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Wochenblatt für Mtsbluß Tharandt, DD, Mealehn and die UmgeMdea Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Psg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Vrrlaq vvn Martin Borger in Wilsdruff. — Verantwortlick für die Redaktion Martin Bergrr dajeldst. No. 75 Dienstag, den 2S. Juni 1897 Tagesgeschichte. on der 2 ent der Lott- ;te darunter: Leitung der Präsidialgeschäfte, den konservativen Abge ordneten v. Levetzow und die dankende Erwiderung des Präsidenten v. Boul, anschlossen. Es folgte die Verlesung der den Schluß der Session aussprechenden Kaiserlichen Botschaft durch den Reichskanzler, das herkömmliche Hoch auf den Kaiser beendete den Schlußakt. — Der hiermit beendigte, am 10. November 1896 begonnene, zweite Ab schnitt der Reichstagssession, welche mit dem 3. Dezember 1895 anhob, charakterisirt sich als ein eigenartiges Gemisch von positiven und negativen Ergebnissen. Nicht zn Stande gekommen sind aus diesem oder jenem Grnnde und zum Jnvaliditätsversicherungsgesetz, der Gesetzentwurf über die Errichtung einer Ehrengcdenkhalle für die deutschen Krieger von 1870/71 und die Vorlage, betr. die Regelung der Verhältnisse der Arbeiter in der Konfektions branche. Anderseits sind aber auch eine erhebliche Anzahl von Vorlagen zur Annahme und Verabschiedung gelangt. Neben den schon genannten, in dem kurzen nachpfingstlichen Sesstousabschnitt erledigten Gesetzentwürfen, haben Ge- nehmignng gefunden die mit dem Bürgerlichen Gesetzbuche zusammenhängenden gesetzgeberischen Sachen, nämlich das neue Haudelsgesetzbuch, die Grundbuchordnuug und das Gesetz über die Zwangsversteigerung und Zwangsvoll- jeinahe vom engstenS, tz lfmännischen s Brentano! t gewünscht, Des Knaben lDZ Beobachtens Erdgewässer große Wir- glische Meile schen Meilen der höchsten indung noch zel und zum as Gewässer r als einen nenstrom in lische Meilen a der Anden Strecke blos > de la Platn zum Ozean l500 Meilen eschisse sieht, den Strom langsam sich nach mittelst e Strömung vorden sind, ier höchsten sC. T.s — Der be- r ein großer viel zu ar- im Sommer :er um sechs jener Joseph ranken, um m strengsten wen seinen Tages aber is das Bett > t anders z»! Wßen. hrie Busfon, das Zimmer, ner Schüssel über seinen üthend auf-I > schleunigst haben Sie undeskreise, sL-".s strecküngeu, ferner der Handelsvertrag mit Nicaragua, die Entwürfe der Gesetze über die Umwandlung der Reichs anleihen und die Tilgung der Reichsschuld, das Aus wanderungsgesetz, das Beamtenbesoldungsgcsetz und einige kleinere Vorlagen; nicht zn vergessen ist der Etat, der sich freilich erhebliche Abstriche gefallen lassen mußte. Von Gesetzentwürfen, die aus der Mitte des Hauses beantragt wurden, sind das „Nothvereiusgesetz" und das Margarine gesetz angenommen worden. Nachdem der Reichstag die Handwerksorganisations vorlage in einer im allgemeinen den Vorschlägen der ver bündeten Regierungen entsprechenden Fassung angenommen hat, darf darauf gerechnet werden, daß der Bundesrath schon demnächst dem Gesetzentwurf seine Zustimmung geben wird. Es ist also sicher, daß die neue Handwerks- orgauisatiou ius Lebeu treten wird. Wieviel Vortheile sie dem Handwerk bieten wird, bleibt abzuwarten, ebenso welchen Umfang sie überhaupt nehmen wird. Jedenfalls werden die Handwerker gut thun, bei der Entscheidung der Frage, ob eine Zwangsinnung errichtet werden soll oder nicht, auf den Posten zu sein. Es darf als zweifel los angesehen werden, daß mit diesem Gesetze und seiner Ausführung den Wünschen eines Theiles des jetzt schon korporirten Handwerks nicht oder nicht ganz entsprochen ist. Es ist also mehr als wahrscheinlich, daß nicht mehr lange Zeit vergehen wird, bis wieder weitere Wünsche zur Verbesserung der Lage des Handwerks erhoben werden. Von offiziöser Seite wird daher schon jetzt betont, daß mit dem nunmehr vom Reichstage angenommenen Gesetze prinzipiell die Grenze erreicht sei, bis zn welcher der Bundesrath zu gehen geneigt ist. „Es wird natürlich nicht ausgeschlossen sein, schreiben die „Berl. Polit.Nachr", daß Aenderungen an Einzelheiten, welche sich bei der praktischen Durchführung des Gesetzes als nothwendig herausstellen sollten, späterhin auch zur Durchführung gebracht werden, Bestrebungen jedoch, welche sich auf die Erweiterung der Zwangsorgänisation zu einer obligatorischen oder gar auf den Befähigungsnachweis richten, haben von vornherein keine Aussicht auf Erfolg. Der Bundesrath wird in der Organisationsfrage nicht weiter gehen als bisher und hat noch erst vor verhältnißmäßig kurzer Zeit den Befähigungsnachweis verworfen. Man wird deshalb in den Kreisen des jetzt schon korporirten Handwerks besser thun, alle Aufmerksamkeit auf eine möglichst gute und den Interessen der jedesmal in Betracht kommenden Mehr heit der Handwerker entsprechende Durchführung des jetzt angenommenen Gesetzes zu verwenden, als sich in un fruchtbaren Agitationen zu ergehen." In den weitesten Kreisen des nationalen Erwerbs lebens, welche durch die häufig genug mit größter Frivolität hervorgerufenen Streiks in Beunruhigung und direkten geschäftlichen Nachtheil versetzt worden, hat man mit er leichtertem Aufathmen das Wort des Monarchen begrüßt, welches schwerste Strafe demjenigen androht, der sich untersteht, einen Nebenmenschen, der arbeiten will, an freiwilliger Arbeit zu hindern. Nur zu häufig war es ja leider der Fall, daß gerade ältere Arbeiter, die Familien väter sind, durch deu Terrorismus der jüngeren Elemente an der Freiheit, ihre Arbeitskraft in der ihnen genehmen Weise zu verwerthen, brutal verhindert wurden. Und selbst jetzt, nachdem die in Bielefeld gehaltene Kaiserliche Ansprache unter begeisterter Zustimmung aller tüchtigen Volkselemente ihre Runde durch das ganze erwerbstätige Deutschland gemacht hat, scheint es, als wäre noch keines wegs an sämmtlichen Stellen, welche berufen sind, der Allerhöchsten Willensmeinuna ;» der aebübrendeu NaL. Jinlsblull für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Der Kaiser beendete am Freitag Abend seinen jüngsten Aufenthalt auf der Insel Helgoland und begab sich von dort mittels der Jacht „Hohenzollern" nach Kiel weiter. Im Lauft des genannten Tages war der König der Belgier mit seiner Dampfyacht „Clementine", von Ostende kommend, vor Helgoland eingetroffen. Kurz nach seiner Nachmittags erfolgten Ankunft begab sich König Leopold zur Begrüßung des Kaisers Wilhelm an Bord der „Hohenzollern", von wo er gegen 5 Uhr auf seine Jacht zurückkehrte; dieselbe ging alsdann bald wieder in See. Während der Anwesenheit des Kaisers in Kiel soll nun nach der Versichernng verschiedener Blätter die Entscheidung in der schwebenden ministeriellen Krisis er folgen, welche Annahme dadurch scheinbar verstärkt wird, daß der deutsche Botschafter in Rom, Herr v. Bülow, der angeblich zunächst zum Nachfolger des Staatssekretärs des Auswärtigen v. Marschall bestimmt ist, in Kiel eingeiroffen ist. Andere Blätter geben der Meinung Ausdruck, daß die Lösung der bestehenden Krisis erst nach der Rückkehr des Kaisers von seinem Gegenbesuche am Petersburger Hofe nach Berlin erfolgen werde. Das Wiedereintreffen des Monarchen von seiner jüngsten Reise-Tornöe in der Reichshauptstadt ist für die Zeit um den 12. oder 13. August herum zu erwarten, es müßte also bis dahin die gegenwärtige unsichere Lage andauern, falls der Kaiser in der That seine zu erwartenden Entschließungen noch verschieben sollte. Eine solche Verzögerung hätte allerdings ihre bedenkliche Seite, denn der so schon große Wirrwarr, der in Bezug auf die Lösung der mneren Krisis herrscht, würde in der Zwischenzeit sicherlich nur noch zunehmen. Anderseits scheint es jedoch, als ob die mit der Krists zusammenhängenden Personalfragen noch nicht reif genug seien, uni eine etwa schon in den nächsten Tagen zu gewärtigende endgültige Entscheidung zu recht fertigen, es mnß daher immerhin mit einer einstweiligen Fortdauer der jetzigen schwankenden politischen Lage ge rechnet werden. Inmitten der schwebenden Krisis ist nun am Freitag gleichzeitig der Schluß der Reichstagssession und die vorläufige Vertagung des preußischen Abgeordnetenhauses erfolgt. Die nachpfingstliche Tagung des Reichstages hat nur vier Sitzungen beansprucht, in welcher, wie dres nach den geschäftlichen Dispositionen des Hauses auch zu er warten stand, bloß noch die dritten Lesungen der Hand werker-Vorlage, des neuen Servistarifs, der Beamten besoldungsvorlage und der jüngsten Nachtragsetats erledigt wurden, niit dem Ergebniß, daß sämmtliche Vorlagen angenommen wurden. Aeußerst kurz war die am Freitag Mittag abgehaltene Schlußsitzung des Reichstages. Ohne jede Debatte genehmigte das Haus den neuesten Nachtrags etats (Artillerieforderungen u. s. w.) das Etatsgesetz und das Anleihegesetz endgültig. Dann gab Präsident v. Buol die übliche geschäftliche Unterschrift, woran sich ebenso üblich der Dank des Hauses an den Präsidenten, ausge drückt durch den Vorgänger Herrn v. Buol's in der Eingesandt. In ihrem geschätzten Amtsblatt Nr. 73, Seite 2 be findet sich ein Aufsatz des Herrn Grafen zur Lippe, welcher in hiesigen landwirlhschaftlichen Kreisen wirklich Aufsehen erregt, denn, scheint doch der Aufsatz von einen sehr ver schnupften Äntiagrarier in die Spalten dieses Blattes ein gebracht worden zu sein, indem er sich freut, daß unter den vielen tausenden von Landwirthen sich wieder einmal Einer einen goldnen Lorbeer auf sein Haupt flechtet und die Landwirthschaft verleugnet, um derselben einen Schlag zu besetzen. Wir lesen zuerst darin, daß Herr Graf zur Lippe zwar die thatsächliche vorhandene Nothlage der Land wirthschaft anerkennt, giebt aber auf der andern Seite wieder den Beweis, daß die Erträge seiner Wirthschaft keine ungünstigen seien; nun das widerspricht sich eigentlich, denn wenn eine Wirthschaft gute Erträge giebt, so ist noch lange nicht der Beweis erbracht, daß die betreffende Wirth schaft einen nennenswerthen Reinertrag abwirft, denn gute Erträge haben wir in hiesiger Gegend durch sorgfältige Kultur, Drainage, Düngung u. s. w. wohl auch, aber wenn der Preis der Produkte die darauf verwendeten Kosten kaum deckt, dann kann doch von einem Reinertrag keine Rede sein, übrigens mag sich eine zum Luxus betriebene Wirth schaft, wie vielleicht die des Herrn Grafen zur Lippe ganz gut vom Lusftchlosse aus, mit Hülfe reichlich zur Verfüg ung stehender Geldmittel bewirthschaften, das hat aber für uns kleinere Landwirthe keine Bedeutung, denn wir müssen selbst am frühen Morgen die Sense auf die Schulter nehmen und unser Gras, Futter, Getreide u. s. w. mit mähen und sind Sonne und Wetter bis Abends ausgesetzt, das zu thun ist vielleicht keine Lockspeise für manchen Antiagrarier, der womöglich erst das Nachtlager aufsucht, wo wir es schon wieder verlassen müssen, möge dvch jeder Gegner der Landwirthschaft sich erst einmal ein Grundstück ankaufen und dann als nährenden Erwerb betreiben, dann wird er bald ein ander Lied pfeifen lernen, denn sogut ich als Landwirth mich nicht unterfangen werde, die Leitung eines Fabrikwesens oder die Führung eines kaufmännischen Ge schäfts oder den Betrieb eines Gewerbes, von dem ich kein Verständniß habe, zu kritisiren, ebensogut sollten sich die Herren hüten über den Bauernstand den Stab zu brechen, von welchem sie keine Kenntnis; haben. Nur immer heran! Es stehen Güter übergenug zum Verkauf, man lese z. B. einmal die „Dresdner Nachrichten" durch, da kann so mancher landwirthschaftliche Freund sich noch dem Bauern stand widmen und später seine fröhlichen Erlebnisse zum Besten geben. Im weiteren Verlauf genanuten Aufsatzes heißt es: Hat die Ueberschuldung emes Landwirthes eine gewisse Grenze überschritten, so können keinerlei Maßregeln zur Hebung der Landwirthschaft ihn vor dem Untergange retten. Nun gewiß, wenn wir Landwirthe einmal alle, wenn der jetzige Zustand bestehen bleibt, an der gewissen Grenze an- kommen der Eine früher der Andre später, dann freilich ist es zu spät es müßte sonst noch eine Nebenquelle als Sand grube Steinbruch, Ziegelei oder Dergleichen vor dem Unter gänge schützen, dann ist es traurig genug, dann wird sich dereinst uns von einem großen Manne ohne Aar und ohne Halm, verheißene Trost erfüllen, daß die Hälfte der Land wirthe erst bankrott werden müssen, ehe es besser werden soll. Was würde man einem Landwirthe entgegnen, welcher sich erdreistete, den Ausspruch zu thuu: Erst müssen die Hälfte der Fabrik-, Bauarbeiter, Beamte usw. verkümmeru, ehe Ihnen, wie jetzt oft zu lesenist, höherer Lohn, Gehalt, Alterszulage, Pension und dergleichen zugebilligt wird, haben sie doch billiges Brod durch das billige Getreide, die Ant wort darauf würde gewiß nicht auf sich warten lassen, nur die Landwirthschaft darf nichts verlangen, das hieße frech das Haupt erheben. Zum Schluß möge noch auf einen der letzten Absätze verwiesen werden, wo wörtlich geschrieben steht: Durch die Verbreitung solcher Vorstellungen, die un bedingt zu Enttäuschungen führen müssen, wird in weite Kreise, die das werthvollste Kapital staatserhaltender Ge sinnung vorstellen, eine Unzufriedenheit getragen, die na mentlich m der Zeit, die wir gegenwärtig durchleben, schließ- lich zu äußerst bedenklichen Folgen führen könnte. Das klingt bald als wenn der Wolf im Schafsgewande predigte, — glauben denn die Herren Äntiagrarier, daß wir kleinen! die dreitheilige Novelle zu den Justizgesetzen, die Novellen Landwirthe wirklich so naiv sind und müssen uns erst, zum Reichspostdampfergesetz, zum Uufallversicherungsqesetz sagen lassen: hört! bei Euch sind jetzt schlechte Zeiten, denn Arbeiter für Landwirthschaft sind fast nicht mehr zn haben und die Einnahme deckt die Produktionskosten kaum noch, nein! das verspüren wir schon selbst an unserm Geldbeutel, darum braucht sich wohl Niemand zu sorgen, wir Land wirthe aber werden treu und unentwegt im Kampfe ums Dasein zusammenstehen und uns vom Verfasser solcher Artikel wie Nr. 73 des angegebenen Blattes nicht mit Blindheit schlagen lassen.