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Siachweisungsgebühr 2V Reichspfennige. geschriebene Erscheinung«- tage und Platzvorschriste« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annahmebisoorm.10Uhr. - — Für die Richtigkeit der ^rrch Fernruf üdermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden mutz oderderAuttraggcberin Konkurs gerät. Anzeigeunehmen ollcVr rmittluugsstellenentgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 221. — 87 Jahrgang T l gr Adr „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Ml! M «INIINIWI« Postscheck Dresden 2640 Donnerstag, den 2V. September 1S28 „Wir fahren." Fast wie vor dreißig Jahren war es. Besserwissen, Achselzucken, Spott oder Schlimmeres stellten sich wie einst t dem Grafen Zeppelin, so anch jetzt dem Bau des neuen Luftschiffes entgegen, das den Namen jenes Mannes trägt. Aber nicht bloß das mußte überwunden werden, sondern Schwereres: die Kostenaufbringung. Mit dem „Klingelbeutel" zog Dr. Eckener durch alle deutschen Lande, aber dieser Träger der geistigen Erbschaft Zeppe lins, der sein Luftschiff hinübergesteuert hatte nach Nord amerika, als Erster in der Ost-Westrichtung von Kontinent zu Kontinent den Atlantik überflog, ist gar oft auf mürrisch-ablehnende Gesichter gestoßen. Aber er hat sich nicht beirren, nicht enttäuschen lassen in seinem felsenfesten Entschluß: „Wir fahren!" Auch diesmal wieder, gerade so wie nach dem Un glückstag von Echterdingen, half das deutsche Volk. Die Millionen, die der Neubau des Luftriesen kosten sollte, wurden aufgebracht, ermöglichten es, daß nun der erste deutsche Zeppelin geschaffen werden konnte, den man uns nicht mehr entführen darf gegen unseren Willen. Was die Männer, die das Erbe Zeppelins verwalten, in jahre langer Arbeit vollendeten, halten sie fest, vermag ihnen ein Gewaltdiktat nicht mehr zu entreißen. Die Fesseln fielen — „Wir fahren!" Wieder huschte der Riesenschatten eines „Zeppelins" über den Spiegel des Bodensees, des „Schwäbischen Meeres"; größer, riesiger als je zuvor ist dieser Schatten. 426 Vorgänger hat das neue Luftschiff, seit sich Graf Zeppelin zum erstenmal mit seinem Werk emporwagte. So manche dieser Schiffe wurden Opfer entfesselter Elemente, unvorhergesehener Nnglücksfälle — aber auch so manche i fielen „im Dienst", im Kriege. Auch für sie galt nur die k» Losung trotz größter, stets wachsender Gefahren: „Wir kß fahren!" >chtzt dient das neue Werk anderen, friedlichen Zwecken. Und mit stolzer Freude mag es die Männer auf der Zeppelinwerft erfüllen, daß man in Italien und in Newyork mit den Luftschiffen, die Deutschland dorthin liefern mußte, so gar nichts anzufangen weiß, sie nicht zu meistern versteht. Rings um den Erdball aber soll den neuen „Zeppelin" die weite Fahrt führen und an seinem Bug trägt er als Schiffsnamen das „Graf Zeppelin". Zwiefach also wird das „Zeppelin" zur Welt sprechen, M das Werk selbst und der Name des Mannes, der es schuf, über dessen Leben der unbeirrbare, niemals zu entmuti gende, sich zäh durch alle Hindernisse hindurcharbeitende Wille stand: „Wir fahren!" Es gab eine Zeit — noch gar nicht sehr lange ist es her —, da hat man in Friedrichshafen — Milch kannen produziert, sollte die Luftschiffhalle abgebrochen werden auf Befehl der Entente, lag die Werft fast verödet da. Aber der Geist Zeppelins lebte fort, erstand zu neuem Wirkey. Nicht stehenbleiben auf dem Punkt, der erreicht ist! — so wurde denn jedes neue Luftschiff, das entstand, zu einem Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger. Ohne viel Wesens daraus zu machen, erarbeitete man die Mög lichkeit, den raschen Fortschritten in der Eroberung des Luftraumes ebenso rasch zu folgen, um Aufbau- und Aus- banarbeit leisten zu können, die zu einem neuen Erfolge führte, die einen sicheren, zuknnftsfrohen Unterton hergab : für das Wort: „Wir fahren!" Und wenn das neue Luftschiff draußen in der Welt Zeugnis ablegt von deutscher Energie und deutschem Können, das trotz aller Hemmungen sich durchzusetzen ver mochte, Zeugnis ablegt für nimmer rastendes Weiter arbeiten, — dann trägt der „Graf Zeppelin" symbolisch an seinem Bug auch den Willen des deutschen Volkes hinaus rings um den Erdball: „Wir fahren!" Der erste Aufstieg des „Graf Zeppelin". über die nächsten Fahrten sind entgegen den immer wieder auftauchenden angeb lichen Reiseplänen des Luftschiffes keine Pläne vorhanden. Man wird von Fall zu Fall entscheide», wohin die Fahrt gehen soll. Der große Aktionsradius des L>chiffes ge stattet es, sich einige tausend Kilometer von der Basis in Friedrichshafen zu entfernen, so daß Fahrten innerhalb Europas oder auch über das Mittelmeer und die an grenzenden Länder ohne weiteres möglich sind. Nur für ganz große Fahrten ist die Frage der Unterbringung und Triebgasversorgung entscheidend. Deshalb kommen die NiWM zii de» DerWlmW i« Sens. Darlegungen des Reichskanzlers. Reichskanzler Müller sprach in Berlin vor einer Anzahl Pressevertreter und legte dar, daß die deutsche De legation in Genf stets die Räumung des ganzen hesetzten Gebietes verlangt habe. Der Kanzler sagte weiter, daß in der Räumungsfrage in Genf zwar kein praktischer Er folg erzielt worden sei, daß aber die Genfer Ergebnisse trotzdem nicht zn unterschätzen seien, weil in Genf zum erstenmal offiziell Verhandlungen über die vorzeitige Räu mung des Rheinlandes eingeleilet seien und auch offizielle Verhandlungen über die endgültige Regelung der Repa rationen, wobei der deutsche Standpunkt durchgesetzt wor den sei, daß über beide Probleme, das der Räumung und das der Reparationsregelung, getrennte Verhandlungen geführt werden. Es sei schließlich gelungen, das Zu sammentreten der Sechs-Mächte-Konferenz in Genf zu er möglichen. Daß Verhandlungen über die endgültige Regelung der Reparationen auch im deutschen Interesse erwünscht seien, liege auf der Hand. Zu vermeiden war nur der Anschein, als ob sich dabei eine europäische Front gegen die Vereinigten Staaten bildete, und schon aus diesem Grunde war es erwünscht, daß der Vertreter Japans zu den Konferenzen hinzugezogen wurde. Der Kanzler glaubt nicht an eine besondere Beschleu nigung der Verhandlungen. Delegation und Kabinett haben sich darauf festgelegt, keiner Kommission zuzustim men, deren Befugnis über 1935 hinaus reichen würde. Von Lord Cushendun ist der Vorschlag ausgegangen, daß die sogenannte Ausgleichskommission zunächst bis 1935 eingesetzt und nach Ablauf dieser Frist Verhandlungen über eine andere Regelung stattfinden sollen. Auch diesem Vorschläge gegenüber hat der Reichskanzler auf dem Standpunkt verharrt, daß Deutschland über 1935 hinaus keiner Kommission Befugnisse im geräumten Gebiet zuge stehen könnte. * Bayern verlangt Bericht an die Länder. In München hat ein Ministerral stattgefunden, bei dem die Anschauung zum Ausdruck kam, daß es nicht ge nüge, wenn der Auswärtige Ausschuß des Reichstages über das Ergebnis der Genfer Verhandlungen unterrichtet würde. Bayern hätte wegen der Pfalz ein besonderes Interesse an allem, was die Räumungsfrage beträfe. Mi nisterpräsident Held will auch im Sinne der Ministerrats besprechung an Reichskanzler Müller das Ersuchen richten, die Staatspräsidenten bzw. Ministerpräsidenten zu einer Besprechung nach Berlin zu bitten. Nach Mitteilung, von zuständiger stelle war bis Mittwoch von dem Wunjche ves Landes Bayern au; Ein berufung einer Länderkonferenz zur Prüfung der Räu mungsfrage noch nichts bekannt. Es wird darauf hinge wiesen, daß, falls ein derartiger Wunsch geäußert werden sollte, feilens der Reichskanzlei keine Bedenken geltend ge macht würden. Reichskanzler Müller-Franken wird in der nächsten Woche Gelegenheit haben, vor dem Auswärtigen Ausschuß des Reichstages noch einmal eingehend über die Genfer Ergebnisse zu berichten und die Absichten der deutschen Re gierung hinsichtlich der Fortführung der dort eingeleiteten Verhandlungen auf diplomatischem Wege darzulegen. Der deutsche Botschafter in Paris, v. Hoesch, hält sich zurzeit in Berlin auf. Er will mit dem Auswärtigen Amt über schwebende Fragen in der deutschen Außenpolitik sprechen. Mittwoch empfing der Reichskanzler Herrn von Hoesch und im Anschluß daran den Reichsbankpräsidente» Schacht. Die Abrüsiungsarbeiten. In der dritten Völkerbundkommission für Abrüstungs fragen in Genf fand eine große Aussprache über die Weiter- sührung der Abrüstungsarbeiten des Völkerbundes, insbe sondere über die Einberufung der Vorbereitenden Abrüstungs kommission, statt. Der Präsident der Vorbereitenden Ab rüstungskommission, Loudon, gab eine Erklärung ab. in der er feststellte, daß ein Abkommen zwischen den großen Seemächten die Voraussetzung für den Erfolg der Äbrüstungsarbeucu bildete. Er habe die Absicht, Beauftragte der großen See mächte, Frankreichs, Englands, Amerikas, Japans und Ita liens, zu einer Konferenz nach Paris einzuladen, in der hinter verschlossenen Türen der Versuch gemacht werden müßte, die bestehenden Gegensätze in der Frage der Flottcnabrüstung zu überwinden. Deutscher Vorschlag. Nachdem der französische Vertreter Paul-Boncour einen Entschließungscntwurf eingebracht hat, der die Einbe rufung der Vorbereitenden Abrüstungskommission zum Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres vorsieht, wird auch von deutscher Seite durch Pen Grafen Bernstorfs eine Ent schließung eingebracht werden, die in Inhalt und Ton über den französischen Entwurs hinausgeht und gleichfalls die Ein berufung der Vorbereitenden Abrüstungskommission fordert. Graf Bernstorfs wird hierbei den deutschen Standpunkt zu der Abrüstungsfage grundsätzlich präzisieren. Der deutsche Gmschließungsenttvurs zur Abrüstung. Genf. In der dritten Kommission der Völkerbundver fammlung brachte am Mittwoch Gras Berystorss gcgenübei dem ersten von Paul-Boncour vorgelegteu Entschlietzungs entwurs einen deutschen Gegenantrag über die Weiterführung der Abrüsiungsarbeiten und Einberufung der allgemeinen Konferenz ein, der der Vollversammlung zur Annahme vor. gelegt werden soll. Vereinigten Staaten zunächst für eine Fernfahrt allein in Betracht, da alle übrigen Luftschiffhäfen entweder noch nicht fertiggestellt oder aber nicht für Triebgasversorgung eingerichtet sind. * Auf der zweiten Fahrt. Friedrichshafen, 20. September. „Graf Zeppelin" ist auf das württemhergische Oberland gestartet. Die Teilnehmer Friedrichshafen, 19. September. An der ersten öf fentlichen Fahrt des „Gras Zeppelin" werden insgesamt 75—80 Personen teilnehmen und zwar wird die Besatzung mit 39 Mann vollzählig vertreten sein. Die Werst wird mit 17—20 Mann tech nisches Personal an Bord haben, um Messungen und Prüfungen vorzunehmen. Die Zahl der Gäste beträgt 22 Mann. An der Fahrt wird außer Commander Rosendahl noch der amerikanische Konsul in Stuttgart, Kehl, teilnehmen. Englischer GMnmsch an Sr. Eckener Friedrichshafen, 19. September. Der «Chef der eng- lichen Zivilluftfahrt, Sir Samuel Brancker, hat an Dr. Eckener anläßlich der ersten Fahrt des Luftschiffes „Graf Zeppelin" ein herzlich gehaltenes Glückwunschtelegramm gerichtet, in dem. er die Bedeutung der Fahrt für die Entwicklung der Luftfahrt hervor- hebt. Sreslau empfangt den Reichspräsidenten. Erinnerung an Schlesiens Notzeit. Von Ratibor fuhr der Reichspräsident Dienstag nach mittag nach Breslau, wo er mit ungeheurem Jubel empfangen wurde. Die ganze Stadt war festlich geschmückt und in den Straßen standen Hunderttausende, die das Staatsoberhaupt mit Hurra-, Hoch- und Heilrufeu be grüßten. Die offizielle Begrüßung erfolgte im Ober- Präsidium, wo sich auch Fürstbischof Dr. Bcr 1 ra m, der böcbste katbolische Würdenträacr in Deutschland, ein gefunden hatte. Auf die Begrüßungsreden erwiderte der Reichspräsident mit einer Ansprache, in der er an Schlesiens Notzeit im Jahre 1914 erinnerte. Es habe die Gefahr eines Russencinfallcs bestanden und die Räumung Schlesiens bis zur Oder uud die Preis gabe und Zerstörung des Industriegebietes hätten in das Gebiet denkbarer Möglichkeit gehört. Durch einen be freienden Flankenstotz deutscher Truppen sei dann die Pro vinz vor den Russen bewahrt worden. Noch heute habe Schlesien unter den Wunden, die Krieg und Nachkriegszeit ihm geschlagen hätten, zu leiden, aber wenn die Deutschen in Einigkeit zusammcnständcn und ihre in Sturm- und Not zeiten erprobte Kraft in einigem Wollen zufammenfatzten, würdcn alle Schwierigkeiten überwunden werden. Am Abend formierte sich in den Hauptverkehrs straßen Breslaus eiu gewaltiger Fackclzug. Als der Reichspräsident mit seinem Gefolge das Oberpräsidium verließ, erscholl vom Turm des Rathauses das Deutsch landlied. Hindenburg fuhr in das Landeshaus, wo er vom Vorsitzenden des Niederschlesischen Provinzialaus- schusses, dem Fürsten von Hatzfeld-Trachenberg, begrüßt wurde. Besuch in den Hochschulen und im Rathaus. Mittwoch vormittag fuhr der Reichspräsident zunächst zur Friedrich-Wilhelm-Universität, wo ihn der Rektor Prof. Dr. Wollenberg begrüßte. Es folgte ein Be such der Technischen Hochschule, vor der die Studentenschaft Aufstellung genommen hatte. In der Aula wurde der Reichspräsident von Rektor Prof. Dr. Gottwein be grüßt. Er fuhr dann zum Messehof und zur Jahrhundert halle, wo er die Huldigung der Schuljugend entgegcn- nahm. Hindenburg richtete eine kurze Ansprache an die Kinder, an die sich der Gesang des Deutschlandliedes schloß. Von der Jahrhunderthalle begab sich der Reichs präsident nach dem Rathaus, wo er von den Bürger meistern und Kämmerern der Stadt empfangen wurde. Auf die Bcgrüßungsworte des Oberbürgermeisters Dr. Wagner erwiderte der Reichspräsident mit einer kurzen Ansprache, die mit den Worten schloß: „Ich bin überzeugt, datz die Stadt, die so oft in der prcutzisch-deutschen Geschichte eine Rolle gespielt hat, rhrc Aufgabe, als Mittlerin auf allen Gebieten des Handels und her Kultur zwischen Deutschland und feinen chsilicheu