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UchM« w Wkilß Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), s Rik. 30 j)f., durch die Post bezogen ( Rik. 55 Pf. Einzelne Nummern (0 Pf. ThmM. Men, Menlthn md die WMM. Inserate werden Riontags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags f2 Uhr angenommen. Insertionspreis f 0 Pf. pro dreige- fpaltene Lorpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Ltadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H A. Berger daselbst. No. 128. Dienstag, den 29. Oktober 1895. Nachdem Herr Ortsrichter Adam in Groitzsch um Enthebung von seinem Amte nachgesucht, ist bei dem unterzeichneten Amtsgerichte Herr Gemeindevorstand und Rittergutsbesitzer Otto Theodor Nippe daselbst als Ortsrichter für Groitzsch in Pflicht genommen worden. Königl. Amtsgericht Wilsdruff, am 25. Oktober 1895. vr. OanxloN. Kolzversteigerung auf Naundorfer Staatsforstrevier. In Alotzsche L Gasthof zu Naundorf sollen Mittwoch, den 6. November 1895 von Vormittag 9 Uhr an nachstehende Nutz- und Brennhölzer, als: 1003 weiche Stämme, 76 weiche Klötzer, 1360 weiche Stangenklötzer, 3900 weiche Reis- und 2760 weiche Derb stangen, 31,6 Rm. weiche Nutzknüppel, 58,8 Rm. weiche Brennscheite, 165,2 Rm. weiche Brennknüppel, 5 Rm. harte und 77,5 Rm. weiche Aeste versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Orte aushängenden Plakate. Königl. Iorstrevierverwaltung Aaundorj und Königl. Iorstrentamt Warandt, am 24. Oktober 1895. von Lindenfels. Wolfframm. Ans Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rohden. (Nachdruck verboten) (Fortsetzung.) Am 22. Oktober stieß General von Werder am Oignon auf den Feind. Dieser hatte am südlichen Ufer am Zugänge zur Festung Besanxon eine ziemlich feste Stellung genommen und es kam nun zu einem recht hartnäckigen Kampfe. Zuerst wurde Buthier erstürmt, dann Voroy und Etuz genommen, d. h. die Stellungen, welche die Franzosen einnahmen, mußten von diesen aufgegeben werden. Dann folgte die schwere Arbeit die Franzosen aus den Gehölzen zu vertreiben, was um 2 Uhr nachmittags geschehen war. Um 3 Uhr machten die Franzosen einen Massenangriff, allein alle ihre heftigen Anstrengungen blieben erfolglos. Die deutschen Truppen drangen immer weiter vor und schon befahl Werder den Angriff auf die Waldungen, um dem Feinde den Rückzug zu verlegen. Aber die feindliche Stellung erwies sich als zu stark. Mit einbrechender Dunkel heit mußte das Gefecht abgebrochen werden und die deutschen Truppen wurden, obschon sie noch weirer bis in einige südlich gelegene Dörfer eingedrungen waren, an den Oignon zurückge- nowmen. Die Deutschen hatten einen Verlust von 70 Offi zieren und 114 Mann, die Franzosen verloren an Todten und Verwundeten 1500, an Gefangenen 200 Mann. Cambriels zog sich auf Besanxon zurück, wo er eine feste Stellung bezog. Er behielt das Kommando nicht lange mehr bei. Als die Trümmer seines Korps in Besancon ankamen, entstand unter dem Volk und den Soldaten so große Ausregung, daß er seine Entlassung gab. Gambetta kam auf die Nachricht der Nieder lage nach Besancon, nahm CombrielS den Oberbefehl ab und übergab diesen dem Kavalleriegeneral Michel. Dieser gerieth sehr bald mit Garibaldi in Streit, auch er legte den Befehl nieder und an seine Stelle trat General Crouzat. General von Werder, der mit seinem verhältnißmäßig ge ringen Kräften einen Angriff auf die Cambriel'sche Ausstellung unter den Kanonen von Besanxon für zwecklos erachtete, hatte erfahren, daß bei Dijon, im Westen von Besancon, eine neue Vogcsenarmce sich gebildet dabe. Am 28. Oktober auf Dijon macschirend, erhielt er von Moltke seine spezielle Aufgabe. Die durch den Fall von Metz frei gewordene II. Armee sollte nach der Loire marschiren und Werder sollte hierbei ihre linke Flanke decken. Vor allem handelte es sich zunächst um den Besitz von Dijon. Diese, 40000 Einwohner zählende, blühende Stadt war zuerst von den Franzosen verlaffen, dann aber, nachdem sich der Präfekt dem Volkswillen unterordnen mußte, wieder besetzt worden. Am 30. Oktober kam es vor der Stadt zu einem heftigen, unentschiedenen Gefechte. Zunächst tobte der Kampf um und im Dorfe St. Apollinaire und von da spielte er sich m die Vorstädte von Dijon. Hier waren Barrikaden errichtet und aus allen Häusern wurde geschossen, ohne daß sich jedoch die Einwohner am Kriege beteiligten. Haus für Haus, Bari- kade auf Barikade mußte erstürmt werden. Als der Abend kam, ließ General von Beyer dos Gefecht abbrechen und zog die Truppen aus der Stadt heraus. Diese wurde nun mit Granaten beworfen und bald brannte sie an verschiedenen Stellen. Um 9 Uhr zog Dijon die weiße Fahne auf; die feindlichen Truppen verließen die Stadl während der Nacht. Am 31- Oktober vormittags wurde die Kapitulation unterzeichnet und General von Beyer zog in die Stadt ein, die übrigens, da sie Entgegenkommen zeigte, milde behandelt wurde. Der Kampf um Dijon hatte die Badenser 11 Offiziere und 249 Mann an Todten und Verwundeten gekostet, die Franzosen 300 Mann. Die Stellung des Werderschen Corps war nun eine iso- lirte und nicht ungefährliche. Es befand sich mitten zwischen großen Massen französischer Truppen, von denen 45000 Mann mit 7 Batterien unter General Cruzat bei Besancon, 12000 Mann unter Garibaldi bei Düle, 18000 Mann bei Nevers und Langres standen: als Reserve konnten noch 12000 Mann Mobilgarden und Franktireurs gelten. So kam es denn auch hier später noch zu sehr blutigen und hartnäckigen, schweren Kämpfen. 34. Der Kampf um Paris m Die französischen Heerführer waren zu der Einsicht ge langt, daß die Einschließung in die Festung denn doch nicht für die Kriegsführung ersprießlich sei. So gedachte man denn in Paris daran, den eisernen Ring, der sich um die Stadt schloß, zu durchbrechen, um sich mit anderen Theilen der Wehr kräfte im Lande zu vereinen. General Trochu hielt den Durch bruch nach Westen für am besten. Man wollte über die Halb insel im Westen und über Argenteuil nach Rouen mit 250000 Mann durchbrechen, zur Sicherung des Unternehmens aber vor erst bei Rueil Verschanzungen anlegen, welche das Seinethal beherrschen sollten. Um das Terrain hierfür zu gewinnen, wurde gegen diesen Theil des vom V. Korps besetzten Abschnittes ein Ausfall in Scene gesetzt. Zur Ausführung desselben wurden das Korps Dukrot und 120 Feldgeschütze bestimmt. Am 21. Oktober wurde der Durchbruchversuch gemacht, der unter dem Gefecht bei La Malmaifon bekannt ist. Um 1 Uhr mittags leitete, wie gewöhnlich heftiges Geschützfeuer vom Mont Valörien und von der westlichen Anwallung den Kampf ein. Die 96 Geschütze Dukrots nahmen bei Rueil eine halb kreisförmige Stellung und vom Fuße des Mont Valerien rückten die französischen Kolonnen vor. Ihr Hauptangriff richtete sich gegen Schloß und Park La Malmaison, sowie gegen Schloß Buzanval und die dabei liegende Cucusa-Schlucht. In kühnem Anlauf wurden die beiden Positionen genommen, während die deutschen Truppen sich vorerst auf die Abwehr beschränkten. Sehr bald aber war es mit dem kräftigen Vorstoß der Franzosen zu Ende; sie begnügten sich mit der Festsetzung in den von den deutschen Truppen nur schwach besetzt gewesenen Stellungen, gen >ssen aber die Freude dieser Vorwärtsbewegung nur kurze Zeit. Nach wenigen Stunden waren stärkere deutsche Truppen- maffen herangezogen worden und in stürmischem Bajonett-An griff wurde von den 46ern Schloß Malmaison, von den 50ern Schloß Buzanval genommen, wobei die Franzosen noch 2 Geschütze einbüßten. Unter Verlust von 500 Mann, — viel für diese „Felddienst-Uebung", — zogen sich die Franzosen auf allen Seiten zurück; der Verlust der Preußen betrug 21 Of fiziere und 390 Mann. In Versailles hatte die Bevölkerung m Erwartung des französischen Sieges sich bereits mit Knüppeln bewaffnet; umsomehr ließ man nachher die Ohren hängen. (Fortsetzung folgt. Tagesgeschichte. Der letzte Tag der jüngst verflossenen Woche war für die deutsche Nation ein hoher Ehren- und Freudentag. Am Sonnabend, den 26. Oktober Mittags 12 Uhr fand in Leipzig in Gegenwart des Kaisers Wilhelm, des Königs Albert von Sachsen, des Prinzen Georg von Sachsen und anderer hoher Würdenträger des Reiches und der Bundesstaaten, sowie der Vertreter des Reichsgerichts, der Stadt und der Uni versität Leipzig die feierliche Einweihung des in monumentaler Schönheit erbauten Reichsgerichtsgebäudes statt. Wahrhaft groß artig war der Empfang und der Einzug des Kaisers an der Seite des Königs Albert in Leipzig. Die vom Dresdner Bahn hofe durch die Bahnhofstraße über den Augustusplatz, durch die Grimmaische Straße nach der Promenade und von dort durch die Harkortstroße nach dem Prachtbau des Reichsgerichts führende Feststraße glich einer wahren via triumpkulis. Nahezu eine halbe Meile lang war sie auf beiden Seiten mit hohen Masten, welche durch mächtige Guirlanden aus Tannenreis geschmückt und verbunden waren, umgeben und auf allen Masten wehten Flaggen in den Farben des Reiches, des Königreichs Sachsen und der Stadt Leipzig. Mächtige Triumpfbogen und Obe lisken, mit Flaggen und Sinnbildern geschmückt, zierten außer dem den Augustusplatz und in reichem Festschmuck prangten auch die Häuser der Feststraße. Ganz besonders zeichneten sich da runter Steckners großartiges Geschäftshaus am Markt und Ecke der Petersstraße aus, welches in herrlicher Weise mit den Fahnen und Wappen aller deutschen Bundesstaaten geschmückt war, und diesem gegenüber der neue imponirende Prachtbau des ebenso sinnig als geschmackvoll dekorirten Bismarckhauseö. Vy12 Uhr wurde der Kaiser Wilhelm vom König Albert von Sachsen am Dresdner Bahnhof empfangen und herzlich begrüßt und nach der Vocstellu g des beiderseitigen Gefolges und der Begrüßung des Kaisers durch den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Dr. Georgi vollzog der Kaiser zur Rechten des Königs Albert im Wagen sitzend seinen Einzug, begrüßt von einer nach hundert tausenden zählenden Volksmenge und gegen 200 Vereinen, Kor porationen und Schulen, welche auf der langen Feststraße Spalier gebildet hatten. Die Feier der Schlußsteinlegung und der Ein weihung des Reichsgerichts begann kurz nach 12 Uhr. Der Kaiser Wilhelm und König Albert wurden im Reichsgericht vom Reichskanzler Fürsten Hohenlohe, dem sächsischen Minister v. Metzsch und dem Präsidenten des Reichsgerichts v. Oehlschläger empfangen. Der Reichskanzler verlas die in den Schlußstein zu senkende Urkunde. Der bayrische Minister v. Leonrod über reichte im Namen des Bundesrathes dem Kaiser die Kelle und der Präsident des Reichstages v. Buol den Hammer. Der Kaiser begleitete seine drei Hammerschläge mit den Worten: „Im Namen des dreieinigen Gottes! Recht soll Recht bleiben! Der König Albert that die Hammerschläge ohne Wahrspruch. Nach einer kurzen Tafel im Prunksaale des Reichsgerichts reiste der Kaiser um 2 Uhr nach Berlin zurück! Anläßlich der Einweihung des Reichsgerichts gebäudes wurden der Reichsgerichtspräsident ».Oehlschläger und der Ober - Reichsanwalt Freiherr v. Tessendorff zu Ehren bürgern der Stadt Leipzig ernannt. Aus demselben fest lichen Anlasse ernannte dir Universität Leipzig die Ee- natspräsidenten des Reichsgerichts v. Wolff, Petersen, Daehn- hardt und v. Bomhardt, sowie Reichsgerichtsräthe Rassow, Mei« schneider, Meves, Löwenstein, Freiherrn v. Bülow und Rehbein