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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Wil,dr»ffei r,,«dlatt- erschein« «» »Len W«rtt»qen nachmittag« 5 Uhr. Bep>g»prei»: Bei Adh-lun« in !^^chist,stell, NN» den A»»gadeftellen 2 BW. im Monat, bei Zustellung durch dj« Boten 2,30 AM., bei Postbestellnng zuzüglich «dtro,. ,, . .. .. . gebühr. Einzelnummern «»s, «ll.Poftanft»Iten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und NN,-re«u-. AE§erx«d Gefchäft«stelleu - -- - nehmen zu jeder Zeil Be- ßk«i>»sen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung 'N Zeitung oder Kürzung de« Bezugspreise«. — Rücksendung>eingesaudter Schriftstürke erfolgt uur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigen Piri»: die 8 gespaltene Naumzeile 20 Rpsg., die 4 gespaltene geile der amtlichen Bekanntmachungen 40 «»ich». Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeilr im textlichen Teile 1 Beich»mark. Nachweisung »gebühr 20 Reichrpsennige. B»c- wÄm^^W^glichkeu Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b«sckstchu»i^°AM,^! annahme bi» oorm.10Uhr. — —— Für die Richtigkeit dev durch Fernruf übermitteltenAnzeigeu übernehmen wir Kerne Garantie. Jeder Rabattanspru ch erlischt, wenn derBetra g durch Klage eingezogeu werden mutz oderderAuttraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- Serichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Mittwoch, den 24. Oktober 1928 Nr. 250. — 87 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2646 Parker Gilbert wieder in Berlin. Die Reparativ nsf rage. Der Neparationsagent Parker Gilbert, dessen Rund ^sse durch die Hauptstädte der Mächte und die damit "erbundcnc Besprechung in Paris den Anstost zur Aus- kostung der deutschen Kriegsschuldcnfragc gaben, wird zur- M in Berlin zurückerwartet. Auf die Reise nach Nom er verzichtet und sich damit begnügt, Mussolini in einem Schreiben über die Ereignisse seiner Reparations- "crhandlungcn mit Poincars und Churchill zu unterrichten und um die Zustimmung zu den zwischen England und utalicn getroffenen Vereinbarungen zu ersuchen. Diese -Vereinbarungen beziehen sich aus Zeitpunkt, Ort und Auf- »abenlreis der Sachverständigenkommission. Von Paris aus hatte sich Parker Gilbert noch nach Präsidenten Jasper, dem belgischen Außenminister >»d dem belgischen Finanzminister gehabt. Aus Washington wird berichtet, daß die höheren Beamten per amerikanischen Regierung ;war nicht der Meinung Allerhand Farbbücher. .Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe" — »as kann man über die Veröffentlichungen setzen, die von °er englischen und der französischen Regierung über die Vorbereitung, die Durchführung und das weitere Schicksal ^es Flottenabkommens herausgegeben werden. Pchon die Bezeichnung „Flottenabkommen" ist eigentlich kölsch; denn es handelt sich dabei um mehr, nämlich um Nn politisches Handelsgeschäft über die See- »nd Landrüstung. Derartige Farbbücher über den Gang politisch-diplo matischer Verhandlungen betrachtet die Mitwelt immer Mit ebenso, großem wie berechtigtem Mißtrauen. Weiß man doch aus Erfahrung, daß die wirklich interessanten Vorgänge darin meist gar keinen oder einen recht verstüm melten Niederschlag finden. Sie sind eine Art von Recht- fcrtigungsschriften und manches Vorkommnis läßt sich insofern kaum rechtfertigen, weil die in der Öffentlichkeit gesprochenen Worte oft in einem allzu auffallenden Gegen satz zu den heimlichen Taten und wispernden Verab redungen stehen. Also setzt denn die große Wäsche ein, auf deutsch: man läßt allerhand Kompromittierendes »ns dem Farbbuch fort, das dann freilich seinen Namen nicht mehr zu Recht trägt, weil es gänzlich farblos ge worden ist. Das gilt auch von dem jetzt veröffentlichten englischen Farbbuch, das sich in ein unschuldsvolles Weiß hüllt. Was Non Wichtigem drinsteht, weiß man schon längst, und in folgedessen hat die englische Negierung es vorgezogen, nur Unwichtiges noch zu enthüllen. Daß ein gemeinsamer englisch-französischer Standpunkt in der Abrüstungsfrage geschaffen werden sollte, weil man damit in Genf nicht borwärtskam, ist das Mäntelchen, mit dem man das eigentlich Gewollte verhüllt: dort eine möglichst starke 'Lnnzösische Land-, hier eine entsprechend starke englische Brüstung, — und dann eine Vergewaltigung der anderen -Nächte in der Genfer Abrüstungskommission. Womöglich ppch Amerikas. Mit Recht — und das ist es, was in dem spglischen Farbbuch uns Deutsche besonders interessiert — hat darum die Berliner Re- Porung ihre Besorgnis über den Inhalt de« "Flotten"abkommens dem englischen Botschafter zun nusdruck gebracht, und auch dabei den richtigen Punk ^troffen: hat England Konzessionen Frankreich gegenüber der Landabrüstung gemacht? Chamberlain läßt cir verklausuliertes Ja antworten, aber eigentlich bezöge sich Flottenabkommen „nur" auf die Seerüstung. Abei keine Konzessionen seien erfolgt, die in Widerspruch mn den Locarnoverträgen ständen, — was niemand hat wissen sollen, was auch verhältnismäßig wenig Eindruck machen ".urfte, da man sich über jene Verträge alles andere als einig ist. So ganz unschuldsvoll weiß wie dieses Farbbuck ichcint aber die Politik der beiden Negierungen denn dock nicht gewesen zu sein Denn in einer französischen Note die im Weißbuch veröffentlicht ist, wird auf die Notwendig keit hingewiesen, „andere Mittel und Wege zu suchen, nin den Erfolg sicherzustellen", daun nämlich, wenn Amerika Italien, Japan den englisch-französischen Einschränkungs- Vorschlag für die Secrüstung nicht annehmen, womit jo von vornherein zu rechnen war. Und da man in dei Veröffentlichung nichts Weiteres darüber findet, welches denn diese „anderen Mittel und Wege" sein sollen, so wirk d)e mißtrauische Mitwelt auf die Vermutung kommen: dir n »narbbüchcrpraxis hat auch hier wieder Platz ge- mmen; manhatallerhanddraußengelassen diese neugierigen Zeitgenossen nicht zu Wisser die Mitwelt weiß auch so genug. Es kommt jo Einzelheiten an — die Politik der Londoner uni " Pariser Negierung hat in den letzten Monaten immci und immer wieder auf engstes Zusammenarbeiten ohm weiteres schließe« lassen. Nm das zu sehen, braucht mar !.me Farbbücher; die sensationelle Veröffentlichung den amerikanischen Journalisten enthüllte Geahntes noch nicht Gewußtes. Bei der jetzigen Lektüre dieser Färb- vucher ahnt man noch mehr, sicherlich nichts Falsches: Ge- wissen, wäre interessant, ist aber kaum nock notwendig. BMI WN die WmMsWe des Reicher Leistungsfähige Länder. Entschließung der Reichsregierung. Die Montag in Berlin begonnene Konferenz der Reichs- und Ländervertreter über die gewünschte Reform der Reichsverwaltung und -Verfassung wurde Dienstag fortgesetz und gewann alsbald eins interessante Gestal tung durch eine Entschließung der Reichsrcgicrnng, die in der vorangegangenen Kabinettssitzung einstimmig be schlossen worden war und die Reichskanzler Müller bekannt gab. Sie hat folgenden Wortlaut: 1. Die Reichsreform muß getragen sein von der Er kenntnis der Notwendigkeit einer starken Ncichs- gewalt, der Bedeutung der vielgestaltigen Eigenarten des deutschen Volkslebens und des Erfordernisses spar samster Finanzgcbarung der öffentlichen Haushalte. 2. Eiue territoriale Neugliederung ist erforderlich und darf sich nicht beschränken auf solche Gebiete, die infolge Gemengelage einzelner Gebietsteile eine besonders erschwerte und kostspielige Verwaltung habe«. 3. Es ist erforderlich, als Glieder des Reichs leistungsfähige Länder bestehen zu lassen. Hierfür ist zu prüfen, wie die Verwaltung der Länder zu gestalten ist (Wahl der Landtage, Amtszeit der Landesregierungen, Landesspitze). Ferner soll geklärt werden, wie die Organi sation des Unterbaues in den Ländern nach einhcitliKen Reichsgrundsätzen (Rcichsrahmengcfetzeu) eingerichtet wer den kann. 4. Die Beseitigung des Dualismus zwischenReichundPreußen erscheint im Nahmen der Endlösung als erforderlich. Deshalb ist zu erklären, wie in diesem Falle das Verhältnis des Reiches zu den übrigen Ländern und die Zusammensetzung des Neichsrats gestattet werden soll. 5. Die Verwaltungsbezirke des Reiches und die Län- acrgrenzen sind nach Möglichkeit einander anzupassen. 6. Die Einrichtung der Auftragsverwaltung sst in dem Sinne auszuarbeiten, daß die Neichsregierung die Länderregierungen mit der Ausführung von Ange legenheiten der Reichsverwaltung beauftragen kann, so daß die Verwaltung alsdann nach näherer Anweisung der Neichsregierung geführt wird und für dis Ausführung die Verantwortung nicht gegenüber dem Landtag, sondern gegenüber dem Reichstag besteht. 7. Es ist zu prüfen, inwieweit den Ländern zur Erledi gung im Wege der E i g e n v e r w a l t u n g Aufgaben übertragen werden können, die nicht als Lebensfragen der Kation vom Reiche oder im Auftrage des Reiches zu er ledigen sind. Auf vielen Gebieten wird sich das Reich nit einer Oberschicht von Gesetzen und An - srdnungen begnügen und die nähere Durchfüh rung den Ländern unter selbständiger Verantwortung iberlasscn können. 8. Die Reichsregierung empfiehlt dem Ausschuß, zur Bearbeitung dieser Fragen zwei Unterausschüsse einzu- letzen, von denen der erste Vorschläge für die neue Abgren- wng der Länder und der Reichsverwaltungsbezirke und .->eren zweiter Vorschläge für die Zuständigkeit der Länder rnd deren Organisationen zu machen hat. Dabei bleibt :ine gemeinsame Tagung der beiden Ausschüsse Vor behalten. Vertagung öer Konferenz. Nachdem die Teilnehmer der Konferenz die Erklärung wr Neichsregierung entgcgengenommen hatten, verbreitete ich alsbald die Meinung, die Weiterberatung der vor liegenden 25 Denkschriften habe zurzeit keinen Zweck mehr, wenn sie auch als schätzbares Material fernerhin in Betracht kommen müssen. Eine besonders ausführliche Stellung hatte auch Hessen durch seinen Staatspräsi denten Adelung genommen. Er kommt zu der Schluß- iolgerung, daß eine radikale Lösung im Sinne der Herbei- -ührung eines Einheitsstaates noch nicht möglich sei. Auch »er Dr. Lnthersche Lösungsvorschlag sei im gesamtdeutschen Interesse abzulehnen. Keine geeignete Grundlage. Nach kurzer Zeit wurde auf Antrag des.bayerischen Ministerpräsidenten Held die Länderkoufcrenz auf Mitt woch vertagt, weil Bayern in der Erklärung der Reichs- cegierung keine geeignete Verhandtungsgrundlage zur kLeiterberatung erblickt. Nach der bayerischen Ansicht müßten die Länderdele- zierten dazu erst Stellung nehmen. Die Entschließung der Reichsregierung ist erst Dienstag früh gefaßt worden. Lon bayerischer Seite werden besonders die Teile der Ent schließung als ungeeignet angesehen, die eine stärkere Be tonung der Reichsbefugnisse gegenüber den Ausgaben der Länderreaierunaen anstreben. sind, daß die erneuten Verhandlungen über ore mepara- tionsfrage ihr Land in Mitleidenschaft ziehen, doch wird im Schatzamt der Hoffnung Ausdruck verliehen, daß dre im Gange befindlichen Verhandlungen zu einer befriedi genden Regelung führen werden. Es wird erklärt, vom amerikanischen Standpunkt aus sei es besonders befriedi gend, daß bei den jüngsten Verhandlungen anscheinend kein Versuch gemacht werde, die Frage der Alliierten schulden und die Neparationsfrage miteinander zu ver quicken. Sie SlWerWittu »ei de« MW lumälltsHen VtthaMWM Bukarest, 24. Oktober. In den deutsch-rumänischen Verhandlungen in Berlin sind neue ernste Schwierigkeiten ausgetreten. Von hiesiger Regierungsstelle wird die Schuld hier für Deutschland zugeschoben, doch wird zugegeben, datz auch Mi nisterpräsident Bralianu eine neue Forderung erhoben habe, die die Lage verschlimmert habe. Man rechnet unter Umständen mit dem Abbruch der Verhandlungen. Die Schwierigkeiten werden auch darauf zurückgeführt, daß ein Teil der deutschen Presse, insbesondere die deutsche demokratische Presse, gegen die jetzige Regierung Stellung genommen habe und die Reichsregierung da hin zu beeinflussen suche, daß Abkommen nicht mit der jetzigen, sondern mit der kommenden Regierung Maniu abzufchlietzen. Infolge dieser neuen Schwierigkeiten ist auch die politische Lage in Rumänien verwickelter geworden. Konnte man bisher anneh men, daß die Regierung sofort nach Abschluß der Anleihe zurück treten werde, so ist es nunmehr fraglich, ob sie nicht schon früher zuröcktreten wird, um einer Regierung Maniu oder einer neu tralen Regierung Platz zu machen, die versuchen würde, die ab- gebrochrnen Verhandlungen mit Deutschland noch zu einem gün stigen Abschluß zu bringen. Marx über die innere Lage. Für Bildung der Großen Koalition. Der frühere Reichskanzler Dr. Marx, der zurzeit Parteivorsitzender des Zentrums ist, hat in einer Rede in Magdeburg zu der Wahl Hugenbergs zum Vorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei auffallende Ausführungen gemacht. So sagte Marx u. a.: „Die Wahl Hugenbergs zum deutschnationalen Varteivorstand sei ein Voraana. der nickt ernst aenua m werten sei; sic stelle eine Bedrohung des inneren Friedens in Deutschland dar. Wenn man diese Ent wicklung bei den Deutschnationalen in Verbindung mit der von den Deutschnationalen gebilligten Proklamation des «Mhlhelms betrachtet, so mutz man sagen, datz der Satz, ein Schutz der Republik sei nicht mehr nötig, jetzt nicht mehr stimmt." Zur Negierungsumbildung im Reich erklärte Marx noch, die Zentrumspartei werde sich Verhandlungen mit dem Ziele der Bildung einer großen Koalition nicht ent ziehen. Sie habe aber in keiner Weise eine Verpflichtung, sie anzuregen oder einzuleiten. Das sei Sache des Reichs kanzlers. Ehe das Zentrum eine neue Koalition schließe, würden eingehende Verhandlungen über eins Reihe wich tiger, leider aber auch unter den Regierungsparteien strit tiger Punkte mit deni Ziele eine Einigung geführt werden müssen, schon im Interesse der Dauerfcstigung der Regie rung. Das erste Passagebureau sür den Lustreiseverkehr. Dr. Eckener wird bei j e d e m W e t t e r s a h r e n. Dr. Eckener und seine Begleiter sind nach Lake- hurst zurückgekehrt. Dr. Eckener erklärte, der Zeppelin verkehr werde wohl innerhalb weniger Jahre bei einem Fahrpreis von 1000—1500 Dollar möglich sein. Die Zahl der Washingtoner offiziellen Teilnehmer am W e st- flug beträgt jetzt fünfzehn. Es wird erwartet, daß die Zahl der Bewerber zur Teilnahme am Rückflug nach Deutschland weiter zunimmt. Im übrigen verlautet, daß Dr. Eckener, um die Lufttüchtigkeit des „Graf Zeppelm" zu erweisen, fest entschlossen ist, die Fahrt nach den West staaten sowohl wie die Rückfahrt nach Deutschland ohne Rücksicht auf die Wetterlage anzutreten. Thomas Cook u. Sohn in Newyork kündigten an, daß sie den Verkauf von Passagierplätzen für die Rückfahrt des Zeppelins nach Deutschland übernehmen. Damit ist sozu sagen das erste P a s s a g i e r b u r e a u für den Luft- fchissreifeverkehr in Amerika eröffnet worden. Der Preis sür die Überfahrt soll 3000 Dollar betragen. Gesunde Bauernpoliilk. Aus einer Rede des R c i ch s e r n ä h r u n g s - Ministers g. D. 'S chiele. Der der Provinz Sachsen hielt in Magde ¬ burg eine Versammlung ab. bei Welcker der Präsident de?