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Zweites Blatt. WtEwWW Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen s Nck. 55 Pf. Einzelne Nummern s0 Pf. Tharandt, Mn, Menlkhn nad die AmMM. .—i>—.. Imtsblstt Inserate werden Montags, Mittwochs und freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis (0 Pf. pro dreige spaltene Eorpuszeile. für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt- Druck und Verlag von Martin Berger in Finna H A. Berber -« WUSdrast. — «erantwo^^Iin die Ned k -n "5. A Berger daselbtt. No. 3S. Sourrabend, Sem 3V. März 1895. Amtsblatt ! für die könialittzen nnd fteidtisclzen Behörden.j Verbreitetstes Organ im Amtsbezirk Wilsdruff. 1 M. 30 Der Um Der Ein Deutschland gehoben zum Centrum der Welt, den die Feinde uns neiden; Europas Geschicke als Meister gelenkt, Patriot ohne Gleichen, Dem Gottes Gnade ein Alter geschenkt, Das nur wenige Menschen erreichen! — Ihr kurzsichtiges Epigonengeschlecht Mit Euren tönenden Phrasen, Meint Ihr, Ihr Reichsfeinde, Pfaffenknecht', Daß wir von Bismarck je lassen? Wir bleiben treu, Euer kleinliches Wort Kann dem großen Manne nicht schaden: Bismarck, Du bleibst unser Stolz, unser Hort, Gott schütz- Dich Helden in Gnaden! Berufen wurde die Bürgerschaft, In Friedensarbeit erfahren, In deutscher Treue, mit deutscher Kraft Des Reiches Ehre zu wahren. Erbaut ward ein Haus in schimmernder Pracht Für der deutschen Stämme Vertreter, Ein leuchtendes Abbild von Deutschlands Macht, Die Erfüllung der Sehnsucht der Väter. Ein Kaisergruß in der Begeisterung Gluth Sollt als erste Weihe ertönen. — — Eine ganze Partei fand den traurigen Muth, Den Kaiser, das Reich zu verhöhnen. Und straflos geschah's — und ohne Scheu Macht sich breit des Umsturz' Gelichter: Wie bist du gesunken, du deutsche Treu, Du Volk der Denker und Dichter! Doch vor dem schmählichen, letzten Beschluß Stebt das Volk ergrimmt und verwundert: Der Reichstag versagt des Glückwunsches Gruß Dem größten Mann im Jahrhundert! Dem Bauherrn des Reiches, dem Recken, dem Held, Erprobt im Kämpfen und Leiden, Der Abonnement-Preis beträgt vierteljährlich Pfg. für die Stadt Wilsdruff und 1 Mk. 55 Pfg. frei ins Haus durch die Post bezogen. Bestellungen nehmen alle Postanstalten, Brief Blatt umwandte und sich nun, nachdem er das Feuilleton studirt hatte, nnt einer wahren Wonne in die Politik stürzte. „Es ist die Wahrheit!" erwiderte er nun mit fester Stimme. Der Alte saß einen Augenblick wie niedergeschmettert von dieser Antwort, sein ehrliches Gesicht schien noch um zehn Jahre gealtert zu sein. „Gut," sagte er endlich mit Anstrengung, „ich habe auch keinen Augenblick daran gezweifelt und wAe aus den ange gebenen Gründen die Sache zu ordnen suchen. Wie gerne möchte ich noch an Deine Besserung glauben, Unglückseliger!" setzte er mit klagender Stimme hinzu. „Ich verspreche es Dir mit meinem Ehrenwort, Onkel!" Diese pathetische Versicherung des Neffen erregte den Zorn des alten Herrn. „Hast Du noch ein Ehrenwort?" grollte er mit einem verächtlichen Blick. „Versprich keine Dinge, mit denen Dein Leben nicbts gemein hat. Vielleicht könnte eine gute Frau Dich noch retten. Du sollst heirathen!" „Mit Freuden, Onkel, wenn Du die Pflegetochter Deines Freundes mir zur Frau bestimmt hast." „Sie ist allerdings viel zu gut für einen so elenden Kerl, wie Du bist," fuhr der alte Stelling, vor sich hinstarrend, fort, „wie stehst Du mit ihr? Will sie Dich zum Mann?" „Ach, das wird schon kommen," meinte der herzogliche Garten-Inspektor wieder in seinem gewohnten halbspöttischen Ton, „die Mutter ist mir günstig gesinnt, wenn Du Deinen Freund, den Notar, für mich stimmst, könnte die Hochzeit bald sein." „Es kommt vier einzig auf das Mädchen an," beharrte Stelling senior finster, „könnte es ihr wahrlich nicht verdenken, wenn sie Dich ausschlüge, möchte Dich selber nicht, wenn ich an ihrer Stelle wäre. Mein Freund, der Notar, wird sie nicht überreden oder gar zwingen, obgleich just diese Heirath nach meinem Herzen wäre. Ich gehe jetzt zu ihm und will für Dich thun, was ich kann. Wenn nur kein Anderer ihre Neigung schon gewonnen hat. sonst ist es Essig mit Deinen Aussichten." „Zum Henker mit einem solchen Anderen," grollte der junge Mann, „es sollte ihm bekommen, ich verzichte nicht auf das Mädchen." „Kindskopf," sprach der Alte verächtlich, „mußt sicher noch auf Manches im Leben verzichten. Sei froh, wenn ich Dir den Kopf jetzt aus der Schlinge ziehe. Wehe Dir, wenn Du Dich zu noch Schlimmerem versucht fühlen solltest Ich erwarte Dich heute Abend um sieben Uhr hier wieder, um Dir ein Resultat mitzutheilen." „Willst Du noch heute wieder zurück nach Runeck, Onkel?" fragte der junge Stelling? „Wahrscheinlich, gewiß ist es nicht, Du kommst also?" „Ich werde mich hier um sieben Uhr einstellen. Müßte eigentlich eine Geschäftsreise machen, kann es aber auch auf morgen Abend verschieben. Bist Du morgen jedenfalls wieder zu Hause?" „Denke wohl, habe nicht Lust, mich hier in der Stadtluft lange aufzuhalten. So, nun kannst Du Deiner Wege gehen, ich habe aenug von Deiner Gesellschaft." Stelling junior erhob sich, doch nur Meinhardt sah den baßerfüllten Blick, den er seinem Oheim zusandte, da der Alte just sein Taschentuch benutzte. Mit einem heuchlerischen Gruß entfernte sich der Neffe. Nach einigen Minuten verließ auch d.r alte Stelling seinen Platz, drückte den verwitterten Filzhut in die Stirn und schritt langsam durch das Zimmer dem Aus gange zu, worauf Meinhardt die Brille abnahm und in die Tasche schob, sich wieder die gewohnte elegante Haltung gab und ebenfalls das Haus verließ. Er schritt gedankenvoll dahin. Die Unterhaltung, der er soeben beigewohnt, beschäftigte ihn nicht sehe, weil er seinem Nebenbuhler die gefälschten Wechsel nicht beweisen konnte. Schandvoll in der That, wie groß die M. cht des Goldes ist, da es solche Verbrechen mit seinem gleißenden Mantel zuzudecken, sie dem Arme des Gesetzes zu entziehen vermag. Dem Detektiv wurde ganz schwermüthig ums Herz bei diesem Gedanken. Ihn beschäftigte nur die eine Gewißheit, daß der Alte von Runeck in diesem Augenblick den Frciwerber für seinen verbrecherischen Neffen machen, ihm das Liebste entreißen, eine unschuldige Taube den raubgierigen Fän ger des Habichts überliefern wollte. Meinhardt knirschte mit den Zähnen bei diesem G danken und bei der Idee, daß ein solcher Bube, welcher das Zuchthaus verdiente, es wagen dürfe, die unreine Hand nach einer Rose auszustrecken, deren süßer Duft sein schweres Dasein verschönen sollte. ..Und dieser alte Mann, der mit seiner Redlichkeit prunkt, Abonnement - Einladung auf das McbsMstl M MsüM Wetten nnd Wagen. Original-Roman von E. von Linden. Uebersetzungsrecht vorbehalten. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Er zog ein offenes Schreiben aus der Brusttasche, welches der junge Mann überflog. Sein Gesicht war aschfarben ge worden. Was hätte Meinhardt darum gegeben, einen Einblick in diesen Brief zu erhalten! Er zweifelte keinen Augenblick daran, daß der alte Mann Jakob Stelling, der Verwalter von Schlog Runeck, war und daß es nichts Geringes sein konnte, was den Sonderling und Menschenfeind zu dieser Reise ver anlaßt hatte. „Nun?" fragte der Alte, den Brief wieder an sich nehmend. „Ist es Lüge oder Wahrheit, was hier behauptet wird?" „Beides," versetzte der Neffe mit kecker Stirn, „die Wechsel sind unterschrieben, aber nicht gefälscht." Er hatie so leise gesprochen, daß Meinhardt, der mit allen Sinnen gehorcht, nur das Wort Wechsel verstand. „Sprich lauter," gebot der Alte, „Du weißt, ich höre ! jetzt schlecht." . „Das ist aber kein Thema für eine laute Unterhaltung," sagte der Mann trotzig, „komm mit nach meiner Wohnung, Onkel, dort sind wir ungestört." „Nein," lautete die kurze, harte Antwort, „ich will mit Dir nie wi-der unter vier Augen verhandeln. Wer hierzu fähig ist," er schlug auf d.n Brief, den er in der Hand hielt, ! „der scheut auch vor keiner Gewaltthat zurück. Gestehe, daß man mir die Wahrheit geschrieben, und ich will unter einer ^zweiten Bedingung die schmutzige Geschichte, nein, das Ver-- brechen mit Geld vertuschen. Es ist ein- Schmach, ich weiß es, ein Verbrechen gegen das Gesetz, welches den Armen, der den goldenen Götzen nicht besitzt, bürgerlich tödtet. Nur um Deinetwillen würde ich meine Hand damit beflecken, aber um i meines Bruders, meines ehrlichen Namens willen, würde ich !Dich retten. Antworte ja oder nein, damit ich so oder so zu handeln vermag." / „ee»v v^ee ..... ....... —, Stelling junior warf einen scheuen Blick ringsum, dann will den schändlichen Handel selbstsüchtig abschließen. Nun, auf dm Zeitungsleser, der einen jSchluck Wein trank, sein! mich soll er mit seinem Golde nicht bestechen, ich werde ohn? Das Wochenblatt für Wilsdruff erscheint wöchentlich 3 Mal niit der ittustrirten Sonntagsbeilage und der aller 14 Tagen erscheinenden 4seitigen, großen Landwirthschafttichen Beilage, welche besonders in landwirtschaftlichen Kreisen gute Auf nahme gefunden hat. Der Unterhaltungsstoff wird auch im kommenden 2. Vierteljahr fesselnde Romane und Erzählungen, sowie lehrreiche, interessante Aufsätze bringen, so u. A.: Am WalSinmpf, Roman von C. von Linden, Wer wird siegen? Original-Roman von Emilie Heinrichs, (erstmaliger Abdruck innerhalb Sachsens Grenzen) sowie Aus Deutschlands großer Zeit, Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. träger sowie unsere Geschäftsstellen in Kesselsdorf, Post agent Gustav Kohl und in Herzogswalde, Kaufmann Jähnichen gern entgegen. Expedition des Wochenblattes. Mahnwort. ». Des Vaters Hand, die so viel Guts dir that. Des Vaters Hand, die so viel Guts dir that, Mit lo viel Freuden schmückte deinen Pfad, Die halte fest! Sie wird auf deinen Wegen Dich treulich leiten dir zum Heil und Segen. Des Sohnes Huld, der dir das Heil erwarb. Da Er den Tod der Sünder für dich starb, Die sich're dir durch kindlich frommen Glauben, Den keine Macht der Welt dir möge rauben! Des Geistes Trieb, der dir das Herz berührt, Den du so oft und deutlich schon verspürt, Dem Folge stet« und laß durch nichts dich blenden, Von diesem Führer je dich abzuwenden! So wandle du in schlichter Frömmigkeit Die kurze Bahn durch diese Spanne Zeit! Dann wirst du einst ml heiligem Entzücken Am wonnevollstem Ziele dich erblicken. Der Reichstagsmehrheit vom 23. März gewidmet. Ein Vierteljahrhundert im Zenraum entschwand, Seit Deutschland mit Frankreich gerungen, Und in blutigen Kämpfen in fränkischem Land Den Erbfeind hat niedergezwungen. Da klangen die Glocken von Thurm zu Thurm, Alldeutschland grüßte den Kaiser, Seii en Führer und Helden im Schlachtensturm, Nun im Schmucke der Lorbeerreiser. Ein gewaltiges Reich, als des Schwertes Lohn Ward vom großen Kanzler errichtet. In der deutschen Hauptstadt der Kaiserthron Hat machtvoll die Völker geschlichtet.