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Tharandt, Men, Sikbrnlehn md die AnWtM. Imtsblutt für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, ( Nlk. 30 j)f., durch die Post bezogen s Nlk. 55 Pf. Einzelne Nummern (0 Pf. Inserate «erden Montags, Mittwoch» «G Freitag» bis spätesten» Mitta-s s2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro drei-«- spaltene Lorpuszeile. ün»?1 8öi^ M 2^ 50 k rebel' 50 k uä ; 3A Oar^ 50 k langes bnröel N-iki 2n L«! Meißen, am 16. Dezember 1895. ÄftkrV düng und bemerken: Ahlwardts Kreuzzug in Amerika endete damit, daß man ihn derartig anulkte, daß er nicht mehr zu Worte kam. — Wie übrigens eine Lokalkorrespondenz meldet, gehen Gerüchte um, daß Ahlwardt die Absicht habe, aus Amerika nicht zurückzukehren. Nach dem Empfange den er dort gefunden, dürfte er indeß in I einem Entschlusse schwankend geworden sein. Königliche Amtshauptmannschaft von Schroeter. vermischtes. * Ein Mann mit sieben Frauen. Im Kriminalgerichtzu London wurde ein Handlungsreisender Namen« Henry Cadman, der sieben Frauen, welche sämmtlich noch am Leben sind, ge- heirathet hatte und Vater von 22 Kindern aus dm Ehen mit diesen Frauen war, wegen Bigamie zu siebenjährigen Zuchthaus verurtheilt. " Der Dampfer .Harraton", von Hamburg nach Sünder« land unterwegs, bohrte die englische Smack „Ukal" in Grund. 8 Personen ertranken. vaterländisches Wilsdruff. Am Montag fand in der Zweiten Stände» kammer die allgemeine Vorberathung zu dem König!. Dekret Nr. 17 statt, das den Bau mehrerer Eisenbahnen beantragt, unter denen bekanntlich, wie wir auch in letzter Nummer er» wähnt, auch das Projekt Wilsdruff-ZollhauS-Bieber» stein-Nossen sich befindet; für dasselbe traten namentlich die Abgeordneten Seim-Freiberg, Rüder-Roßwein, Horst- Cölln a. E. und Andere warm ein. Die hohe EtaatSregierung befürwortet dieses Projekt mit filzenden Worten: „Nachdem die Lage der Landwirthschaft derartig ungünstig geworden ist, daß es im allgemeinen Interesse geboten erscheint, ihr nach Befinden der Umstände auch unter Aufwendung finanzieller Opfer thun- lichst Förderung zu Theil werden zu lasten, erachtet es die Staatsregierung an der Zeit, auch das Eisenbahnbedürfniß der hier in Rede stehenden Gegend zu befriedigen." Die neue Linie berührt die Orte Wilsdruff, Limbach, Helbigsdorf, Hcr- zogswalde, Mohorn, Dittmannsdorf, Reinsberg, Bieberstein, Beiermühle, Siebenlehn, Rosten, sie ist 27,57 km lang und erfordert 2,446,000 Mk., d. i. 88,950 Mk. Baugeld für den Kilometer. Sämmtlichc Projekte wurden der Finanz-Deputation 8 zur Durchberathung überwiesen. — Die Zweite Kammer hielt gestern Mittwoch Vormittag 10 Uhr ihre letzte Sitzung vor den Weihnachtsferien ab. — Rehefeld-Zaunhaus, 16. Dezember. Vergangene Woche erlag der älteste Baum des Rehefelder Staatsforstreviers, die in der Nähe de« Biersteiges stehende sogenannte «große Tanne" der Axt der Holzfäller. Ihr Stamm, der nach dem Jahresringen ein Alter von 345 Jahren erreicht hatte, maß über 5 Meter im Umfangt und ergab einen Nutzen von 28 Meter Brennholz. — Limbach, 16. Dezember. Ein schwerer Unglücksfall, der zur Warnung dienen mag, hat sich am Sonntag hier er eignet. Die im Hause Wasserstraße 4 wohnende 74jährige Frau Müller hotte in dem in ihrer Stube befindlichen sogen. Kanonofen Feuer angemacht und, um sich zu erwärmen, sich vor denselben gesetzt. Hierbei war die Frau cingeschlafen. Auf noch unerklärte Weise haben die Kleider der Greisin Feuer ge fangen, und auch die Möbel wurden rasch von den Flammen ergriffen. Die bedauernswerthe Frau hat, obwohl ihr schnell Hilfe gebracht wurde, das Leben gefährdende Brandwunden erlitten. — Leipzig. Zwei Frauen. Ein schwere« Geschick hat einen hiesigen Kaufmann, Vater von drei blühenden Kindern, betroffen. Seine Gattin wurde nach der Geburt de« vierten Kindes wahnsinnig und als unheilbar ward sie bald darauf in einer auswärtigen Anstalt unterbracht. Die Kinder waren klein und nach mehrjährigem Warten ging der Kaufmann nach der wegen unheilbaren Wahnsinns seiner Frau erfolgten Scheid ung eine neue Ehe ein. Jetzt, nach acht Jahren, erhielt er die Nachricht, daß seine erste Frau, die er leidenschaftlich liebte, binnen Kurzem wieder gesunden werde. Auch in seiner zweiten Ebe lebte der Mann glücklich. Gesetzlich kann er ja nicht ge zwungen werden, die erste Frau wieder aufzu nehmen, allein er fühlt die moralische Verpflichtung, sich der Aermsten, die nicht« von den veränderten Verhältnissen weiß, wieder anzunehmen. OIU hol listriobl ' IVssl rolclbav 3 Ml den l, 668!' ^6188 l 1 Ml >8 laotk kullu l voir 1 rv6l^ k 50 I Magistrates feststellcn, daß jenes Kind am 6. Mai d. I. ge impft wurde, und zwar mit Erfolg, worauf die Impfung einen regelrechten und guten Verlauf nahm. Unabhängig von der Impfung, erkrankte der Knabe vier Monate später am Skorbut uud starb an dieser Krankheit am 22. September. Ein Zu sammenhang zwischen der Impfung und dem Skorbut ist weder erwiesen, noch erweisbar, noch auch nach Lage des ganzen Falles anzunehmen. Von einer reichsgesetzlichen Regelung des Jrrenwesen« scheint bis auf weiteres Abstand genommen zu sein. Dafür scheint wenigstens die Thatsache zu sprechen, daß verschiedene Einzelregierungen neuerdings eine Verbesserung des Jrrcnwesens in die Hand genommen haben. So hat die bayrische Regierung, nachdem sie bereit« vor kurzem das Verfahren bei der zwangs weisen Unterbringung gemeingefährlicher oder für die öffentliche Sittlichkeit anstößiger Geisteskranker neu geregelt hatte, neuer dings Bestmmungen zur Sickerung der rechtzeitigen Entlassung beim Wegfall der Ursachen der Zwangsunterbringung erlassen und eine Revision der Statuten der Kreisirrenanstalten in An griff genommen. Diese Revision bezweckt den Ausschluß unge rechtfertigter Aufnahmen und Zurückhaltungen von Pfleglingen einen entsprechenden Rechtsschutz für dieselben während des Auf enthaltes in den Anstalten durch die Kreisregierung und das Staatsministerium unter Zuziehung von Sachverständigen. End lich sind auch die gesummten Verhältnisse der Privat-Jrrenan« stalten einer Neuregelung unterzogen worden. Dem Gesetzentwurf, betreffend dieErrichtung von Handwerkerkammern, steht nicht nur die konser vativ- Partei, sondern auch das Centrum recht skeptisch gegen über. Wenn es nicht gelingt, wesentliche Verbesserungen anzu- bringen, dürfte die Vorlage unrettbar verloren sein. Die Kon servativen sind bis jetzt zwar nicht willens, eine direkt ablehnende Haltung zu dem Entwürfe einzunehmen, sie werden vielmehr dessen Ueberweisung an eine Kommission befürworten; allein sie erblicken in der Vorlage, wie sie ist, nicht nur kein Förderungs mittel zur Lösung der Handwerkerfrage, sondern weit eher ein Hemmniß. Die konservative Partei ist in keinem Falle geneigt, von ihren Forderungen, die in Zwangsinnungen und Befähigungs nachweis gipfeln, abzugehen; sie weiß aber, daß der Staats sekretär v. Boetticher, der „Vater" des Handwerkerkammerent wurfs, ein direkter Gegner jener Forderungen ist. Unter solchen Verhältnissen fehlt natürlich das Vertrauen zu dem guten Willen des betreffenden Reichsamtes, ernsthaft an eine zweckentsprechende Handwerksorganisation heranzutceten. Halbheiten auf diesem Gebiete aber würden, so glauben die Konservativen, nur schäd lich wirken und das Manchesterthum zu stärken geeignet sein. Wenn sich also eine Umgestaltung der Vorlage in der Weise, daß sie als Vorläufer der Zwangsorganisation von Innungen gelten kann, als unausführbar erweist, jo wird sie keinesfalls Gesetzeskraft erlangen. Petitionen gegen den H a n dw e r k sk a m m er - G e- s etzentwurf. Von den durch den Zentralvorstand des All gemeinen Deutschen Handwerkerbundes zu München an sämmt- liche Vereinigungen der selbstständigen Handwerker Deutschlands versandten Petitionsformularen sind bis jetzt 1006 Petitonen Namens 126 564 Handwerksmeister unterzeichnet und partien weise an den Reichstag befördert worden. Da fraglicher Ge setzentwurf dem Reichstage bereits zugegangen ist, so ersucht der genannte Zentrolvorstand um rasche Rücksendung der noch aus stehenden Petitionen. Die Amerikareise des Abgeordneten Ahlwardt hat die an tisemitische Volkspartei beschäftigt. Nach stürmischen Debatten wurde folgender Beschluß gefaßt: „Die außerordentliche Haupt versammlung der antisemitischen Volkspartei, Verband Berlin, erklärt, daß der Reichstagsabgeordnete Ahlward seine Reise nach Amerika ohne Wissen und Willen des Verbandes unter nommen hat und daß der Verband diese Reise entschieden miß billigt. Das Weuere in dieser Angelegenheit behält sich der Verband vor." — Ahlwardts Aufnahme in Amerika war keineswegs eine enthusiastische. Wie nämlich die Pariser Au«- gabe des „N^w-Iork Herald" meldet, wurde er bei seinem ersten Auftreten in New-Jork mit faulen Eiern beworfen und vom Publikum gestoßen. Die „Times" bringen dieselbe Mel Tagesgeschichte. Frie dri chs ruh, 16. Dezember. Der Kaiser beim Fürsten Bismarck. Völlig überraschte hier die Nachricht, daß der Kaiser heute auf der Durchfahrt von Altona nach Berlin in Friedrichsruh Station machen würde. Der Kaiser traf hier um 5 Uhr ein, wurde vom Fürsten Bismarck (in Kürassier- Uniform), dem Grafen Rantzau und Professor Schweninger am Bahnhofe empfangen. Der Empfang war sehr herzlich. Der Fürst küßte dem Kaiser die Hand, dankte für die Einkehr in Friedrichsruh und geleitete Se. Majestät dann ins Schloß, wo ein Diner stattfand. Nach Beendigung des Diners fuhr der Kaiser um 7 Uhr wieder ab. Der Fürst begleitete den Kaiser wieder zum Salonwagen und küßte ihm abermals die Hand. Vom Waggonfenster aus unterhielt sich der Kaiser noch kürzere Zeit mit dem Fürsten und der Gräfin Rantzau. Der Fürst, der den Kürassierhelm trug, sah rüstig aus. Als der Zug sich in Bewegung setzte, salutirte er militärisch. Dir Bedeutung des überraschenden Besuches des Kaisers in Friedrichsruh ist nicht zu unterschätzen, denn es kann keinen anderen Grund für den Besuch in Friedrichsruh geben, als die Feier der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches am 18. Januar. Der Monarch hat sicher den eisernen Kanzler, den Mann, dessen Name, dessen Wirken für immer eng ver bunden sind mit der Geschichte des Deutschen Reiches in neuerer Zeit, persönlich, also in allergnädigster Form eingeladen, der ErinnerungSfeier in Berlin bcizuwohnen. Auch in dieser großen Thatsache, die dem Herzen, dem Takt des Kaisers das glänzendste Zeugniß ausstellt, bekundet es sich: Je mehr Zeit verstreicht, seitdem Bismarck von den Geschäften zurücktrat, um so größer wird er in unseren Augen, ob er auch noch lebt! — Der „Berl. Lokalanz." erfährt aus Friedrichsruh, daß der Kaiser dem Fürsten Bismarck ein prächtiges Marine-Album schenkte. In ReichS tags kreisen ist keine Neigung vorhanden, dre erste Lesung des Entwuchs eines Börsengesetzes noch vor den WeihnachtSferien zu erledigen. Die Hinausschiebung dieser Be- rathung bis nach Neujahr würde aber nicht etwa das zu be sonderen Börsenzwecken in Umlauf gesetzte Gerücht bestätigen, wonach der Entwurf aussichtslos sei und voraussichtlich in einer Kommission begraben werden würde. Das Gegentheil ist viel mehr der Fall. Weil man das Zustandekommen des Börsen gesetzes für fraglos hält, will man eine möglichst gründliche Durchberathung des Entwurfes, damit das Ergebniß auch wirk lich den angestrebtcn Zielen entspreche. Grundsätzliche Gegner jeder verschärften Börsenreform sind nur die 47 Sozialdemo kraten, die 25 Mitglieder der deutschfreistnnigen Volkspartei, die 15 Mitglieder der freisinnigen Vereinigung und die ^Mit glieder der deutschen Volkspartei, wozu noch etwa 10 Wilde kommen würden, im ganzen also höchstens 109 Abgeordnete. Grundsätzliche Befürworter einer Börsenreform sind 100 CentrumS- mitglieder, 60 Deutschkonservativc, 50 Nationalliberale, 28 Mitglieder der Reichspartei, 19 Polen, 14 Mitglieder der deutsch- sozialen Reformpartei und etwa 16 Wilde, zusammen 288 Ab geordnete. Unter diesen mögen sich reichlich 100 befinden, denen der Regierungsentwurf in manchen Punkten noch nicht weit ge nug geht und die daher den Versuch machen werden, ihn mehr fach zu verschärfen. Ebenso mögen innerhalb der großen Mehr heit, die der Börsenreform grundsätzlich zustimmen will, etwa 50 bis 60 Abgeordnete sein, denen der Entwurf in dem einen oder anderen Punkte etwas zu weit geht und die bereit wären, einer Abschwächung desselben zuzustimmen. Aber selbst, wenn diese Abgeordneten, was kaum wahrscheinlich ist, sich schließlich wegen der Ablehnung ihrer Abänderungsanträge auf die Gegen- feite schlagen sollten, würde dennoch eine stattliche Mehrheit für den Entwurf übrig bleiben. Die Börse ist denn auch klug ge nug gewesen, sich durch das erwähnte tendenziöse Gerücht von der Aussichtslosigkeit des Börsen-Gesetzentwurfes nicht beirren zu lassen. Die Gegner des Jmpfgesetzes verbreiten neuerdings in der ihnen zur Verfügung stehenden Presse eine Mittheilung, wonach der Sohn eines Zimmermeisters in Bamberg an den Folgen der Impfung schwer erkrankt und nach einiger Zeit ge storben sei. Das kaiserliche Reichsgesundheitsamt ist in diesem Falle nachgegangen und konnte mit Hilfe des Bamberger Stadt- Mä 6U, vj uer H brsM rt M 8pie^ ivM ik soüeM Vanäl koM I-mM 3 Mr «olirt, M I)w 'i Mc 1 3 Riv !i-Li rs 3 Ooflvß 1 cls^ L 6lR >3 Ml ;rer tluüteg l?oist^ mmoäc i 1 W ^utseb! 1 Ml lais mckeckl it geb»' : 8äw»' r 50 k 23 i OsV 1 8o^ "u88b»Il n 50 t' Nilu? 11 1(1 IV Bekanntmachung, die RekrutirungS-Stammrollen betr. Nachdem die Rekrutirungs-Stammrollen für die Ortschaften des hiesigen Bezirkes berichtigt worden sind, werden die Herren Gemeindevorstände hierdurch veranlaßt, dieselben hier ab zuholen. Debi Ml> Mri^ du»! lass - ! M i' lg, nil Xav>! 8auq ! Ml sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für dis Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 150. Donnerstag, de« IS. Dezember 18SS.