ausgangspunkt be trachten, der für daS Leben seine Heimatplaneten und seiner Menschenseele einen Wexdounkt ohnegleichen be deutet. Der redet nicht nur -oi einer alten Religion und ihrem großen Stifter. Der rhmt sich, diesen Großen zu kennen, der sieht ihn dafieh am Anfang und am Ende aller Jahre, aller Zeit. Dr weiß alles, was war und ist und kommt in dieses Eirm treuen Händen, auch den Zeitraum, der heute beginnt. Christliche Zeitrechnung im rechten Sinn ist eine solche, die nach Christus rechnet, veil sie mit ihm rechnet in dieser Zeit. Was eine solche Zeitrechnung unS wert ist, davon hängt es ab, was dises Jahr uns Mert ist und wert sein darf. Wohl un, wenn wir's erkennen und grüßen und nützen als daS,was e» werden soll, — ein «angenehmes Jahr des Hern"! Gin ernster Wsrtanernste Manner. „ ferner Habei sich alle Gewerkfchasts- genoffen zu Wühlarbeiten zur Verfügung zu stellen", — so heißt er in einem Schreiben üek Gewerkschaftskartells im Plauenschen Grunde, das in den letzten Tagen an die Vertrauensleute erging. Diese paar nüchternen Worte sind der Schlüffe! zu den ganzenWahlerfolgen der Sozial demokratie und zu der strategkchen Ueberlrgenheit dieser Partei gegenüber Lem Parteiungen, die sich zur bestehende» Ordnung bekennen. Hier Wirt kommandiert, dort muß gebeten werden; hier sind die Agitatoren ohne weiteres vorhanden, dort muß man sie - oft in letzter Stunde — mühsam zusammensuchen; hier teilt man sich opferfreudig kampfbereit, vollzählig in den Äienst der Sache, dort hat mau dauernd gegcnLauheit, JndfferentismuS und Interesse- lostgkett zu kämpfen. Nicht las Programm ist eS. das die Sozialdemokratie auch bet unS in Sachsen von Sieg zu Sieg führte, sondern alletr die stramme Organisation, die Agitation von Mund zu Mund, in der Werkstätte, in den hundertfachen Versammlunten, in der Presse, und vor Allem die Lauheit der Ordnunzsparteien. DaS haben die Ordnunzsparteien bei Beurteilung der Kriegslage in erster Linie zu berücksichtigen. Und das soll und muß eS sein, waS uns mit Kraft und Mut, mit festem Willen, mit Aufbietung aller Kräfte in den Kampf Erkennungszeichen wie andere gelten M M unser sechster sächsischer Wahlkreis nicht! Jahre, nicht mehr als die Nummer ls Hauses, in den^. zu jenen neun Wahlkreisen des engeren Valer- tch wohne oder der Name der Strae m der es steh' landeS, in denen 1903 reichlich die Hälfte (56 °/») aller ?etwa geplagte Menmenschen, we Wahlberechtigten sozialdemokratisch stimmte. Gewiß! Aber sollten geldgierige Rahner nach ^"er.referen Bedeutuz H sich schon falsch, immer mit dem Ergebnis dieser der ^>cu-revza^ am ^ops de» tven huMeoenen Wahl zu operieren. Wir alle kenne« die — zum Teil zu «ichte zu machen. Tu' der seine Pflicht, dann kann der Sieg nicht fe n, der Steg gegen den^ Umsturz, der Sieg gege stom. s Politische «n-sch««. WilS^ tff 31. Dezember 1906. Zur Verlobung tm Kaiserhaufe. Mau glaum zu w-sscn, daß es die Kutsert« ist, die* eine möglichst frühe Verheiratung ihrer Söhne stets ge- wünscht und befürwortet hat. Im Gegensätze zu seine« Brüdern, namentlich zu den Prinzen Eitel Friedrich, der ganz in den Freuden «»d Leiden seines soldatischen Be ruses aufgchl, sagt man dem Prinzen August Wilhelm weniger ausgesprochene militärische Neigung nach. Der Prinz intereffiert sich lebhaft für Kunst und Kunstgeschichte. Es hieß früher, er würde längere« Aufenthalt in München nehmen,um sich dort mit diesem Gebieten vertrauter machenzu könne«. Jetzt scheint eS doch fraglich, ob der Plan ver wirklicht werden wird, da oie Vermählung des Prinzen Wilhelm jedenfalls im kommenden Jahre 1907 vor sich gehen wird. Vo« denen, die ihn näher kennen, wird Prinz August Wilhelm als ei« junger Herr von guter Begabung und freundltchem, bescheidenem Wese« geschil dert, der Interesse für manche Dinge empfindet, die außer halb des Bereiches seiner Erziehung liegen. — Weiter wird gemeldet: Prinz August Wilhelm war vorgestern kurz nach Mittag in einem Sonderzug in Glücksburg eingetroffen, und am Bahnhofe vom Herzog Friedrich Ferdinand empfangen worden, der den Prinzen in daS Schloß geleitete. Die Verlobung fand im engsten Familien kreise statt; anwesend waren nur die Angehörigen der Prinzessin und der Herzog und die Herzogin Karl Eduard von Kodurg-Golha. Die Verlobung der Piinzessin mit einem Hohenzollernprinzen erregt bet der Glücksburger Bevölkerung großen Jubel. Wie man Fürsten bestraft, konnte man kürzlich in Kartsruhe bet der Bestattung des Prinzen Karl erleben. Bei der Beisetzung seines BruderS, des Prinzen Wilhelm, war der Wethbischof Knecht, der damaltgeVerweser dcsvukante« ErzblschofstuhlS samt einem Domherrn zugegen. Diesmal fehlte der Erzbischof: er hatte nur zwei Domkapitulare geschickt. Warum? Als im vorigen Jahrzehnt i» der ersten Kammer der Antrag auf Bewilligung von katholischen Missionen gestellt wurde, da hat Prinz Wilhelm dafür gestimmt und sogar seine« jungen Sohn zum Jasage« herbeigerufe«, so daß die Missionen mit geringer Mehrheit bewilligt wurden. Da her kam der Erzdischofverweser m Person zum Begräbnis. Prinz Karl dagegen hat ein Helle- Nein! durch den Saal gerufen: daS hat man ihm i» Freiburg nicht vergesse« und auch jetzt an seinem Sarge — gerächt. — Ein gleiches ist auch dem grobherzoglichen Paar s. Z. selbst passiert. War da dem Erzbischof kurz vorher der Fürstensaal am Bahnhof abgeschlagen worden; als nun die Ltebfrauen- kirche eingcweiht wurde und das Fürstenpaar tu das Gotteshaus eiutrat, blieb der Erzbischof — sitzen! So rächten sich die Diener der herrschsüctigen Kirche, dere« Haupt sich demütig der „Knecht der Knechte Gottes" nennt, aber der Herr der Herren der Welt W sein beansprucht. Die Ehescheidung Leopold Wölfling». Der vormalige Erzherzog Leopold Ferdinand Salvator, der nach Ablegung seiner Erzherzogswürde vor vier Jahren den Namen Leopold Wölfling an nahm und seither in Zug in der Schweiz mit seiner Frau, geb. Adamowicz, lebte, will sich scheiden lassen. Die Ursache der Ehescheidung ist in dem unüberbrückbare» Gegensatz zu erblicken, der zwischen den geistigen Eigen schaften des Gebildeten Leopold Wölfling und der geistige« Armut seiner Frau besteht. Vergeben- bemühte sich Wölfling — so teilte die „B. Z am Mittag" mit — seine Frau geistig zu heben. Mit Mühe brachte er ihr die Kunst des Schreibens bei. Frau Wölflmg hatte nicht daS geringste Interesse für die wissenschaftlichen Be strebungen ihres Mannes. Zudem verstand sie es, ihrem Gatten daS Heim noch durch ihre übertriebene Vorliebe für Pflanzenkost zu verleiden. Lange Zeit zwang sie ihn, auf Fleisch zu verzichten. Die Pflanzenkost artete bei ihr noch weiter aus und langte bet der sogenannten natur gemäßen Lebensweise an. Frau Wölfling hatte die Bekantschaft einiger Leute gemacht, darunter die eines ehe-