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4 k' mit den Beilagen: Leben im Bild, Agrar-Warte, Radio-Zeitung, Mußestunden, Aus alter und neuer Zeit, Moden-Zeitung, Schnittmusterbogen. Hauptgeschäftsstelle: Wilsdruff Fernsprecher: Nr. 445 Dresdner Gtraße 62 verantwortlich für den TeMil: Ernst Braun, beide in Freital, Stolle Dienstag/ -en^L. Mai -19LS 2S Vereidigung des Reichspräsidenten Hindenburgs Gelöbnis ihren zahllosen Bannern u^ld Fahnen in vol ler Ordnung sich vollziehen konnte. r Uhr Marineleitnng Admiral Zenker teil- Die der und der nahmen. eingehende Manuskripte ist Rückporto beizufügen, andernfalls übernehmen wir keine Garantie. Verlag: Wilsdruffer Nachrichten, Wilsdruff !. Sa. Druck: Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Der ' frei ins Haus monatlich Mk. 2.—, durch die Post ohne Zustellgebühr sich dabei um die Veranstaltungen des heuti gen und des morgigen Tages, sowie um eine allgemeine Erörterung der gesamten politischen Lage. Gegen 8 Uhr gab der Reichskanzler zu Ehren des Reichspräsidenten ein Essen, an dem die genannten Persönlichkeiten und außerdem noch der Reichstagspräsideut Löbe und die Chefs der Heeresleitung General v. Seeckt Durch das Brandenburger Tor Berlin, 11. Mai sEigener Drahtbericht). Um UM Uhr passierte Reichspräsident Hinden burg mit Gefolge, eskortiert von einer Schwa dron Schupo, im Auto das Brandenburger Tor. Die längs der Charlottenburger Chaussee bereits seit den frühen Morgenstunden war tende, nach Huudcrttauseudcn zählende Men schenmenge rief dem Reichspräsidenten bei seinem Einzug in Berlin begeistert zu. Sechs Flieger gaben ihm während der ^oßrt von Bahnhvs Heerstraße das Geleit und tummel ten sich noch längere Zeit über dem Platz vor dem Reichstag und dem Brandenburger Tor, der Menschenmenge ein grandioses Schauspiel bietend. Oer Einzug in Berlin am Montag Oie Ankunft auf Bahnhof Heerstraße Berlin, 11. Mai (Eigener Drahtbericht). Zum Empfang auf dem Bahnhof Heerstraße waren der Reichskanzler, der Staatssekretär des Reichspräsidenten, der Reichsinuenminister, der Reichswehrminister, der Chef der obersten Heeresleitung, der Chef der Marineleitung und mehrere Staatssekretäre erschienen. Der Bahnhof war scharf abgesperrt. Der Reichs präsident entstieg dem Salonwagen, der als erster Wagen dem fahrplanmäßig kurz vor 6 Uhr eingetrosfenen Zuge angehängt war. Die Tochter des Reichskanzlers überreichte einen Blumenstrauß und sprach ein kurzes Gedicht, worauf der Reichspräsident die anwesenden Mitglieder des Kabinetts und die übrigen Herren kurz begrüßte. Vor dem Bahnhof wurde der Präsident von lauten Hochrufen einer ungeheuren Menschenmenge empfangen. Berlin im Kestschmuck Bevölkerung der Reichshauplstadt Oie Zusammenstöße Berlin, 12. Mai. (Radiomeldung 11,20 Clemens Landgraf Nachfolger, Freital. Leitung der Redaktion: Wilibald Eine bayerische Kundgebung Am Schluffe der Sitzung des bayrischen Staatshaushaltsausschusscs des bäurischen Landtages gedachte der Bors, des Ausschusses Speck mit folgenden Worten der heutigen Vereidigung des neuen Reichspräsidenten. Heute früh wird der neu gewählte Reichs präsident in die Hand des Präsidenten des Reichstages den Eid ablegen und damit sei» hohes und verantwortungsvolles Amt über nehmen. Möge es ihm mit Gottes Hilse ge lingen, das Ansehen des deutschen Volkes nn Ausland zu mehren, möge es ihm auch ver gönnt sein, das deutsche Volk im Innern zu festigen und es zu gemeinsamer Arbeit znsam- menzuführen zum Wohle der Allgemeinheit. Möge aber auch unter dem neuen Reichsober haupt daS Verhältnis zwischen Reich und Ländern ein harmonisches, gedeihliches Zn* saipmcmn beiten garantieren zum Besten des ganzen deutschen Volkes. I des deutschen Heeres auf Jahrhunderte hin durch aufs neue befestigt haben. Nun scheiden Sie nach wenigen Jahren wieder aus unserer Mitte, berufen zur höchsten Würde des Staates. Unser Volk leidet unendlich Not wirtschaft licher und nationaler Art. Millionen gläubi- ger Augen blicken auf Sie, unzählige Wünsche geleiten Sie zu Ihrem neuen Amt. Möge es Ihnen möglich sein, das deutsche Volk glück licheren Zeiten entgegenzufützren, dazu bei zutragen, daß Deutschland wieder stark und mächtig gemacht werde." Noske schloß seine Rede mit einem drei fachen Hoch auk den Reichspräsidenten, in das die versammelte Menge kräftig einstimmte. Der Reichspräsident erwiderte darauf: „Ich will auch fernerhin meine Pflicht und Schuldigkeit tnn. Ich weiß, daß uns nur Einigkeit retten kann. Ick verspreche, der Armen und Elenden ganz besonders zn ge denken und ans einen Ausgleich aller Volks- kreisc hinzuarbeiten. Ich Hosse, das deutsche Volk aus Not, Elend nud Zerrissenheit zurück zur Einigkeit führen zn können." Arbeitslast und Arbeits Methode -es Reichstages Acht Wochen Zeit sind noch bis zu deck am 4. Juli in Aussicht genommenen Beginn der großen Sommerpause für den Reichstag vor Händen. Beinahe zwei Wochen werden hier von durch die Pfingstzeit und durch andre notwendige Unterbrechungen der normalen Zeit entzogen. In sechs Wochen soll also der Reichstag alle die Gesetze und Vorlagen erledigen, deren Erlah eine dringende Not wendigkeit ist. Wenn sich der Reichstag nicht bald zu einer gründlichen Aenderung seiner Arbeitsmethoden entschließt, wird er sich mit absoluter Sicherheit vor der faktischen U n Möglichkeit einer ordnungsge mäßen Erledigung seiner gesetzgebe rischen Ausgaben sehen. Unter hemmungslosem Re defluß kommen die Beratungen des Reichshaus haltplanes nur schleppend weiter. Wichtige Abschnitte des Etats, wie die des Auswärti gen Amtes, des Reichswehrministeriums und andrer Titel harren noch der Beratung und werden nach den Erfahrungen der jüngsten Parlamentsgeschichte eine weit ausgesponnene Debatte auslösen. Mit den neuen Steu ergesetzen hat der Reichsfinanzminister ein Eesetzgebungswerk von ungeheurem Um fang aus den Tisch gelegt. Die Auswer tungsentwürfe umschließen ein.nicht we niger umfangreiches Problem. Eine volle Woche ist allein für die erste Lesung dieser Gesetze in Aussicht genommen. Dann kommt die Vorberatung in den Ausschüssen mit sicherlich mehrwöchiger Dauer, und dann erst nach den Ergebnissen der Ausschußberatun gen die Hauptdebatte in der zweiten Lesung des Plenums von wiederum mehrwöchiger Ausdehnung. Inzwischen wird wohl auch die längst nötige Zollvorlage sich zu einem gesetzgeberischen Vorschlag verdichten, wenn die hierüber innerhalb der Regierung vor handenen Schwierigkeiten überwunden sind. In früheren Reichstagen füllten die Bera tungen über Zollvorlagen oft eine ganze Sitzungsperiode aus. Man wagt sich kaum auszudenken, welche endlosen Debatten es. im Plenum und im Ausschuß jetzt bei diesen Fragen geben wird. Dazu kommen die au ßenpolitischen Probleme. Wenn auch bei der Beratung des Etats des Aus wärtigen Amtes eine allgemeine Aussprache über die außenpolitische Einstellung der Re gierung vor sich gehen wird, so kann doch der Reichstag jeden Augenblick vor Einzel entscheidungen von weitesttragendcr Bedeu tung gestellt werden, die ihrerseits wieder tage- und wochenlange Verhandlungen nötig machen. Man denke nur an die Möglich keit der Veröffentlichung des Kon.troll- berichts, oder des Akutwerdens des Beitritts zum Völkerbund oder des sogenannten Sicherheitspakles. Dar über hinaus liegen Anträge aus der Mitte des Reichstags nicht zu Dutzenden, sondern zu Hunderten vor, und weitere Materien erfordern gebieterisch eine gesetzliche Rege lung: es sei nur an den großen Fragen- kompler der Wohnun gswirtschaft, an das Beamtenrecht, an das Reichs- schulgesetz usw. erinnert. Die Fülle des gesetzgeberischen Materials für den gegenwärtigen Reichstag ergibt sich zum Teil aus der Tatsache, daß der ver flossene Reichstag während seiner kurzen un rühmlichen Lebensdauer vor lauter Regie rungskrisen zu positiver Arbeit nur in sehr bescheidenem Umfange kam. Abgesehen hier von ist diese gehäufte gesetzgeberische Tä- Besprechungen in der Reichskanzlei Abends 1L8 Mir fand in der Reichskanzlei eine Besprechung statt, an der Reichspräsident v. Hindenburg, sein Stellvertreter Dr. Simons, der Reichskanzler Dr. Lnlbcr, der Rcichs- iuncmuiuister Dr. Schiele nud der Reichswehr minister Dr. Geßler teilnahmen. Co handelte Eine Ansprache Noskes und die Antwort Hindenburgs Aus Hannover meldet der Draht: Ober präsident Noske richtete an den Feldmarschall bei seiner Abfahrt von Hannover folgende Worte: „Herr Reichspräsident! Im Namen der Reichs-, Landes- nnd Provinzialbehörden und der hannoverschen Stadtverwaltung entbiete ich Ihnen, Herr Reichspräsident, einen respekt vollen Gruß. Die Chefs dieser Verwaltungen sind hier versammelt, um Abschied von Ihnen zn nehmen, da Sie wieder einmal Hannover verlassen, nm diesmal nach Perlin üüerzu- siedeln znr Ucbernahme des wichtigsten Amtes, das daS deutsche Volk zu vergebe» hat. Herr Reichspräsident, es ist nicht möglich, fein Leben allein nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Sie hatten sich vor langen Jahren in Hanno ver niedergelassen, um Ihr Leben in Ruhe zu verbringen. Dann kam Ser Weltkrieg, und als die Not des Volkes am höchsten war, da rief man Sie an die Ostgrenze, wo Sic den Rnhm hatte sich am Montag in unübersehbarer Menge, dfe nach Hundcrttausenden zählen dürfte, zum Empfange des neugewählten Reichspräsidenten eingefunden. Die Stadt selbst hat reichen Flaggenschmuck augelegt. Besonders im Zentrum und in den Straßen, die zwischen der Heerstraße und dem Branden burger Tor liege», sind die Hänser überall beflaggt. Die schwarzweißroten Fahnen sind dabei infolge der bedauerlichen Entschließung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, sich an dem Empfange nicht zu beteiligen, natürlich überwiegend vertreten. Daneben sieht man allerdings auch schwarzrotgoldene Fahnen, zahlreiche preußische und Berliner Stadtslag gen. Die meisten ausländischen Botschaften und Gesandtschaften hatten bereits morgens die Flaggen gehißt, während die Reichsbehör den erst in den Nachmittagsstunden ans sämt lichen Amtsgebäuden in den ReichSsarben flaggten. Dem Umstande, daß man eine fast zehn Kilometer lange Ansghrtsstraße fest gelegt hat, ist es zn verdanken, daß der An drang der Menscheumaffen immerhin leichter geregelt und die Ordnung aufrechtcrhalten werden konnte, als seinerzeit bei der Beerdi gung des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert, wo der Weg vom Trauerhause zum Bahnhofe viel kürzer war. Auf dem heute überaus lauggedehnten Siraßenzug fanden die Hnudcrttansende vou Zuschauern immer hin leichter Platz als damals. Trotzdem be gann bereits in den Mittagsstunden die Wall fahrt zn den Straße», durch die der Wageu Hiudeuburgs vom Bahnhof Heerstraße nach dem Reichskanzlerpalais gefahren ist. Trotz dem konnte der Verkehr noch ziemlich unge stört ausrechterhaltcu werden. Als gegen 5 Uhr eine große Zahl von Büros die Ar beit beendet hatte, setzte ein neuer starker Strom aus. dem Stadtinnern vor allem nach dem Tiergarten ein, wo sich die Manern der Menschcumassen bald zn undurchdringlicher Dichte verstärkten. Die Schutzpolizei hakte schon stnndenlang vor der Ankunft mit ihren Ordnungsarbcitcn begonnen/ so daß der An marsch der Vereine, Organisationen, Ver- bändc und studentischen Korporationen mit Znsertwnsbeiräge sind sofort bei Erscheinen der Anzeigen fällig, bei verspäteter Zahlung wirb der am Tage der Zahlung gültige Zellenpreis in Anrechnung gebrach:. Rabattanspruch erlischt bei verspäteter Zahlung, Klage oder Konkurs des Auftraggebers. Für Erscheinen von Anzeigen an bestimmten Tagen und vriuuiivvxiill, su, VLIVL 1.» . . . - Mäßen, ebenso für dis Richtigkeit von Anzeiaen, welche durch Fernsprecher aus- fur Anzeigen: Albert Schiller in Wilsdruff. Wir behalten uns aus technischen Gründen ausvrückckh Vas gegeben werden, wird keine Garantie übernommen. Für Fälle höherer Gewalt, Krieg, Streiks usw. besteh! kein An- Recht vor, Anzeigen aus den Wilsdruffer Nachrichten auch in anderen Zeitungen unseres Verlages abzudrucksn. sprach auf Lieferung bczw. Nachlieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Lesegeldes. Erfüllungsort: Wilsdruff. OaS ReichSiagSgebäude im Schmuck Berlin, 12. Mai. (Radiomcldung 11,30 Uhr.) Auf dem Rcjchstagsgebäudc sind die schwarz-rot- goldenen Fahnen gehißt. Am tzaupteingang flat tern au großen Fahnenmasten die schwarz-rot- goldene Rejchsslagge nnd die Rcichskriegsflagge. Das Portal ist mit grünem Schmuck ausgestattet. Die Ausschmückung des Plenarsitzungssaales ist vom Rcichckmnstmnrt geleitet morden. Auf einem von einer Girlande umzogenen Goldgrund, der als Schmuck den Reichsadler zeigt, erhebt sich in der Mitte die Standarte des Reichspräsidenten. Die Rampe des Präsjdcntentisches ist mit Lorbeer um zogen und mjt blauem und lilafarbenem Blumen schmuck versehen. Ueber dem Tisch liegt di: schwarz-rot-goldene ' Reichssahne »Nd auf dieser in schwarzem Leder gebunden die Mappe, die die in der Verfassung festgesetzte Eidesformel in gro ßer künstlerischer Fräkturschrift enthält. Diese Mappe hat der Reichstagspräsident unfertigen lassen, nm sie in jedem Falle bei einer Vereidi gung des Reichspräsidenten benutzen zu lassen. Osk Vereidigungsakk Berlin, 12. I. (Radiomeldnna 12,1» Uhr mittaas). In dem festlich geschmückte» Plenar- sitzungssaal des Reichstages hat Reichspräsi dent v. Hindenburg knrz nach 12 Uhr den von der Verfassung vorgeschriebeuen Eid geleistet. Tie feierliche Handlung vollzog sich yro- grammäßig und ohne Zwischenfall. Beim Er- icheiucn des Reichspräsidenten brachen die 'm Saal fast vollzählig anwesenden kommnnisti- schen Abgeordneten in Hochrufe auf die Sow jetrepublik aus nnd verließen dann geschloffen vor der Eidabnahme den Saal. Oie Amnestiefrage Die Nachtausgabe des „Tag" vvm 11. Mai cuthält eine Notiz iiber eine Amnestie beim Amtsantritt des neuen Reichspräsidenten. Danach soll die Reichsregierung beabsichtige», am 12. Mai früh de» Erlaß einer Amnestie offiziell anzukündige» und im Anschluß daran einen Gesetzentwurf zu formulieren. An dieser Meldung ist nur Lie Tatsache richtig, daß die Reichsregierung mit der Prüfung der Frage eines Amnestiegesetzes befaßt ist, wie sie dies bereits dem Abgeordneten Kahl als Vorsitzen den'des Rechtsausschusses des Reichstages aus dessen im Austrage des Ausschusses gestellte Anfrage mitgeteilt hat. Der Abgeordnete Kahl hat von dieser Mitteilung, wie die Zeitungen berichtet haben, den Rechtsausschutz bereits in seiner Sitzung am 6. Mai unterrichtet. vormittags.) Der Tag des Einzugs des neuen Reichspräsidenten ist im großen und ganzen ruhig verlaufen. Nur einige kleine Zusammenstöße sind zu verzeichnen. Am Alexanderplatz wurden drei Angehörige des Bismarckbundes von etwa 15 un bekannten Personen mißhandelt. Das Einschreiten der Polizei verhinderte jedoch weitere Tätlichkeiten. Ebenso wurden gestern abend i» Neukölln zwei Leute des Bismarckbundes in der Straßenbahn von etwa 40 Kommunisten schwer mißhandelt. Die Kommunisten entkamen unerkannt. Ein kommu nistischer Demonstrationszug wurde in. der Ebert- straße von der Polizei ansgelöst, da van Masse Fensterscheiben eingescylagen wurden. Bezugspreis einschließlich der Beilagen beträgt( Der Anzeigenpreis beträgt für die achtgespaltene peiltzelle oder deren Raum 20 pfg., für Reklamen die vier- llgebühr monatlich Mk. 2.—. Für unverlangt j gespaltene Ketüzeile 80 Pfg. Insertiunsbeträge sind sofort bei Erscheinen der Anzeigen fällig, bei verspäte'