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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, § für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. > Lnrrtgmprri»: die 8 tspaltene Raumzelle LS Apfg., die i gespaltene D-ile der amtlichen Bel «nnimachunge« rs Reich». ' i psennip, die s gespalten« Reklvmejeile im textlichen LlUe 1 R»ich»maek. Llachw-ilttngrgedliir LS Sleichapsenuige. A geschrirbeneEtscheinnn«»« „ läge und Platzvttrschchftnt "Ä werden «ach WLglichdeit Fernsprecher: 2lmt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Ameigen- D» anvttdme bis r-onn.lvUhr. - — - -— ---— —— Für die Liichtigkeil durch FerurrrfüberrnitLeltenÄxzeitzrvüderUehvreu wir deine Voarautie. IrdrrAadnttanspr ci ^rlifcht, wenn drrBerrag Lurch Klinge errrgezr»i:rn werden TnußoderdcrLuktraggederinKoukurs gerät. Anzeigen nehmen a.Bc unittiurrgsftellrn entgegen. ^üchenblatt für Wilsdruff u, Nmgegend ^ewalr, Krieg oder sonttigerBetriedsstörrtngen destekt der« Anspruch auf Lieferung d xnrzung des Bezugspreises. — Nücirsendurkgsiringesandtrr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiUegr. - --- Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshrruptmannschaft Meißen, des Amts- nichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des ForstrentamLs Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. 258. — 87 Jahrgang Teiegr.-Adr.: „Amtsblatt" ZBilsdrwff-Dresdeu Postscheck: Dresden 2640, Sonnabend, den 3. November 1928 Zwischen Himmel und Erde. Tas große Wagnis. — Niederungen des Tageskampfes. Das neue Steuerbukett. Der Aufstieg in die höheren Regionen, der Flug über «e» völkerverbindenden Ozean und der Rückflug zur ängstlich ihrer kühnen Pioniere harrenden Heimat ist der Zeppelin Mannschaft nn^ der ihrer Obhut anver- üauten Schar der Passagiere gut bekommen. Das große Wagnis ist, allen Hindernissen, allen entfesselten Elemen- «n zum Trotz, glänzend gelungen, und der Mensch, der "rutsche Mensch hat sich wieder einmal im Kampf mit °er Natur als der überlegene Sieger erwiesen, dessen mit unerschütterlicher Zähigkeit verbundene Geistesstärke unserem Herrscherwillen, unserer Sehnsucht nach über- Nnndung von Zeit und Naum immer neue Machtbezirke 'robert. In wenigen Stunden trägt ihn dieses wunder bare Gebilde der Menschenhand von Kontinent zu Konti- uent, und während er, ledig aller Erdcnschwere, hoch in ^n Lüften über Städte und Länder, über Meere und Eis- "ttgr dahinsegelt, kann er sich, für einige Zeit wenigstens, schönen Wahn hingeben, das; alle Niedrigkeit und alle Erbbedingtheit unseres Daseins, wenn es so weitergeht, 'U" den schier unermeßlichen Fortschritten unserer Technik A der wissenschaftlichen Erschließung der geheimen Mste der uns umgebenden Umwelt bald der Vergangen heit ««gehören werden. * Doch leider, kaum hat er wieder festen Boden unter een Füßen, so wird ihn die grausame Wirklichkeit sehr rasch aus solchen Träumen Herausreißen. Wohl kommt es Ur, daß das Herz eines ganzen Volkes oder gar der Menschheit für ein paar Augenblicke einmal sich in e in em Gefühl ewigkeitsbestimmter Schicksalsverbundenheit zu- ">nmenfindet, daß alles Trennende versinkt vor dem über wältigenden Eindruck kultureller Großtaten wie dieser, die wir jetzt unserem Dr. Eckener nnd seinen unvergleichlichen Melden zu danken haben. Aber Festtagsstimmungen dieser Art sind nicht von Dauer, können nicht von Dauer sein, "lange das Leben auf unserem Planeten auf Kampf Mellt ist nnd neben den steten Neuschöpfungen von Irrten und Erfindungen die nicht minder unaufhörliche ^'rnichtung und Zerstörung von Gütern aller Art cinher- W. Müssen wir nicht die stolz zum Himmel erhobenen Kupier wieder zerknirscht der Erde zukehren, wenn wir BNi, daß am letzten Sonntag allein in der deutschen , Eichshauptstadt 2t Selb st morde und Selbst- "Mordversuche zu verzeichnen waren? Und das in ^Ner Zeit, Hw wie keine zuvor darauf Bedacht nimmt, Mer Aufwenduna größter Summen aus öffentlichen und ^batmitteln dem Elend nnd der Bedürftigkeit zu Mr«, wo immer nur die Möglichkeit dazu sich zu bieten MiM! Müssen unsere Gedanken aus den Wolken, in die lstorreiche „Graf Zeppelin" sie entführt hat. nicht jäh- wieder in die Niederungen unseres aufreibenden ^ageskampfes zurückkehren, wenn plötzlich der Alarmrnf Us »reicht, daß mehr als 200 000 deutsche ^onnxr ans wohlgeordneter fleißiger Arbeit heraus " HHause gehen mußten? * Wer recht, wer unrecht hat in dem schweren Kampf, « 'hier über uns gekommen ist, das soll in diesem Zu- Uwenhang nicht entschieden werden; schlimm genug, " die dazu berufenen Stellen es nicht verstanden haben. ;''lo tzefäbrliche Zuspitzung eines Konfliktes, wie wir ihn ^,'wließljch aM im neuen Deutschland schon wiederholt haben, beizeiten zu Verbindern. Schon tobt der diel st"st Meinungen durch alle Gassen und verdirbt be« Deutschen die Freude an dem Eckener-Siea. der nur d, Auftakt zu einer dauernden Bereicherung erke h r s b e z i e h u n g en unter den Völkern > teilen lein soll. Aber wenn cs sich nun darum sMst, die gewaltigen Summen aufzubringen, die er- hiz'Pch sein werden, wenn diese weltnmsvannenden wstd >?drer Verwirklichung näher gebracht werden sollen, Win "o die Begeisterung des ersten Augenblicks noch nach- !?nnen bei so ungeheurer Spannung der Ge- e sich als unvermeidliche Folae dieses Arbeits- wsi Sicherheit voraussehen läßt? Kewigch^ reiben sich, in England und anderwärts, dunö Cerite vergnügt die Hände ob der neuen Gefähr- , der deutschen Erportintercsscn, die bei dieser Lahm- h„n,,-/^os unserer wichtigsten Industriezweige für sie wmcn muß: vielleicht erleben sie sogar jetzt eine lick, des Spiels von Ursachen und Wirkungen, das Wit des großen englischen Kohlenarbeitcrstrciks lawt-» "berraschcnder Nachhaltigkeit zugunsten der ge- Volkswirtschaft vollzogen bat. Die dew««l,?kxs.i//..idben es ohnedies verstanden, ihre Wett- ans dem Weltmarkt durch strenge Hand- ,ds"s°stenkonten wieder mehr und mehr zu ^ltene der mühsam genug aufrcclfter- in petzen vi- cr ^^de bei dem Problem in die Brüche wo unrweifc'll^/"^ der Arbeiterschaft auch dort, botzdem ,,, stech«»»"» K gegeben ist, ^er DeutsM«»^^' - Mmr hatte gerade m der Lage, in Konfliktes ««"er befindet, die Austragung dieses vertagt Umstanoen auf weniger gefährlich« Ws BII kr Suze her SWeMOM mH Paris, 2. November. Wie die Til. aus sicherer Quelle erfährt, steht es nunmehr fest, daß die französische Regierung sich nickt mehr der deutschen Auffassung widersetzt, daß als Sachver ständige für den Sachverständigencmsschuß zur Regelung der Re parationsfrage unabhäng. Finanzsachverständige ernannt werden, d. h. solche, die nicht der Beamtenschaft angehören. Als voraus sichtlicher französischer Vertreter in der Kommission werden der Gouverneur der Bank von Frankreich, Moreau, der Direktor der Bank Laza Freres und frühere Direktor für Handelsabkommen im HandelsMinisterium Serruys und der Abteilungschpf für Fi nanzen an der Bank -e Paris und De Pays Bas, Jacques Sey doux, früherer Direktor für Handelsangelegenheiten im Außen amt, genannt. Der Standpunkt Italiens Paris, 2. November. Im Laufe des Ministerrates, der am Freitag vormittag stattfand, wurde erneut die Frage der Re vision des Dawesplanes erörtert, wenn sie auch nicht im Vorder grund der Beratungen stand. Die unerwartete Rückkehr Parker Gilberts am Mittwoch abend nach Poris hat hier großes Auf sehen erregt, doch weiß man nur so viel, daß er mit Poincare er neut Besprechungen hatte, über deren Inhalt aber bisher nichts verlautete. Poincare erklärte selbst nach Ausgang des Minister rates, daß er eine erneute Zusammenkunft mit dem Reparations agenten haben werde. Eine Pariser Agentur will wissen, daß Poincare nunmehr entschlossen sei, Sachverständig^ zu ernennen, die nicht unter den Beamten ausgewählt werden. Allerdings weist man darauf hin, daß bei aller Unabhängigkeit, die den französischen Sachverstän digen rugestanden werden könne, sie genaue Instruktionen über die Grenzen erhalten würden, innerhalb deren sie sich über den endgültigen Betrag der deutschen Reparationssumme aussprechsn können. Am Frestag abend trifft nun auch der Wortführer der ita- lierischen. Regierung und das frühere italienische Mitglied des Dawesausschusses, Pirelli, von London kommend in Paris ein. Man nimmt in hiesigen Kreisen an, daß sich die Auffassung der italienischen Regierung stark dem britischen Standpunkt nähert, soweit er in der Balfour-Note zum Ausdruck kam. Danach würde Italien von Deutschland diejenigen Summen anfordern, die es ans Grund der Abkommen Mellon-Volpi und Churchill-Volpi an die Vereinigten Staaten zu zahlen hak. Pirelli, der bereits am Freitag abend eine Besprechung mit dem Reparationsagenten hat, wird ungesäumt auch mit der französischen Regierung Füh lung nehmen, um ihr die italienische Auffassung über die Repara tionen und das cinzusetzende Sachverständigenkomitee zum Ms- druck zu bringen. Ser ResenWstrrat Wert St» ML- lritt der rmöliischea Mineur. Bukarest, 2. November. In der Audienz Bratianus beim Regentschastsrat am Freitag verlas Prinz Nikolaus eine von ihm verfaßte Denkschrift, in der er erklärte, daß es aus man nigfachen Gründen der Ruhe und Ordnung per Regentschaft als notwendig erscheine, den Rücktritt der liberalen Regierung zu for dern. In längerer Rede erklärte Bratianu, daß die Regierung noch weiter am Ruder bleiben muffe, um den Abschluß der Sta- bilisierungsanleihe durchzuführen. Erst nach Annahme des Gese tzes durch die Kammer könne m-sn über den Rücktritt der Regie rung verhandeln. Sollte man aber aus dem sofortigen Rücktritt des Kabinetts bestehen, so Lbernehrne er keine Verantwortung den- Auslände gegenüber und werde die Anleihe nicht unterzeich nen. Bratianu forderte, daß ihm die Regentschaft als Zeichen ihres Vertrauens die UmbilduW des Kabinetts übertrage; sonst werde er sofort seine Entlassung nehmen. Die Entscheidung der Regentschaft wurde aus Sonnabend vertagt. Am Nachmittag erschien der Hofmeister beim Innenminister Duca und ersuchte ihm, bei Bratianu dahin zu wirken, daß er nicht zu unnachgiebig auf seinem- Standpunkt verharre, da in dre- stm Falle olle Brücken zwischen der Liberalen Pattei und dem Regentschaftsrot avgebochen werden würden. MsMIWN M Sie Lohnbeweglmgen in der Eisenindustrie. Im Ruhrgebiet nach der Aussperrung. In einem Aufruf des Deutschen MetallarbeiterverbandeZ an die Hütten- und Metallarbeiter werden diese zur strengsten Disziplin angehalten. Die Mitglieder werden ersucht, keine Arbeit zu verrichten, die nicht entsprechend dem Schiedsspruch bezahlt wird. Die Mitglieder sollen nur den Anweisungen der Organisation Folge leisten, jede Einmischung von außen stehender Seite soll unter allen Umständen abgelehnt werden, Parolen, Flugblättern und Handzetteln, die von unberufener Seite kommen, soll keinerlei Beachtung gefthenb. werden. Auch der Christliche Metallarbeiterverband hatte in zahlreichen Orts gruppen Versammlungen seiner Funktionäre anberaumt, die vertraulich verhandelten. Die Lage im Ausspcrrungsgebict ist ruhig. Die Arbeiter werden von ihren Gewerkschaften von der Straße fcrngehalten, nm Ansammlungen und eventuelle Ruhe störungen zu vermelden. Bei dem Christlichen Metallarbeiter- verband tragen sich die Ausgefperrten in Listen ein, die dem Arbeitsamt weitergegebcn werden, um Anspruch auf Arbeits losenunterstützung zu erhalten. Die drei Gewerkschaften haben über ein gemeinsames Vorgehen beraten. Als die Arbeitnehmer nach Weisungen der Gewerk schaften vor den einzelnen Fabriken erschienen, um die Arbeit.aufzunehmen, fanden sie keinen Einlaß. Die Werke Zudem drohen uns sehr bald auch noch aus einer anderen Ecke strmmungdämpfende Heimsuchungen. Der neue Neichsfinanzminister scheint es für seine Pflicht zu halten, uns langsam, aber sicher auf allerhand Steuer- vo klagen vorzubereiten, da er einen Fehlbetrag von rund sechshundert Millionen zu decken baden wird. Man spricht von erhöhten Abgaben auf Bier und Tabak und einer schärferen Anziehung der Monopolschraube, unter der SpirituserzeuguFg und -Verwertung in Deutsch land gehalten wird. Indirekte Steuern also, wie sie bis her von den gegenwärtig in der Regierung vertretenen Parteien auf das nachdrücklichste bekämpft worden sind; und man muß deshalb wohl auch mit dem Versuch rechnen, sie andererseits durch Erhöhung der Abgaben aus Ver- m ögen und Besitz sozusagen schmackhafter zu machen. Die Tatsache, daß der Monat September dem Reich eine Mehrausgabe von 140 Millionen gegenüber den Ein- n-hmen gebracht hat, kann die allgemeine Lage der Reichs- kinanzen' natürlich auch nicht rosiger gestalten. Herr Hilferding wird sich also den Kops schon gehörig zer- l'-echen müssen, um dem Reich zu geben, was des Reiches ist. Dr. Sy. MmbsMlWIW I yaven sämtliche Betriebe stillgelegt, die Feuerung gelöscht und sogar ihre Lehrlinge beurlaubt. Auch Notstands arbeiten sollen nicht verrichtet werden. In einem Auf ruf der Gewerkschaften wird erneut auf den Ernst der Lage hingewiesen und aufgefordert, nicht eher die Arbeit ^^^ufzunehmen, als nicht eine gesetzliche Regelung Oer Standpunkt der Arbeitnehmer. Die Funktionäre des Christlichen Metall arbeiterverbandes haben zum Eisenkonflikt u. a. wie folgt Stellung genommen: Die Stellungnahme der Gewerkschaften beruht auf rechtlich eiuwandfreiem Tat bestand. Die Verbindlichkeitserklärung ist rechtzeitig er folgt. Durch die Verbindlichkeitserklärung des Schieds spruches ist nach deutschem Recht ein neuer Tarifvertrag zustande gekommen. Die Tarifvertragsparteien sind ver pflichtet, diesem Nechtszustand nach zu handeln. Der Christliche Metallarbeiterverband stellt sich rückhaltlos auf den gegebenen Rechtsboden. Der Verband wird nichts unternehmen, was gegen die ihm durch die Verbindlichkeitserklärung auferlegte Friedenspflicht ver stößt. Die Arbeitnehmer, soweit sie entlassen sind, erheben infolge dieser Rechtslage Anspruch auf die staatliche Arbeitslosen Unterstützung. Der Verband wird die arbeitslosen Mitglieder unterstützen. Für den Schaden', der dem Verband aus dem Vorgehen des Arbeitgeberverbandes Nord-West und der ihm angeschlos senen Werke entsteht, wird er Schadenersatzan spruch erheben. Der Gewerkverein Deutscher Metall arbeiter H. D. gab eine Erklärung ab, in der es u. a heißt: Die für die Aussperrung gegebene Begründung sei um so unverständlicher, als die bestrittene rechtliche Frage auch ohne Aussperrung zu klären war. Das Vorgehen des Arbeitgeberverbandes richte sich prinzipiell gegen das Schlichtungswesen und lasse die wirtschaftlichen Belange der Arbeiterschaft sowie weiterer wirtschaftlicher Kreise völlig außer acht. Der Gewerkverein werde in dem aufgczwungenen Kampf seine Mitglieder auch nach der rechtlichen Seite hin weitgehendst unterstützen. Die Rechtfertigung der Arbeitgeber. Der Arbeirgeberverband der Gruppe Nord-West teilt mit: Während der Arbeitgeberverband Nord-West im ernsten, verantwortungsbewußten Kamps um das Lohn- nnd damit das Preisniveau steht, haben die Gewerk schaften in den Randgebieten die Löhne gekündigt. So wurde von den Gewerkschaften in Hagen der Lobntarrf aekündiat. In Osnabrück, Prine, BieZefeld,