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ttN- Amgegen- Amtsblatt I 6«. Jahr- No. 1L4 , Donnerstag, de« 14. November 1S»7 Wilsdruff, am 11. November 1907. sss «« Der Stadtrat. Kahlenberger. Bis 29. dieses Monats ist der 4. Termin städtische Grund« nnd Einkommensteuer an die Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Nach Ablauf der geordneten Zahlungsfrist erfolgt gegen Säumige das Mahn, event. ZwangSvollstreckungSverfahren. nur die Spuren an Bäumen und Büschen über die Wirkungendes Rottenfeuers, ich sah sie auch an den Körpern -er Getöteten, die von den Geschossen förmlich durchlöchert waren. Es war auf den ersten Blick ersichtlich, daß be! diesem von 60 Mann 10 Minuten lang unterhaltenen Rottenfeuer keiner unserer Gegner mit dem Leben davon kommen konnte." Viertelpfundgewichte. Wie die „D. T." vor kurzem berichtete, ist der Ent wurf, einer neuen Maß- und Gswichtsorduung dem Bundesrate zugegangen. Wir teilten damals schon mit, daß der Bundesrat sich eng an die Beschlüsse der neunten Kommission des aufgelösten Reichstages anschließe, die ihn in drei Lesungen durchberaten und einen aus führlichen Bericht erstattet hatte. Wir sind besonders neugierig darauf, ob man sich entschlossen hat, die von vielen Seiten lebhaft gewünschte Einführung vonViertel- pfundgewichten vorzuschlagen. Daß Viertelpfnndgewichte vom Kleinhandel und von der gesamten Bevölkerung ver langt werden, ist unbestreitbar; und daß das Verlangen berechtigt ist, kann nicht bezweifelt werden. Das Volk wird trotz des Dezimalsystems immer nach Halben, Vierteln und Achteln rechnen. Die Fünftel und Zehntel werden sich niemals recht etnbürgern. Die Viertelung ist etwas Natürliches und Gegebenes, die Fünftelung ist künstlich und abstrakt. Es wird wohl verzweifelt wenig Hausfrauen geben, die hundert oder zweihundert Gramm von einer Ware kaufen Man kauft vielmehr halbe Pfunde und Viertelpfunde. Wird jetzt ein Viertelpfund abgewogen, so muß der Händler drei Gewichtsstücke auf die Wagschale stellen. Das ist umständlich und auch aus anderen Gründen bedenklich. Wir wüßten nichts, was gegen die Einführung von Viertelpfundgewichten sprechen könnte, als die vureaukratische und geradezu lächerlich wirkende Rücksicht auf die Reinheit des Dezimalsystems. Mit dieser Rücksicht muß endlich einmal gebrochen werden. Ei« sozialdemokratischer Wührer und Rechtsanwalt durchgebrannt? Wie Berliner Blätter aus Königsberg melden, ist der dortige Rechtsanwalt Schwarz seit dem 29. Oktober unter Mitnahme von Akten verschwunden. Schwarz war Verteidiger in dem bekannten Japper-Prozeß. Er war auch politisch tätig und sozialdemokratischer Parteiführer. Der Verschwundene ist 38 Jahre alt und seit einigen Jahren verheiratet. Er wäre ja der erste Genossenführer nicht, der gezwungen war, Plötzlich von der Bildfläche zu verschwinden. Wieder in seiu Amt eingesetzt. wurde der polnische Dorfschulze Sroka in Pentzikau bei Schrimm, der im März d. I. wegen der Beteiligung seiner Kinder am Schulstreik auf Anordnung der Aufsichtsbe hörde abgesetzt wurde. Die Gemeindevertretung hatte Sroka einstimmig wtedergewählt. Was kostet ein Bolksschüler in den verschiedenen deutsche» Ländern? Die neueste Statistik über die Aufbringung der jähr lichen Ausgaben für je einen Volksschüler in den ver schiedenen deutschen Ländern ergab nach der „Frankf. Ztg." folgendes: Bremen bringt 77 Mk. auf, Hamburg 74 Mk, Lübeck 69 Mk., Anhalt 51 Mk., Sachsen 50 Mk., Preußen 48 Mk., Hessen 48 Mk., Bayern 46 Mk., Sachsen-Meiningen 45 Mk, Sachsen-Koburg-Gotha 45 Mk., Braunschweig 44 Mk., Oldenburg 44 Mk., Sachsen- Weimar 43 Mk., Württemberg 42 Mk., Schwarzburg- Sondershauses 42 Mk, Baden 40 Mk., Meklenburg- Schwerin 40 Mk., Sachsen-Altenburg 40 Mk., Elsaß- Lothringen 39 Mk-, Reuß (j. L.) 38 Mk-, Waldeck 35 Mk., Mecklenburg-Strelitz 33 Mk., Schwarzburg-Rudol stadt 33 Mk., Reuß (ä. L ) 30 Mk-, Schaumburg-L ppe 28 Mk.'und Lippe 25 Mk. Danach sind es die freien Dev Vürgermeifter «ahlenberg-r. Freitag, den 15. November d. I., nachmittags 6 Uhr öffentl. ^tadtgemeinderatssitzung Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Wilsdruff, am 12. November 1907. Erscheint wöchentlich dreimal nnd zwar DieuStagS, Donnerstags and Sonnabend». Bezugspreis vierteljährlich I Ml. 30 Psg., durch di« Post bezogen 1 Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt WtlSdruff. Mr die Lol- »mtshsuptmannschLft Wettzen, Mr das Lgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, ' sowie Mr da« Lgl. Forftrentamt zu Tharandt. Lokalblatt sür Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grunds Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf. Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, N ederwartha, Oberhermsdorf, VobrSdorf, RöhrSdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kefselsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildberg. Druck uud Berlag von Arth ur Zschuuk«, Wilsdruff. Für di- Redaktion und den amtlichrn T-il v-rautworlltch: Hugo Friedrich, für dm Inseratenteil: Arthur Zschuul«, bei-e iu WilSdruff. Städte Bremen, Hamburg und Lübeck, die an der Spitzt stehen und die größten Opfer für die hohe Kulturauf' gäbe, die Erziehung unserer Jugend, bringen, während die beiden Fürstentümer Lippe an letzter Stelle stehen. Von den größeren Staaten kommt zuerst das Königreich Sachsen und zwar an fünfter Stelle, dann folgt Bayern an achter Stelle und Württemberg an 14. Stelle, während Preußen die 6. Stelle einnimmt. Für die Aufwendung in den preußischen Provinzen ergibt sich folgende Reihen folge: Berlin 95, Hessen-Nassau 60, Schleswig-Holstein 56, Rheinland 51, Brandenburg 50, Hannover 49, Westfalen 47, Sachsen 44, Pommern 43, Ostpreußen 39, Schlesien 39, Westpreußen 38 und Posen 35 Mark. A u s l a P d. Eine russische Schade»ersatzforderu»g. Die von der Petersburger Telegr.-Agentur ans Irkutsk verbreitete Meldung, wonach das Gericht in Tsingtau die Ansprüche der russischen Regierung gegen den deutschen Reichsangehörigen von Lellfeld wegen Festhaltung des Schiffes „Anhalt" anerkennt, dagegen die Gegenforderung Hellfelds abgewiesen habe, entspricht nicht den Tatsachen. Es findet vielmehr über verschiedene Punkte der Klage anträge Beweisaufnahme statt, und was die abgewiesene Gegenforderung Hellfelds anbetrtfft, so schwebt betreffs dieses Punktes bei dem kaiserlichen Gericht in Tsingtau ein Ermittelungsoerfahren wegen Meineides gegen den früheren russischenMilitäragentenObersten Ogorodnikoff. Die endgültige Entscheidung wird erst von dem höchstens zuständigen Gerichtshof in Schanzhei getroffen werden. Schiff und Ladung, dessen russisches Eigentum nie bestritten worden ist, bleiben unter Arrest in Tsingtau. Eine neue Spionageaffäre in Frankreich. Die französischen Behörden werden jetzt, wie Tele gramme aus Toulon melden, durch eine neue Spionage angelegenheit in Atem gehalten, zu deren Aufdeckung wahr scheinlich die Untersuchung in dem Falle des jüngst ver hafte! en Schiffsfähnrichs Ullmo geführt hat. Ei» Inspek tor der Pariser Sicherheitsbehörde, der zur Untersuchung der Angelegenheit dorthin gereist ist, hat bereits wichtige Feststellungen gemacht. Es handelt sich um eine Verei nigung, die sich zum Zwecke des Betreibens der Spio nage im Küstengebiet gebildet hat, und die in Mar seille, Toulon und Ventimiglia tätig war. Ullmo scheint der Vereinigung nicht angehört zu haben. Die Zahl der Verhafteten beträgt fünf, einer wurde in Toulon, die übrigen in Marseille festgenommen. Die Festgenom menen sind: Der Handelsagent Andrä, der Buchhalter Mernudol, die Seidenhändlcr Farges und Berrin sowie der Leiter eines Unternehmens für elektrische Beleuchtung Blain. An der Spitze der Spionagebande soll der Handelsagent Andrä gestanden haben, der insbesondere auch versucht haben soll, sich in Toulon militärische Schriftstücke zu verschaffen. Ein Grenzzwischenfall Aus Rio de Janeiro wird gemeldet: Truppen aus Peru griffen kürzlich das brasilianische Fort Leticio an; die Garnison flüchtete. Die Peruaner rückten vor und be setzten Tabat nga. Man glaubt, der Zwischenfall hänge mit Gcenzstreitigkeiten zusammen. Ueber neue Greueltaten bulgarischer Baude» wird berichtet: Am 2. November ermordete eine Bande drei Griechen aus Armenochori. Am 5. November steckte eine Bande in dem serbischen Dorfe Cozista im Distrikt Kirtsovon 16 Wohnhäuser und 17 Wirtschaftsgebäude in Brand und machte einen Mann und zwei Frauen nieder. Am 6. November wurden vier griechische Bauern auf der Landstraße zwischen Brot und Florina ermordet und zwei Tage darauf wurden drei griechische Bauern aus Clestina im Distrikt Florina und eine griechische Frau getötet. politische Rttn-scha*. Wilsdruff, den 14. November 1907. Deutsches Reich. Verheiratete Schutztruppenoffiziere. Vor einem Jahre erregte es berechtigtes Aufsehen, daß einem unserer ältesten und tüchtigsten südwest, afrikanischen Offiziere, dem Hauptmann Volkmann, der sich während des Urlaubs vermählt hatte, die Erlaubnis nicht erteilt wurde, mit seiner jungen Frau seinen Dienst in der Kolonie wieder anzutreten, weil der Kommandeur grundsätzlich Bedenken geltend gemacht hatte. In Deut sch - Ostafrika hat die,e Praxis bis jetzt nicht bestanden, kürzlich aber ist sie auch dort etngeführt worden. Der erste, den der neue Modus traf, ist der Hauptmann Fouck, ein Afrikaner von 14 jährigem Tropendienst, als Soldat, wie als Kuldivator gleich glänzend bewährt. Noch im letzten Aufstand hat er Morogoro durch seine Energie entsetzt und die Bewohner vor dem fast sicheren Tode gerettet, ferner ist die Ent sumpfung des früher ungesunden Ortes Mikindani sein Werk. Sechs Bezirke hat er mit Erfolg verwaltet, zwei neue gegründet. Als er nun jüngst vom Heimaturlaub zurückkehrte, wollte er seine Frau mitbriugen, die jahre lang mit ihm drüben geweilt hatte. Das wurde ihm in- des abgeschlagen. Man sollte doch meinen, daß es aus mancherlei Gründen erwünscht sein müßte, wenn der Offizier seine Familie bet sich hat. Er bleibt dadurch vor manchen Versuchungen bewahrt uud gewinnt in dem Behagen der eigenen Häuslichkeit eine Erholungsstätte nach den großen Strapazen des Tropendienstes. Daher erleichtert die englische Verwaltung denn auch auf Grund ihrer langen Erfahrung ihren Offizieren auf alle Weise die Mitnahme ihrer Familie. Es ist nicht einzusehen, weshalb man in den deutschen Kolonien anders handelt. Morengas Ende. Auf Ansuchen des Londoner Kolonialamts hat der Gouverneur der Kapkolonie, Sir Waller Hely-Hutchinson, den Bericht deß Majors Elliot über die Operation gegen More nga eingereicht. In dem Bericht heißt es! W „Nachdem ich die Stellung Morengas ausgekund- schäftet hatte, hielt ich cs für das Beste, die Hottentotten von einem Kopje zu vertreiben, das sich im Mittelpunkte deS von meinen Polizeitruppen gebildeten Halbkreises be fand. Ich beschloß deshalb den Angriff. Ich setzte dem Unterinspektor Mander auseinander, was ich getan haben wollte, und befahl ihm, mit seinen Truppen vorzurücken. Unterinspektor Gash hatte inzwischen mit seinen Truppen auf das Plateau des Hügels Roltenfeuer abgegeben, die Entfernung betrug etwa 450 Meter. Nunmehr rückte die Abteilung Manders sprungweise vor und zwar ab- wechselnd von der rechten und von der linken Seite. Zu gleich griffen auf meinen Befehl die Berittenen unter Leutnant Dowley den Gegner in der linken Flanke an. Hauptmann von Hagen von der Kaiserlich deutschen Armee fragte mich, ob er sich zu der Abteilung begeben könne, die den Sturmangriff auszufüyren habe, und tat dies, als er me ne Erlaubnis erhalten hatte. Ich ließ die Abteilung Gash das Feuer einstellen, und nun begann der Sturm. Als meine Leute auf der Höhe des Hügels anlangten, fanden sie noch etwa sechs Hottentotten vor, die nicht die Flucht ergreifen wollten und fortfuhren aus Sandlöchern Feuer zu geben. Allmählich erreichten nun auch die übrigen Abteilungen das Plateau, und bald waren von den sechs Gegnern einer getötet und zwei schwer verwundet. Eine am Spätnachmittag ausgesandte Patrouille brachte die Nachricht, daß nirgends mehr ein Feind zu erblicken sei. Als ich in Begleitung des deut schen Hauptmanns von Hagen und eines anderen Offiziers den Schauplatz des Kampfes besuchte, belehrten mich nicht Inserate werde« MontagS, Mittwochs u«d Freitag? bis spätestens 12 Uhr angenommen. JnsertionspreiS 15 Psg. pro viergeivaiteue KorpuSzeile. Außerhalb d«S Amtsaenchtsberirks Wilsdruff 20 Pfg. Zeitraubender nnd tabellarischer Satz mit 50 Ausschlag.