Volltext Seite (XML)
MchMMMmff Wmdt. Uchn, Äebtnlchii und die Umgesenden. Imlsölsü für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und Mar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.55 Pf. Inserate werben Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespalteue Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 29. Dienstag, den S. März j 1897. Die auf den 9. dies. Mon., 2 Uhr Nachmittags anbcraumte Versteigerung in Burkhardtswalde hat sich erledigt. Wilsdruff, den 8. März 1897. Sekr. Busch, Ger.-Vollz. Bekanntmachung. 5 — 6 Arbeiter werden zur Instandsetzung des unteren Parkes sossrt gesucht. Zu melden in der Expedition des Unterzeichneten am Dienstag, den 9. d. M., Bormittags 9 Uhr Wilsdruff, 6. März 1897. Bursian, Bgmstr. Tagesgeschichte. Auf Einladung des Kaisers Wilhelm wird der Kronprinz von Schweden und Norwegen den Festlich keiten anläßlich der Jahrhundertfeier des Geburtstages des Kaisers Wilhelm I. beiwohnen und am 18. d. M. nach Berlin abreisen. Der Kaiser traf am Freitag gegen Mitternacht von seinem Besuche in Wilhelmshafen wieder in Berlin ein. Aus der Rückreise hatte der Monarch einen zweistündigen Aufenthalt in Bremen genommen, welchen er in dem be rühmten Rathskeller zubrachte. Der Kaiser empfing am Sonnabend Mittag den Staatssekretär des Auswärtigen v. Marschall abermals zu einem längeren Vortrage; derselbe dürfte sich wohl auf die orientalische Crists bezogen haben. — Die erfolgte Ent sendung des kaiserlichen Flügeladjutanten Obersten v. Moltke nach Petersburg ist vielfach auf politische Ur sachen zurückgeführt worden. Jetzt wird indessen von halb amtlicher Berliner Seite versichert, die Mission des Obersten Moltke, welcher bekanntlich Kommandenr des Kaiser- Alexandcr-Garde-Grenadier-Regiments ist, bezwecke nur, im Auftrage Kaiser Wilhelms dem Czaren den Dank für die dem genannten Regiment kürzlich vom Czaren ver liehenen Fahneubänder abzustatten. Unter den Gegenständen der weiteren Reichstags- Verhandlungen werden zweifellos die Forderungen des Marineetats bas Interesse der öffentlichen Meinungen unseres Vaterlandes am meisten fesseln. Handelt es sich doch hierbei nm die Frage, ob unsere Flotte eine Ver mehrung und Ergänzung erfahren soll, deren sie im Inter esse der Stärkung der Wehrkraft Deutschlands zur See dringend bedarf, oder ob sie schließlich auf ihrem bisherigen ungenügenden Stande belassen werden soll. Allerdings steht es noch nicht fest, wann der Reichstag in diese Be- rathungen eiutreten wird, da die Mariueforderuugeu ja zunächst in der Budgetkommission ihre Erledigung finden müssen, doch dürfte schon der Verlauf der betreffenden Kommissionsverhandlungen zeigen, wie sich ungefähr das Schicksal der Marineforderungen im Plenum gestalten wlrd Die Budgetkommission begann am vergangenen »^""9 E Berathung des Marineetats, welche durch eine Rede des Berichterstatters Dr. Lieber eingeleitet wurde. Abg- Lieber deutete an, daß sich der vorliegende Etat wohl verschiedene Abstriche werde gefallen lassen müssen; im klebrigen warf er die Frage auf, ob die diesmaligen Forderungen die Grundlage zu einem weitausschanenden Flottenbauplan bilden sollten, außerdem äußerte Abg. Dr. Lieber gewisse VeNasiungsbedenkm. Auch der Abgeordnete Richter brachte die uferlol eu Flottenpläne auf's Tapet und meinte, durch die der Kommission vorgelegte Marinedenk schrift sei sür jene eine gane neue Lage geschaffen worden. Die Denkschrift erklärt in ihrem Keriipunkt, es seien durch die letzten Marineetats ungenügende summen für Schiffs bauten und Armirungen ausgeworfen worden, um die ent standenen Lücken auszufülleu, müsse die normale Höhe der jährlich aufzuwendenden Baufumme von 41'/, Mill. Mk. für eine Reihe von Jahren von jetzt ab überschritten werden. — Nach dem Abg. Richter ergriff der Manne- Staatssekretär Hollmann das Wort zu einer längeren Ausführung, in der er sich bemühte, nachzuweisen, daß von „uferlosen Flottenplänen" keine Rede sei. Dann vertheidigte er eingehend die Forderungen des Etats und erläuterte zugleich die Denkschrift, hierbei immer wieder betonend, daß regierungsseitig eben nur das Nothwendigste gefordert werde, um unsere Flotte gegenüber den gänzlich veränderten Verhältnissen, wie sie nach dem Flottengründungsplan von 1873 zu Grunde lagen, leistungsfähig zu erhalten. Stach einer lebhaften Geschäftsordnungsdebatle vertagte dw Kommission die fernere Erörterung des Mariueetats, um inzwischen noch weiteres Berathungsmaterial entgegenzu nehmen. Dem Reichstage ist ein Gesetzentwurf zugegaugeu, betreffend die Vorarbeiten für die Errichtung einer Gedenk- Halle zu Ehren der im Feldznge 1870 71 gefallenen oder schwer verwundeten deutschen Krieger. Mit Er richtung einer solchen Ehrenhalle ist eine längst fällige Dankesschuld des deutschen Volkes an die Helden von 1870 71 abzutragen, hoffentlich erledigt darum der Reichs tag die neue Vorlage möglichst ohne lange Debatten. Das Gesetz über die Umwandlung der vierprocentigen Reichsauleiheu hat nach der „Nordd. Allg. Ztg." die Unterschrift des Kaisers erhalten, seine Veröffentlichung steht unmittelbar bevor. Die seitens des Neichspostamts von den Handels- nnd Gewerbekammern eingefvrderten Gutachten über den dem Reichstage vorliegenden Antrag, die Annahme nnd Bestellung gewöhnlicher Postpackete an Sonn- und Feiertagen mit Ausnahme der Weihnachtszeit vom 18. bis 30. Dezember auf Eilsendungen zu beschränken, äußern sich soweit sie bisher cingegangcn sind, in einem entschieden ablehnenden Sinne. In allen Gutachten wird hervor gehoben, daß nicht nur viele Handels- und Gewerbezweige, sondern auch weite Kreise der Bevölkerung, namentlich der ärmeren Bevölkerung, welche die höheren Beförderungs gebühren für Eilsendungen nicht anlegen können, die An nahme und Bestellung gewöhnlicher Postpackete an Sonn- und Feiertagen nicht entbehren könnten. Da die Reichs postverwaltung selbst diesen nämlichen Standpunkt wieder holt im Reichstage vertreten hat, so ist anzunehmen, daß sie jenem Anträge, selbst wenn er die Mehrheit des Reichstages auf sich vereinigen sollte, keine Folge geben werde. Das amtliche „Journal de St. Petersbourg" schreibt: Das kaiserliche Kabinet, von dem lebhaften Wunsche beseelt, das Werk der Beruhigung, welchem es sich von Anfang an gewidmet, zu beschleunigen, hat die Initiative zu einem Vorschläge ergriffen, welcher bezweckt, die Zustimmung aller Kabinett zu zwei Grundsätzen ans sich zu vereinigen, die es für wesentlich hielt, aufzustellen und zwar: daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Annexion von Kreta an Griechenland nicht zugelassen werden könne, und daß angesichts der Verzögerung in der Einführnng der so oft versprochenen Reformen auf Kreta von feiten der Türkei dieser Insel eine Autonomie zu gewähren sei ohne jedoch das Prinzip der Integrität des ottomanischen Reiches zu verletzen. Nachdem die kontinentalen Mächte diesen Vorschlag günstig ausgenommen und das Londoner Kabinet seinerseits sich demselben an geschlossen hatte, wurde derselbe sowohl in Konstantinopel als in Athen mitgetheilt. Die hellenische Regierung wurde überdies anfgefordert, ihre Truppen und Schiffe in einer bestimmten Frist von Kreta zurückzuziehen. Man ist be rechtigt zu hoffeu, daß weitere Schwierigkeiten nicht entstehen werden nnd daß Griechenland einen Beweis seiner Klug heit dadurch geben wird, daß es sich vor dem mächtigen Willen des geeinten Europas beugt im gemeinsamen Interesse des Friedens und der Gesetzlichkeit. Griechen land wird seine Zukunft nicht gefährden wollen durch Un- klugheiten, die diese Zukunft kompromittiren könnten. Uebrigens kann Griechenland nur glücklich sein, wenn es weiß, daß seine kretischen Stammesgenossen in Zukunft sich einer lokalen Autonomie erfreuen werden, die ihnen Wohlergehen und Ruhe sichern werden. Was Rußland anbetrifst, dem im Laufe seiner Geschichte stets die Interessen der christlichen Bevölkerungen des Orients am Herzens gelegen haben nnd das so oft seine lebhaften Sympathien für die kretische Sache gezeigt hat, wird es die angedentete Lösung umsomehr mit Befriedigung auf- nehmeu, als diese Lösung im Einklänge steht mit dem Verlangen nach allgemeiner Beruhigung und mit dem Geiste der Billigkeit, von dem die kaiserliche Regierung unveränderlich erfüllt ist. Wenn man sich der Hoffnung hingegeben, daß die energische Sprache der von den Mächten überreichten Note ans die Griechen einschüchternd wirken werde, so war dies eine gründliche Täuschung. Die Stimmung ist aufgeregter nnd kriegerischer denn vorher, und von oben herab wird' nichts gethan, nm dieselbe in andere Bahnen zn lenken, im Gegentheil. Der König, so heißt es, habe erklärt, er könne nnd wolle nicht zurück und werde sich, wenn nöthig, selbst an die Spitze seines ganzen Volkes stellen, um nnt diesem gegen den Feind vorzugehen, während die Königin sich dahin geäußert habe, sie wolle sich eventuell mit allen Prinzessinnen auf ein Kriegsschiff begeben, und dann werde es sich ja zeigen, ob die Mächte auf sie schießen lassen würden. Dazu treffen noch fortwährend Zustimmungs depeschen aus aller Herren Länder ein, so eine solche von Nicotti Garibaldi, die besagt, daß 20 000 Garibaldianer den Griechen zu Hilfe eilen werden, falls es zum Kampfe gegen die Türken kommen sollte. Auch die Veränderung im Kriegsministerium und die Ersetzung des Befehlshaber des Geschwaders, Reinek, durch den Kapitän zur See Sakturis wird im Volke als ein Beweis aufgefaßt, daß die Regierung zum äußersten entschlossen sei. Allerdings hat der bisherige Kriegsminister Smolenitz erklärt, er habe seine Demission gegeben, weil sein Vorschlag, Verstärkungen nach Kreta zu senden, nicht die Zustimmung der übrigen Kabinetsmitglieder gefunden, aber der nunmehrige Inhaber des Portefeuilles, Oberst Bietasas, gilt als ein Hellenist vom reinsten Wasser; von ihm wird also ein Nachgeben nicht befürchtet. Was aber den neuen Befehlshaber der Flotte betrifft, so ist seine Energie bekannt, ja es wird so gar von Einsichtsvolleren befürchtet, er werde sofort zu scharf vorgehen und Zwischenfälle Hervorrufen. Jedenfalls herrscht aber die Ueberzeugung vor, gerade weil er ein solcher Draufgänger sei, wäre er gewählt worden und daß der frühere Kommandant Reineck sich dem Willen der fremden Admirale gegenüber zu fügsam erwiesen habe. Ob der kriegerische Eifer, der sich jetzt hier kundgiebt, auch wirklich stichhalten mag, wenn es Ernst würde, ist aller dings die Frage. Von oben herab wird er wohl deshalb begünstigt, weil man dadurch Befürchtungen bei den Mächten zu erregen hofft. Daß diese vor allen: den Frieden auf recht zu erhalten wünschen, soll eben ausgenutzt werden und durch diese Kriegsdrohungen glaubt man vielleicht, wenn auch nicht gleich alles, so doch mehr zu erzielen, als sonst bewilligt werden würde. — Die griechischen Kolonien in Rumänien, Aegypten und Frankreich haben große Bei träge zum patriotischen Fonds gespendet. Die Antwort Griechenlands auf die Collectivnote der Mächte wegen Zurückziehung der griechischen Streit kräfte von Kreta sollte am Montag überreicht werden. Wie nach allen bezüglichen Athener Meldungen anzunehmen ist, wird die Note Griechenlands das Verlangen der Mächte höflich, aber entschieden zurückwcisen. Der kriegerische Taumel in Griechenland hält an, die Vorbereitungen für den kaum mehr vermeidbar scheinenden Krieg mit der Türkei werden eifrigst fortgesetzt, auch zur See. Die ge- sammte griechische Flotte ist in vier Geschwader getheilt worden, von denen jedes eine besondere Aufgabe zu erfüllen hat. Auf Kreta ist die Lage unverändert, jede Partei