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MsdmfferTagebla Montag, den 22. Oktober 1928 Paris mattet deaW MMratiaasaarBW zisionen über die eventuell Deutschland zu bewilligende Herab setzung des Gesamtbetrages seiner Schuld müßten also anscheinend als unrichtig angesehen werden. Koch-Weser zur deutschen Politik. Der demokratische Parteiausschuß trat in Berlin zu einer Tagung zusammen, die aus allen Teilen des Reiches stark besucht war. Der Parteiführer, Reichsjustizminister Koch-Weser, nahm das Wort zu einem Vortrag über die politische Lage. Der Minister schilderte die außen politische Lage, um sich dann mit den innenpolitischen Fra gen, insbesondere mit dem P a n z e r k r e u z e r b a u zu beschäftigen. Er erklärte, das Ergebnis von Genf sei nicht nur negativ, wie es vielfach binaestellt werde. Tatsächlich nicht evenso durch die spätere Entwicklung über den Haufen geworfen wird, wie es mit den ursprünglichen Forderungen geschah, die man an Deutschland gestellt hat. Paris, 21. Oktober. Die Agentur Havas veröffentlicht eine längere Auslastung über die Besprechung, die Winston Churchill, Parker Gilbert und Poincare in Paris hatten. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen will bie Agentur erfahren haben, daß sämtliche besonders in der ausländischen Presse verbreiteten Kom binationen über bereits erzielte Ergebnisse verfrüht seien, die Ver handlungen seien keineswegs bereits so weit fortgeschritten. Zu nächst sei zu bemerken, daß die erste Konferenz der Finanzsachver ständigen lein anderes Ziel haben könne, als das, die Anzahl und Höhe der von Deutschland zu zahlenden Annuitäten festzusetzen. Was die Festsetzung des Betrages der deutschen Schuld anlange, erinnere man daran, daß sich die alliierten Regierungen, erst wenn sie im Besitze fester Vorschläge der deutschen Regierung sein würden, sich hierüber äußern könnten; bisher aber habe Deutsch land noch nicht feine Absichten bckanntgegeben. Sämtliche Prä- Reparationskollfereuz in Herlin. Sachverständigenkommission am 15. Dezember. Bedeutete schon die Teilnahme des englischen Schatz kanzlers Churchill an den Besprechungen zwischen dem Reparationsagentcn ParkerGilbert undPoincarö in Paris eine große Überraschung für die politische Welt, so reiht sich daran die zweite unvorhergesehene Kunde, daß- die Konferenz zur endlichen Festsetzung der deutschen Kriegsschuldverpslichtungen in Berlin stattfinden soll. Die Pariser Presse gibt allgemein der Ansicht Aus druck, daß es sich um eine vorbereitende Besprechung über die Zusammensetzung und die Aufgaben der Sachverstän digenkommission für die Festsetzung der deutschen Repara tionsschuld gehandelt hat. Die Bedeutung dieser Unter redung gehe über den Rahmen einer rein technischen Vor besprechung hinaus und bestehe vor allem in einer An näherung des französischen und des englischen Stand punktes hinsichtlich des Reparationsproblems. Parker Gilbert wird nach Abschluß seiuer Reise, die ihn u. a. noch nach Roni führen wird, der deutschen Regie rung über das Ergebnis seiner Verhandlungen Bericht erstatten. Der Pariser Berichterstatter des Reuterbureans in Paris hört von gut unterrichteter Seite, daß in zwei Punkten die Ansicht der Alliierten als übereinstimmend an gesehen werden könne: 1. daß die Initiative für die Ein berufung einer Konferenz bei der deutschen Regierung liegen solle und 2., daß der geeignetste Platz für die Ar beiten dieser Konferenz Berlin sei. Nach der „Informa tion" soll man das Datum des Zusammentritts der in Genf vorgesehenen Sachverständigenkommission auf den 15. Dezember festgelegt haben. Rußlands Gläubiger. Stellungnahme der deutschen Regierung. Nm 23. Oktober soll in London ein Weltkongreß der Gläubiger Rußlands eröffnet werden. Auf dem Kongreß sollen die Vertreter der Banken aus deu Hauptstaaten und andere Gläubiger der Sowjetregierung anwesend sein. Das Programm sieht vor allem eine Aussprache über di« Entschädigung für die nationalisierten Besitzungen in Rußland vor. Die Sowjetregierung teilt hierzu mit, daß sie keinerlei Forderungen vom Verbände der Kreditoren entgegennehmen werde und auch keinerlei Verhandlungen mit diesem Verbände einzugchcn beabsichtige. Die letzte Erklärung des Kreditorenverbandes in Paris hat die Sowjetregierung ebenfalls unbeantwortet gelassen. In Moskau ist bekanntgeworden, daß sich auch eine Gruppe deutscher Banken unter Führung des Bankhauses Mendelssohn dem Internationalen Verband der Gläu biger Rußlands angeschlossen habe. Diese Nachricht hat in Moskau Aufsehen erregt. . Zu diesen Meldungen wird von zuständiger Seite mitgeteilt, daß die amtlichen deutschen Stellen dem von den Banken in dieser Richtung gefaßten Ent schlüssen völlig fern stehen. Die Reichsregierung hat die an den russischen Vorkriegsanlcihen interessierten Kreise bis in die letzte Zeit nachdrücklich darauf hin gewiesen, daß eine etwaige amtliche Wiederaufnahme der Frage dieser Vorkriegsschulden nur nach Maßgabe der klaren Bestimmungen des Vertrages von Rapallo in Betracht kommen könne. Selbstverständlich kann nicht die Rede davon sein, daß ein privates Vorgehen deutscher Banken, das von amtlicher Seite nicht verhindert werden kann, irgend etwas mit der Einstellung der Rcichs- regierung zu dem Vertrage von Rapallo oder zu den all gemeinen politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland zu tun hätte. Mit dieser Erklärung entfallen die in Moskau laut gewordenen Befürchtungen, daß der Schritt der deutschen Banken die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen und insbesondere diebevorstehenden deutsch-russischen Verhand lungen beeinträchtigen könne. Die Sowjetregicrung will die Bestätigung des Anschlusses der Mendelssohn-Gruppe au den Internationalen Verband der Rnßlandgläubiger abwarteu. In diesem Falle würde die Sowjetregierung dieses Vorgehen als eine Verletzung des deutsch-russischen Handelsvertrages ansehen. sei erreicht, daß die Verhandlungen über die Nheinland- räumung und die Reparationsfrage ausgenommen wer den. Die Fortdauer der Rheinlandbesetzung bedeute eine Versündigung an dem Verständigungsgedanken. Unan nehmbar sei cs, wenn man Deutschland veranlassen wolle, bei einem Verteidigungskrieg sich der Wehrpflicht zu entziehen. Daß Deutschland heute irgendwelche kriege rischen Neigungen.habe, sei eine ungeheure Unwahrheit. Er bleibe ein Gegner des Panzerlrcuzerbaues, weil er seinen militärischen Wert im Verhältnis zu seinen Kosten nicht anerkennen könne. Auf dem Gebiete der Reichsreform scheine es, als ob die Bestrebungen auf Herbeiführung des dezentra lisierten Einheitsstaates der Erfüllung näher kämen. Der Minister sprach die Hoffnung aus, daß die Länderkonfe renz den einzig möglichen Weg einer Endlösung voran bringe. Zur Regie rungssrage erklärte der Mi nister, niemand werde verantworten, die gegenwärtige Regierung zu stürzen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffev behördlicherseits bestimmte Blatt. Oie Reichsreform. Zwei preußische Denkschriften. Dem Ausschuß der Läuoerkouferenz, der am Montag in Berlin zusammentritt, liegen als Ma terial drei verschiedene Stellungnahmen vor: eine baye rische Denkschrift mit föderalistischer Tendenz, eine sächsische Darstellung historisch-prinzipieller Art und zwei preußische Denkschriften aus der Feder des Mi nisterialdirektors Dr. Brecht. Die Vorschläge Brechts gehen weiter als diejenige des Lutherbundes. Der Kern gedanke ist die Vorbereitung der Gleichstellung von „Pro vinzen" und „Ländern", die künftig zunächst „Reichspro vinzcn" bzw. „neue Länder" heißen und sein sollen. Hugenberg -euischnationaler parteivorsitzender. Die Parteivertretung der Deutschnationalen Volks partei hielt im Reichstag die zur Neuwahl des Parteivor sitzenden anberaumte Sitzung ab. Der Wahl ging, wie die Pressestelle der Deutschnationalen Volkspartei mitteilt, eine programmatische Ansprache voraus, die von Gras Westarp eröffnet wurde. Nach deren Beendigung wurde die Wahl des Vorsitzenden vorgenommen. Geheimrat Hugenberg, der als einziger zur Wahl stand, wurde ge wählt und nahm die Wahl an. Seine Wahl wurde durch lebhaften Beifall der gesamten Versammlung begrüßt. Geheimrat Hugenberg übernahm den Vorsitz mit einer kurzen Erklärung. Er sagte zu, daß er das ihm übertragene Amt im Sinne der Förderung der Größe und Kraft und der Einigkeit der Partei ausüben werde. D8ran knüpfte er herzliche Worte des Dankes an den bisherigen Vorsitzen den, Grafen Westarp, den die Versammlung durch Erheben von den Sitzen ehrte. Die Neuwahl des stellvertretenden Partei- vorsitzendensoll in einer noch vor Weihnachten statt findenden Parteivertretersitzung vorgenommen werden. Die bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Schlange- Schöningen und Wallraf werden bis dahin ihre Geschäfte weiterführen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Eaiedlott- kUchUX »» »lrn nachmittag» »Uhr. S«,»,,pr«i»! B«i Adholnag in »qqsflrstcii« und de» «»»gadeftrlle» 2 RM. im Monat, bci Zustellung durch die Lott» 2,SV AM., bei Postbrstellung LI. W2«Uch «dtro,. gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-std«,-»unduns«.«»-. »"»»»eschLstaftellen — « U-U nehmen zu jeder Zeil Be. entgegen. Ine Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung ütttung oder Kürzung des Bezugspreises. — Stückseudung«ingesandter Schriftstücke erfolgt nnr, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Lnzrigenprri,: die »gespaltene Rau«,eile 20Rxfg., di« 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen «Reich«. Pfennig, die »gespaltene Redlamezetl« im textlichen Teil« 1 Reich.mark. Nachweisungtgkbübr ro Rrich,pf«nntg«. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 a»vahrnkbiroorin.10Uhr. -- Für Äichttgkät dtk durch FernrufLbermitteltenLrrzeigsu übernehmen wir keine Garantie. IederRabattanspruch erlischt, wenn derDetragdur^ Klage eingezogev werdeumutzoderderLuttraggeberinKouknrsgerSt. Anzeigen nehmen aUcBrrmittluugsstellenentgrgen. Oer Wald als WLrtschastsgui. Die Forstwirtschaft auf der „Grünen Woche". Der Deutsche Forstverein hat cs aus der „Grünen Woche Berlin" übernommen, die Sonderausstellung „Schutz des Waldes als Wirtschaftsgut" in einem wesentlich erweiterten Rahmen zu veranstalte». Die Sonderausstellung wird sich in folgende Abteilungen gliedern: Schutz des Waldes gegerr Feuer: Schutz des Waldes aeaen Naturcreianitte: Sckmtr des Ar. 248. — 87 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatts Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Erster Erfolg? Parker Gilbert, der Generalagent der Reparations- Immission, hat seinen ersten, mühsam genug errungenen erfolg zu verzeichnen: die Sachverständigenkommission, Wen deren baldige Einberufung zwecks Revision des bawes-Planes sich in England erhebliche Widerstände Ulkend machten, soll nun doch in kurzer Frist zusammen- Men; man nennt sogar schon ein bestimmtes Datum hier- mr, nämlich den 15. November. Und als Tagungsort me — deutsche Hauptstadt. Parker Gilbert hat denn auch sofort die Gelegenheit Mutzt, die englischen und französischen Ansichten und Ab- Wen hinsichtlich einer Revision des Dawes-Planes näher »neinanderzubringen. Er hat allerdings dabei nur das eine erreicht, daß die Schulden, die England an Amerika Mt, für die endgültige Festlegung der deutschen Zahlungen Umso maßgebend sein sollen wie die Höhe der sranzö- Men Schulden. Poincarö hält aber außerdem noch daran W, daß Deutschland auch noch die Summen tragen mütt-, me Frankreich — und Belgien — nicht etwa bloß für Wiederaufbau in den zerstörten Gebieten aufgewendet hat, Wdern auch alle anderen unmittelbaren Kriegslasten wft Pensionen an Kriegsverletzte und Kriegshinterbliebenr dergleichen. Also alles, was der Krieg direkt ode? '"direkt gekostet hat. Der Generalagent dürfte aber deutlich auf dft ^enze des Mögliche» aufmerksam gemacht haben. Dawes-Plan war darauf aufgebaut, daß die deutschen Zahlungen aus den Überschüssen der deutschen Wirtschakl s wlgen sollten. Man war 1924 in der Dawes-Kommiffioi> Mr optimistisch hinsichtlich des raschen WiederaufblühenS deutschen Wirtschaft. Gerade im Gegenteil ist aber dec der deutschen Ausfuhr jährlich um ein beträchtlichem ^durchschnittlich um 3,5 Milliarden — hinter dem der Anfuhr zurückgeblieben, ein Überschuß ist also gar nichi ' E" bezeichnen. Das Ausland, namentlich Amerika, Hai .ff deutsche» Wirtschaft vielmehr Summen vorgestreckt, ! >e überhaupt erst die Zahlung der Dawes-Verpflichtum in« Ermöglichten. Diese Entwicklung, die natürlich nichi a-.s. uferlose fortgehen kann, zwingt infolgedessen unser- Mnubigerstaaten zu einer Beschränkung allzu .'"Klöser Forderungen. Die englische und di« > uanzösjsch^ Presse sprechen von 30 bis 40 Milliarden als ! er endgültigen Summe. Das Ziel der Bemühungen Parker Gilberts ist abei l w n»er ander« Richtung zu suchen .und er hat dafür aw j Uyeineud die Londoner und die Pariser Regierung ge- ! "^Nnen: der Dawes-Plan soll überhaupt einen end - kultigen Charakter erhalten, nicht mehr Prob« "ufs Exempcl bleiben ivie jetzt. Damit soll vor allem auch w Voraussetzung dafür geschaffen werden, ihn zu „kom- ^ffialisieren", ganz oder teilweise. Er soll nicht mehr ,a, atsvertrag zwischen Deutschland und den "Mierten und assoziierten Mächten" sein, sondern Zah- «"Ngsverpflichtung Deutschlands an Pri v'a t - ! Füldner in aller Welt, wobei Deutschlands Negierung I "ein für die Aufbringung und Durchführung der Zah- die bisherige Art dieser Durchführung . Wels ausländischer Kommissionen aufhört. Entweder i eine Endsumme festgesetzt wird oder bestimmte dvo re s z a h l u n g e u erfolgen sollen. Man spricht soll""' diese Jahreszahlungen etwas ermäßigt werden ! zwei statt der bisherigen miudestens zweieinhalb sch'""den —, um der deutschen Negierung die Sache Falle " fterzu machen. Natürlich sollen im zweiten solo Zahlungen nur für eine Reihe von Jahren er- P gA. Die „Kommerzialisierung" der neuen Dawes- Ha,vlNchülngen Deutschlands würde freilich von der Auf- üblr' Geldmarktes namentlich in Ncwyork ^oonge», ih^ weitere Entwicklung aber auch von den ^öwankungen j» der Beurteilung diktiert werden, die die gegenüber der deutschen Wirtschaftslage und kr-A"stgsfähigkeit einnimmt. Wenigstens für einen recht hüb "chen. Teil der kommenden deutschen Verpflichtungen !!!"" eine solche sofortige „Kommerzialisierung" durch- Frankreich will ja einen Teil seiner ame- s Schulden davon bezahlen. ' 1 u die G r u n d l i n i e n f ü r d i c V e r h a n d- « uüchsten Zeit und Deutschlands Lage ist ver 'ehr angenehme. Sowohl die Verknüpfung Zahlungsve^ mit den inter- widerstreitet unseren Interessen - dies ab - wie die gesamte Umstellung des Dawcs-Planes, seine „Privati- tt-« "d Wird dann endgültig * der Tragung aller Kosten , die endgültig werden Verhältnisse "'au immer noch deutscherseits eine ^"derung erstrebte. Dann lebt die Welt aus "bschbare Zeit vou Deutschlands k Lichts s° Änderung herbcizuführen an- t kn»,, Luge eine Unmöglichkeit. auck> n?,'r-^schranktes hcrausgcholt werden und sei i'b «ndaülüo-^ Herab,etzung der Jahreszahlungcn oder danii, . ^ Festlegung der Gesamtsumme. Wir müssen , beanuacn, abzuwartcn, ob diese Eudaültiakcit