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und Entfaltung derselben. Welche Blüthe der Erziehungswissen schaft und -Kunst! Welcher Reichthum des Seelenlebens kann sich nun entfalten und in Dichtung, Musik, bildender Kunst darstellen! Alles ist Euer, Ihr aber seid Christi. Die Zurück führung der Erkenntniß auf die Quellen machte Luther zum großen Mann in der Wissenschaft. Zum großen Glaubens- monne machte ihn die unmittelbare Hinwendung zu Gott und seiner Gnade. Daß er die Schwärmer und Stürmer zurückwies und die Saat des Geistes dem geschichtlichen Werden anver traute, in welchem die Hand Gottes waltet, „hoffend, daß sie entkeimen werde zum Segen einst nach Gottes Rath, „das macht ihm zum Reformator. Das ewige Wohl, das Wohl des Einzelnen und das Ge meinwohl — sie gilt es recht zu einigen. Und diese Vereinig ung ist die Liebe. Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung; aber die Liebe ist die größeste unter ihnen. Ans Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. (Nachdruck verboten.) Der Kampf um Paris m. (Fortsetzung.) Im Norden von Paris gab es im Oktober fast täglich kleine Zusammenstöße mit den feindlichen Patrouillen. Oestlich von St. Denis, nördlich des Waldes von Bondy, wo die Sachsen standen, ziemlich im Bereiche der Forts d'Aubervillers und de l'Est liegt Le Bourget. Hier hatten die Deutschen einen vorgeschobenen Posten, ohne indeß den Ort sonderlich stark besetzt zu haben. Trochu war nicht willens, Le Bourget, das von den deutschen Batterien beherrscht wurde, wieder zu nehmen; aber der ebrgeizige General Carrey de Bellemare suchte begierig nach einer Gelegenheit, sich bei der thörichten Menge von Paris populär zu machen. Am 27. Oktober abends ließ er unweit der Vorposten der Garde Erdschanzen auswerfen und am 28. Oktober in aller Frühe rückten die „Franktireurs der Presse" zum Angriff vor. An der Kirche des Ortes entspann sich ein erbittertes Handgemenge; da jedoch die Franzosen mit Uebermacht heranrückten, war an die Behauptung des Ortes nicht zu denken. Es gab noch einen kurzen Artilleriekampf zwischen den Deutschen und den französischen Forts-Geschützen, dann wurde das Gefecht eingestellt und die Franzosen richteten sich in Le Bourget ein, das sie zu einer kleinen Festung ge stalteten und stark besetzten. Weder die Versuche am Abend, den Oct wiederzunehmen, noch die Beschießung des nächsten Tages waren von Erfolg; die Franzosen blieben im Besitze von Le Bourget. Trochu war über das eigenmächtige Vorgehen Bellemares nicht wenig entrüstet, zumal er wußte, daß diese „Eroberung" doch keinen Bestand haben könne; er mußte aber mit seinem Unwillen zurückhalten, da die Pariser voll Jubels waren und Bellemare der Held des Tages wurde; er mußte den Handstreich gutheißen und sogar die verlangte Artillerie zur Unterstützung senden. Ehe diese aber noch eingetroffen war, hatten die Franzosen den Ort schon wieder verloren. Der sächsische Kronprinz befahl, Le Bourget wieder zu nehmen und beauftragte hiermit den Generallieutnant von Budritzki. Am Morgen des 30. Oktober begann der energische Angriff. In drei Kolonnen, unbekümmert um das Feuer der Forts, rückten die deutschen Truppen, wie auf dem Exerzierplätze über das freie Feld vor, das durch Sumpf, Gestrüpp, Hecken und Mauer geröll den Marsch sehr beschwerlich machte. Unaufhaltsam drangen die zwei Bataillone des Elisabethregiments bis zum Dorfeingange. Dort war eine große Barrikade errichtet. DaS 1. Bataillon stürmt sie mit fliegender Fahne, der Fahnenträger stürzt zu Boden, der zunächst stehende Unteroffizier ergreift sie, sinkt aber sogleich zu Tode getroffen nieder. Da springt General von Budritzki vom Pferde, eilt mit seinen Stabsoffizieren dahin, wo die Fahne liegt, ergreift sie und trägt sie voran; zwei Mann, ein Grenadier und Pionier-Unteroffizier, heben ihn auf den Barrikadenwall und gleich darauf flattert die Fahne hoch auf demselben. Inzwischen waren die Pioniere herbeigeeilt und hatten eine Oeffnung in die Dorfmauer geschlagen. Ueber die Barrikade und von anderen Seiten drangen nun die Mann schaften in das Dorf und nun entspann sich ein erbitterter Einzelkampf in der Straße, in den Häusern und Gehöften. Die Franzosen vertheidigten sich mit HUdenmuth. Ein ent ¬ setzlicher Lärm entstand; Geknatter, Gekrach, Hurrah, Aechzen und Stöhnen tönten durcheinander; die Pioniere mußten oft die Wände einschlagen und die Häuser anzünden, um den Feind zu vertreiben. Der Kommandeur des Elisabethregimentes, Oberst von Galuskowski, wurde tödtlich verwundet. Eine andere Kolonne erstürmte inzwischen die Barrikade am Westeingange des Dorfes. Von hier drang die Kolonne, Grenadiere vom Franzregimevt, unter heftigstem Feuer in die Kirche des Ortes und überwältigten im blutigen Handgemenge die Franzosen. Im Nordosten erstürmten die Füsiliere des Regiments Königin die Umfassung; der Kommandeur Graf Waldersee fiel. Die Kolonne des Regiments Alexander hatte am Bahndamm vor dem Dorf einen harten Kampf zu bestehen, worauf sic im Süden in das Dorf drang. Und nun wurde auf allen Seiten im Dorfe gekämpft, Haus um Haus, Schritt um Schritt; viele Franzosen zogen den Tod der Ergebung vor. Mittags 1 Uhr war der letzte Widerstand bezwungen und Le Bourae in deutschen Händen. Die Franzosen hatten allein an Ge fangenen 14 Offiziere und 1200 Mann verloren, die Deutsche verloren 34 Offiziere und 433 Mann. Budritzki erhielt fü den blutigen Sieg den Orden pour Is märits. Le Bourge wmm« Gesäß inander m, daß a fleh« rnd ge» m und, r a'oge« wendig mlpster Mas isch zu« ste mit n und Salzlake ls ab, elinde» engrau« gt; ein chweren ien sind ne zum rechende lausern, guten me alle puppen, ieselben m dem Ebenso in der rn, an ch nicht einmal iere er- ter be ¬ ll man Zuthat, ilt, bei Käufer, es ge- .'rieben, Ganze iisquit, rkt der daran e und Vögel narien- >t gute chteten weig- ischw. engen iäger- zböcke ietzere n wir onen- leigcr WchnM für Wdlllss Tharandt, DD, Mealehn and die AMgenden. r -r--- Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. Donnerstag, den 31. Oktober 1895 No. 12S. Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar DienS^ tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels. ( Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen (Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern (0 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs mtz- Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis (O pf. pro dreige- spaltene Eorpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt» Bekanntmachung, die Wahl von Bezirkstagsabgeordneten unter den Höchstbesteuerten betr. Für die mit Ende dieses Jahres wegen Ablaufs der gesetzlichen Wahlperiode als Vertreter der Höchstbesteuerten aus hiesiger Bezirksoersammlung ausscheidenden Herren Gutsbesitzer Max,,Dittrich in Nimtitz, „ Harz in Beicht», Rentner Alspfer in Meitze«, ' Commerzienrath Nurtz daselbst, Fabrikbesitzer Münzner in Obergruna, Rittergutsbesitzer Oehmigen auf Scharfenberg und „ Si -rseber auf Staucha sind die erforderlichen Ergänzungswahlen vorzunehmen, wozu Sonnabend, den 39. November 1895, Bormittags 11 Uhr hiermit anberaumt wird. Die stimmberechtigten Höchstbesteuerten des hiesigen Bezirks werden daher hiermit eingeladen, zu nurgedachtem Zeitpunkte im Sitzungssaals -er königlichen Amts hauptmannschaft hier sich einzufinden und die Wahl unter Leitung des unterzeichneten Amtshauptmannes vorzunehmen, wobei bemerkt wird, daß diejenigen Stimmberechtigten, welche bis Mittag 12 Uhr des obengedachten Tages in dem Wahllokale sich nicht eingefunden haben, von der Lheilnahme an dieser Wahl ausgeschlossen sind. Endlich wird gemäß § 7 des Gesetzes, die Bildung von Bezirksverbänden und deren Vertretung betr., vom 21. April 1873 noch darauf aufmerksam gemacht, daß die Liste der «benbemerkten Stimmberechtigten an hiesiger Kanzleistelle zur Einsichtsnahme ausliegt und daß etwaige Einsprüche gegen diese Liste bei deren Verlust spätestens bis zum 15. November 1895 hier anzubringen sind. Meißen, am 26. Oktober 1895. . Königliche Amtshauptmannschaft. VS« Schroeter. Bekauutmachung. In dem zum Vermögender Händlerin Karoline Wilhelmine verehelichte Bretschneider in Rothfchönberg eröffneten Konkursverfahren soll mit Genehmigung des Königlichen Amtsgerichts Wilsdruff die erfolgen. Nach dem auf der Gerichtsschreiberei genannter Behörde niedergelegten Verzeichnisse sind 6597 M. 57 Pf. an nicht bevorrechtigten Forderungen zu berücksichtigen, und beträgt der verfügbare Massenbestand 529 M. 78 Pf. Dresden, den 29. Oktober 1895. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt ««stsv SlüIIvr. , Die Früchte der Reformation. Es ist Herbst geworden. Die Blätter fallen, doch wie fröhlich grünend steht die Herbstsaat auf den Feldern! Ahnt ste wohl, was für rauhe Tage kommen? Die Reformation war eine Herbstsaat. Wie fröhlich be- gann's zu grünen über ganz Deutschland, Böhmen, Oesterreich, Ungarn, Polen, auch in Frankreich, Spanien, Italien! Wie grünte es in Holland und England! Da kam von Süden her der Winter grausam kalt — bis Stralsund — und wie gern hätte er auch dessen Schlüffel vom Himmel heruntergerissen! In wie weiten Strichen ist die edle Herbstsaat ausgewintert! Was aber durchgekommen ist, das zeigt, daß das Licht des Evangeliums und die'Wärme der Gnade Gottes auf den Men schengeist gerade so belebend wirkt, wie Licht und Wärme der Frühlingssonne auf die Pflanzen. Wo die Wahrheit und Gnade Gottes leuchten, find die geschichtlichen Grundvoraussetzungen gegeben für die Entfaltung eines wahren Kulturlebens, nur da kann der Menschengeist wirklich wachsen, blühen und reifen. Er ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben. Die Wahrheit ist in der heiligen Schrift. Darum muß Jeder sie selbst kennen und also lesen. Siehe, hier erwächst die Bibelübersetzung. Sie schafft dem deutschen Volke erst eine einheitliche Schrift- und Volkssprache. Dort erwächst die allgemeine Volksschule. Feder lernt Gottes Wort selbst lesen und verstehen. Hier blüht eine Fülle des herrlichsten deutschen Schriftthums von einer Innigkeit, Schönheit und Klarheit wie nimmer zuvor gesehen ist; dort erblüht eine wundersame Fähig keit des ganzen Volkes, die geistigen Güter aufzunehmen, zu genießen, sich anzueignen. Und so entsteht ein Nationalgesühl, eine Vaterlandsliebe, eine endlich wiedergewonnene Einheit des deutschen Volkes. Die Wahrheit ist in der heiligen Schrift. Darum zurück zu ihren Ursprachen, zurück zu den echten Quellen der Erkennt- niß, zurück g^ßen des Schöpfers. Die wissenschaftlichen Methoden werden gefunden; denn der wissenschaftliche Sinn ist da. Die Ergebnisse reifen. Die Räthsel der Vergangenheit des geschichtlichen Werdens, der Natur, des Seelenlebens lichten sich. Und wie werden die persönlichen Kräfte, die Talente durch die allgemeine Schulbildung entdeckt, gefördert und der Bildung, Wissenschaft, Kunst, dem Gemein wesen zugeführt. Es kommt auf die Gerechtigkeit der Menschen vor Gott an. Du hast sie in Christo Jesu durch den Glauben. Gieb Dich ihm hin mit ganzer Seele. Alles kommt auf den Kern der Persönlichkeit, auf das Innerste des Menschen an. Hier liegt die Freiheit des Christenmenschen von allem Irdischen; da her die Gewissensfreiheit. Der Werth der Person übersteigt alles Andere; daher die Liebe. So entsteht Duldung der Eigenart