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ThmM Uchen, Siebenlehn md die Umgegenden No. SS 1897 Sonnabend, den 14. August Nachdem der Königliche Friedensrichter für den Bezirk Unkersdorf mit Roitzsch, Herr Prioatus Irmer in Unkersdorf verstorben ist, ist bis anf Weiteres mit der einstweiligen Besorgung der Geschäfte Herr Expedient Lrnil Schubert in Wilsdruff betraut worden. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 6. August 1897. vn. ksnglostk. Tagesgeschichte. Die Kinder unseres Kaiserpaares haben ihren fast sechswöchigen Sommeraufenthalt zu Tegernsee im bayerischen Hochlande beendigt. Am Dienstag Nachmittag reisten die fünf älteren kaiserlichen Prinzen von Tegernsee über München nach Berlin ab, während Abends der jüngste^ Prinz und seine kleine Schwester über München nach Schloß Wilhelmshöhe abreisten. Die Besserung im Befinden des Großherzogs! von Vaden hat nach einem neuerlichen Karlsruher Hof bericht in den letzten Wochen abermals einige Fortschritte gemacht. Immerhin bedarf der hohe Herr noch großer Schonung, infolgedessen er sich veranlaßt gesehen hat, die Einladungen zu den Paraden und Manövern des 8. und 11. preußischen Armeekorps und der beiden bayerischen Armeekorps abzulehnen. Aus demselben Grunde mußte der Großherzogs auch auf seine Absicht, den Prinz-Regenten von Bayern in München zu besuchen und ihm für seine Ernennung zum Chef des 8. bayerischen Infanterie-Regi ments persönlick zu danken, verzichten. Die bevorstehenden Neuwahlen zum badischen Landtage treten allmälich in das Stadium der Wahl aufrufe ein. So sind jetzt die Nationalliberalen mit ihrem Wahlaufrufe auf dem Plan erschienen. Die Kund gebung weist auf die entscheidende Mitwirkung der national- liberalen Partei an der Schöpfung und Ausgestaltung der freiheitlichen Institutionen des Großherzogthums Baden hin und versichert, daß sie auch den materiellen An die Bürgerschaft Wilsdruffs! Unter Bezugnahme auf deu nachersichtlicheu Ausruf wendet sich der ergebenst Unterzeichnete an die Bürger Wilsdruffs mit der herzlichen Bitte, ihre Spenden entweder an die Expedition des Wilsdruffer Wochenblattes oder an die Stadtkaffe gelangen zu lassen. Auch die geringste Gabe wird dankbar angenommen. Wilsdruff, 9. August 1897. Bgmstr. Bursian. Die ihr in Gefahr seit, macht ench auf zu Jesu. Reißt die Scheidewand im Gebete nieder, die sich zwischen euch und eurem Heiland gestellt hat. Laßt euch alle eure Sünden vergeben und erfleht von neuem die Kraft von oben für Kampf und Nachfolge. „Laßt,, was irdisch ist, dahinten!" Tiefe Rast wird'euch umfangen, und eine Zeit der zweiten Liebe heraufkommen, die vielleicht weniger enthusiastisch, aber die tiefer ist. Euer Herz, jetzt unruhig im tiefsten Grunde, wird wieder still werden. Denn Jesus Christus giebt den heiligen Geist denen, die Ihn bitten. Schwer ist unser sächsisches Vaterland, schwer auch unser Bezirk durch die hereingebrochene Hochfluth heimgesucht worden. In Stadt und Laud blicken Tausende weinenden Auges auf die Verheerung ihrer Felder, auf die Trummer ihrer Habe. Es gilt, diese Thränen zu trocknen und schnelle ausgiebige Hilfe zu bringen. Aller Orten regt sich werkthätige Nächstenliebe und eilt der Geschädigten Noth zu lindern. Auch wir wollen nicht säumen und das llnsrige thun. Es wird in Dresden ein Central-Hilfs-Comite für das ganze Land gebildet und diesem die Vertheilung aller eingehenden Gaben an unsere geschädigten Mitbürger überlassen werden. Wir halten es für geboten, die bei uns eingehenden Gaben an dasselbe abzuführen, um eine möglichst gleichmäßige und gerechte Vertheilung an alle von dem Unglücke Betroffenen zu erreichen. Helft Alle mit, helfe, wer helfen kann! . , . . Die Unterzeichneten sind zusammeugetreten und haben einen geschäftsführenden Ausschuß gewählt, welcher das Sammelwerk un Bezmsverbande Meeßen leiten wird. Der geschäftsführende Ausschuß besteht aus folgenden Herren: . Kammerherr Amtshauptmann von sct?rostev, Vorsitzender, Bürgermeister Nv. Bv, stellv. Vorsitzender, Banguier Cassirer, Gemeinde ¬ vorstand G^if-Cölln, Oekonomierath Stsiacv-Leutewitz, Bürgermeister »v. Bent-Lommatzsch, Bürgermeister wirtygenMossen. Sammelstellen werden allerwärts errichtet werden. In den Orten des platten Landes werden die Pfarr- und Gemeindeämter Gaben entgegennehmen, ebenso sind die Unterzeichneten hierzu gern bereit. Meißen, am 6. August 1897. Bürgermeister vr Fabrikdirektor Bergmann, Fabrikbesitzer Bissslt, Gemeinde-Vorstand Bl»in«e-h-Jesseu, Mitglied des Bezirksausschusses, Oberst Bock von wülfinacn, Bezirksassessor von Bose, Oberbergrath Brnnneniann, Bürgermeister Bnrsian-Wilsdruff, Oberamtsrichter Laspari, Rittergutsbesitzer Lrusius- Lirschstein Gemeinde-Vorstand Donath-Sönitz, Mitglied des Bezirksausschusses, I>i Donner, Justizrath Hrant.-, Stadtrath Hrever, Gemeinde-Vorstand Gansange- Oberiabua Gutsbesitzer Gerlacb-Sachsdorf, Mitglied des Bezirksausschusses, Gemeinde-Vorstaud Graf-Cölln, Rittergutsbesitzer »v. Güntyer-Schieritz, Fabrikdirektor Baake-Cölln Stadtrath Bildebrand, Stadtverordneteuvorsteher Hoftn^ntt, Direktor Hörmann-Cölln, Laudtagsabgeordneter Horst-Cölln, »r. nie«!. Hreiherr v'sn AcUer' Buchdruckereibesitzer Superiuteudeut »v Asylschütter, Commerzienrath Stadtrath Aurtz, Mitglied des Bezirksausschusses, Fabrikbesitzer Lnncrelütje-Cölln Oberceremonienmeister Freiher von Miltitz-Siebeneichen, Rittergutsbesitzer Oehmichen-Scharfenberg, Rittergutsbesitzer Oehmichen-Barnitz, Ober- schulräth Prof. ttv. Peter, Postdirektor Bern, Ziegeleibesitzer Bnsolph-Cöllu, Mitglied des Bezirksausschusses, Oekouomierath Schreber-Stauchitz, Mitglied des Be zirksausschusses, Kammerherr Amtshauptmann von Sch oeter, Gemeinde-Vorstand Schncioer-Weinböhla, Generaldirektor Schuster, Rittergutspachter Steiger-Löthein, Mitglied des Bezirksausschusses, Laudtagsabgeordueter Oekonomierath St-iaer-Lentewitz, Fabnkbentzer Lhürmer, Bürgermeister »r. Vent-Lommatzsch, Redakteur »r. Winter, Bürgermeister Wirthacn-Nosseu, Bürgermeister Wsif-Siebenlehn, Rittergutsbesitzer Wolf-Deila, Rittergutsbesitzer Wnnderling-Neukircheu. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M. 5ö Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Bering von Martin Borger in Wilsdruü. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst.' ZUM 9. Sonntage nach Trimtatis. Offenb. Joh. 3, 11: Halte was du hast, daß niemand deine Krone nehme. Aus dem Sendschreiben an die Gemeinde zu Phila delphia entnommen, ist dies ernste und doch anerkennende und liebreiche Wort ein Liebliugsspruch ernster Christen, r! der Konfirmationsspruch hoffnungsvoller, jugendlicher Gepalten geworden. Es ist eine reine, edle Freude für eiffen Seelsorger, wenn er einem Konfirmanden gerade dies Gotteswort geben darf.' Er setzt voraus, daß die junge Itenschenseele schon etwas hat und besitzt, was die h?ben und besitzen: eine Krone, die einst aber nach vollendetem Laufe E dem sichtbar glänzen w Er setzt voraus, hflß Menschenkind ein Enngkeitsmensch geworden ist, für das der Seelsorger unvergängliches Leben erwarten darf. Bei wie wenigen unserer Konfirmanden wird man also diesen Spruch wählen dürfen! Aber auch deuen, die ihu mit gutem Recht empfaugen, muß neben der Anerkennung der Ernst, der in diesem Worte liegt, znm Bewußtsein gebracht werden. Halte, was du hast! Ach, auf die goldene Zeit der ersten Liebe zum HErrn folgt in den meisten Fällen eine Zeit geist licher Erschlaffung. „Die Knaben werden müds und matt", nnd die Jungfrauen nickt minder; müde der- -Nachfolge Jesu Christl/matt im Gottesverkehre, — müde iw Wider stande gegen Versuch und Anfechtung matt im Trachten nach dem, was droben ist. Irdische Interessen gewinnen die Oberhand; allmählich lagert sich eine Schujo auf die Seele, und statt sie im Blute Jesu abwaschen zu lassen, sucht der Mensch sie im Vergnügen und durch wechselnde Zerstreuungen loszuwerden. In solchen Zeiten ist die Krone in Gefahr. Sie droht von dement Haupte zu fallen. O, gieb acht, halte sie fest mit bpidcn Händen. Das Loos entthronter Könige ist traurig: sie können es doch nimmer vergessen, daß sie einst die Krone trugen. Darum begieb dich uicht selbst ins Exil, macke dich deines Diadems nicht selbst verlustig. Noch hast du die Krone -17 S-iden^ Interessen des badischen Volkes ihre werkthätige Auf merksamkeit zugewendet habe und im Speziellen für die Hebung der Landwirthschaft, des gewerblichen Mittelstandes und der Arbeiterklasse besorgt sein werde. Scharf wendet sich der Wahlaufruf gegen das Centrum und gegen die Sozialdemokratie, er schließt mit der Erklärung, daß die erste Sorge der nationalliberalen Partei auch fernerhin Kaiser und Reich gewidmet sein werde. Eine treffende Illustration zu der politischen Lage in Straßburg bietet nach der „Köln. Ztg." fol gender Vorgang: Auf dem der Wahl am 8. August folgenden sozialdemokratischen Festbanket brachte der steg- reiche Kandidat der Sozialdemokraten in warmen Worten einen Triukspruch auf die klerikale Partei aus. Durch die direkte Unterstützung der Klerikalen, so führte er aus, sei 1893 sein Freund Bebel in den Reichstag gewählt worden. Die Klerikalen hätten dann ihm selbst bei den Bezirkstagswahlen im Jahre 1896 indirekt werthvolle Hülfe zu Theil werden lassen, und sie hätten ihm auch bei Mer diesmaligen Wahl im Jahre 1897 ihr Wohlwollen nicht entzogen. Es sei deshalb zu erwarten, daß auch im Jahre 1898 bei der Reichstagswahl die klerikale Hülfe uicht fehlen werde. Verfügung über deu Amtsstil im Bereiche der P o st. Im Amtsblatte des Reichspostamts hat der Staats sekretär v. Podbielski eine anerkennenswerthe Verfüg ung über den Amtsstil erlassen, der wir folgendes ent nehmen: Die Sckreibweise der Beamten soll knapp und klar sein, ihrer Stellung zu einander und zum Publikum auch in der Form entsprechen und sich der allgemeinen üblichen Sprache des Verkehrs anschließen. Entbehrliche Fremdwörter, veraltete Kanzleiausdrücke (Curialien) einst weilen noch nicht ganz entbehrt werden können, doch sind sie auf ein möglichst knappes Maß zu beschränken. Häuf ungen und Steigerungen, wie z. B. „beehre mich ergebenst, sehr genügtest, ganz ergebenst", Kanzleibildungen, wtz „Hochdieseiben, Deroseits, Hochderoseits", sind zu vermeid^ desgleichen die häufigen Anreden „Ew. HochwohlgeboM, Hochgeboren, Exzellenzu. s. w", die im übrigen durHM Imlsblukk für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt.