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MMufferÄMblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Montag, den 29. Oktober 1928 Postscheck: Dresden 2640 Telegr.°Adr.: „Amtsblatt» WllSdrnsf-DreSdeN «n,ei,«»»«-»,: die »„esp-ltn» RauMzeU« rvRxfo., di« 1 ge»P«Ne»e Zeil« der Etlichen B-Kanntmachun,«« ««eich,, pfenni,, di« 2«espaltenr «eklemezrile im -ertlichen Teile I Reich««-»». Machwrisuno«o«dLhr 20 Reich,Pfennig«. P»> geschriebeneErjcheinnngr. — » - „ ^L« und Plahngrschristen werden -och Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, anxahme bi, vorm.lv Uhr. — — ° — Für die Richtigkeit der durch Fernruf üb-rmittcltcnAnzeigen übernehmen wir --eine Garantie. Jeder Radattanfpru ch erlischt, wenn dei Betrag d-rch Nationale Tageszeitung für die Landwkrtschast, »»u «« derktogen nachmittag« s Utz». 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DieGetöteten beraubt. glücken" Personon «-^ Zusammenstoß in Recea verun- Die 'labiÄ^? sind "'br ihren Verletzungen erlegen, der Verletzten lief»« somit auf 45 erhöht; die Zahl einbegriffen Do» 50' die der Leichtverletzten mit 'wnen Lei äeickästt M°ter,alschaden wird auf 14 Mil- wonach die Bukarest kommen Nachrichten, "«hmsios von^»«°n Katastrophe in Recea fast aus- " von unbekannten Tätern ausgeraubt wurden. Siegt die Vernunft? kun^e"" jetzt ein bestimmter Beschluß der Reichsreaie- 'n der bekanntgewordenen Form vorliegt, so ! u wohl länger nicht mehr daran zweifeln, daß nunmehr von deutscher Seite aus die Reparationskonferenz nw/we Tatsache angesehen wird, deren Verwirklichung 'n verhältnismäßig abgekürzter Zeit entgegensehen Vl- Der Hinweis in der Regierung auf unabhän- -«»^^ochderständige läßt sich wohl dahin verstehen, daß Kochst die technischen Möglichkeiten erwogen Mden sollen und daß die m a 1 e r i e l l e n D i n g e, d. h. Volitischen Entscheidungen, erst dann als reif an- Mhen werden können, wenn diese technischen Möglich- lil. genau geprüft sind und eine Einigung der betei- Men Mächte darüber erzielt ist. Die Parole wird also sW lauten „Hier Politik, hier Wirtschaft», wie bisher oft, sondern vielmehr „Politik und Wirtschaft sind jeder "" dem ihm zugewiesenen Teile berechtigt, mitzuraten ""d mitzutaten". Um endlich den auf ganz Europa und Monders auf Deutschland ruhenden Alpdruck zu er- 'Hchiern oder gar — was zu hoffen ist — hinwegzu- -""Men. Ob es mit dieser Hoffnung nun trotz allem nicht "°ch längere Weile haben wird, steht nach den bisherigen Erfahrungen im letzten Jahrzehnt immer noch dahin. kann keinem Zweifel unterliegen, daß die arneri- ranjschen Ankündigungen, man wolle sich von den europäischen Auseinandersetzungen möglichst fern halten, von vornherein die Erwartungen etwas herabdrücken Aussen. Besteht Amerika auf der vollen, nicht modi- uzierten Erfüllung seiner Schuldforderungen an Europa, w wird die Situation schwieriger, denn sowohl England "ue besonders aber auch Frankreich operieren stets "Nt der Behauptung, die Abtragung ihrer Schulden an Amerika sei nur möglich, wenn ihnen völliges Zurück- Swifen auf die deutsche Leistungsfähigkeit, und sei es bis leyten Dollar, gewährt werde. Immerhin ist auch '"Amerika längst die Tatsache erkannt, daß es nicht Ae Shylock auf seinem Schein bestehen könne, °hne der Gesamtberuhigung der wirtschaftlichen sich selber eingeschlossen, eine tödliche Wunde zu seißen, die keine Erholung, selbst in Jahrzehnten nicht, '" Aussicht stellen würde. Deshalb mag Amerika als ein Suter Kaufmann auch heute noch an dem anfänglich ge forderten Preis festhalten, auf die Dauer kann es sich der Ansicht nicht entziehen: der auf weite Sicht arbeitende ^rnünftige muß endlich nachgeben und das starre Prinzip der Unnahbarkeit verlassen, um überhaupt ein -Ml zu erreichen, in diesem Falle also, uni endlich einer Sekunden Entwicklung wieder die Bahn zu öffnen. .. Wollen die Vereinigten Staaten wirklich die Ab rüstung, wie ihre Präsidenten es mehrfach verkündeten, wollen sie ihrem am Boden liegenden Exportgeschäft wieder aufhelfen, fo dürfen sie sich nicht von Europa ab wenden. Die Welt ist zu klein geworden, um die Ab sonderung eines Teiles, und sei er auch finanziell und wirtschaftlich so mächtig wie die Vereinigten Staaten Urzeit, ertragen zu können. Ähnlichen Gedanken gab auch oor britische Premierminister Baldwin Ausdruck, als Ubei einer Londoner Massenkundgebung zur zehnten Wiederkehr des Gründungstages der Völkerbundunion Mte, langsam breche sich bei den Nationen das Gefühl ^ohn, es müsse eine höhere Autorität als den Unfrieden owgchen den Völkern geben. Besonders betonte er auch oas gme Verhältnis' Englands zu Deutschland, dem Wuchtigsten der ehemaligen Feinde. In England ist > wer der Konferenzgedanke auf guten Boden gefallen, schon beschäftigt man sich eifrig mit der Auswahl se^audidaten für die britische Vertretung aus der Kon- Auch in Berlin ist man der Ansicht, daß sich nun- Amerika direkt an den Arbeiten der Kommission könnte, zumal die erste« Arbeiten durch un- him! von keiner Regierungsinstruktion ab- Iv,,S'Se Sachverständige in Angriff genommen werden hoben Tamit dürften die Vereinigten Staaten es leicht laste« durch private Finanzmänner sich vertreten zu Stein d^fe Ansicht richtig, so würde ein großer Weao Anstoßes und der Behinderung aus dem mstbnnOeräumt sein, an dem bisher so vielerlei Be- ^""gen scheiterten. * e >,/rund Vorstand des Reichsverbandes der bes»si,-ä^en Industrie, die sich mit der Reparationsfrage der einheitlichen Auffassung, daß sich den" ko,n»,- unter Wahrung seines Standpunktes positiv zu Reparationsverhaudlungen einstellen müsse. Skwarte? werden^" Vorschläge von der Gegenseite ab- MMW WN RMitim-ZUWMsse? Schuldenregelung - Memland- raumlmg. Beschlüsse der Ncichsregierung. Nachdem das Reichskabinett in seiner entscheidenden Sitzung zur Frage der geplanten Neparationskonferenz der» Vortrag des Reichsministers der Finanzen über die Lage entgegengeuomme« hatte, welche durch die bekannte Vereinbarung von Gens und die seither eingetretene Ent wicklung in der Reparationsfrage entstanden ist, ging sein Beschluß dahin, zusammen mit den übrigen be teiligten Regierungen die nötigen Schritte zu tun, um den Plan der Einsetzung einer unabhängigen Sach verständigenkommission zur endgültigen und vollständigen Regelung der Kriegsschulden zu verwirk lichen. An der bedeutungsvollen Sitzung nahmen sämtliche Reichsminister einschließlich des Reichskanzlers Her mann Müller teil. Einstimmigkeit herrschte darüber, daß Sachverständige berufen werden sollen, die nicht an politische Instruktionen eng gebunden sind. Dis diplo matischen Verhandlungen mit den beteiligten Regierun gen sollen schon in nächster Zeit ausgenommen werden, so daß es den Anschein gewinnt, als wenn die Initiative dazu von der deutschen Regierung ausgehen werde, was mehrfach in den letzten Wochen an auslän dischen Stellen verlangt worden ist. Besatzungsverminderung oder Räumung. Daß im Zusammenhänge mit der Schuldenregelung auch die Abkürzung oder gänzliche Aufhebung der »mmer noch andauernder» Rheinlandbesetzung in Betracht kom men wird, ist bis zur Stunde nicht ausgesprochen worden. Man darf aber ohne weiteres annehmen, daß eine zu ernsthaftem Zweck versammelte Konferenz nicht das eine Problem lösen könnte, ohne das andere zu berühren. Besonderen Wert gewinnt in dieser Beziehung eine Meldung aus den besetzten Gebieten, nach der anläßlich der Übersiedlung der Interalliierte»» Rheinlandkommis- sion von Koblenz nach Wiesbaden sämtliche Pachtver träge und sonstige»» vertraglichen Abmachungen in Koblenz gekündigt seien. Auch solle»» schon Anweisungen vor liegen, in welcher Weise die Räumung der zweiten besetzten Zone erfolge»» soll, tuen»» auch einstweilen eine Überführung der Truppen ans der zweiten in die dritte Zone noch nicht geplant zu sein scheint. Es wird aber davon gesprochen, und zwar besonders m unterrichteten Alliiertenkreisen, daß die zweite Zone bis zum 10. Januar 1929 geräumt »verde, d. h. ein Jahr vor Ablauf der vertraglichen Frist. Auch für die dritte Zone wird schon von einer Räumungsmöglichkcit für de», Sommer 1929 geredet. Die neuen Orders der französischen Offiziere sprechen nicht mehr vom Dienst im besetzten Gebiet, sondern nur von der Verwendung in der Heimat oder in den Kolo nien, wozu füglicherweise das Rheinland nicht gerechnet werden kann. Immerhin beläuft sich auch heute noch die Zahl der farbigen Besatzungstruppen auf 1300, ja in Trier und Mainzsoll sich die Zahl der Farbigen sogar in letzter Zeit vermehrt haben. Am die Mgelttngskosrserenz. Paris bestätigt die Räumungsmeldungen. Auch die Pariser Zeitungen bestätigen die Meldun- aen. nach denen die Vorbereitungen für die baldige Rau- Skis MM W M- fliig zestirlkt. Neuyork, 29. Oktober. „Graf Zeppelin" ist 1,58 (7,58) mitteleuropäischer Zeit zu feinem Rückflug gestartet. Die letzten Vorbereitungen. Lakehurst, 28. Oktober. Dr. Eckener und sämtliche Passagiere sind heute Nachmittag in Lakehurst eingetroffen. Mit Rücksicht aus das kalte Wetter werden fünfzig Gallonen Antigestierlosung mitgenommen, hie der Füllung der Mvtorkühler und Wasser bailasttanks beigemischt werden sollen. Man rechnet mit einer Rückfahrldauer von 50 bis 60 Stunden, nimmt jedoch für 120 Flugstunden Brennstoff mit. Die Nutzlast, d. h. das Gewicht der Passagiere und Postsachen, beträgt 15 Tonnen. Wie aus Mittei lungen der amerikanischen Postbehörden hervorgeht, werden unge fähr 50 000 Briefe mit dem „Graf Zeppelin" nach Europa be fördert werden. Nach einer Erklärung des Marinedepartements werben an dem Rückfluge Commander Pierce, Leutnant Bauch und Leutnant Settle, sämtlich Offiziere von der „Los Angeles", teilnehmen. mung der zweite»» Zone in» Rheinland getroffen würden. Eine offiziöse Stimme versucht zwar abzufchwächen, aber der „Quotidien" schreibt z. B., wenn das Dementi recht hätte, wäre es um des französischen auswärtigen Amts Wille»» zu bedauern, das hier eine Gelegenheit hätte, teil weise die schweren Fehler wieder gutzumachen, die es bei den Verhandlungen über das englisch-französische Flotten- kompromiß begangen hatte. Inzwischen sind von Berlin aus die Anweisungen für die deutschen diplomatischen Vertreter in Paris, London, Rom, Brüssel und Tokio abgegangen, die beauftragt wer den, den Regierungen, bei denen sie beglaubigt sind, münd lich mitzuteilen, unter welchen VSraussetzungen man deut scherseits eine gedeihliche Arbeit der seinerzeit ii» Genf be schlossenen Konferenz von Sachverständigen zur endgül tigen Bereinigung der Reparationsfrage erhoffe. Als eine definitive Einladung zur Konferenz ist das natürlich noch «ich» aufznfassen. Der deutsche Botschafter in Paris, von Hoesch, ist nach Wiesbaden abgereist, um mit dem Reichs minister Dr. Stresemann Rücksprache zu nehmen. Die Regierung der Vereinigten Staaten wird durch die deutsche Botschaft in Washington von den Schritten der deutschen diplomatischen Vertreter in den genannten fünf Hauptstädten unterrichtet werden. Paris, 28. Oktober. Die Pariser Mittagsprefse kündet gestern in großer Aufmachung die Räumung der zweiten Rhein landzone für den 10. Januar 1929 an. Gleichzeitig will sie wissen, daß im Laufe des Sommers 1929 die Besatzung auch aus der 3. Zone zurückgezogen werden wird. Wie der Vertreter der T. U. hierzu aus englischen diploma tischen Kreisen in Paris erfährt, dürsten diese Informationen im wesentlichen richtig sein und aus Abmachungen der sranzösischen und englischen Regierung beruhen, wobei die Initiative England zufallen dürfte. Die Stellung Englands wird verständlich, wenn man sich vor Augen hält, daß angesichts der im Mai 1929 statt findenden englischen Wahlen die konservative englische Regierung ein starkes Interesse daran hat, der Arbeiterpartei und den Liberalen mit der Räumung des Rheinlandes zuvorzukommen und ihnen damit eine wesentliche Wahlparole zu nehmen. Die Liberalen sowohl wie die Arbeiter bekämpfen bekanntlich die bisherige Haltung der englischen Regierung in der Räumungs frage und machen den Konservativen den Vorwurf, stn französi schen Fahrwasser zu schwimmen. Da man nun in Paris in einer Fortdauer der konservativen Regierung in London den besten Rückhalt für das französisch-englische Bündnis erblickt, dürste man bereit gewesen sein, den englischen Wünschen auf eine baldige Rheinlandräumung entgegenzukommen, allerdings unter der aus drücklichen Voraussetzung, daß England dafür de», französischen Standpunkt in der Re- parationsfrage wie auch in der Frage der „Versöhnungs- und Feststellungskommission" im Rheinland unterstützt. Für Deutschland würde eine derartige englisch-französische Ver ständigung sicherlich einen allzu teuren Kaufpreis für die Räu mung des Rheinlandes noch im- Sommer 1929 bedeuten. Das Flottenahkommen hat erwiesen, daß sich England und Frankreich trotz der Lvcarnoabmachungen, die ein Zusammengehen der drei großen Lvcarnomächte anbahnen sollten, ohne Rücksicht auf den deutschen Standpunkt über die Ausschaltung der französischen -Heeresreferven aus den Abrüstungsverhandlungen verständigten. Eine vorherige Einigung der alten Entente auch über die für Deutschland lebenswichtige Reparationsfrage sowie über die Frage eines Kontrollorgans im Rheinland liegt daher sehr wohl im Bereich der Möglichkeit. IttßiZsmgen in Mich und Landern. Gem eins chaftliche Weiterarbeit. Im Reichsjustizministerium fanden unter dem Vorsitz des Reichsministers der Justiz Koch-Weser Besprechungen mit der» Regierungei» aller Länder über Fragen aus dem Gebiete der Gesetzgebung und der Justizverwaltung statt. Der preu ßische Justizminister, die bayerischen Minister der Justiz und des Innern, die Justizminister von Wnrtteinberg, Baden, Hessen, Braunschweig und Anhalt, der Staatspräsident von Oldenburg sowie die Leiter der Justizverwaltungen von Ham burg und Bremen waren persönlich erschienen. Es wurden die wichtigsten Punkte aus dein Gebiete des Einsührungsgesctzes zum künftigen Strafgesetzbuch erörtert. Die weiteren Beratungen hatten die Frage der Neuord nung des juristischen Ausbildungswesens zum Gegenstände. Die Aussprache ergab, daß ebenso wie bei der» Reichsressorts auch bei den Landesregierungen der einmütige Wunsch nach einem für Vas ganze Reich einheitlich gestalteten Ausbildungs gange besteht, der den Zugang sowohl zum Richteramt und zur Rechtsanwaltschaft wie zum höheren Verwaltungsdienst eröffnen soll Nach eingehender Erörterung der Fragen wurde die Einsetzung eiiwr Kommission beschlossen, in die das Reichsjustizministerium, oas Reichsministerium des Innern, das preußische Justlzministecium, das preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, das preußische Ministerium des Innern sowie die Regierungen der übrigen größeren Länder je ein Mitglied entsenden werden.