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MsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft V ntzan, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Äürgerkum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis : die 8 gespaltene Aaumzeile 2V Npfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlicher: Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die Zgespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Siachweijuness et ühr 20 Reichspsennige. Pol geschriebene Erscheinung-. tage und Ptotzvorschrister werden nach Möglichkeit ffk^Nsprechev: ANli WllSÄrUf? Nv. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahmebisvorm.lVUbr. —: Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatlanspr, c crIjcht, wenn dcrBetragdurck Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen ol . rn ^niittlungsftelllnentgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Bas .Wilsdruffer Tageblatt* Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis : Bei Abholung in -er Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. rm Monat, bei Zustellung durch dieBoten 2.3VAM., bei Poftbeftellung L «M. zuzüglich Abtrag- . gebühr. Einzelnummerr- LARpfg AllePostanstalten sU^ U. Postboten und unsereAus. trägerund Geschäftsstellen II ^7 ' - nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugsprersev. — Rücksendung «ingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Rr 210 — 87. Jahrgang Tetegr.-Adr.: „Amtsblatt* Freitag, 7 September 1928 Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2640 Line harte Nuß. Der kleine mittelarnerikanische Staat Kostarika hat dem Völkerbund eine harte Rutz zum Knacken auf gegeben. Kostarika hatte seinerzeit dem Völkerbund den Rücken gekehrt und macht nun seinen Wiedereintritt davon abhängig, datz der Völkerbund erst vorher seine Stellung zur Monroedoktrin klärt. Der Völkcrbundrat hat sich zu nächst mit der Angelegenheit befaßt. Rach Art des del phischen Orakels ist schließlich der Text eines Beschlusses zustande gekommen, aus dem man alles oder nichts her- auslescn kann. Es scheint so, als ob der Völkerbund sich selbst jetzt nicht mit dieser Sache weiter beschäftigen wird, da auch Kostarika anscheinend mit der vom Rat getroffenen Zwischenlösung zufrieden ist. Es kann ans diesem Be scheid herauslesen, daß die Monroedoktrin keine Bindung für ein anderes Land als die Vereinigten Staaten, die die Urheber dieser Doktrin sind, hat. Die Frage der Monroedoktrin bat nicht nur ietzt, son dern schon immer eine große Rolle gespielt. Die Ver einigten Staaten haben verschiedentlich versucht, ihr eine allgemeine Geltung zu verschaffen. So haben die letzten Panamerikanischen Kongresse, besonders der in Havanna, sich lang und breit mit ihr beschäftigt. Als die mittel- und besonders die südamerikanischen Staaten noch schwach waren, da ließen sie sich stillschweigend den Schutz der Vereinigten Staaten gefallen. Als sie aber immer mehr erstarkten und die Vereinigten Staaten immer nn- verhüllter die Absicht zutage treten ließen, auf Grund der Monroedoktrien für sich die Vormachtstellung in ganz Amerika zu schaffen, da wuchs natürlich der Wider stand gegen die nordamerikanischen Aspirationen. Nach d-m Grundsätzen der Monroedoktrin hat in amerikanische Verhältnisse kein fremder Staat hmemzu- reden Vereinigten Staaten haben bisher eifersüchtig darüber gewacht, daß von europäischer Seite kein Eingriff IN einem amerikanischen Land erfolgte. Ais Deutschland seinerzeit ein Kriegsschiff nach Karakas schicken mußte, nm dort die deutschen Interessen wahrzunehmen. da hat es erst langer Verhandlungen mit Washington bedurft. Ähnlich war es bei Zwischenfällen mit Haiti Logischer- wcise schloß die Monroedoktrin aber auch in sich, daß die Vereinigten Staaten sich nicht in die Angelegenheiten nicht amerikanischer Staaten einmischen durften. Diese Folge rung. haben selbst amerikanische Blätter gezogen. Der Grund. Weshalb dick Vereinigten Staaten nicht dem Völker bund beitratcn war ja hauptsächlich der. weil große Schichten des amerikanischen Volkes befürchteten, daß ihr Land dann in die europäischen Verwicklungen cmbezogen werden konnte. , , ...... Leider mutz aber sestgestellt werden, daß die konw- guente Durchführung des Gedanken der Monrowoktrin von den Vereinigten Staaten nur dann befolgt wurde, wenn es in ihrem Interesse lag. So hätten sic seinerzeit nach dem Kriege mit Spanien, de" man zur Verschleierung der wirklichen Tatsachen einen Kamvf nm die Freiheit Kubas nannte, darauf verzichten müssen, die Philippinen zu annektieren. Angebliw wollte man diese Inseln nur solange behalten, bis den Eingeborenen die Freiheit ge geben werden könnte. Aber affe Bestrebungen der Philip pinen, möglich schnell die Unabhängigkeit wiederzu erlangen, wurden schleunigst, vielfach sogar mit Gewalt, unterdrückt. Als einen anderen groben Verstoß gegen die Monroedoktrin kann man letzten Endes auch den Eintritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg bezeichnen. Wilson ist der Vater des Völkerbundgedankens, wenig stens wirkte er in Versailles dahin, daß der Völkerbund ein integrierender Bestandteil der Friedensverträge wurde. Die Ironie des Schicksals wollte es nun, daß gerade das Land schließlich dem Völkerbunde fernblieb, dessen Ober haupt diese Institution empfohlen hat. Die Vereinigten Staaten halten sich nur scheinbar von europäischen Verhältnissen sern. Denn trotz der Monroedoktrin sind sie hundertsach mit der Wcltpolitik verflochten. In Wirklich- kett Haven sie die Grundsätze der Monroedoktrin schon langst aufgcgeben und holen sie nur da hervor, wo sie Entscheidung aus dem Wege gehen teör bie Vereinigten Staaten doch mit allen bub, zeigt schon die Frage der intcr- ftu ^rien ^Mulden. Ob Amerika will oder nicht, es mutz hier doch einmal em allgemeinen Regelung zustimmen. Sind doch Schulden größtenteils durch einen Verstoß gegen tue Monrocdoktrin entstanden. Reichswehrmanöver j« Ostpreußen. Gefecht bei Wensöwcn. Der zweite Teil der ostpreußischeu Manöver beaann am Donnerstag früh unter der Lcttuna oes Divisionskommandeurs Generalleutnants Freiherrn von Ejeveck. Die roten Truppen wurden von Oberst Wachenfeld, Kommandeur des ersten Artillerieregiments, befehligt, dem die erste Kavalleriebrigade beigcgebe» war. Die blauen Truppen wurden von dem Kommandeur des Infanterieregiments 1, Oberst Fischer ge führt. Bei den roten Truppen hatte das verstärkte Infanterie regiment 3 den Auftrag, am 6. September, vormittags, von Olschöwtn-Dullcu zunächst östlich von der Rotebuder Forst vor- «ehend, die Gegend von Wenwvc» zu erreichen. Sie wurden hierbei von der ersten Kavalleriebrigade unterstützt. Die blauen Truppen, die sich bei Darkehmen gesammelt haben, hatten eine verstärkte Brigade bis in die Gegend von Nogahleu vorgeschoben Diese sollte zur Unterstützung der in der Gegend Greisen-Satteschen liegenden blauen Truppen in der Nacht über Gemeinde« nnd VerWltWMfm Tagung des Äeichssiädtebmldes. Eine Entschließung zur Frage der Selbstverwaltung. Der Rcichsstädtebund, die Spitzenorganisatiou der deutschen Klein- und Mittelstädte, trat in Heidelberg zu seiner Jahrestagung, zu der mehr als 2000 Delegierte und Gäste erschienen find, zusammen. Eine Reihe wichtiger kommunaler Probleme, wie die Fragen der Verfassungs- und Verwattungsreform, der Steuervereinheitlichung und des Finanzausgleichs, steht zur Erörterung. Als Auftakt zur Plenarversammlung tagte Mittwoch der Gesamtvorstand des Reichsstädtebundes, der sich mit allgemeinen Fragen der Verwattungsreform befaßte. Der geschästsführende Vorstand legte am Grabe des Reichs präsidenten Ebert einen Kranz nieder. Am Donnerstag vormittag begann dann unter der Teilnahme von rund 1500 Städtevertrctungen die Mitgliedervollversammluug, die vom Bundespräsiden ten, Oberbürgermeister Dr. Belian, eröffnet wurde. Er erklärte, daß die Heidelberger Versammlung zum Notschrei an alle Volksgenossen werden müsse: alle sollten wissen, daß die kleinen und mittleren Städte weiterleben und arbeiten wollen in ihren Selbstverwaltungen, für ihre Bürgerschaf ten und für die große deutsche Volksgemeinschaft. Dr. Belian forderte dann einen gerechten Finanzaus gleich, der auch den Wünschen der kleinen und mittleren Städte gerecht werde. An den Reichspräsidenten und an den Reichskanzler sandte die Versammlung ehrerbietige Grütze. Der Vorsitzende teilte dann mit, daß die zu der Tagung geladenen Minister ihre Teilnahme ab gesagt hätten. Reichsinnenministcr Severing habe mitgeteilt, datz er als zuständiger Minister über seine Ver waltungsreformpläne vor dein Zusammcntreten der Länderkonferenz nicht sprechen könne. Darauf ergriff Reichsminister a. D. Dr. Külz als Berichterstatter das Wort zu dem Verhandlungs thema „Die Ziele der Verfassungs- und Verwaltungs reform in Reich, Ländern, Gemeindeverbänden und Ge- meiuden". Er führte ans, daß im neuen Deutschen Reich kein Naum mehr sei für Länder, deren Eigenstaatlichkeit nur heruhe auf dvnastischer Traditio» und nicht auf staat licher Lebenskraft. Den Selbstverwaltungskörpern sei in dem Gesamtorganismus des deutschen Polkes wieder der richtige Platz anznweisen Großstädte, Mittel- und Klein städte und Ländergemeinden erfüllten innerhalb des Go- samtorganismus des deutschen Gemeinschaftslebens Aus gaben, zwar von verschiedener Art, ober doch von gleich wesentlichem Wert, deswegen vertrage das Gesamtwohl keine einseitige Bevorzugung einer dieser Gattungen. Am Ende aller Tätigkeit aus dem Gebiete der Reichsrcform und der Verfassnngsreform müsse das Bestreben stehen: alle Arhcit muß erfüllt sein von dem Bestreben, die nationale Einheft nnd Geschlossenheit zu festigen und die Verantwortlichkeit des einzelnen Volksgenossen in Reich, Ländern, Bezirken und Gemeinden zu stärken. Als Mitberichterstatter sprach Oberbürgermeister Renner- Rastatt. Er betonte, daß Vcrsassnngs- und Verwattungsreform zwar fachlich eng verbunden seien, jedoch nicht begrifflich, so daß die Durchführung der Ver- waltnngsreform auch ohne gleichzeitige Durchführung der Verfassnngsreform möglich sei. Zur Frage der Verwalt tungsreform liegt eine Entschließung des Vorstandes vor, in der u. a. erklärt wird, daß sich die Bevölkerung der kleinen und mittleren Städte stets als ein gewich tiger Teil der deutschen Volkskraft erwiesen habe. Als Kulturmitlelpunkt sür ihre nähere Umgebung und als Träger des Heimatgcsühls für die engere Heimat bil deten die kleinen und mittleren Städte ein unentbehrliches Bindeglied zwischen dem platten Lande und den Groß städten. Voraussetzung für eine ersprießliche Tätigkeit sei aber, datz man ihnen die Arbeitsmöglichkeil nicht cin- schränke oder gar entziehe. Die zwangsweise Beseitigung lebensfähiger kleiner und niittlerer Städte durch über triebene Grotzstndtbildung müsse abgelehm werden, ebenso die Einengung von Selbstverwaltungsrechten. Zwrznwwen—Wvinwlon vvraeycn vcs ist anzuneymen, vast die vlaucn gruppen l» dcr Höhe von Wensöwcn mit den roten Truppen Ms Gefecht kommen An den ltbnnac» nehmen der Ches der Heeresleitung, General Heye, der Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos I, General der Infanterie Tschischwitz, und die Inspektoren der Kavallerie-, Artillerie- und der Nach richtenabteilung teil. Jie MWWsM in Genf. Eine gemeinsame Aussprache. Wie man vermutet, werden die durch das Vorgehen des Reichskanzlers eingeleiteten Besprechungen über die Rheinlandräumung in der Weife fortgesetzt werden, daß zunächst «ine Fühlungnahme zwischen den Vertretern der Besatzungsmächte, Briand, Lord Cushendun, Scialoja und Hymans stattfindet. Dann würde die deutsche Delegation zu einer gemeinsamen Aussprache mit den vier Minister» der Besatzungsmächte eingeladen. Diese Konferenz wäre aber kaum vor Ende der Woche zu erwarten. Die in einem Blatte, das der französischen Delegation nahe stehen soll, behauptete Möglichkeit, Deutschland werde nunmehr eine Note über seinen Standpunkt mit bestimmten Vorschlägen überreichen, wird von deutscher Seite entschieden bestritten. Sie komme nicht in Frage, da cs sich um einen reinen Rechtsanspruch Deutschlands handele, für de" alle Voraussetzungen erfüllt feien. Norwegens LtnzufnedenHeLi. In der öffentlichen Donnerstagsitzung Völker- Hotel Metropot, der Wohnsitz der Deutschen in Gens. bundversammlung sprach in einer tangeren stieoe oer norwegische Ministerpräsident Mowinckel seine leb hafte Unzufriedenheit mit der Tätigkeit des Rates aus. Er geißelte den Mangel an Unparteilichkeit und verlangte an Stelle der vielen provisorischen Lösungen mehr defini tive Arbeit. Auch bei den Beamten des Völkerbundratcs dürfen sich keinerlei nationale noch private Interessen vor drängen. Mowinckel erhob die schärfsten Anklagen gegen die militärischen Tendenzen. In der Atmosphäre der Flugzeuge, Unterseeboote und der modernen Kriegsmittel könne der Friede nicht ge deihen. Jeden Augenblick drohe die Gefahr, daß die Vernichtungsmittel verheerend über die Menschheit herein- brcchen könnten. Mowinckel forderte, daß man sich überall in der Welt zu dem Grundsatz bekenne, der aus der Goldfüllfeder stehe, die man Kellogg in Frankreich verehrt habe: Wollt Ihr den Frieden, bereitet den Frieden vor. Der belgische Außenminister Hymans war »lehr optimistischer Meinung als sein Vorredner und wies aus die Fortschritte hin, die bisher schon erzielt worden seien. Nachmittags trat der Völkcrbundrat zu Beratungen über den Stand des polnisch-litauischen Konflikts zusammen. Die nächste Sitzung beginnt Freitag. * Ser Besuch MMs beim Reichs kanzler verschätzen. Vor der Rede Müllers in -er Voll versammlung Genf, 6. September. Reichskanzler Müller stattete im Lause des Donnerstag abend dem Bundeskanzler Seipel eine«, Besuch ab. Der sür Donnerstag vorgesehene Besuch Briands beim Reichskanzler konnte infolge der unerwartet lang ausge dehnten Sitzung des Rates nicht stattfinden, soll jedoch am. Frei tag erfolgen. Es steht fest, datz der Reichskanzler im Laufe des Freitags in der Generaldebatte der Vollversammlung das Wort zu einer längeren Rede ergreifen wird, in der die Stellung Deutschlands zu den verschiedenen im Rahmen des Völkerbundes behandelten Probleme, insbesondere Adrüstungsfragen und Min derheitenfrage dargelegt wird. Auf der Tagesordnung der Frei- tagsitzung steht als Hauptpunkt der Antrag Frankreichs, Englands und Deutschlands auf Anwendung des Wahlverfahrens für di« Wiederwählbarkeit. Die Neuwahlen für den Rat finden am Mon tag statt. , Im Lause des Tages hat eine Aussprache zwischen Bria d und Lord Cnshenbun stattgefunden. Wie man annehmen kmni, ist hierbei die gestrige Aussprache Müllers mit Briand erortt" worden. Die Zusammenkunst der Vertreter der BesetzungE.achte mit Reichskanzler Müller wird für Ende dieser Woche erwartet. In unterrichteten Kreisen stärkt sich die Auffassung, datz die wm-