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MsdmfferZMblatt -» MM . - US I MM M , < </ für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 2 Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Aastonale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend d^d°^-^und^un^« «nztigkupr«, -. die 8 gespaltene Ranmzelle 20 Rpsff-, die 1 gespaltene Aeile der amtlichen Bekanntmachungen 10 Leich,. Pseunig, die 3,espaltene ReklamezeU« im textlichen Teile 1 «eich,mark. N-chw-ijungLgebühr 20 R-ichrpseunige. «»c> LL'^'W« Kernspeecher^ Amt Wilsdruff -Ne. ff SLL>'LW! annahmedi, uorm.lvUdr. 22 k-KT — ! Für die Richtigkeit d« durch Fernruf Lberinittelten«„eigen Ldernehmcn wir deine Garautte. Jeder «adattansprnch erlischt, wenn derBetrag durch - ,——— — Llage eiugejagen werden mutz oderder «ultraggeber in «!>ukur,,rrSt. An,eigeu nehmen allr Vermittlungsstellen entgegen. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- -errqis rmd Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. 87 Jahrgang Telegr Adr: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2K4V Donnerstag, den 1. November 1928 Hußmann. Die Sache ist zu Ende! Wie von schwerem Alpdruck Meit, atmen wir auf, und aus Stickluft und beängstigcn- »« Schwüle öffnet sich ein T o r i n s F r e i e. Die Sache w zu Ende, die Sache ist, wenn sic — was der Himmel oerhmcn möge — nicht noch einmal ansgerollt wird, rcchts- ckaiug entschieden, und was ist das Ergebnis so großen -Aufwandes? Nichts, nichts und weniger als nichts! Trotz vis ins kleinste gehender Beweisaufnahme, trotz eines oeugenapparates, wie man ihn in einem Strafprozeß wohl selten nur geseheu hat, trotz all der Charakter- »udien kluger Pädagogen, trotz tiefstschürfender Seelen- nialyse berufener Forscher und Menschenkenner ist nichts Märt worden, ist am Schlüsse alles so geblieben, wie es !chon am Anfang gewesen ist, ist die ans innerste Herz »reisende Frage geblieben: Wer hat den armen Helmut Taube ermordet? Niemand weiß es, und keiner mehr Etc zu denken, geschweige gar zn sagen wagen: Dieser da ist es! Ein Freier, der jedem offen ins Auge blicken darf, verläßt Karl Hußmann den Gerichtssaal, in dem "m seinen Kopf ein Kämpfen war — ein Freier, aber ein ^»glücklicher, über den sich in weniger Monate, in weniger Tage Frist so viel Leid ergoß, wie ein Mensch u»r tragen kann, ohne unter der grausamen Last zu- ^Nliucnzubrcchen. Er ist fest geblieben bis zum letzten und hat sich im Laufe dieses zermalmendeu Prozesses Wehr als einmal zum Herrn der Lage aufgeschwungen, ?ber ihn umschwebt der blutige Schatten dessen, den er mne« Freund nennen zu dürfen glaubte, ihu umschwebt Verdacht der Neunmalweisen, die mit ihrem zweifeln- ^»'- »Ja aber . . ." in eines Menschen Brnst mehr ^«nm,ttn können, als selbst das härteste Urteil zu ver- vermag. . . Tie Sache ist zu Ende, aber nicht so rasch vergehen und verwehen wird all das Muffige, das sie aufgeschüttelt ,'."nd ^1.. üble Beigeschmack all des Tratsches und falsches, den sie aufwirbelte. Was hat man da nicht "»es z„ bekommen! Ein Mord ist geschehen, wre "„glücklicherweise nicht alle Tage, aber schließlich doch nicht W» selten geschieht, und es wäre unter normalen Ver- Mnissen eine Gerichtsverhandlung geworden, wie wir ^on oft nnd hier schon nnd dort schon erlebt haben, aus dem seelischen Gleichgewicht zu geraten. Aber spielte sich eben alles unter anormalen Verhältnissen was beileibe kein Wortwitz und keine Anspielung u»s die Verwirrung der Gefühle", die man dem An- «cklagien nachsaqte, sein soll. Alles steigerte sich vom An- vegnm an zur Seusation — nicht, was ausdrücklich her vorgehoben werden muß, durch die Schuld des Gerichtes, i» würdiger, einwandfreier Weise seines Amtes waltete, sondern durch Aufbauschung und Mißverständnis »Nb Geheimnis- und Wichtigtuerei uud Schülergeschwätz und: „Man sagt in Gladbeck. . ." und Jungmädchen- Muster und was solcher Dinge mehr sind. Als das *Uort „Krantz-Prozeß" und „Sieglitz" in die Debatte ge- 'vorfen, als jene unerquickliche Jungentragödie, die sich "n paar Monate zuvor in Berlin zugetragen hat, zur Vergleichung herangezogen wurde, da wußten die 'Wissenden", die des Volkes Psyche kennen, sofort, was ne Glocke geschlagen habe, und daß nichts Gutes zu er warten sei. Und es kam, wie es kommen mußte, und unsere Jugend, die man sonst so ängstlich vor jedem eelischcn Schaden zn bewahren sucht, stapft wieder hinein «den Sumps, von dem man sie doch fernhalten möchte, und wird in ungewollter Weise „aufgeklärt". s. Man hat ihr in diesen Tagen Schlimmes nachgcsagt, vlcscr Jugend, hat sie, jedem zur Schau und jedem zum ^pott, an den Pranger gestellt und hat mit Fingern auf »e gewiesen: „Seht ihr, so ist sic — so verwahrlost und w verkommen!" Aber hüten wir uns vor übertrcibun- nr». Auch wir sind in nnserer Schulzeit so oder ähnlich » ^ie die Primaner und die zwischen Gymnasium wir a^wersität pendelnden „Muli" von Gladbeck, auch visclw», " in solchem Alter eine Lust gehabt an Täp- balavr^i""d Rohem, an ost ins Wilde ausartcndcn Katz- Neiq w"- ohne daß wir darum gleich auf verbrecherische Mir untersucht zu werden brauchten. Aber wenn verbäckt damals in seelische Not geraten und einer Untat Vinn,» "schienen und in die Behandlung gewiegter auch uns wären — wer weiß, ob man nicht Sinnlose ""ast vergessenen Worten und aus ins konstruieiitt, »^"Netem Gcranfe schwerste Schuld hätte Wo erst einmal ein Verdacht auf- verdichtet, sind rasch auch Kommentare da, und- sagt . ." und: „Damals schon tat er . ." Grikk iii Ihr noch . . . das Messer . . . und jener Bild "ne Mosaik auf, die eines Menschen Lebcn ?"gen kann, wie er cs in seinem ganzen Seele, gesehn/hat" auch nicht im Spiegel seiner SchMdw 2'°^ Hußmann ein Angeklagter! EdÄ » /"A schuldig " wer wagt es zu ent- Gericht hat „nicht schuldig" ei»»» wenn auch jeder das Recht hat i° hatsch britische Lupe zu u'hmcw "au, i.esw» Riecht, zu zweifeln, daß die Richter Ist Karl "rteil gefällt haben. Gewisse', ww »? -!> und so rein vor seinem ÄLÄL U ZWL M.'WLf'Lrr In MdrWWn Mich gelaniiet Friedrichshafen, 1 Nov. „Graf Irppettn" ist heute mor jen 7,05 Uhr in Friedrichshafen glatt gelandet. Zeppelin in Sturm und Regen Meldungen und Vermutungen. „Graf Zeppelin" hat aus seiner Rückfahrt zu nächst seinen nordöstlich gerichteten Kurs beibehalten, bis er in ein Wettergebiet geriet, das seine Fahrtgeschwindig keit, offenbar infolge starker Gegenwinde, erheblich ver ringerte. Der Zeppelin hatte bis dahin eine Durchschnitts geschwindigkeit von 80—90 Kilometer in der Stunde ent wickelt, also eine sehr erheblich langsamere Fahrtgeschwin digkeit, als zum Teil angenommen wurde. Der Zeppelin flog die ganze Zeit hindurch durch starken Regen, so daß es verständlich ist, daß er, obwohl er sich zunächst nahe der Dampferroute hielt, nur wenig gesichtet wurde. Er trat jedoch mit den zahlreichen Leuchttürmen an den Küsten von Kanada und später von Neufundland in Verbindung, um sich über das Wetter berichten zu lasse». Der Zeppelin bat dann auf Grund der Wetter berichte seinen Kurs stärker nach Norden gelegt, um Rücken wind zu bekommen und die an der Küste von Neufund land wehenden Südwcstwinde auszunutzen. Diesen Er wartungen entsprechend ilt der Zeppelin in der Nähe von KapNace, der Sttdostspitze von Neufundland, gesichtet worden und am Dienstag morgen etwa 250 Meilen nordöstlich von Neufundland. Während dieser Zeit hat er infolge der südwestlichen Rückenwinde eine bessere Fahrtgcschwmdigkeit entwickelt, etwa 100 bis 110 Kilometer in der Stunde. Neufundland selbst scheint er jedoch nicht überflogen zu haben. Das Schiff dürfte dann wieder auf schlechtes Wetter gestoßen sein. Die Unbe stimmtheit seiner Positionsangabcn dürfte u. a. hierauf zurückzuführen sein, da er natürlich bei völlig unsicht baren! Himmel kein Besteck nehmen konnte. Nach weiteren Berichten von Bord des Schiffes hatte sich das Wetter am Dienstag morgen soweit verschlechtert, daß das Schiff vorläufig Südostkurs halten mußte, um nicht zu weit nach Norden abzukommen, also vorläufig damit zufrieden sein mußte, dem Sturm die Stirne zu bieten. In der Nacht von Dienstag zu Mittwoch hatte „Graf Zeppelin", wahrscheinlich um ungünstige Wetterlagen zu umfahren, seinen zunächst östlich gerichteten Kurs nach Norden abgebogen uud war dann etwa in Höhe des 50. Längengrades nach Osten gefahren. Da die von ihm überflogene Strecke des Ozeans von Dampfschiffen wenig befahren ist, liefen nur spärliche Standortsmeldungen ein. Gegen Morgen des Mittwochs hatte sich das Luftschiff dem Festland genähert und war südlich der Südwestspitze von England gemeldet worden. Die Funkstation des Luftschiffbaues Gras Zeppelin hatte dann nm 16.10 Uhr einen Funkspruch von Bord des „Graf Zeppelin" ausgenommen, wonach die Leitung des Luftschiffes sich auf Grund des Ergebnisses der um 15 Uhr aufgenommenen Wetternachrichten entschlossen hatte, noch mals südöstlich abzudrehen und die Nordküste Spaniens anzusteuern. Dadurch erfährt die Ankunft in Friedrichs hafen eine weitere Verzögerung. Einen genauen Stand ort hatte das Luftschiff nicht mitgeteilt. Von der Fahrt London, 31. Oktober. Nach einer Mitteilung -er eng lischen Küstenfunkstelle Devizeg Radio befand sich „Graf Zeppe lin" um 10 Uhr vormittags mitteleuropäischer Zeit schätzungsweise auf 10 Grad westlicher Länge. Damit hat sich das Luftschiff be reits südlich der irischen Westküste befunden. Die Entfernung zur Südwestspitze Englands beträgt dort noch etwa 330 Kilometer. Friedrichshafen, 31. Oktober. Nach einem Funk spruch von Bord des „Graf Zeppelin" befand sich das Schiff um 11 Uhr vormittags mitteleuropäischer Zeit etwa 220 Kilometer westlich von Brest. / Friedrichshafen, 31. Oktober. Da in den letzten Stunden des Mittwoch nachmittags verschiedene Funksprüche auf- gefangen wurden, die sich vollkommen widersprachen, hatte Dr. Dürr das Schiss über Norddeich anrufen lasten und um Angabe des Standortes gebeten. Als Antwort ist um 18.30 Uhr ein Te legramm eingelaufen, das folgenden Wortlaut hat: Standort 16 Uhr Greenwicher Zeit (17 Uhr mitteleuropäischer Zeit) 100 Mei len südwestlich von Brest. „Graf Zeppelin." Um 17 Uhr 35 Minuten die französische Küste überflogen Friedrichshafen, 31. Oktober. Um 20 Uhr ist bei dem Luftschiffbau ein Telegramm von Bord des „Graf Zeppelin" und nur er selbst kann ja wissen, wie es um ihn steht —, so trägt er die Strafe in sich selbst, und es kann ihm erst recht keine Freude mehr erblühen auf Erden. Nun, da die irdische Gerichtsbarkeit gesprochen hat, ist nur er selbst noch Richter über sich. eingelaufcn, das folgenden Wortlaut hat: 17.35 Uhr mitteleuro päischer Zeit französische Küste bei Loiremündung überschritten. „Graf Zeppelin." Berlin, 31. Oktober. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" teilt um 19 Uhr 45 Min. mit, dasz es sich über der Stadt Nan tes befinde. Paris, 31. Oktober. Havas meldet aus Tours: Heute abend 8 Uhr 20 Min. hat das Luftschiff „Graf Zeppelin" die Stadt in einem Bogen überflogen. Paris, 1. November. Havas berichtet, -atz sich, wie vom Flugplatz Le Bourget gemeldet wird, das Luftschiff „Graf Zeppe lin" um 22.02 Uhr westeuropäischer Zeit 102 Kilometer ostsüd östlich von Paris befand. Das Lustschisf fliegt über den Wolken. Paris, 1. November. Havas berichtet vom Flugplatz Le Bourget 23.20 Uhr westeuropäischer Zeit: Der Zeppelin teilt mit, dasz er wegen schlechten Wetters Kurs nach Basel nimmt und heute früh um 7 Uhr in Friedrichshafen zu landen gedenkt. Berlin, 1. November. 1 Uhr früh hat „Graf Zeppelin" Dijon passiert. Was wir- aus dem „blinden" Zeppelinpaffagier? Er soll Löwenbändiger werden. Gegenüber der Meldung, die Polizei erwäge, ob sie Maß nahmen gegen den blinden Passagier in dem Luftschiff „Graf Zeppelin" ergreifen solle, verlauiel von zuständiger Stelle in Stuttgart, daß der junge Mann in der loyalsten Weise und ohne Anwendung von irgendwelchen polizeilichen Maßnahmen behandelt werden wird und daß die württembergische Zentral behörde an die Bezirksbehörde in Friedrichshafen entsprechende Weisungen erteilt habe. Im übrigen scheint für das wirt schaftliche Fortkommen des jungen Mannes gesorgt zu sein, denn von verschiedenen reklametüchtigen Unternehmungen sind bereits Angebote eingelaufen, ihn zu beschäftigen. So hat eine große deutsche Warenhausfirma an Clarence Terhune ein Telegramm aufgegeben, in dem sie ihm sofortige Anstellung tu ihrem Geschäft anbietet. Ferner hat die Firma Karl Hagenbecks Tierpark an den blinden Passagier em Funktele gramm gerichtet, in welchem ihm angebolen wird, da er Mut und Entschlossenheit bewiesen habe, bei Hagenbeck das Hand werk eines Löwenbändigers zu erlernen. Ehrung des Lustschifferbauers. Die naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Tübingen hat den Oberingenieur Ludwig Dürr in Friedrichshafen, den Konstrukteur der Zeppelinluftschiffe, ehrenhalber zum Doktor der Naturwissenschaften ernannt. Dr. Dürr ist damit dreifacher Ehrendoktor; er wurde bereits 1916 von der Technischen Hochschule in Stuttgart und 1925 von der Technischen Hochschule in Graz pro moviert. * Ausruf zu einer ZWeliukallen Sveude des deutschen Alkes. Frankfurt, 1. November. Hier wurde ein Aufruf zu einer Zeppelinhallen-Sperde des deutschen Volkes veröffentlicht. Mit Hilse der Spende soll für das Luftschiff anstelle der alten unbeweglichen Halle eine nach allen Windrichtungen drehbare Halle gebaut werden, die sichere Aus- und Einfahrt des Luftschif fes gestattet. Unterzeichnet ist der Ausruf von Oberbürgermeister Dr. Landmann, der Frankfurter Handelskammer, -er Handwerks kammer und an der Luftfahrt interssieten Gesellschaften. Riesenkampf in -er Eisen- und Stahlindustrie. 220000 Arbeiter betroffen. Der grüßte Arbeitskampf seit der Inflationszeit in Deutschland steht bevor, wenn es nicht noch in letzter Minute gelingt, ein Einlenken de: beteiligten Kreise zu erzielen. In de» L o h n st r e i t i g k e i t e n der West deutschen Eisenindustrie war bekanntlich vom Schlichter ein Schiedsspruch gefüllt worden, der von den Arbeitnehmern, wenn auch mit Bedenken, angenommen und von den ArbeitgeberN-abgelehnt worden war. Die Arbeitgeber erklärten den Schiedsspruch für unannehm bar, weil bei der gegenwärtigen Konjunktur eine Ab wälzung der erhöhten Lohnauswendungen auf die Preise nicht möglich sei und sie die erhöhten Lohnkosten aus eigener Kraft nicht zu tragen vermögen. Im Arbeitsministerium hatten infolgedessen am Dienstag Verhandlungen über die Verb indl ich- keitscrklärung des Schiedsspruches statt- gefunden. Sie zogen sich unter persönlichem Vorsitz deS Neichsarbcitsministers bis in die Morgenstunden des Mittwochs hin. Es gelang jedoch nicht, zu einer Ver- lländiauna der beiden Parteien rn kommen. Der Reichs