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W Ä k ;v/. ri ! Montag, den ^8. Mai 1L925 41 Tote bei einer Grubenexplosion Oie Zersetzung Ein Gprengstoffiager in einem Dortmunder Bergwerk explodiert alten Sprengstoffes wird als Ursache der Katastrophe angesehen Er ¬ das hat seien, was auf starkes Zigarettenrauchen der Belegschaft hindeute und daß dies die Ur sache des Unglücks gewesen sei, sind unhalt bar. der For- ist, datz die Erplosion überhaupt auf betroffene Revier m diesem Umfange übergreifen können. Die Knappen, die die grauenvolle Aus Dortmund wird gemeldet: Am 16. Mai nachmittags Uhr ist auf der Zeche Dorstfeld, Schacht 5, das Sprengstoff magazin auf der Wettersohle explodiert. Die Erplosionsgase sind zum Teil in be legte Baue eingedrungen und haben dort zahlreiche Opfer gefordert. Das Rettungs werk wurde mit aller Energie durchgeführt. Die Ursache der Erplosion und ihre ganze Ausdehnung ist noch nicht festgestellt. Wie von ocr Verwaltung der Zeche Dorst feld mitgeteilt wird, wurde das letzte Opfer der Grubenkatastrophe am Sonntag uni 8 Ubr abends geborgen. Die Zahl der Toten beträgt insgesamt 41, die der Verletzten 27, darunter 4 ,chwer. Die Aufräumungsarbei- ten sind >etzt soweit gediehen, datz wieder sämtliche von dem Unglück betroffenen Baue befahrbar find. Reichskanzler Dr. Luther hat von der Kölner Iahrtausendfeier aus an das preutzische Oberbergamt in Dortmund fol gendes Telegramm gerichtet:. „Mit Erschüt terung erfahre ich soeben von dem Unglücks fall,, welcher der in Ihrem Bezirk gelegenen Zeche Dorstfeld zugestotzen ist. Möchte es den Anstrengungen der Rettungsmannschaf ten gelingen, die noch eingeschlossenen Berg leute zu retten." Der Reichsarbeits Minister Brauns hat dem Betriebsrat der Zeche Dorstfeld telegraphisch sein Beileid ausgesprochen und Mittel zur Linderung der Not in Aussicht gestellt. Weitere Telegramme richtete er an die Zechenverwaltung und den Oberbürger meister von Dortmund. - - Chamberlain fällt um? Der diplomatische Berichterstatter Westminster Gazette schreibt, die Oie letzten Opfer geborgen Das Oberbergamt Dortmund gab Sonn tag vormittag 11,20 Uhr einen Bericht aus, in dem „ervorgehoben wird, datz sich unter den Toten auch der Abteilungsleiter des hauptsächlich betroffenen Reviers befindet. Weiter heitzt es: Sämtliche betroffenen Gru benbaue sind befahrbar. Eine weitere Ge fahr besteht nicht mehr. Nach den letzten Feststellungen hat die Erplosion des Spreng stoffmagazins aus ein etwa 1000 Meter ent fernt liegendes Revier übergegriffen, in dem Fettkohlenflöze abgebaut werden. Hier ist die Erplosion anscheinend an dem Kohlen staub der -bbaubetriebe eines Flötzes noch mals kurz aufgeflammt. Diese hat die mei sten Opfer gefordert. Die ganze Grube war, wie mehrfach ^urch Befahrungen festgestellt worden ist, durch die Gesteinsstaubsperren und gestreuten Gesteinstaub gesichert. Die Gesteinstaubtrennung lätzt sich leider nicht überall in den Abbaubetrieben ausführen, wodurch es anscheinend ermöglicht worden Eine vernünftige Stimme Daily News schreibt in einem Leitartikel: Wenn die alliierten Regierungen nur ebenso begeistert und entschlossen bezüg lich der Notwendigkeit der RnftyngSver- minderung in ihren eigenen Ländern wä ren wie bezüglich der Notwendigkeit der Lahmlegung des Ncberblcibsels der ge panzerte« Faust Deutschlands, so würde die Sache des Weltfriedens groke Fort schritte machen können. Das Blatt bemerkt, der Augenblick sei ungün stig, um eine Note an Deutschland zu richten, die wie eine rachsüchtige Mitteilung an den geschlagenen Feind der Kriegsjahre aussehe. Unparteiische Beobachter in Deutschland so wohl vor wie nach der Wahl Hindenburgs stimmten ebenso wie das Blatt selbst darin überein, datz die Mehrheit der deutschen Poli tiker und die große Mehrheit des deutschen Bölkes von dem Gefühl der Notwendigkeit einer freundschaftlichen und ehrlichen Rege lung erfüllt und bereit sei, Opfer zu bringen, um diese herbeizuführen. Es werde ein gro ßer Fehler und ein ernstes Unglück sein, wenn diese guten Absichten erstickt würden und durch den Eindruck, dah die alliierten Forderungen endlos seien und daß Deutschland in einem Schraubstock gehalten werden solle. dernngen, die an Deutschland im Zusammen hang mit der Abrüstungsiragc gestellt werden sollten, » gäben zu sehr den französischen Besorg nissen statt und schienen insbesondere be züglich der Sicherheitspolitik und des U«- branchbarmachcns von Fabriken über das, was vernünftig sei, hinanszngehcn. ES sei möglich, datz Chamberlain dem franzö sischen Standpunkt nachgegeben habe, cs be stehe jedoch kein Zwiespalt im Kabinett über die Aktion, die er zu unternehmen beabsichtige. strebt sei, den Anschein zu vermeiden, datz sie Zugeständnisse mache, die der französischen öffentlichen Meinung nicht willkommen sein würden. Kein Zeitpunkt, auch nicht ein bedingter, werde für die Räumung der Kölner Zone erwähnt, weder in der Note selbst noch in der angchcftetcn Liste von Forderungen. Dies werde nach Ansicht mancher das Gefühl der Enttäuschung vermehren, das, wie man glaube, durch die alliierte Note in Berlin ver ursacht werden wird. Zersetzter Sprengstoff! Die Erplosion auf der Zeche Dorstfeld ' ist wahrscheinlich auf die Zersetzung alter Sprengstoffe zurückzuführen, die zur Selbst entzündung geführt habe. Die Gerüchte, wonach Streichhölzer an der Erplosionsstelle in grotzem Umfange vorgefunden wyfden Ehamberlainswarnen-eGeste Die Gerüchte über angebliche Rücktritt^- absichten des englischen Autzenministers Chamberlain haben in den Berliner Regie rungstreuen au herordentlich grohes Auf sehen heroorgerufen. Trotzdem man aus dem unter „Kleine politische Meldungen" in der Sonnabend-Nummer unseres Blattes wiedergegebenen Dementi der englischen Re gierung entnehmen kann, datz es sich hierbei zunächst nur um blotzc Gerüchte handelt, legt man diesen Verlautbarungen die denk bar grötzte Bedeutung bei. Seit zwei Tage» weitz mau, datz zwischen England und Frankreich neue Meinungs verschiedenheiten ausgetreten sind, die aus die bevorstehenden Entscheidungen in der Entwassnnngssragc von größter Wirkung sein werden. Wenn nämlich die französische Negierung darauf bestehen sollte, die Räumung der nördlichen Rheinlandzone bis zu der Erfül lung der an Deutschland zu stellenden For- derungen aufzuschieben, so ist es sehr wahr scheinlich, das; die englische Regierung die ganze Entwaffnungsfrage nochmals aufrol len wird. Die Meinungsverschiedenheiten, die noch zwischen Paris und London bestehe», be ziehen sich nach den vorliegenden Mel dungen hauptsächlich aus die Form der Deutschland aufzuerlegendcn Bedingungen. Die englische Negierung wünscht nämlich, dah die von französischer Seite vorgeschlagenen Forderungen erheblich revidiert werden. Auf der anderen Seite verschärft «ich die Haltung der französischen Regierung von Tag zu Tag. Frankreich soll sogar neuerdings entschlossen sein, die deutschen Sicherheitsvorschläge hin haltend zu behandeln und gch nicht eher auf Verhandlungen einzulassen, bis England Frankreich gegenüber in der Entwaffnungs- und Räumungsfrage völlig nachgegeben hat. Von halbamtlicher französischer Seite wird weiter gemeldet, datz der franzöIsche Ant wort-Entwurf auf die deutschen Sicherheits vorschläge, der sämtlichen alliierten Regie rungen zur Begutachtung zugegangen ist, eine, sehr erschöpfende Behandlung des Sicherhcitenproblems enthalte. I« Berli« vermutet man, datz die franzö sische Antwort durch die Verhandlungen mit Polen und der Tschcchoslovakci über die Frage der Ostgrcnzcn autzcrordcntlich stark beeinflußt worden ist. Man nimmt auch an, datz die Botschafter konferenz nicht allein wegen ^>er Meinungs verschiedenheiten in der Entwaffnungsfrage. sonderst auch wegen anderer schwerwiegender Gegensätze zwischen England und Frankreich vertagt werden mutzte. Insbesondere handelt es sich dabei um den von England eingenom- menen Standpunkt, dah es sich nur um einen Mnf-,Mächte-Pakt handeln könne, nicht aber um eine gleichzeitige Einbeziehung der Ost staaten. Die englische Regierung Hat bisher de» Standpunkt Dcutjchlands geteilt, wonach über den Osten gesondert Verhandlungen geführt werden müßten und die deutsche Regierung gezwungen sei, eine vorherige Revision der Ostgrcnzen zn verlangen. In den Kreisen des Auswärtigen Amtes beurteilt man die Lage gegenwärtig noa; ernster als zuvor. Wenn die Gerüchte über einen bevorstehenden Rücktritt des englischen Autzenministers Chambetlain trotz des De mentis sich über kurz oder lang bestätigen Annährung zwischen England und Krankreich Der diplomatische Berichterstatter der Sun- day Times erfährt, daß der Wortlaut der Ab rüstungsnote der Alliierten wahrscheinlich eine beträchtliche Ueberraschung für Deutschland sein werde. Die Alliierten würden von Deutsch land genaueste Erfüllung der Bedingungen des Versailler Vertrages verlangen. Die Ucberciustimmug zwischen Frankreich nud Großbritannien über den Hauptinhalt der Antwort sei so gut wie erreicht. Man erwarte, datz die Bvtschaftcrkonferenz sich über den endgültigen Wortlaut der Note am Mittwoch einigen werde. Die Note werde dar auf bestehen, daß Deutschland , den Verpflich tungen, mit denen cs im Verzüge sei, Nach komme, bevor die Räumung Kölns in Frage kommen könne. Der diplvmatsiche Berichterstatter des Ob- servcr äußert sich in gleichem Sinne. Er schreibt, es sei zu befürchten, daß die deutsche öffentliche Meinung einen Chock erhalten wer de, falls tatsächlich die Note endgültig auf der Grundlage des Uebercinkommcns entworfen werde, das jetzt zwischen der französischen und der britischen Regierung so gut wie erzielt sei. Die Note werde ein langes Dokument sein, das eine lange Liste von Forderungen ent halte: denen genügt werden müsse, bevor Deutschland nach Ansicht der Alliierten die Ab- rüstungsbedingungen des Vertrages von Ver sailles erfüllt habe und bevor daher Köln ge räumt werden könne. In einem Leitartikel führt Observcr anS, cs könne kein Wiederaufleben des Genfer Protokolls geben. Weder die Vereinigten Staaten noch das bri tische Reich wollten das Protokoll, auch Deutschland und Rußland würden nicht daran teilnehmen. Es sei ein Plan für die Ver teidigung des Versailler Vertrages und würde den Völkerbund in eine Festung für die eine Hälfte und in ein Gefängnis für den übrigen Teil Europas verwandeln und dadurch die Hoffnung auf eine friedliche Abänderung des Versailler Vertrages zerstören. Das Blatt betont, datz die Zukunft der kleinen Oststaaten mit der Zukunft Deutschlands und Rußlands verknüpft sei. Daily NewS zufolge wird jetzt erwar tet, daß die alliierte Abrüstungsnote Mitt woch oder Donnerstag nach Berlin ge sandt werde. Die bisherige Verzögerung sei auf die Tatfache zurückzusübren. daß, während die britische Regierung in Anbetracht der weit reichenden Natur der alliierten Forderungen nicht wünschte, daß die Sprache der Alliierten allzu streng sei, die französische Regierung be- Die Entwaffnungsnote eine schlimme Ueberraschung? Beileidstelegramme Zum Grubenunglück aus der Zeche Dorst feld hat Reichspräsident v. Hindenburg an das Oberbergamt Dortmund folgendes Telegramm geschickt: „Der schwere Unglücks fall, der die Zeche Dorstfeld betroffen hat, und so vielen braven Bergleuten das Leben nahm, hat mich auf das schmerzlichste be wegt. Ich bitte, den Hinterbliebenen der Verletzten meine wärmste Teilnahme zu übermittelst-'^ - - - —- - plosion verschont hat, haben sofort die Ret- tungsarbeiten mit den Nachbarmannschaften ausgenommen, um als Stolleneingeweihte die unentbehrlichen Führer zu sein in dem Eewirre der Gänge. Ein Obersteiger berich tete über die Schwierigkeiten der Äergungs- und Ausräumüngsarbeiten:^ Die Erplosion erfolgte aus der Sohle 6 Schacht 5 in 635 Meter Tiefe mit solcher Wucht, datz ober halb der Erde am Förderungsbau die acht Meter grotze wuchtige Wellblechplattentür eingedrückt wurde, ein Beweis dafür, wie furchtbar der Erplosionsstotz in den Stollen und Gängen gewütet haben mutz. Die Ber gungsarbeiten sind daher autzerordentlich schwierig. Die Sicherungseinrichtungen aus dieser Zeche, die alle Neuerungen, wie Ge- steinsstaubverfahren, elektrische Grubenlam pen usw., ,chon längst eingeführt hat, sind vorbildlich. Eine unglückliche Verkettung von Zufällen mutz dis Ursache der Katastrophe gewesen ,ein/ mit den Beilagen: Leben im Btt-, Agrar-Warie, Radio-Zeitung, Mußestunden, Aus alter und neuer Zeit, Moden-Zeitung, Schnittmusterbogen. r die achtgespaltene peMzeile oder deren Roum 20 pfg., für Reklamen die vier- Inscrtionsbeträge sind sofort bei Erscheinen der Anzeiaen fällig, bei verspäteter Zahlung wird der am Tage der Zahlung gültige Zeilenpreis in Anrechnung Hauptgeschäftsstelle: Wilsdruff gebracht. Rabattonspruch erlischt bei verspäteter Zahlung, Klage ober Konkur- des Auftraggebers. Mr Erscheinen von Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen, ebenso für die Richtigkeit von Anzeigen, welche durch Fernsprecher auf- rantie übernommen. Für Fälle höherer Gewalt, Krieg, Streiks usw. besteh! kein An- Ärscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. 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