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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, I Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts« nichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. " »?«» Wnkt«gm »achmitta,, »Uhr. : »ei «bh»l-n, in ,u,ü°lich «n«,°k «stellen r «M. im Monat, bei SMellnn, durch di« Boten 2,30 RM., bei Postbestellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend I« Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung ü «ng oder Kürzung des Bezugspreises. — Nückseudungieingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. An,ei,enprri,: die «gespaltene Ran«,eile ARxsg., die 4 gespalten« Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 «eich». Pfennig, die «gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile l Reichomar». Nachwrisungogebühr 20 Reichopsrnnige. werden »och^^^lichkU« Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berülksichtlgt? Anzeige» annahme bis vorm.10Uhr. - > > — ' . Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltenAuzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Ra battanspruä, erlischt, wenn derBetrog durch Klage eingezogen werdenmuß oderderAuLtraggeberin Konkurs gerät. Anzeigeunehmen alle Bern,ittluvgsstellen entgegen. d!r 25S. — 87 Jahrgang Telegr Adr: „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 5. November 1928 Amerika wählt. Es ist ein Irrtum, wenn ein bekannter Dichter von Amerika einmal behauptet hat, „du hast es besser" — denn auch in den Vereinigten Staaten wird öfter ge zahlt, als es dem Wähler angenehm sein mag. Auch jetzt Wieder, am 6. November nämlich. Und zwar werden die Wahlmänner gekürt, die später den Präsidenten »wählen" werden. Diese Präsidentenwahl ist nämlich ebenso kompli ziert wie indirekt, erfolgt also nicht, wie in Deutschland, durch direkte Volksabstimmung. Bekanntlich setzen sich die Vereinigten Staaten von Amerika aus 48 Einzel- staaten zusammen, von denen jeder zwei Senatoren und eine der Bevölkerungszahl entsprechende Anzahl von »Repräsentanten" nach Washington schickt; zurzeit beträgt diese Zahl 435. Die Volksvertretung umfaßt also zu sammen 531 Männer — und gerade so groß ist die Zahl der Wahlmänner, von denen also jeder Staat so viel wählt, als er Vertreter nach Washington schickt. Wie überall, so rennt auch die amerikanische Ver- sassung die Parteien überhaupt nicht. Wie überall, so ist aber auch dort das politisch-parlamentarische Leben ein- Nestellt auf die Parteien. Das indirekte Wahlsystem — idie z. B. bei der früheren preußischen Drciklasseuwahl — kennt theoretisch keine Beauftragung, keine Festlegung des Wahlmannes nach irgendeiner Seite hin — und ebenso wie einst in Preußen sind praktisch diese Wahlmänner auch w den Vereinigten Staaten weiter nichts als Beauf - iragte der Partei, die sie aufstellte, besser gesagt: ernannte. Sie müssen sich dazu verpflichten, ehe ihre Er nennung erfolgt, den Mann zum Präsidenten zu wählen, den ihr Parteikonvent aufgestellt hat. Die beiden ernsthaft in Frage kommenden amerika nischen Parteien — („Amerika, du hast es besser als unser Kontinent, der alte!") — machen nun, jede für sich, in reden, Staate so viel „Electors" (Wählmänner) namhaft, dls dieser Staat Volksvertreter nach Washington schicken barf. Zusammen also, 531 mal zwei, 1062 Wahlmänner Md es, um deren Erwählung es am 6. November geht. Aber die Partei wird gewählt, nicht die Männer; und die Bahl gilt nur für den Einzelstaat. Eine Verrechnung der »Reststimmen" über sämtliche Staaten hinweg existiert nicht; diejenige Partei, die die Mehrheit der abgegebenen Stimmen in einem Land erhält, gelangt damit für sich in Besitz sämtlicher Wahlstimmen, die dieses Land nach her bei der Präsidentenwahl abzugeben bat. Aus die M erkw ü rd i g k ei 1 e n, die dieses kompli- i'Me System gebären kann, soll nicht eingegangen werden; praktische Resultat der Wahl am 6. November ist nur "Ns eine, daß nämlich das amerikanische Polk aus dem Resultat der „Elektoreu"wahl erfährt, wie er künftig Präsident heißt. Hat eine Partei 236 oder mehr Wahl- Wänner — von 531 — durchgebracht, dann kann sich ihr Kandidat für die Übersiedlung in das „Weiße Haus", dem Calais des Präsidenten in Washington, schon bereit- IMchen. weil seine spätere Wahl nur noch eine Form- 'ache ist. Wird das nun Hoover, der Kandidat der Revubli- .Mer, oder Alfred Smith, der Demokrat, sein? Bisher Men die Republikaner mit Coolidge in der Macht. Und m mag noch eins erwähnt werden: die bei der „Elek- wren-wahl siegreiche Partei besetzt auch den Posten des Vizepräsidenten und dessen Amtszeit dauert gerade so wnge wie die des Präsidenten, also vier Fabre: eine Neuwahl des Präsidenten während dieser Zeit findet "'M statt, auch wenn er, wie z. B. Mac Kinley, sogar ermordet würde. Roosevelt, der damalige Vizepräsident, Stell' der Amtsperiode an des Ermordeten bk der ungeheuren Machtfülle des Prä- «, Mn — Weder er noch die von ihm ernannten Staats- »i^Ere sind dem Parlament irgendwie verantwortlich —, Machtfülle, die z. B. weit über die des früheren Kaisers hinausgeht, ist natürlich der jetzt in Da tobende Wahlkampf ein — echt amerikanischer. «ianr hort die Programme der beiden Parteien — «nZ ""ders wie in Deutschland — recht wenig vonein- verschieden sind, so kommt es viel mehr auf die »/rioulichkeiten an, die als Kandidaten für die Prä- jZentenumhl von ihren Parteien aufgestellt werden. Daß ,nwit auch der Wahlkampf ein persönlicher, bisweilen Mok ? persönlicher wird, ist selbstverständlich, wird aber übel noch ernsthaft genommen und macht den menkamschen Wählermassen — einen ungeheuren Spaß. Als sich die Vereinigten Staaten eine Verfassung gaben I ""s war im Konvent von 1787 —, wurde bestimmt, daß tön Präsidenten durch den Kongreß erfolgen do x'.d^un aber einigte man sich über ein indirektes Wahl- oenk nun vollzieht sich die Präsidentenwahl lol- i a I» jedem Staal werden am e r st e n Diens- ü e m b e r (diesmal also am 6. November) des Ablauf der Amtsperiode eines Präsidenten Siim,» ^rund des allgemeinen direkten und geheimen wäbn "-7!^ >edem Staat der Union Wahlmänner qe- kolleai»,^"^ Wahlmänner - das „Electoral College", Wahl- icmbo, i ^eten dann am ersten Mittwoch im De- iedcr oim .Hauptstadt ihres Staates zusammen, und den anderen°b, einen für den Präsidenten, Abstimmmmen Vizepräsidenten. Die Ergebnisse dieser S'aaten gesandt "" de» Kongreß der Vereinigten und dort am Zweiten Mittwoch im Ser MitMji in der Eisenindn tne Im Kampfgebiet. Nichtigkeitserklärung des Schiedsspruchs beantragt. In dem schweren Arbeitskonflikt in der Eisenindustrie hat der Arbeitgeberverband Nordwest in einer Sitzung zu der ihm zugegangenen Begründung der Verbindlich keitserklärung des Schiedsspruches Stellung genommen und die Begründung mit einer Gegenerklärung beant wortet. Es heißt darin zum Schluß, daß auch nach der rechtlichen Seite hin die Begründung der Verbindlichkeits- crklärung in keiner Weise stichhaltig sei. Die Nichtigkeits erklärung sei seitens des Arbeitgeberverbandes bereits beantragt. Es dürfte sich empfehlen, die Entscheidung der Arbeitsgerichte zunächst in Ruhe avzuwarten. Keine direkten Verhandlungen. Von direkten Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Eisenkonflikt ist nichts bekannt. Ebensowenig ist etwas davon bekannt, daß solche Verhand lungen augebahnt werden. Die allgemeine Lage ist ruhig. Wie verlautet, ist der Führer der Christlichen Gewerk schaften, Stegerwald, im Aussperrungsgebiet ein getroffen, um eine Vermittlungsaktion einzuleiten Der Arbeitskonflikt wird wahrscheinlich auch die Angestellten nicht unberührt lassen. Von den Vereinigten Stahlwerken wurden einzelne Angestelltengruppen aufgefordert, sich zur Verfügung zu halten, um unter technischer Leitung gewisse Arbeiten zu verrichten, die sonst von Arbeitern ausgeführt werden. Die Gewerkschaften haben Protest gegen diese Maßnahme erhoben und zur Klarstellung eine gerichtliche Entscheidung beantragt. Fürsorge- und Schutzmaßnahmen. Im Zusammenhang mit der Aussperrung wurden in der Stadtverordnetenversammlung in Bochum mehrere Anträge eingebracht. Oberbürgermeister Dr. Ruer teilte mit, daß eine gemeinsame Sitzung der Ver treter der Industriestädte stattfinden soll. Vom Wohlfahrtsamt wurde zugesichert, Bedürftige nach Prü fung der Lage ausreichend zu unterstützen. Es sollen zu nächst 700 000 Mark angefordert werden. Ein sozial demokratischer Antrag auf Einrichtung von Volksküchen wurde angenommen Aus der Stadt bewegte sich ein Demonstrationszug zum Stadt park, wo die Stadtverordnetenversammlung abgehalten wurde. Polizei verwehrte jedoch den Demonstranten den Zugang zum Stadtpark. Im Stadtpark hat auch eine Besprechung der Polizeipräsidenten des Bezirks stattgefunden. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Inter nationale Arbeiterhilfe beschlossen, die materielle Unter stützung für die in Westdeutschland im Lohnkampf Stehen den zu übernehmen. Die Organisation übernimmt ab 1. Nevember den Unterhalt von 3000 Frauen und Kindern. Die Lage in den Randgebieten. — Reue Tariffündigungen. Die zusammenfasssnd als Randgebiet der nordwest lichen Gruppe bezeichneten vier Tarifgcbietc der Metall industrie, Hagen-Schwelm, Arnsberger Verbandsbezirk, Siegen-Dillenburg und südöstliches Westfalen, sind von den Aussperrungen in der nordwestlichen Gruppe nicht be troffen. Neben der gemeinschaftlich von allen drei Metall arbeiterverbänden ausgesprochenen Kündigung des Lohn tarifs in Hagen-Schwelm sind von den vierzehn im Arns berger Berbandsbezirk (Gebiet des märkischen Sauer landes) in Geltung befindlichen Lohnlarifen vier gekündigt worden. Im Tarifgebiel des Arbeitgebervereins für das südöstliche Westfalen und im Tarifgebiet des Siegerländer Vereins für Gruben und Hütten, der auch den Dillenburger Erzbergbau umfaßt, sind Tarifkündigungen bisher nicht erfolgt. Lediglich die Eisenerzgruben der zur norwest lichen Gruppe gehörenden Vereinigten Stahlwerke wurden stillgelegt. Es besteht aber die Gefahr, daß der gesamte Siegen-Dillenburger Erzbergbau, der fast ausschließ lich für die Ruhrindustrie beschäftigt ist, in abseh barer Zeit wegen Absatzmangels stillgelegt wird. Die Betriebe der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke in Hagen, Hohenlimburg und Letmathe und die Dolomit werke in Halden, die zum Konzern der Vereinigten Stahl werke gehören, haben ihre 600 Arbeiter entlassen. Die beteiligten Gewerkschaften (Deutscher und Christlicher Metallarbciterverband) haben den Rahmentarif, der die Arbeitszeit regelt, sowie das Lohnabkommen für die Metall industrie des unteren Kreises Solingen zum 30. November 1928 gekündigt. Die Aussperrung wird auch gewisse Produktionseinschränküngs- maßnahmeu im Ruhrbergbau zur Folge haben. In bergbaulichen Kreisen ist zunächst allgemein beab sichtigt, diese Produktionseinschränkungen durch Ein legung von Feierschichten und nicht durch Entlassungen von Belegschaften vorzunehmen. * MasseulWlWlmW der Christlichen Melnstarbeiier. Essen, 5. November. Das Gewerkschaftskartell der Christlichen Metallarbeiter veranstaltete am Sonntag im ganzen Ruhrgebiet Kundgebungen gegen die Aussperrung. Bezirksleiter Burgartz-Duisburg hielt in Essen vor einer Riesenversammlung einen Vortrag über die Lage. Er suchte den Nachweis zu führen- daß das Recht aus Seiten der Arbeiter sei ums brachte reiches Material vor, über die Gestehungskosten der Werke und ihre Verkaufspreise, um darzutun, daß die Nordwestwette die fest gesetzten Lohnerhöhungen tragen tonnten. Er führte u. a. aus: Das Fallen des Inlandsbedarfes und die Steigerung der Aus fuhr im Jahre 1928 werde von den Unternehmern als Preis- und Gewinneinschränkung bezeichnet. Es sei unbestritten, das; die In landsausträge gestiegen seien und die Preislage des deutschen In landsmarktes in Belgien und Frankreich nicht erreicht werde. Im merhin ständen aber auch die Auslandspreise in den genannten Ländern weit über den Gestehungskosten der deutschen Werke, so daß auch bei diesem Geschäft ein Gewinn bleibe. Die Löhne lägen gegenüber anderen Tarisgebitten erheblich niedriger — also leine Ueberspannung. Die Gewerkschaften ermahnen ihre An hänger zur unbedingten Disziplin. Eewerkschaftssekretär Gröne wieg daraus hin, daß die Christlichen Metallarbeiter sich der Forderung anschlössen, der Reichstag möge sofort zusammentreten, um zu der Lage Stellung zu nehmen. Februar gezählt. Die Gesamtzahl der Stimmen im Wahl kollegium ändert sich mit dem Wachstum der Bevölkerung. Der Präsident und der Vizepräsident treten am 4. März mittags ihr Amt au; sie müssen eingeborene Bürger der Vereinigten Staaten, 35 Jahre alt und wenigstens 14 Jahre im Lande ansässig gewesen sein. Dem jetzigen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Hoover haben die demokratischen Gegner plötzlich vorgeworfen, daß er zu irgendeiner Zeit heimlich die englische Staatsbürgerschaft erworben habe und daher gar nicht wahlfähig sei, weder aktiv noch passiv; natür lich ist das nur ein Wahlmanöver, aber man erkennt daraus, mit welchen Mitteln in Amerika bei einer Präsidentenwahl gearbeitet wird. Stirbt ein Präsident während seiner Amts zeit, so folgt ihm bis zur nächsten Wahl der Vizepräsident; stirbt auch der Vizepräsident, so folgen die Minister in be stimmter Reihenfolge. Es wird also vor Ablauf der vier jährigen Amtsdauer eines Präsidenten unter keinen Um ständen eine neue Wahl vorgenommen, solange noch Ersatzleute da sind. Bemerkenswert ist es, daß die meisten Präsidenten der Vereinigten Staaten der Republikanischen Partei angehörten. Gras Zeppelin in Staken gelandet. Friedrichshafen, 5. November. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist heute sröh 2.17 Uhr zu seiner Fahrt nach Berlin aufgestiegen. Staken, 5. November. „Graf Zeppelin" ist heute früh 9.20 Uhr in Staken gelandet. Die Landung ging glatt von- statten. * Dr. Eckener an alle. Friedrichshafen. Dr. Eckener teilt mit: Bei unserer Rück kehr von der Amerikafahrt sind uns Glückwünsche und Zu schriften aller Nt in so überaus großer Anzahl zugegangen, datz es ganz unmöglich erscheint, jedem einzelnen z» antworten. Ich bitte deshalb, von einer besonderen Antwort ohne icgliche Ausnahme absehen und hiermit zugleich tm Nanren des Luft schiffbaues Zeppelin für alle freundlichen Wunsche den herz lichsten Dank aussprechen zu dürfen. -i- „Graf Zeppelin" als Gast des Reiches. Am Montag Besuch der Neichshauptstadt. Das Reichsvcrkchrsministerium teilt mit, daß Dr. Eckener mit der Besatzung des Amerilafluges im Luftschiff „Graf Zeppclin" am Montag der Neichshauptstadt seinen Besuch machen wird. Das Programm wird, wenn die Wctterverhältnissc die planmäßige Durchführung des Fluges gestatten, folgendes sein: Das Luftschiff trifft zwischen 8 und 9 Uhr morgens über Berlin ein und wird über der Stadt kreuzen. Um 9 Uhr vormittags wird das Luftschiff in Staaken landen und am Ankermast festgelegt werden. Das Luftschiff wird in Staaken durch den Reichsverkehrsminister v. Guörard, den preußischen Handelsminister Dr. Schreiber und den Oberbürgermeister Böß begrüßt werden. Im Anschluß an die Landung findet der Einzug durch Heerstraße, Kaiser damm, Charlottenburger Chaussee, Brandenburger Tor, Unter den Linden. Wilbelmstraße statt. Die Zeppelin-