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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ W« .Wilsdruffer Ta,«blatt' erschclut an allrn Werktagen nachtnitta,, SUH». PrM,»pr«„: B«! Abholun, in »ar «rschSitaftelle und den «»»»adefttL«» 2 NM. im Monat, bei Zustellung durch dje Boten 2,30 ANI., bei PoftbesteUung IBM. zuzüglich «btto,. ,, . gebühr. Einzelnummern W«ps,.«ll-Poftanst-ttrn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und-mereAus. rutgernnd «eschäslostclirn nehmen zu jeder Zeit Be. strLungen entgegen. Im Falle höherer Gemalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Hein Anspruch aus Lieserung »er Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreise». — Siüchsenbungleingesandter Schriststüche ersslgt nor, wenn Porto bciliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: di» «gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die 1 gespalten« Zeil« d«r amtlichen Bekannimachnngen 40«eich», psennig, di« »grspalten« Reklame,Nl« im t«rttich«n Teile 1 Reichsmark. R-chw«ijung»gedühr 20 Sieichspsennige. P».' gcjchriebeneErscheinung»» — - » ee eu» tage und Platzoorschristen werben nach Möglichkeit KirNsvkecher: Dlmt Wilsdruff Nk. 6 berücksichtigt. An,eigen, aunabmebisnornt.louhr. — — " Für die Richtigkeit der durch FernrusübermittettenAnzeigeu übernehmen wir keine Garantie. AederRabatlanspri ch erlischt, wenn derBrtragdurch Klage eingezogen werden muß oderderAukraggedcrin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Dtrncittlun gsstellenentgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 22S. — 87 Jahrgang Telegr Adr: .Amtsblatt Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 264c Sonnabend, den 2S. September 1928 1 UW ...HI ' IsWssGi LeliMstM der LMMfAst Die Tagung der Deutschen Bauernvereine. In Berlin fand die Herbsttagung der Vereint, gung der Deutschen Bauernvereine statt. Zu den Verhandlungen, die unter dem Vorsitz des Prä. sidenten, Reichsministers a. D. Dr. Hermes, stattfanden, waren die Vorsitzenden und Vertreter der einzelnen Bauernvereine erschienen. Die Versammlung nahm fol- gende Entschließung an: Die gegenwärtige Krise des deutschen landwirtschaftlichen Genossenschafts wesens ist in der Hauptsache hervorgerufen durch die Auswirkung der Kriegs- und Inflationszeit, insbesondere durch die notwendige Mitarbeit bei der staatlichen Zwangswirtschaft. Die in dem Notprogramm für die Rationalisierung des Genossen schaftswesens ausgeworfenen 25 Millionen Mark reichen zu diesem Zweck bei weitem nicht aus. Es muß verlangt werden, daß dieser Betrag erheblich erhöht wird, damit der durch die Kriegs- und Nachkriegszeit verhinderte Wiederaufbau alsbald ermöglicht wird. Das Genossenschaftswesen hat ftch von unten herauf organisch entwickelt unter Berück- sprach Ar. Wild, der u a. folgendes ausführte: Der gegen wärtige Zolltarif läuft mit Beginn des Jahres 1938 ab und die nächsten Jahre werden aller Wahrscheinlichkeit nach noch Grotzkampfjahre um den endgültigen Zolltarif werden. Der Wahlfpruch darf nicht heißen: Zollschutz oder Qualitäts- erzeugung, sondern er muß heißen: Zollschutz zur Qualitäts- erzeugung. Falsch wäre es jedoch, bei ausreichenden Zöllen für die bäuerlichen Veredelungsprodukte die Zölle für Roh produkte — Getreide, Kartoffeln — zu vernachlässigen Ge treide- und Viehzölle sind als Schlüsselzölle anzusehen, deren Abbröckelung jeglichen Zollschutz auf andere Erzeugnisse der Landwirtschaft durchbrechen müßte. Dr. Jacobs behandelte sodann die Reformvorschläge zur Änderung des geltenden Steuersystems und führte u. a. aus: Die Unhaltbarkeil des jetzigen Zustandes ergebe sich daraus, daß der Bauer, wie auch Teile des Klein gewerbes, mit vorkapitalistischer Gesinnung in eine kapita listische Wirtschaft hineingestellt sei und genau so wie diese be handelt werde. Dieser Tatsache suche man zwar in einzelnen Steuergesetzen gerecht zu werden, es fehle aber die Berück- ^tigung der obersten Steuergrundsätze un gesamten Steuer- Im Rahmen der Tagung sprach eine Abordnung des Bayerischen christlichen Bauernvereins beim Ernährungs- Minister Dietrick vor. 5<n der Aussvracke wurden viele Anregungen gegeben und manchs Meinungsverschiedenheiten geklärt. Der allgemeine Eindruck kann dahin sestgestellt werden, daß der Reichsminister die schwere Lage der Landwirtschaft kennt und auch den festen Willen hat, von sich aus zu tun, was notwendig ist. -» Gefährliche Kuttergerste. Seit der ersten Septemberwoche ist in verschiedenen Dampfern amerikanische Futtergerste eingeführt worden. Bei der Verfütterung an Schweine sind vielfach gesund, heitliche Schäden im Tierbestand eingetreten. Die Reichs regierung hat sich daher gezwungen gesehen, mit Zustim mung des Reichsrats gewisse Maßnahmen zur Unter suchung der aus den Vereinigten Staaten von Amerika zur Einfuhr gelangenden Gerste mit Wirkung vom 1. Ok tober ab anzuordnen. Uber die eigentliche Krankheitsursache der Gerste sind wissenschaftliche Untersuchungen eingeleitet. Von ihrem Ergebnis wird es zum Teil abhängen, wie lange diese einstweiligen Sicherungsmaßnahmen in Kraft bleiben sollen. Vorerst ist die Geltungsdauer der Verordnung bis zum 15. November bemessen. Von dem Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchungen wird es auch ab hängen, ob und welche Möglichkeiten etwa bestehen, die Gerste durch geeignete Behandlung für ihren eigentlichen Verwendungszweck oder für sonstige Zwecke wieder ge brauchsfähig zu machen. Es sei ausdrücklich darauf hin gewiesen, daß es sich nicht etwa um ein allgemeines Ein fuhrverbot für amerikanische Gerste handelt, sondern ledig lich um eine Kontroll Maßnahme. Reichsminister a. D. Hermes, der Präsident der Vereinigung Deutscher Bauernvereine. stchtigung lokaler und weltanschaulicher Eigenarten. Die »um Wiederaufbau des Genossenschaftswesens ausge worfenen Gelder werden am schnellsten ihrem Verwen dungszweck zugeführt, wenn sie an die einzelnen Ge- noffenfchaftsverbände gemäß ihrer Bedeutung verteilt werden. Bei dem Verteilungsschlüssel ist die Stärke und Bedeutung der Verbandskassen zu berücksichtigen. Den Genossenschaftsverbänden sind für die Verwendung der Gelder Richtlinien zu geben. Zur Frage des Schutzzolles wurde folgende Entschließung angenommen: „Die Ver einigung fordert angesichts des für die Arbeit des Bauern unzureichenden Getreidepreises die Reichsregierung auf, von ihrer Ermächtigung, die Getreidezölle (1,50 Mark für Weizen, 1,00 Mark für Roggen und Hafer je Doppel zentner) zu erhöhen, sofort Gebrauch zu machen." * Jm Vordergrund der Verhandlungen der Vereini gung stand ein Bericht des Landesökonomierats Dr. heim über „Gegenwärtige Fragen des landwirtschaft lichen Genossenschaftswesens". Auf Grund der Ausführungen wurde die oben angegebene Resolution gefaßt. Wer das Problem der ? Verbesserung des Acker- und Wiesenbodens führte Professor Dr Schli 1 tenbauer u. a. folgendes aus: In der Industrie ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die Maschine so beschaffen ist, daß sie mit der geringsten Arbeits leistung den größten Erfolg erzielt. Die wichtigste Maschine in der landwirtschaftlichen Erzeugung ist Grund und Boden. Die Regelung des Grundwasserhaushalts der kranken Flächen würde folgende Nutzeffekte ergeben: gewaltige Verbretterung der Ernährungsgrundlage des deutschen Volkes; Verminderung des Defizits der passiven Handelsbilanz um rund 3 Milliarden; Vernichtung der Seuchenherde für Pflanzen und Tiere und damit Erhaltung eines jährlichen Wertes, der sicherlich mehr als eine halbe Milliarde ausmacht; Verhinderung der nutzlosen Verschleuderung von Dünger zur Düngung von Unkraut, ein Verlust, der jährlich auf einige hundert Millionen berechnet werden darf; gewaltige Entlastung der unproduktiven Er- werbslosenfürsorge. Darum ist es gerechtfertigt, daß ösfent- n<he Mittel, ähnlich wie bei unseren Nachbarländern, in weit- Wendem Maße bereitgestcllt werden für eine systematisch« ^Gesundmachung des kranken deutschen Acker- und „Deutschland unter dem Dawes-Plan" ^grar- , Rudolf Lerch vom Deutschen Forschungsinstitut für eines sr "d Siedlungswesen, Abteilung Berlin, im Rahmen Serinas ^aaes über das gleichlautende neueste Werk Max des bekannten Berliner Nationalökonomen. wichtige Fragen der Zukünftigen deutschen Handelspolitik Zebelin tmm MW nWerWMe nach Sach en „Guten Morgen, Münchener'." Der Funkgruß aus der Zeppelingondel. Bei fast windstillem Wetter wurde das Luftschiff „Gras Zeppelin" zu seinem vierten Flug aus seiner Halle in Friedrichshafen gebracht. An Bord befanden sich auch der Reichstagspräsident Löbe und Oskar von Miller sowie englische und amerikanische Gäste, zusammen etwa 75 Per sonen. Das Luftschiff entfernte sich nach dem Start rasch in nordöstlicher Richtung. Rach etwa anderthalbstündiger Fahrt traf das Luft schiff über dem Flugplatz Münchens, Oberwiesenfeld, ein und wandte sich dann sofort dem Weichbild der Stadt zu, um seinen Rundflug über der bayerischen Landeshauptstadt auszuführen. „Graf Zeppelin" wurde von der Bevölke rung jubelnd begrüßt. Der Verkehr stockte. In den Schulen wurde der Unterricht unterbrochen und die Kinder zur Begrüßung des Luftschiffes auf die Straße geführt. Dr. Eckener richtete einen funkentelegraphischen Gruß von Bord des Luftschiffes an die Bevölkerung Münchens. Das Luftschiff kreuzte auch über dem Deutschen Museum, um auf diese Weise dieser Ehrenstätte deutscher Technik seinen Gruß zu entbieten. Die Rundfahrt über München dauerte etwa 20 Minuten. Bei der funkentelegraphischen Ansprache ergriff auch Reichstagspräsident Löbe das Wort und führte u. a. aus: Gitten Morgen, Münchener! Ihr habt keinen Begriff von der unbeschreiblichen in neren Erhebung, die cs gewährt, an einem so schönen Mor- gen wie heute Über Wälder, Seen und Städte zu fliegen. Dabei haben wir ein Gefühl der absoluten Sicher heit. Wir sitzen hier wie zu Hause auf dem Sofa, wie in dem Abteil eines D-Zuges, nur daß die Fahrt ruhiger ist und die Gegend schneller vorbeiflicgt. Wir beglückwünschen den genialen Schöpfer dieses Luftschiffes, Dr, Eckener, und seine tapfere Mannschaft und hoffen auf weitere glückliche Fahrten. Exzellenz v. Miller, der Schöpfer des Deutschen Museums, sagte ungefähr folgendes: Mit einem der ersten Zeppelinluftschiffe habe ich vor 20 Jahren die Freude gehabt, über den Bodenfee zu fahren. Aber das damalige Luftschiff verhält sich zum heutigen „Graf Zeppelin" ungefähr so wie ein Bodenfeedampfer zu unseren jetzigen Ozeanriefen. Wir Deutschen dürfen froh und stolz sein, daß es ein Deut scher war, der der Menschheit den Mut gegeben hat, die Luft zu erobern. Wir haben auch dir große Freude, daß ihm ein Nachfolger von so großem organisatorischen Geschick und so großer Kührerfnhigkeit wie Dr. Eckener erstanden ist. Uber den Südfunk Stuttgart wurden ferner noch Grüße an alle deutschen und österreichischen Rundfunksender geschickt. Auf der Rückfahrt. Das Luftschiff überflog dann Traunstein und berührte in zwei Kilometer Entfernung Bad Reichenhall. Es fuhr dann nach Salzburg, das es in großer Schleife überflog, und wendete sich wieder, kehrtmachend, in nördlicher Richtung. Es flog entlang der bayerisch-österreichischen Grenze, passierte nach Überfliegung von Neuötting die Stadt Mühldorf und flog in nordwestlicher Richtung weiter. Nachdem es Augsburg überflogen hatte, landete das Luftschiff wieder in Friedrichs hafen, der urfprünglich geplante Flug nach Wien mußte wegen des schlechten Wetters ausgegeben werden. Das VlaugaS funktioniert. Friedrichshafen. Von Bord des Luftschiffes wurde folgender Funkspruch gesandt: VlaugaS funktioniert ausge zeichnet. Übergang von Benzin zu Maunos und umgekehrt unmerklich und ohne jede Störung. Gasleitung zu den Mo Wren ebenso wirksam. Eckener. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" hat auf seiner vierten Fahrt etwa 950 Kilometer durchflogen. Die Fahrt hat be wiesen, daß das Luftschiff kein „Schönwetterschiff" ist, sondern sich auch bei schlechtem Wetter durchaus bewährt und daß das vielumstrittene Blaugas allen Erwartungen, die die Luftschiff- Werft Friedrichshafen darauf setzte, durchaus entspricht. „Graf Zeppelin" kommt nach Sachsen. Stadtrat a. D. Ahlhelm, der ehrenamtliche Leiter der Zeppelin-Cckener-Spende im Freistaat Sachsen, ist von Dr. Eckener eingeladen worden, am Flug des neuen Luft schiffes „Graf Zeppelin" in den ersten Tagen der nächsten Woche — geeignete Witterungsverhältnisse voraus gesetzt — teilzunehmen. Siadtrat Ahlhelm hat die Nach richt erhalten, daß dieser Flug über Sachsen (Dres den), Berlin gehen wird. Reichsjustizminisier Koch über den „neuen Staat". Für den Einheitsstaat. Im Sitzungssaal des Reichswirtschaftsrates zu Ber- Nn sprach Reichsjustizminister Dr. Koch-Weser bei der Eröffnungsveranstaltung für die Bildungsarbeit des Ge- werkschaftsbundes der Angestellten über das Thema „Der neue Staat". Der Minister betonte u. a., der neue Staat habe daher so langsam die Herzen und die Köpfe der Be völkerung erobert, weil zu seinem Beginn die Niederlage und die Schmach des Friedensvertrages gestanden hätten. Das hätten seine Gegner ausgenützt. Sie hätten aus dem zeitlichen Zusammenhang einen ursächlichen gemacht und hätten den neuen Staat zum Schuldigen an der Niederlage und zur Ursache der Schmach zu erklären versucht. Minister- Koch umriß die Stellung seiner Gesinnungsfreunde zur Llußenpolitik und wandte sich dann der Innenpolitik zu. Die Verfassung von Weimar habe keine Revolution hervorgerufen, sondern sie vielmehr beendet. Diese Ver fassung habe uns den richtigen Weg gewiesen. Nichts wäre aber falscher, als zu glauben, mit der Verfassung von Weimar sei alle Resormarbeit getan. Auch diese Ver- fassung müsse nach den jeweiligen Bedürfnissen geändert und ausgebaut werden. Der Minister erklärte, in Deutsch land gebe es keine große Reform, bei der man die Frage des Einheitsstaates ausschalten könne. Amerikanische Note überreicht. Das englisch-französische Abkommen. Am Freitag erschien der Geschäftsträger der ameri kanischen Botschaft inParis im Auswärtigen Amt und übergab dem Generalsekretär des französischen Außen- amtes, Berthelot, die Antwort der Negierung der Ver einigten Staaten auf das gemeinsam von Frankreich und England unterbreitete Floitenkompromiß. Der amcri- kanikcke Botschafter in L 0 nd 0 n bändiatc Lord Eushen-