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mit den Beilagen: Leben im Bild, Agrar-Warte, Radio-Zeitung, Mußestunden, Aus alter und neuer Zeit, Moden-Zeitung, Schnittmusterbogen. und Festtage Der Bezugspreis einschließlich der Äeilagen beträgt I Der Anzeigenpreis beträgt für die achtgespaltene Petitzeile ne Post ohne Zustellgebühr monatlich Ml. 2.—. Für unverlangt i gespaltene Petitzeile SO pfg. Insertionsbeträge sind sofort ufügen, andernfalls übernehmen wir . . „„ ,, ., .. Zahlung wird der am^Tag BSNKÄhsM, SeN'LS. Mm ^^25 29 Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn-1 ftei ins Haus monatlich Ml. 2.-, durch die . eingehende Manuskripte ist Rückporto beizufüg: leine Garantie. Verlag: Wilsdruffer Nachrichten, Wilsdruff i. Sa. Druck: Clemens Landgraf Nachfolger, Freital. Leitung der Redaktion- Wilibald Stolle, verantwortlich für den Textteil: Ernst Äraun, beide in Freital, für Anzeigen: Albert Schiller in i f Tageszeitung v» für -en AnrtsgerLcktsberrrlL Mlsörrrff : ober deren Raum 20 pfa., für Reklamen die vier- fort bei Erscheinen der Anzeigen fällig, bei verspäteter "777"^^ Zahlung wird ber am Tage der Zahlung gültige Zeilenpreis in Anrechnung Hauptgeschäftsstelle: Wilsdruff gebracht. Rabattanspruch erlischt bei verspäteter Zahlung, Klage oder Konkurs ü? » Fernivrecker- Nr 44, des Auftraggebers. Für Erscheinen von Anzeigen an bestimmten Tagen und Dresdner Straße S2 » zemjpreqer. Nr. 44» ebenso für die Richtigkeit von Anzeigen, welche durch Fernsprecher auf- Wilsdruff. Wir behalten uns aus technischen Gründen ausdrücklich das gegeben werden, wird keine Garantie übernommen. Für Fälle Häberer Gewalt, Krieg, Streiks usw. besteht kein An- Recht vor) Anzeigen aus den Wilsdruffer Nachrichten auch in anderen Zeitungen unseres Verlages abzudrucken. spruch auf Lieferung bezw. Nachlieferung ber Zeitung oder Rückzahlung des Lesegeldes. Erfüllungsort: Wilsdruff. Parteien und AuswertungskompromiK Oie Devane im Reichstagsausschuß Im Ansivertungsausschuß des Reichstages bildeten am Freitag die Konprvmihvcrhand- lnngen zwischen den Regierungsparteien und der Regierung den Mittelpunkt der Aus sprache. Zunächst legt der bisherige Vorsitzende, Abg. Dr. Steiniger, seinen Vorsitz nieder. An seiner Stelle übernimmt Abg. Dr. Philipp den Vorsitz. Abg. Hergt (Tuat.) macht dann eingehende Mitteilungen über die gestrigen Vereinbarun gen der Parteien. Das Aufwertungsproblem habe in allen Fraktionen geteilte Meinungen geschaffen. Es sei daher selbstverständlich, dah das Kompromiß für viele unbefriedigend sei. Aus diesem Grunde erkläre sich auch die Riederlegung des Vorsitzes durch Abg. Dr. Steiniger. Die Ursache zu einem Kompromiß habe aber in der Notwendigkeit gelegen, end lich einmal Ruhe und Sicherheit i.n allen Haus halten der Wirtschaft zu erzeugen. Es bleibt nichts als die Auswahl zwischen zwei Syste men. Bei der individuellen Auswertung spielt der Gedanke der Hinausschiebung nach den Konjnnkturverhältnifsen eine Hauptrolle. Bei den« Kompromiß ist ber Grundgedanke eine einheitliche und sofortige Lösung des Problems. Anfangs habe er, so erklärte der Redner, auch eine teilweise individuelle Lösung für notwendig gehalten, aber er habe umge lernt, je mehr er sich in die Probleine vertieft habe, und er habe als einzige und letzte Ret tung die sofortige Klärung erkannt. Sonst würde sich der Kampf verewigen, und die Zer klüftung in unserem Volke würde immer grö ßer werden. Jeder einsichtige Politiker «misse aber danach streben, endlich eininal diese ver heerenden Gegensätze aus dem Volke hcraus- zubringen- Deutschland wolle das Dawes- Gutachten loyal erfüllen. Die Vorbedingung dafür seien aber Ruhe und Ordnung im Inne ren. Der Redner gab bann ein Gesamtbild der Wirkunger« der Aufwertung nach dem Kompromiß. Man habe damit die richtige mittlere Linie erreicht. In zwei Wochen hoffe man die Lösung des Problems erreicht zu haben. Dainit sei alles getan, was Menschen werk hätte tun können. Nun heiße es Mit arbeiten und beitragen zur Versöhnung der Gegensätze tm Volke. Abg. Schetter sZentr.) entwickelt den Stand punkt seiner Fraktion zum Kompromiß. D i e Jndividualauf Wertung und ber Ent wurf Best seien aus wirtschaftlichen, stcuer- und finanzpolitischen Gründe«« abzulehnen, insbesondere aber auch, weil die Entscheidung jedes einzelnen Falles dem unbeschränkten Ermessen des Richters anvertraut sei, der da mit vor eine Aufgabe gestellt sei, die «veit über «ein Amt hinansgehe. Dagegen schaffe die schematische Aufwertung Ordnung, Ruhe und klare Verhältnisse. Auch in seiner Partei seien die Meinungen über die Höhe des allgemeinen Satzes von 23 v. H. geteilt, da diese Regelung einzelnen zu weit, anderen nicht weit genug gehe. Daher sei ohne ein Kompromiß nicht auszukvmmen. Nachdem schon durch die Re gierungsvorlage wesentliche Verbesserungen gegenüber der Steuernotverordnung erzielt seien, biete der Kompromiß den Gläubigern weitere Vorteile- Man solle ihn daher als Grundlage anuehnreu und schnelle und gründ liche Arbeit leisten, zumal auch die Parteien, die am Kompromiß bisher nicht beteiligt seien, früher einen Standpunkt eingenommen hätten, der sich in wesentliche«« Punkte«« mit dem Kom promiß decke. Abg. Dr. Wunderlich jDVp.) wies darauf hin, daß jeder Kompromiß unbefriedigend sei. Gas könne man zugrnudc legen? Den« Befi schen Entwnrs habe er jederzeit ablehnend gegenübergestandem Juristisch sei dieser Ent wurf vorzüglich, aber für die Praxis unmög lich. Das Aufwertungsprvblem dürfe nicht zum Jdealstrcit werde». Der Befische Entwurf fei im Grunde nichts weiter als ein Sperrge- ietz, denn er «volle die Lösung der Kapitals- sragen bis 1632 aufschieben. Das ist eine Frist von sieben Jahren. Dieser Zeitraum bedeute Die Abrüstungsnote Wie Reuter erfährt, wird die Note der Alliierten an Deutschland über die Abrüstung sine Tabelle der technischen Feststellungen enthalten, der ein erklärendes Schreiben bei gefügt wird. Das erste Schriftstück wird eine einfache Aufzählung der Tatsachen enthalten und gänzlich frei non Kommentaren fern. Es wird durch den Bericht des Versailler Komitees begründet und klare Angaben dar über enthalten, was von Deutschland in der Abrüstungsangelegenheit zu tun sei. Eine Uebereinstimmung sei in dieser Angelegen heit bereits erreicht. Es sei keine Schwierig keit entstanden. Aber es werde wahrschein lich notwendig sein, dieses rein technische Do kument an die Versailler Sachverständigen kommission zurüLuver^ Es bestehe kein Grund' zur Annahme, dah alles dieses nicht im Laufe der nächsten Wochen geschehen könne und dah die Note der Alliierten inner halb dieses Zeitraumes in Berlin überreicht und veröffentlicht werden könne. In der Zwischenzeit müsse ein Ausgleich zwischen den verschiedenen Entwürfen des Begleitschreibens gefunden werden, die bereits in den allge meinen Richtlinien miteinander übereinstimm ten. Mit bezug auf die französische Note über den deutschen Sicherhertspaktvorschlag werde in gewissen Kreisen angenommen, das; Frankreich den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund für wesentlich halte. Es wünsche aber nicht, dah ein Teil des Ver trages von Versailles gestärkt werde, wo durch möglicherweise die Schwächung eines anderen Teiles hervorgerufen werden könne. eine weitere Vertiesmm der inneren Zerklüf tung des deutschen Volkes, ganz abgesehen da von, daß durch die Unsicherheit aller Finanz- verhältuüse die deutsche Wirtschaft und vor allem der deutsche Kreditmarkt dem völliger« Bankerott zugetrieben würden. Die indivi duelle Zinsverpflichtung müsse alljährlich fest gelegt werden. Nur da, wo sie durchführbar sei, könnte die individuelle Lösung in Frage kommen. Abg. Keil (Soz.) betont, daß auch seine Par teifreunde für beschleunigte Lösung des Aus- wertungsprvblems eintrüten. Er wünsche noch nähere Aufklärung über das Kompromiß. Eine definitive Stellungnahme sei augenblick lich für ihn noch nicht möglich. Abg. Dernburg (Dem.) hält zwar die indi viduelle Aufwertung für die gerechteste Art, praktisch aber für undurchführbar- Im übri gen könnte er zu de««« Kompromiß noch keine endgültige Stellung nehme««. Abg. Dr. Joerrissen (Wirtsch. Bergg.j er klärt, daß seine Parteifreunde dem Kompro miß beigetretcn wäre««, um der Wirtschaft end lich einmal Ruhe zu bringen. Nun müsse nach Ser starken Belastung für die Hausbesitzer durch den Kompromiß aber auch mit den Fes seln der Wohnuugswirtschaft endlich aufge räumt werden. Reichsfinanzmillister v. Schlieben betont noch einmal die schweren wirtschaftlichen und finanziellen Bedenken die die Reichsregierung gegenüber dein Kompromiß geäußert hätte. Trotzdem sei sie auf den Boden des Kompro misses getreten, dainit das deutsche Wirtschafts leben endlich zur Beruhigung komme. Ueber die im Kompromiß niedergelegten Richtlinien hinauszugehcn, sei die Neichsregreruug jedoch keinesfalls in der Lage. Abg. Korsch (Komm.) warnt davor, die Ar beiterklassen durch die Aufwertung aufs neue zu belasten. Abg. Emminger lBanr. Vpt.) weist darauf hin, daß der Kompromiß wesentliche Verbes serungen gegenüber der Regierungsvorlage bringe, und daß annähernd vier Milliarden Gold durch den Kompromiß der Glänbiger- schaft mehr zugeführt werden. Nachdem dann noch der bisherige deutsch- nationale Abgeordnete und jetzige Hospitant bei der Deutschvölkischen Partei Abg. Best eine lange Rede gehalten hatte, in der er an dem Kompromiß von seinen« Standpunkt ans Kri tik übte, stellte der demokratische Abg. Dern burg am Schlüsse der Debatte den Antrag, den künftigen Verhandlungen die Regierungsvor lage über die Aufwertung zngrundezulegen. Seine Parte« muffe sich ihre Stellungnahme zu dem Kompromiß noch Vorbehalten, sie «volle aber praktische Arbeit leisten. Der demokrati sche Antrag wurde gegen den Widerspruch der Sozialdemokraten und Kommunisten von den Regierungsparteien und den Demokraten an genommen. Der Ausschuß wird demgemäß am nächsten Dienstag in die Beratung der Re gierungsvorlagen eintreten, fvobei die im Kom promiß. enthaltenen neue«« AmwertungSfätze an den geeigneten Stellen der Vorlagen ent sprechend zur Abstimmung gelangen werden. Stundung -er Vermygenssteuer- vorauszahlungsrate Auf Ersuchen der wirtschaftlichen Ver bände hat sich der Steuerausschuß des Reichstags in seiner Sitzung vom 15. Mai 1925 mit der Frage der Erhebung der an sich am 15. Mai 1925 fälligen zweiten Ver mögenssteuervorauszahlungsrate befaßt. Die Mehrheit des Steuerausschusses hat der Auf fassung Ausdruck gegeben, daß es im Hin blick auf den dem Reichstag zur Zeit vor liegenden Entwurf eines Vermögenssteuer gesetzes, Ler die Mchterhebung der Vor auszahlungsrate vom 15. Mai 1925 vorsieht, zweckmäßig sei, die Einforderung dieser Rate um einen Monat hinauszuschieben; sie be absichtigt, den Erlaß eines entsprechenden Initiativgesetzes zu beantragen. Mit Rück sicht hierauf hat der Reichsminister der Fi- ganzen die Finanzämter angewiesen, daß bis zur Klärung dieser Frage die Vermögens steuervorauszahlungsrate vom 15. Mai 1925 gestundet wird. Eines besonderen Stun dungsantrages seitens der Steuerpflichtigen bedarf es nicht. O.B.P. und große Koalition Zu den Vermutungen, daß di« Deutsche Volks- Partei beabsichtige, sich an einem Kabinett der großen Koalition in Preußen zu beteiligen, er fährt die „Zeit" aus parlamentarischen Kreisen, daß der Entschluß der Deutschen Volkspartei, kei nesfalls wieder in die große Koalition einzutre ten, unwiderruflich und endgültig sei. Graf Bothmer verhaftet In Leipzig wurde am Donnerstag abend der Rittmeister a. D. Graf Bothmer we gen Unterzeichnung einer Eingabe an den Staatsgerichtshos verhaftet. Graf Bothmer, der mit der Tochter eines Admirals ver heiratet ist, war mit dem vielgenannten Apostel Häußer in Verbindung getreten und hat mit den Anhängern Häußers eine Ein gabe an den Staatsgerichtshof Leipzig unter zeichnet, in der die sofortige Freilassung des Kapitäns Ehrhardt gefordert wurde. Die Eingabe war in so energischem Tone ge halten, dah gegen die Unterzeichner ein Strafverfahren Wege«« versuchter Nötigung eingeleitet wurde. Ende April war Termin zur Hauptverhandlrftg in Hamburg ange legt worden, doch der Mitangeklagte Graf Bothmer erschien nicht. Darauf wurde ein Haftbefehl gegen ihn erlassen, der jetzt voll streckt worden ist. Ein Reichsbewahrungsgesetz Es ist eigentlich kaum zu verstehen, mit welcher Teilnahmslosigkeit die bürgerliche Gesellschaft an dem Schicksal der zahlreichen asozialen Elemente in ihrer Mitte vor beigeht. Nicht als wenn sie nur Mitleid für die bedauernswerte«« Opfer einer krank haften Veranlagung und eines jammervollen Milieus haben sollte; die vielfach ge sell sch aftsfeindlichen Handlun gen dieser asozialen Menschen, vor allem auch die endlos sich wiederholenden öf fentlichen Koste«« für Anterbringung in Irrenanstalt, Krankenhaus, Hospital, Gefäng nis, Obdach, Arbeitshaus — zwischen denen diese haltlosen, krankhaften, meist geistig de fekten Individuen hin und her pendeln.— auch diese vielfach sehr beträchtlichen, meist zwecklos ausgegebenen Summen sollten die bürgerliche Gesellschaft aufrütteln und nach Mitteln und Wegen suchen lassen, um sich selbst, sowie in gleichem Maße diese asozia len Clemente rechtzeitig vor gesellschaftswid rigen Handlungen zu schützen. Diesem Ziel dient nur ein „Entwurf eines Reich sbewahru ngsgesetzes nebst Begründung", der von dem „deutschen Ver band zur Förderung der Sittlichkeit" vor einigen Wochen dem Reichstag mit dem Ersuchen um verfassungsmäßige Zustimmung zugestellt worden ist- Anterzeichnet ist die ser Entwurf von Professor Dr. med. von Dürsing - Frankfurt a. M. und der be- kannten Vorkämpferin des Abolitionismus (Niederschlagung von Strafverfahren, eine Art Amnestie), Frau Anna Pappri tz-Ber- lin-Steglitz. Während heute Geisteskranke nur wegen Gemeingesährlichkeit in der Anstalt festge halten werden können, sobald Besserung ein tritt, aber gewöhnlich entlassen werden, — um unter dem ungünstigen Einfluß der Am- welt bald wieder rückfällig zu werden, wünscht der Gesetzentwurf mit Recht Handhaben, um diese unsinnigen Zustände» die jeder erfah rene Irrenarzt täglich beobachten kann, in vernunftgemäße Bahner« zu leiten. Alle dauernd oder für längere Zeit Geisteskran ken — ob gemeingefährlich oder nicht — be dürfen unbedingt der Verwahrung; ebenso notwendig ist dieser Schutz für Idioten, Gei stesschwache und moralische Schwachsinnige, für krankhaft veranlagte Vagabunden und Prostituierte, für Trunk-, Morphium- und Kokainsüchtige; außerdem umfaßt der Per sonenkreis, der unter das Bewahrungsgesetz fallen soll, alle „diejenigen mit Gefängnis oder Zuchthaus Bestraften, bei denen nach ihrem Vorleben anzunehmen ist, daß eine angeborene oder erworbene Minderwertig keit der auslösende Faktor ist." — Die Be wahrung selbst soll in einer geeigneten Fa milie oder in einer der Eigenart des Aso zialen entsprechenden Anstalt oder in einer Arbeitskolonie unter öffentlicher Auf sicht und auf öffentliche Koste«« durchgeführt werden — and zwar auf Beschluß des zu ständigen Amtsgerichts, an das der Antrag auf Bewahrung von einein nahen Verwandte«« des Schutzbedürftigen, oder von dem gesetzlichen Vertreter oder auch von öffentliche«« Wohlfahrts-, Polizeibehörden u. dgl. zu richten ist. Ji« dem 24 Paragra phen umfassenden Entwurf ist noch die Re gelung des- „Verfahrens zur Anterbringung in Bewahrung", „die Ausführung der Be wahrung", das „Verfahren betreffend die Aufhebung der Bewahrung" und schließlich auch die „Kostenfrage" behandelt. Der letzte Paragraph des Entwurfes enthält eineAen- derung des Reichsstrafgesetzbuches, die für diejenigen, welche Wegen Zurechnungsfähig-