Volltext Seite (XML)
Wack« L MM WrM Meo, Mmlehk md die AMMdtk. ImtsölM für die Kgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags, Mittwoch« Md freitags bis spätestens Mittag« (2 Uhr angenommen, gnsertionspreis s O pf. pro dreigr- spaltens Lorpuszeile. Erscheint . ( wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tag», Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 20 Pf., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern s0 Pf. ! Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. Ä. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 144. Donnerstag, den 5. Dezember 1895. Mr Hermann Moritz Raden, früher Gutsbesitzer in Kleinschönberg, jetzt Privatmann hier ist der Hausbesitzer und Gürtlermeister Ernst Richard Hartmann hier als Zu* standsvormund bestellt worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Wilsdruff, am 4. Dezember 1895. Königliches Amtsgericht. vl». ksnglott. Verdingung. Für den Neubau der St. Nieolarkirche zu Wilsdruff sollen folgende Arbeiten im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden: I-»»» I: Abbrucharbeiten, II: Lrv- und Maurerarbeiten einschließlich Materiallieferung, III: Zimmerarbeiten „ „ IV: Alempnerarbeiten „ „ I-»«8 V: Schieferdeckerarbeiten „ „ Zeichnungen, Verdingungsbedingungen und Anschläge liegen bei Herrn Architekt HanNIvr, Dresden, Grünestraße 12 zur gefälligen Einsicht aus, von welchem die letzteren gegen portofreie Einsendung von 1 Mark für Loos I, III, IV, V, von 2 Mark für Loos II bezogen werden können, während für Zusendung der allgemeinen Bedingungen 75 Pf. zu entrichten sind; zum Zwecke genauerer Information wolle man sich mit dem genannten Architekten ins Bernehmen setzen. Die versiegelten, mit entsprechender Aufschrift versehenen Angebote sind bis zum 2V. Dezember Abends 5 Uhr an den unterzeichneten Kirchenvorstand einzusenden. Die Auswahl unter den Submittenten bleibt Vorbehalten, Zuschlagefrist 2 Wochen. Wilsdruff, den 3. Dezember 1895. Der Kirchenvorstand. Vlvlrvr, Pfarrer, Vorsitzender. Aus Deutschlands grotzer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rohden. (Fortsetzung.) — Seit 1 Uhr waren die Stadt und der Kirchhof von drei Divisionen, dem ganzen 20. Corps, umstellt. Dichte Schützen schwärme wälzten sich immer wieder aufs Neue besonders gegen den Kirchhof und die Barrikade am Südwesteingang heran; aber die wackeren Westfalen trieben die Stürmenden immer wieder zurück. Sie ließen den Feind jedesmal bis auf 200 Schritt herankommen und empfingen ihn dann mit Schnellfeuer, sodaß die Todten buchstäblich übereinander lagen. Vergeblich entluden die feindlichen Batterien auf das Städtchen einen wahren Hagel von Granaten, so daß eS an mehreren Stellen zu brennen an fing und Mauersteine und Dachziegel unaufhörlich herunter prasselten ; vergeblich führte Crouzart immer frische Bataillone zum Sturme heran; die Hand voll Truppen hielt sich uner schütterlich 6 Stunden lang (!) von früh 10 bis Nachmittags 4 Uhr, obgleich sie nur Taschenmunition hatten und mit Schießen sparen mußten. Zwar kam einige Hilfe durch General von Wovna, der gegen die Ostseite der Stadt auf die angreifenden Franzosen operirte; zwar suchten deutsche Geschütze auf der West- fcite der Stadt die französische Offensive zu lähmen, allein die Luge dec Tapferen in der Stadt war hoffnungslos, wenn nicht bald energische Hilfe kam. Und sie kam, wie so oft in diesem Kriege, noch zur rechten Zeit. Die 5. Infanterie-Division war eS, die in Eilmärschen herangekommen war und nun sofort in den Kampf eingriff. Das 52. Regiment entwickelte sich auf der Chaussee, die 3. Jäger gingen gegen den linken französischen Flügel bei Arconville vor und drei Batterien kamen zur Unter stützung heran. Mit Hilfe der 52er wurden die Feinde aus den Gehölzen bei und vor la Pierre, sowie aus dem Holz der la Leu vertrieben. Ein allgemeiner, letzter energischer Angriff, den die Franzosen zum Schluffe noch auf die Stadt machten, wurde von den I6ern nicht m r abgewehrt, sondern dieFüstlier- bataillone der 10. Brigade ergriffen nun die Offensive und ver folgten die fliehenden Feinde nach Süden zu. Die französischen Corps gingen in ihre alten Stellungen nörolich des Waldes von Orleans zurück. Die Deutschen verloren in dieser Schlacht 38 Offiziere und 858 Mann; die Angaben über die französischen Verluste scheinen erst in neuerer Zeit richtig festgestellt zu sein; wäyrend man früher ihren Verlust auf 3100 Mann annahm, geben die neuesten Werke den enormen Verlust von 10000 Mann an, was bei dieser Schlacht allerdings sehr wohl begründet erscheint. Die Schlacht bei Beaune la Rolande war für den ganzen Gambetta'schen Plan verhängnißvoll. Die Kraft zweier Armee korps war gebrochen, der rechte Flügel der Armee gelähmt, das Vertrauen der Truppen in ihre Leistungsfähigkeit war cr- schütterr. 43. Der Krieg gegen die Loire-Armeen LV. (Loigny - Poupery.) Nach kleineren Gefechten mit den Freischärlern, bei Varize und bei Morgun hatte die Armee-Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg enge Fühlung mit der II. Armee gewonnen. Diese hatte kleinere Gefechte in den Dörfern zwischen den beider seitigen Stellungen zu bestehen und man hatte nun bemerkt, daß die französischen Kräfte südlich von Beaune abnahmen, wo gegen der im Norden sich hinziehende Flügel beständig verstärkt wurde, sogar durch ein ganzes, das XXI. Armee-Corps. Die ganze Sachlage auf diesem wichtigen Theile des Kriegsschauplatzes drängte zu baldiger Entscheidung; denn erstlich handelte es sich um den Besitz von Orleans und dessen feste Stellung und zweitens war Nachricht an die Regierung zu Tours gelangt, daß am 29. November ein großer Ausfall aus Paris stattfinden solle und daß man den gleichzeitigen Angriff seitens der Loire- Armee auf die Deutschen erwarte. General Aurclle, der den Werth seiner Truppen kannte, hielt einen größeren Vorstoß für ein Wagniß, das mit dem Verlust von Orleans enden konnte; allein er mußte, von Absetzung bedroht, Freycinets Befehl, auf Pithiviers, nördlich von Orleans und Beaune la Rolande vor zugehen, nachkommen. So setzte sich denn am 1. Dezember das auf dem linken Flügel befindliche XVI. französische Corps in Bewegung und stieß bei Villepion auf die erste bayrische Division. Es kam zu einem heißen Kampfe, in welchem sich die Bayern sehr tapfer hielten, aber die 13000 Mann den 40000 Franzosen weichen mußten. Prinz Leopold von Bayern, der selber tapfer fechtend am Kampfe theil genommen, war verwundert, hatte aber durch eine kühn vorgebrachte Batterie den Vormarsch der Franzosen für einige Zeit aufzuhalten gewußt. Schließlich mußten die Bayern Villepion und die anliegenden Ortschaften aufgeben und bei Orgsres Stellung nehmen. Die Bayern büßten bei dem Gefecht 900, die Franzosen 1100 Mann ein. Dieser 1. Dezember war für die Franzosen wieder einmal ein Tag des Freudenrausches. Das siegreiche Gefecht wurde zu einer großen Schlacht aufgebauscht, zugleich kamen Nachrichten aus Paris von einer großen gewonnenen Schlacht und einem erfolgreichen Durchbruch der Pariser Armee. Gambetta erließ pomphafte Proklamationen, nach welchen die preußischen Linien durchbrochen seien und die Armee Dukrots von Paris auf dem Wege sei, sich mit der Loire-Armee zu vereinen. Es wäre ver nünftiger gewesen, wenn die Franzosen den Sieg von Villepion ausgenutzt hätten, anstatt den Bayern Zeit zu lassen, gesicherte Stellungen zu beziehen. In dem Freudenräusche wurde nun bereits für den 2. De zember der Durchbruch der Loire-Armee durch die deutschen Reihen und ihre Vereinigung mit der heranziehenden Pariser Armee festgesetzt. So kam es zu der Schlacht bei Loigny und Poupery, in welcher 42000 Deutsche mit 154 Geschützen unter dem Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg - Schwerin 78000 Franzosen mit 189 Geschützen unter General Aurelies de Paladine gegenüber standen. Der Großherzog hatte Nachricht von dem beabsichtigten Angriff bekommen nnd darnach seine Maßnahmen bereits ge troffen. Wieder waren es die Bayern, welche den Vorstoß der Franzosen zunächst abzuhalten hatten, die in aller Frühe gegen Loigny, Lumeau, die Hauptstellungen der Bayern, vorgingen. Das ganze XVI. Corps warf sich auf die Bayern, die tapfer stand hielten. Die Franzosen machten große Anstregungen, auö ihrer Ueberlegenheit Vortheile zu ziehen, allein die Bayern wehrten unter wiederholten Gegenstößen alle Versuche der fran zösischen Linien, den Durchbruch zu ermöglichen, ab. Allmählich ging nun ein Theil der Bayern zum Angriff über, indem sie auf den linkcn französischen Flügel zu drücken begannen. Wäh rend der Vormasch der Franzosen hier zum Stehen kam, trat die 2. bayrische Brigade, mit der Reiter-Division Prinz Albrecht weit rechts ausholend, in den Kampf. Verschiedene kleine Reiter« angriffe der Deutschen waren von Erfolg begleitet. Der Pacht. Hof La Morale wurde genommen und dadurch der ziemlich be drängten Front Luft gemacht. Nun machten die Bayern einen allgemeinen Angriff und warfen die Franzosen bis auf das Terrain östlich Loigny zurück; alle ferneren Versucht der Franzosen, die Boyern aus dem ge wonnenen Terrain zu vertreiben, wurden durch das ruhige und vernichtende Gewehrfeuer der Bayern vereitelt. Jetzt suchte eine französische Division die Dörfer Lumeau und Baigneur zu er stürmen und so die Bayern auf dem linken Flügel zu erdrücken. Um diese beiden Dörfer entwickelte sich ein harter Kampf; in ersterem hielten sich die 16. Jäger der 22. Division tapfer, in letzterem die 89er und 90er. Die Franzosen mußten nicht nur die Einnahme der Orte aufgeben, sondern sie mußten sogar so weit zurück gehen, daß sie noch das weiter auf ihre Stellung zu gelegene Dorf Ann-ux aufgeben mußten, das von den Deut besetzt ward. Der ganze rechte französische Flügel w'ch, verfolgt von den Deutschen, in voller Flucht bis Terminiers, sehr weit südlich, zurück. Inzwischen war auch die 17. Division (von Tresokow) auf dem Schlachtfelde eingetroffen, mit deren Hilfe die Bayern Loigny nahmen und die Franzosen zersprengten. Der letzte Versuch, die Niederlage aufzuhalten, wurde durch die päpstlichen Zuaven gemacht, deren Kommandeur dabei fiel. Die Schlacht war gewonnen und die Deutschen hatten eben in Lumenau festen Fuß gefaßt, als die Nachricht kam, daß ein frisches französisches Corps (das XV.) über Artenay auf dem linken Flügel vorrücke. General von Wittich rückte sofort vor und bei Poupiy, östlich des bisherigen Kampfplatzes, kam eS nochmals zum Kampfe. Die 95er kamen gerade noch zurecht, um die Spitzen des französischen Corps aus Poupry hinaus werfen zu können und die deutschen Batterien griffen sofort in den Kampf ein. Als das französische XV. Corps den Angriff immer mehr verstärkte, wurden auch die 94er und 83er mit heran gezogen. Ein Vorstoß der Deutschen über das Dorf hinaus wurde von den Franzosen abgewiesen, jedoch blieb das Dorf selbst in deutschen Händen. Heftige Gefechte fanden zwischen den Waldstücken bei Poupry statt. Um 4 Uhr kam eS noch einmal zu einem großen Mafsenongriff; die Franzosen gingen mit großem Muthe vor, allein sie wurden zurückgeworfen und mit feurigem Hurrah aus allen Gelände« im Westen Hinaus getrieben. Mit Einbruch der Dunkelheit ruhte der Kampf und die Schlacht war cndgiltig gewonnen. Der Verlust der Deutschen betrug 201 Offiziere und 3938 Mann, der der Franzosen 7500 Mann, darunter 2500 gefangen, 9 Geschütze, 1 Fahne. Tagesgeschichte. Berlin, 3. Dezember. Die Eröffnung des Reichstages im Weißen Saale des König!. Schlaffes erfolgte heute in so schmuckvoller Form wie selten. Für die katholischen Mitglieder hatte vorher in der Hedwigskirche, für die evangelischen in der Dom - Jnterimskirche ein Gottesdienst stattgefunden. Die etwa 100 Abgeordneten, welche erschienen waren, versammelten sich kurz vor 12 Uhr und nahmen gegenüber dem mit purpursammetner Decke verhüllten Thronsessel Aufstellung. Unter den Anwesen den waren alle Parteien — mit Ausnahme der Sozialdemo kraten und Welfen — vertreten. Kurz nach 12 Uhr betrat