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WMtt sw Msdmß ThwM Achen, Menlehn wd die UmWeildm. --— Imlsßlull für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Ps., durch die Post bezogen 1Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 82 Donnerstag, de« 1». IM 1897 Bekanntmachung. Donnerstag, den 1S. d. M. Äbends 7 Uhr öffentliche Stadtgemein-erathsfitzung Die Tagesordnung hängt im Rathhause aus. Wilsdruff, 12. Juli 1897. — Bursian, Bgmstr. Dachziegel-Berkanf nnd Holz-Bersteigerung. Beim Abbruch der alten Brauerei Cat.-Nr. 156 gewonnene alte Dachziegel werden vom k5. -s. Mts. ab an Ort und Stelle zu billigen Preisen gegen sofortige Baarzahlung abgegeben. Ferner werden ebendaselbst alte Bretter, Latten und Bauhölzer Sonnabend, den 17. Lr. !Nts., Naclnn. '/^Uhr und nach Befinden noch in nächster Woche gegen sofortige Baarzahlung an den Meistbietenden versteigert. Wilsdruff, den 14. Juli 1897. Der Stadtaem Linderat h. Bursian, Bgmstr. - Das orientalische Fragezeichen. Die iu den Friedensverhandlungen von Konstantinopel eingetretenc Stockung läßt genugsam erkennen, daß die von verschiedenen Seiten geäußerten Erwartungen eines baldigen Abschlusses des Friedensvertrages zwischen der Türkei und Griechenland mindestens verfrühte waren, selbst in diplomatischen Kreisen wagt man keine bestimmte Meinung über die nächste Weiterentwickelung des orienta lischen Problems mehr abzugeben. Die Schuld au diesem mißlichen Stande der Dinge trägt zweifellos die Pforte, ihre Vertreter bei den Friedenskonferenzen verschleppen mit der Geschicklichkeit, welche die türkische Diploniatie in solchen Sachen zu entfalten pflegt, die Unterhandlungen mit den Botschaftern der Großmächte absichtlich, um bei den Friedensverhandlungen möglichst viel für die Türkei herauszupressen. Neuerdings sind hierbei die Fragen der Kapitulationen und der Höhe der von Griechenland zu leistenden Kriegsentschädigung einstweilen etwas in oen Hintergrund getreten, dafür spitzt sich die thessalische Land angelegenheit zu. Die Militärpartei am Stambuler Hofe arbeitet beim Sultan mit allen Mitteln dahin, daß er auf der Annexion ganz Thessaliens bestehe, welches mit dem Blute so vieler tapferer türkischer Krieger erkauft worden sei, eine Auffassung, welche in immer weiteren Schichten des türkischen Volkes ihren gefährlichen Widerhall findet. Dieser von der einflußreichen Militärpartei wie von breiten Massen des Osmanenvolkes getragenen Forderung gegen über sieht sich die Regierung Abdul Hamids allerdings in einer fatalen Lage. Sie muß befürchten, daß sich der allgemeine Unwille der türkischen Armee wie Bevölkerung schließlich gegen die eigene Regierung richtet, wenn sie den chauvinistischen Wünschen im Lande nach Wiedererlangung des 1881 verloren gegangenen Thessaliens nicht soviel wie möglich nachkommt, anderseits weiß jedoch die Pforte , selbst sehr gut, daß Europa nimmer in die Rückgabe der gesammten griechischen Provinz Thessaliens an die Türkei einwilligen würde. Daher lavirt denn die Pforte zwischen der Forderung des türkischen Chauvinistenthums wegen Thessaliens und der Auffassung der Mächte, daß die Türkei nur ein kleines Stückchen von Thessalien erhalten dürfte, hin und her, bald diese, bald jene künftige Grenz linie verlangend, die aber stets weit über den Umfang des thessalischen Areals hinausgeht, welches die Mächte den Türken zugestehen wollen. Diese Verscheppungstaktik der türkischen Diplomatie hat man auf Seite» der Großmächte nun freilich endlich satt bekonmien. Wiederholt sind der Pforte in jüngster Zeit gepfefferte gemeinsame Vorstellungen von den Bot schaftern gemacht worden, welche ihr zu Gemüthe führten, daß ihre Spekulation auf die Uneinigkeit der Mächte eine verfehlte sei, und daß sich die Türkei schließlich nur selber schädigen würde, falls sie in ihrer jetzigen Haltung ver harre. Es heißt sogar, daß Rußland bei den anderen Mächten bereits einen anderen, als bloß diplomatischen Druck auf die Türkei angeregt habe, nm dieselbe den Wünschen des „vereinigten Europas" gefügiger zu machen, doch lauten die Meldungen hierüber noch nicht bestimmt genug. Dafür wird aber jetzt bekannt, daß sowohl der Kaiser Franz Josef als auch Kaiser Wilhelm Telegramme an den Sultan Abdul Hamid gerichtet haben, in welcher beide Monarchen den osmanischen Herrscher ersuchen, dem einmüthigen Willen Europas Rechnung zu tragen und den Friedensschluß mit Griechenland auf Grund der von den Botschaftern in Konstantionpel vorgeschlagenen letzten Bedingungen herbeizuführen. Von den gedachten Kund gebungen ist namentlich die Depesche des österreichischen Kaisers bemerkenswerth, welche zugleich die Antwort auf ein demselben kürzlich vom Sultan zugegangenes Telegramm enthält. Denn in aller Freundschaft und doch zugleich mit Entschiedenheit macht der Kaiser Franz Jofef den Sultan darauf aufmerksam, daß die Türkei in Thessalien mehr, als die von den fremden Militärbevollmächtigten vorgeschlagene Grenzlinie, unmöglich erlangen könne und daß die Großmächte vollkommen einig in ihren Ent schlüssen seien. Sicherlich werden diese Kundgebungen der zwei ver bündeten mächtigen Kaiser ihren tiefen Eindruck auf den Sultan nicht verfehlen, aber es ist bei dem schwankenden, unentschlossenen Charakter des türkischen Herrschers nur fraglich, ob und wie lange dieser Eindruck bei ihm gegen über dem Andrängen der Konstantinopeler Militärpartei Stand halten wird. Und wenn nun sich Abdul Hamid zuletzt endgiltig weigern sollte, seine Armee aus Thessalien abzuberufen, was dann? Falls auch nachher das „ver einigte Europa" noch auf seinem Willen bestehen sollte, so müßte also zu einer militärischen Exekution gegen die Türkei geschritten werden, die aber nicht nur nach der rein militärischen, sondern auch nach der politüchen seite hin ihre ernsten Schwierigkeiten hätte, ja, speziell m letzterer Beziehung würde wahrscheinlich die Gefahr erst recht em- treten, welche man immer so ängstlich vermeiden will, näm lich die Sprengung des europäischen Konzerts. Angesichts dieser Gesammtlage der Dinge kann man der Wesierent- wickelung und Lösung der gegenwärtigen orientalischen Lage allerdings mit Spannung entgegensehen, man kann aber zugleich nicht ohne Besorgnisse den ferneren Dingen im Orient entgegenschauen. Tagesgeschichte. Berlin, 12. Juli. Wie die „Nordd. Allg. Ztg" hört, wird neueren Bestimmungen zufolge, der Kaiser auf der Reise nach Petersburg außer vom Reichskanzler Fürsten Hohenlohe auch von dem zur Uebernahme der Geschäfte des Staatssekretärs des Aenßeren desianirten Botschafter Bülow begleitet sein. Aus Bergen wird gemeldet, daß der im Gefolge des Kaisers befindliche Offizier von Hancke aus einer Ve- locipedtour am Landvensee bei Odde tödtlich verunglückt ist. Herr von Hancke hatte beim Dahinfahren auf dem Rad die Balance verloren, stürzte und schlug mit dem Kopfe auf einen Stein, worauf er in den See fiel und ertrank. — Dem „Lokal-Anzeiger" wird aus Bergen mit- getheilt, daß der Kaiser sich von dem Unfall, der ihn be troffen, wieder erholt und keinerlei Schaden genommen habe. Der Monarch beabsichtige, morgen nach Bergen aufznbrechen. Die „Schaumburg - Lippe'sche Lanoeszeitung theilt mit, daß das zur Entscheiduna in Niuuetkckuw. Thrnfolgefrage eingesetzte Schiedsgericht, bei welchem bekanntlich Se. Majestät der König Albert von Sachsen den Vorsitz führte, die Ansprüche des Grafen Ernst zur Lippe- Biestcrfeld anerkannt habe. .Bekanntlich schwebte seit dem am 20. März 1895 erfolgten Tode des Fürsten Woldemar von Lippe-Detmold die Frage, wer der rechtmäßige Herr scher des Fürstenthums sei, da der Bruder des Verstorbenen, der 1831 geborene Fürst Alexander, krankheitshalber die Negierung nicht zu führen vcrniag. Ansprüche auf den Thron wurden von dem Fürstenhause Lippe-Schaumburg und dem Oberhaupte der erbherrlich gräflichen Linie dem Grafen Ernst zu Lippe-Biesterfeld, erhoben. Durch den testamentarischen Erlaß des Fürsten Woldemar vom 20 Oktober 1890 war als Regent Prinz Adolf von Schaum burg-Lippe bestimmt, welcher bekanntlich mit der Prinzessin Viktoria von Preußen, der Schwester Kaiser Wilhelms, vermah t ist. Da Graf Ernst zur Lippe diese testamenta- rsiche Best mmung des Fürsten Woldemar zu seinen Gun- sten am 12 April 1895 anfocht, so beschloß am 24. April desselben Jahres der Lippe-Schaumburgische Landtag unter ausdrücklicher Genehmigung des Prinzen Adolf, der inzwischen die Regentschaft angetreten hatte, die Regelung der Erbfolgefrage dem Bundesrath anheimzugeben. Dieser veranlaßte auf den Antrag Preußens die Einsetzung eines Schiedsgerichts mit der Aufgabe, die Angelegenheit end- gütig zu entscheiden, nachdem die beiden um den Thron streitenden Parteien sich bereit erklärt hatten, dem Schieds- Iprnch sich zn fügen. Die Entscheidung des Schiedsge richts hat nun den Grafen Ernst zu Lippe-Biesterfeld als Regenten des Fürstenthums Lippe-Detmold anerkannt. Diesem wird Prinz Adolf von Lippe-Schaumburg fortan die Zügel der Regierung zu überlassen haben. Der neue Regent Graf Ernst v. Lippe ist zu Oberkassel bei Bonn am 9. Juni 1842 geboren und mit der Gräfin Karoline von Wartensleben vermählt, welche im 45. Lebensjahre steht. Ihrer Ehre sind sechs Kinder entsprossen, von denen der am 30. Mai 1871 geborene Graf Leopold, königlich preußischer Lieutenant ü la 8uits der Arniee, der jetzige Erbprinz von Lippe-Detmold ist. Zur inneren Lage spricht sich die „Deutsche Tages zeitung" aus in einem Leitartikel unter dem Titel „Ab warten", den sie mit folgenden Sätzen schließt: Ist das, was hinter uns liegt, nur ein Personenwechsel gewesen, so wird unsere Stellung nicht im Mindesten geändert. Ist es mehr gewesen, sollen wirklich die Bahnen eingeschlagen werden, die das deutsche Volk allein zum Frieden und zu seinem weltgeschichtlichen Ziele führen können: die Bahnen des Mittelstandsschutzes, nun so haben wir die doppelte Pflicht, auszuharren in unserer Arbeit und unserer auf klärenden Thätigkeit mit gesteigertem Eifer obzuliegen. Die Regierung kann, selbst wenn sie vom besten Willen beseelt ist, wenig thun und schaffen, wenn das Bleigewicht eines widerstrebenden Reichstages sich an ihre Füße haftet. Deshalb bleibt es die nächste und ernsteste Aufgabe, einen Reichstag zu schaffen, der durchdrungen ist von der Noth wendigkeit eines wirksamen Schutzes deutscher, ehrlicher Arbeit gegeu allerlei Ausbeutung und gegen die umklam mernde Ueberwucherung des Mammonismus. Ein solcher