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Erscheint wSchmtlich dreimal und zwar DieuStagS, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich I Mk. 30 Pfg., durch die Post zogen I Mk. 54 Pfg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresie: Amtsblatt Wilsdruff. und Amgegend. Amtsblatt Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 18 Pfg. pro vtergespalteue Korpuszeile. Außerhalb des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 "/<> Ausschlag. für dte Kgl. Amtshauptmannschaft Wergen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat ;u Wilsdruff, sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Gruno bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühüdorf, Kaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf Pohrsdorf, Röürsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsvorf, Schmiedewaldr, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck uud Verlag vou Zschunke 8- Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, sür den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. No. 8». Donnerstag, de« 6. Juni 1997. 6«. Jahrg. Weinbau nnd Gbstban betreffend. Durch die Blattfallkrankheit (Peronospora) sind die Weinstöcke in den beiden letzten Jahren sehr geschädigt worden. Ein nochmaliges Auftreten dieser Krankheit würde viele Weinstöcke völlig vernichten. Es darf daher ein mehrmaliges Bespritzen der Weinstöcke mit sogenannter Bordelaiser Brühe (Kupferkalkbrühe) nicht unterlassen werden. Die Zeit der ersten Bespritzung ist jetzt gekommen. Zur Selbstberettung der Bordelaiser Brühe verwende man auf 100 Liter Wasser 1V» KZ Kupfervitriol und 1V« KZ gebrannten Kalk, oder statt des Kalkes 1—1 Vz KZ Soda. Diese Flüssigkeit darf Lackmuspapier (in den Apotheken erhältlich) weder blau noch rot färben. Wird Lackmuspapier bei oer Prüfung der Mischung blau, so setze man noch etwas Kupfervitriol zu, wird es aber roi, so muß der Mischung noch etwas Kalk oder Soda zugefügt werden. Beguemer ist die Bereitung der Bordelaiser Brühe auS dem käuflichen Kupfer- klebekalk, von dem 3 KZ in 100 Liter Wasstr aufzulösen sind. Mit Kupferkalt- oder Kupfersodadrühe sollten jetzt alle diejenigen Obstbäume bespritzt werden, deren Früchte im letzten Jahre vom Fustcladiumpilz befallen, also fleckig oder schorfig waren. Meißen, am 4. Juni 1907. 3286 Die Königliche Amtshauptmannschaft. Bekanntmachung. Für die Zwecke der am 12. Juni d. I. nach Maßgabe des Reichsgesetzes vom 25 /3. d. I. und nach der Bekanntmachung des Herrn Reichskanzlers vom 4 /4. dieses Jahres für den Umfang des Reiches vorzunrhmenocn Berufs- und Betriebszählung ist die hiesige Stadt in Zählbezirke eingeteilt worden. Man erwartet, daß dm für die Erhebung angenommenen Herren Zählern, die sich in uneigennützigster Weise zur Verfügung gestellt haben, jede erforderliche Auskunft, zumal solche zu keinerlei Steuerzwecken Verwendung finden darf, bereitwilligst erteilt werde. Die Zählung selbst erfolgt nach dem Stande am 12. Juni d. I. und umfaßt a. die in der Nacht vom 11 zum 12/6 1907 ortsanwesendea und die vorüber gehend aus ihrer Wohnung abwesenden Personen, wobei die vor Mitternacht Geborene« und dte «ach Mitternacht Gestorbenen in die HauSlisten mit einzutragcn sind, b. die gewerblichen Betriebe, c. die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe. Ganz besonders wird noch darauf hingewiesen, daß mit dieser Erhebung auch eine Zählung derjenigen Personen 1. für die zur reichsgesetzlichen Invalidenversicherung Beiträge entrichtet werden, 2. die eine retchsgesetzltche Invaliden- oder Unfallrente beziehen und 3. der Witwen und Waisen verbunden ist. Was die Aufnahme der landwirtschaftlichen Betriebe anlangt, so hat diese da zu erfolgen, wo die Bctriebsstätte (der Hof) liegt. Wer übrigens die Fragen wissentlich wahrheitswidrig beanwortet oder die vor geschriebenen Angaben zu machen sich weigert, wird nach 8 5 des obengenannten Reichs- gesetzes mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. bestraft. Wilsdruff, am 3. Juni 1907. Der Bürgermeister. 3289 Kahlenberger. Verpachtung der städtischen Grasnutzung. Nächsten Sonnabend, den 8. Juni d. I., nachmittags 6 Uhr, sollen im hiesigen Ratssitzungssaale die Grasnntzungen in den Stadtgräben, rechts und links der Frewergerltraße, der Schießwiese, tm öderen Stadtparke, der Wiese am Elektrizitätswerke, im unteren Stadtparke und an den Ufern links und rechts der Saubach unterhalb der Sachsdorfer Brücke unter den im Termin bekannt zu gebenden Bedingungen an den Meistbietenden verpachtet werden, was hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 4. Juni 1907. Der Stadtrat. 3290 Kahlenberger. Kslrtisshe Rundschau. Wilsdruff, 5. Juni 1807. Wege« Wahlfälschung hatte sich am Montag der Kutscher Wilhelm Fichtner aus Nixdorf vor der ersten Strafkammer des Berliner Landgerichts III zu verantworten. Der Angeklagte hatte bei den letzten Rnchstagswahlen in Ntederbarnim zweimal seine Stimme abgegeben. Ec wurde deshalb zu vier Wochen Gefängnis verurteilt. Ein bayerisches Wahlkuriosum. Die „Pfälzische Presse" schreibt: Im Landtags wahlkreise Germersheim entschied zwischen Zwißler (Zen- trum) und Cronauer (liberal), welche je 6659 Stimmen erhielten, das Los zu gunsten Lronauers. Das Aus- knobeln von Abgeordneten ist eine ganz reizende Erfindung des bayerischen Landtagswahlrechtes. Ein englischer Robbenfänger beschlagnahmt. Der „New Jork Sun" wird aus Washington ge- meldet: Nachrichten aus amtlichen Kreisen zufolge be schlagnahmte der Zollkutter „Thetion" im Behringsmeer einen englischen Robbenfängrr. Der Führer des Zoll kutter lehnt es ab, über die Angelegenheit Mitteilung zu machen. Blutiger Angriff in einer französischen Stadt. Unbekannte griffen abends in Le Bourget auf der Straße eine Gruppe junger Leute, dte zu einem Jünglings- Vereine gehören und bei denen sich auch der Vorsteher- dieses Vereins, Abb6 Firmerie, befand, mit Revolver schusscn an. Mehrere Personen, unter ihnen auch Abb6 Firmerie, wurden verwundet; einer der Verwundeten ist in der Nacht seinen Verletzungen erlegen. Die Unter suchung über den Vorfall ist eingeleitet. Ei« dreistes Komplott russischer Studenten. In Zurich drangen nachts fünf unbekannte Personen, vermutlich Russen in die Vorhalle der kantonalen Poltzei- kaserne ein, wog! in der Absicht, den dort befindlichen ausgewiesenen Kilaczicky zu befreien. Sie feuerten mehrere Revolverschüffe auf den Wachtposten ab, ohne indes zu treffen. Der Wachtposten alarmierte seine Kameraden die sofort die Verfolgung aufnahmen; es gelang ihnen aber nicht, die Täter festzunehmen. Hoffentlich wird diesen Revolverhelden ganz gründlich das Handwerk gelegt. Die ehrliche« Frauen vo« Amerika. Aus New-Jork wird berichtet: Die Frauen trium phieren. Soeben sind die statistischen Berichte der Ver- sicherungsgesellschaften gegenUnterschlagungen erschienen, und aus ihnen geht unzweideutig hervor, daß die männ lichen Angestellten ungleich stärker zu Unterschlagungen geneigt sind, als die weiblichen Angestellten. Zahlen beweisen. In Amerika werden ebenfalls soviel Frauen als Männer im Geschäftsbetriebe verwendet, aber die nun veröffentlichte Statistik zeigt, daß fast alle Betrügereien und Unterschlagungen auf bas Schuldkonto der Herren der Schöpfung kommen. Dabei gibt es in den Vereinigten Staaten weitaus mehr Kassiererinnen als Kassierer; fast alle Warenhäuser und Läden beschäftigen an ihren Kaffen fast ausschließlich Frauen, und doch verhält sich die Un ehrlichkeit der Frau zu der des Mannes wie 1 : 1001 Wie kommt es, daß die Frauen so ehrlich sind? Sie werden schlechter bezahlt und sind den Verlockungen der Mode und der Eitelkeit bekanntlich doch mehr zugänglich als die Männer. Dabei ist es für sie leichter, Ver untreuungen zu begehen, da die unzähligen kleinen Ein gänge einer Ladenkasse schwerer zu kontrollieren sind, als dte Bücher eines Bankhauses. Die Blamage der Männer wird noch gesteigert, wenn man die Ursachen der Unter schlagungen untersucht. Vielleicht ist ritterliche Verschwiegen heit der Ertappten die Ursache, daß die Statistik nur einen einzigen Fall nennt, wo ein Mann um einer Frau willen vom Pfabe der Redlichkeit abwich, während dte Frauen darin weniger diskret zu sein scheint; denn auf ihrem Konto figurieren eine ganze Reihe von Schwindeleien, dte um des Gemahles oder Geliebten willen begangen wurden. Bei den Männern findet man viele Fehlgriffe aus Spielerleidenschaft, aber immerhin bleibt ein großer Teil nicht völlig aufgeklärt. Im allgemeinen aber muß festgestellt werden, daß der Mann durchweg in groß zügigerer Weise betrügt, als die Frau. Er zieht allem anderen Geld, Juwelen und Wertpapiere vor, indes dte Frauen sich für solche Dinge nicht interessieren und lieber für schöne Handschuhe, «eidenstrümpfe und dergleichen ihre Redlichkeit opfern. Dte Statistik zeigt übrigens im allgemeinen ein erschreckendes Anwachsen der Unredlichkeit t« den Vereinigten Staaten; von 1905 auf 1906 haben sich die Unterschlagungen um nicht weniger als 50 Prozent vermehrt. Die Betrügereien der Bankbeamten haben sich verdoppelt, in den anderen Geschäftsbetrieben aber sind die Unterschlagungen sogar schon über die Verdoppelung hinausgewachscn. Aus Stadt und Land. Mittet!» »gea -ms dem Lejerkretse sür diese Rubrik nehme» wir jederzeit dankbar eutgege». Wtlsdruff, den 5. Juni 1907. — Mit nächstem Sonnabend mittags 1 Uhr beginnen die Festtage des ». Sächf. Artillerietages i« Chemnitz, deren entgültiges Programm viel in und um Wilsdruff wohnhafte alte Artilleristen interessireu dürfte. Die Anmeldungen sind sehr zahlreich. Sind doch einzelne alte Batterien schon mit 50 Mann stark in der Anmelde- liste verzeichnet. Auch die Kameraden von der Fußartillerie werden sich zu besonderer Freude am Feste sehr zahlreich beteiligen. Auch haben sich unter anderen gegen 300 hochbetagte Artillerie-Veteranen, insbesondere auS dem Erzgebirge und Vogtland gemeldet. Der älteste Festteil nehmer ist eisige 80 Jahre alt. Erfreulich ist ferner zu hören, daß sich Herr General der Artillerie z D. von Rabenhorst, weitere höhere Offiziere, sowie Offiziere der Reserve von allen Regimentern, viel höhere Militärbeamten und auch aktive Kameraden von allen Regimentern am Feste beteiligen werden. Selbst die Beteiligung der Ver- tretung von Preußischen Artillerie-Regimentern zum Feste ist gesichert. Außer der Besichtigung des Schlacht- und Viehhofes ist eine solche ver weltberühmten sächsischen Maschinenfabrik von R. Hartmann gesichert. In Nach stehendem folgt das Festprogramm: Sonnabend, 8. Juni: Mittaös 1 Uhr: Vertreter-Sitzung der sächs. Artillerie. Vereise, Schmückung der Gräber auf dem Johannesfried- Hof. Nachmittags gegen 5 Uhr: Empfang der Kameraden auf dem Hauptbahnhof, Marsch mit Musik nach dem Markt. Abends 8 Uhr: Großer Fest-Kommers im Festlokal unter Beteiligung hoher Königlicher, Städtischer und Militär- behörüen. Sonntag, 9. Juni: Vormittags V«8 Uhr: Sammeln in des Standquartieren, Abmarsch zum Feld gottesdienst, um 9 Uhr Felvgottesdtenst bei den neuen Kasernen, nach dem Gottesdienst Besichtigung oer neuen Kasernen, Spaziergang durch den Zeisigwald nach dem „Waldschlößchen", daselbst Konzert. Mittags 1 Uhr: Standquartiere. Nachmittags 4 Uhr: Großes Konzert im „Schloßgarten" und „Schloß Miramar". Abends 8 Uhr: Festball im großen Saale des Festlokales. Montag, 10. Juni: Vormittags 8 Uhr: Sammeln in den Stand quartieren. Vormittags V-9 Uhr: Besichtigung der Stadt, des Krematoriums usw. Nachmittags 2 Uhr: Abfahrt vom Hauptbahnhofe nach Erdmannsdors, von dort mit Musik nach dem Schloß Augustus derg, daselbst Konzert. Abends 8 Uhr: Rückfahrt nach Chemnitz. Daselbst solenne Abschiedsfeter. — Bei der hiesigen städtischen Sparkasse wurden im Monate Mai des Jahres 1907 673 Einzahlungen im Betrage von 88575 Mark 53 Pfennig geleistet, da gegen erfolgten 465 Rückzahlungen tm Betrage von 84758 Mark 87 Pfennig. — Der Konservative Verein tm Amtsgerichts- bezirk Wilsdruff ist dem nationalenAusschuß für den 6. Reichstagswahlkreis als korporatives Mitglied bei-