Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monatlich r,— RM. Irei Haus, bei Postdeltellung l,8v RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lü Rpsg. Alle Postanstattcn und Post boten unsereAustrageru. Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend s°g°n. Im Fall- höherer Gewalt, Krieg °d. sonstiger — ! — — B-ttnebsstorungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Baumzeile M Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reiche psennige, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RW. Nachweisungsgcbühr 2» Reichspsennige. Borge« schrieben- Erscheinungs- „ tage und Platzvorschristcn werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berüiksichtigt. Anzcigen- vnnahme bis norm.I» Uhr. »' - -— — Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muff oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 48 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 25. Februar 1933 Mie und Gorgen. Befriedigung des Durstes — Hilfe für den Mittelstand. Der Wahltag. Eigentlich ist es doch recht schade, daß in unserer von wachsenden Sorgen erfüllten, von steigenden Nöten geistiger und materieller Art geängstigten und darum so humorlos gewordenen Welt eine der letzten Quellen für diesen Humor versiegen muß! Doch kann man in diesem Falle von „Versiegen" nicht so recht sprechen, denn die zunächst vom sterbenden Amerikanischen Kongreß mit Zweidrittelmehrheit beschlossene Aufhebung der „Prohibition", also des Alkoholverbots, soll ja an die Stelle des bisher verbotenen Trinkens das erlaubte setzen u--d damit auch die Befriedigung des Durstes nach irgendwelcher alkoholischer Flüssigkeit weniger kostspielig, aber desto reichlicher machen. Auch Koüv'er, der als „trockener" Präsident einst gegen de» „nassen"KandidatenAlSmith gewählt worden war, könnt« gegen diesen Beschluß nichts mehr machen, der das End« dieser „Prohibition" herbeiführen wird, — und welch« Quelle unzähliger Witze versiegt damit für die Amerikaner selbst und für die ganze Welt, die lachend davon hörte, mit welchen Finessen dem Gesetz ein Schnippchen geschlagen wurde! Breit aber wie die Niagarafälle war auch der Strom der Korruption, der sich aus der Durch führung und Durchhaltung dieses Gesetzes ergoß, uni breit war auch der Blutstrom, der die Erzwingung seiner Vorschriften zur Fol«e hatte. In der Welt ist das ameri kanische „Girl" ebenso bekannt geworden wie dei „Gangster" und der „Bootlegger", die Alkoholschmugglet zu Wasser und zu Lande, in den Höhen und Tiefen der amerikanischen Welt, die man dort mit ziemlicher Frivoli tät oder überheblicher Überzeugtheit als — „Gottesland" bezeichnet! Mit der Flugpost ist der Beschluß des Kon- grestcs an die einzelnen Bundesstaaten gegangen, weil erst MUtbcs.ens 36 von den 49 ihre Zustimmung dazu gebe» mutzen, daß alkoholische Getränke ohne jegliche Be- gwuzung des Alkoholgehalts hergestellt und ausgeschänkt Werden dur-en. Tas wird noch einige Zeit dauern. Jn- zwnchen wetzt, tränenden Auges auf sein Haushalts- oenztt Von emer Milliarde Dollar blickend, der Staats- se.retar der Finanzen das große Steuermesser, um sich do" dem »sinken" der dem amerikanischen Volke durch Aushebung des Alkoholverbots beschert werden wird, ein ganz gehöriges Stück abzuschneiden. Und ebenso selbstver ständlich hallt durch Amerika der Nus „Kauft nur amerikanisches Bier!", weil ja auch mit dieser Flüssigkeit der Motor der amerikanischen Wirtschaft in besseren Gang gebracht werden soll. Dem Ausland be ginnen die anfangs gehegten Hoffnungen auf „Anzapfung" der Amerikaner auch schon langsam einzutrocknen. -r- Man will „drüben" also mit dem Alkohol die ein gefrorenen Kredite auftauen helfen, — vom Standpunkt des Alkoholgegners aus ein nicht gerade sehr „moralischer" Versatz! Aber in dem entsetzlichen Kampf ums nackte Da sein wird nachgerade jedes Mittel für recht befunden, wenn es nur irgendwie Erfolg verspricht. Not kennt eben kein Gebot, sondern nur — diesen Erfolg. Verhältnismäßig ist in Amerika, dem Lande des typischen „solkmaäs man"- tums, die Arbeitslosigkeit noch größer als bei uns, trotz dem man seit genau einem Jahre nicht weniger als vier Milliarden Dollar — fast 17 Milliarden Mark — neuer Kredite in die Wirtschaft hineinpumpte. Demgegenüber bedeuten die entsprechenden Anstrengungen, die Deutsch land macht, fast ein Nichts! Und doch können wir sie nur noch mit äußerster, letzter Kraft leisten. Jetzt sind dem Mittelstand kaufmännischer und gewerblicher Art 30 Mil- lionenMarkneuerMittelfürseineKredit- «n st i t u te b'ewilligt worden. Vielleicht vermag der neue Staatssekretär, der — eine schon lange aufgestellte Forderung, die aber nur einmal und dann nur für sehr kurze Zett erfüllt wurde — die Interessen des Mittel- standiw im Rejchswirtschaftsministerium besonders zu vertreten hat, später noch mehr an Krediten herauszu- holcn, wenn erst — der politische Sturm nicht mehr so eisig über die Geftlde der deutschen Wirtschaft fährt und dabei so manchen Ast immer noch herunterreißt, der sich biegen, der aber nicht brechen würde, falls ihn eben der Lebens saft fremden Kredits und eigener Zuversicht noch oder von neuem durchströmen würde. Bedeuten doch gerade diese mittelständischen Kreditinstitute sozusagen die letzten und feinsten Verästelungen der Geldwirtschaft, und wenn erst an ihnen die Blätter werden sprießen können, wird der Baum der deutschen Wirtschaft ein wirkliches Leben wieder besitzen und zeigen. Vorläufig ist freilich von frischen grünen Blüten knospen nichts zu sehen und die Arbettslosenziffer hat ihren bisher absolut höchsten Punkt erreicht, auch wenn sie diesmal langsamer anstieg als 's" ^A^ziwor. Und diesmal langsamer anstieg "ls 'M der „Atmosphäre" nun rückt der Wählt a g nnmer naher und immer spürbarer heran, ^eilich 1 g man wohl vor jeder Wahl daß das Manometer am Polttrzchen Dampf- keM nie eine derart hohe Spannuna aeremt habe» — aber WliniWMWW mchilsWlWj Ein Erlaß Görings. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Über dke Einberufung und Verwendung von Hilfspolizei ist unter dem 22. Februar l933 vom Kommissar des Reiches für das preußische Ministerium des Innern folgender Erlaß ergangen: „Die zunehmenden Ausschreitungen von linksradi kaler, insbesondere kommunistischer Seite, haben zu einer unerträglichen ständigen Bedrohung der öffentlichen Sicherheit wie des Lebens und Eigentums der staats bewußten Bevölkerung geführt. Die vorhandenen Polizei kräfte, deren ausreichende Vermehrung zur Zeit nicht an gängig ist, werden seit langem über ihrLeistungs- vermögen beansprucht und durch die häufige Not wendigkeit des Einsatzes außerhalb der Dicnstorte ihrem eigentlichen Tätigkeitsgebiet oft zur Unzeit entzogen. Auf die freiwillige Unterstützung geeigneter als Hilfspolizeibeamte zu verwendender Helfer kann daher im Notfälle nicht mehr verzichtet werden. Ausgabe der nur unter Führung der ordentlichen Polizei cinzusetzcnden Hilsspolizei wird insbesondere sein: 1. Die Entlastung der ordentlichen Polizei a) durch Unterstützung bei dem Schutz politischer Versamm- lungen und Aufzüge sowie k) bei der Sicherung von Lokalen und anderen Einrichtungen politischer Organisationen, e) bei Absperrungen und Unter stützung der Landjägereistreifen. 2. Im Faste von Unruhen oder eines anderen polizeilichen Notstandes: a) die allgemeine Unter stützung der ordentlichen Polizei, b) die Übernahme des Schutzes lebenswichtiger Betriebe sowie Wichtiger, im öffentlichen Eigentum stehender oder dem öffentlichen Nutzen dienender Gebäude, Einrichtungen und Anlagen." - , . - . Ergänzend sei noch bemerkt, daß zu Hilfspolizei beamten nur ehrenhafte, wahlberechtigte, auf natio nalem Bode stehende Deutsche verpflichtet werden dürfen. Die Hilsspolizeibeamtcn führen einen polizei lichen Ausweis und tragen an ihrer eigenen Kleidung, die auch die Uniform von Verbänden sein kann, als Abzeichen eine weiße, amtlich gestempelte Armbinde mit dem Aufdruck „Hilfspolizei". Sie stehen unter Führung von Polizeiosfizieren und haben während der Dauer ihres Dienstes die Befugnisse und Pflichten von planmäßigen Polizei- und Landjägerei beamten. Die Bestellung von Hilfspolizeibeamten bedarf mit Ausnahme von Berlin wo der Minister des Innern entscheidet, der Bestätigung des Regierungspräsi denten. Hitler spricht in München. Reichskanzler Adolf Hitler sprach in München auf der Tagung der Nationalsozialistischen Deutschen Ar beiterpartei, jubelnd begrüßt von einer vieltausendköpfigen Menge. Er führte folgendes aus: Am 30. Januar d. I. ha: sich für Deutschland die größte geschichtliche Wendung vollzogen, ein vierzehn jähriges Regiment des Unheils und des Unsegens für Deutschland sollte ein Ende finden. Wenn heute die Träger dieses Regiments vor der Nation sich plötzlich zum letzten Male erheben und uns die Frage vorlegen wollen, was denn unser Programm sei, dann verkennen sie den Sinn dieser Zeit und verkennen ihre eigene Stellung in dieser Zeit, denn nicht-darüber wird am 5. März entschieden, was wir wollen, sondern darüber, was die anderen versprochen und nicht gehalten haben. Wenn sie nun heute uns plötzlich die Frage vorlegen: was ist euer Programm?, dann können wir ihnen nur die Frage zurückstellen: Was war euer Programm? War das, was in Deutschland seit diesen vierzehn Jahren geschehen ist, euer Programm? Und dann müssen wir sagen: das hat in dem letzten Jahre wirklich jedesmal bei den fünf hinter uns liegenden Wahlen gestimmt. Auch für den jetzigen Wahlkampf trifft das wieder zu. Nur sind dies- mals die Spannungen konzentrierter, die „Fronten" ge ringer an der Zahl und damit geschlossener. Wenn man diesmal vor der Stimmabgabe den Zettel mit der Kan didatenliste in die Hand bekommt, dann findet man be trächtlich weniger Nummern und Parteien darauf als früher. Nur noch acht bis zehn, für die Reichsliste nur acht, wozu dann noch in einzelnen Wahlkreisen ein paar Parteien hinzutreten, die „es nicht haben lassen können". Trotz alledem bleibt das alte Wort für die kommenden Sonntage wahr: Wer die Wahl hat, hat Lie Qual. Es gibt keine Strafe, die für euch groß genug wäre! Ihr habt ein Programm gehabt, ein schönes, verführe risches Programm, das Arbeit und Brot geben wollte. Ihr sagtet damals: Wir wollen der Welt ein Signal geben, auf das sie wartet, ein Signal, das durch unsere Friedensliebe, durch unsere Abrüstung die Friedensliebe der Welt, die Abrüstung der Welt herbeiführt, wir wollen einleiten das Zeitalter der Volksversöhnung, des Weltfriedens. So redeten sie damals, die Apostel dieser vierzehn Jahre. Das war ihr Programm und was ist bis jetzt davon ge halten worden? Unser Volk muß das Haupt verhüllen vor der Schande, die in diesen vierzehn Jahren über Deutschland hereingebrochen ist. Wenn uns heute die Machthaber der letzten vierzehn Jahre fragen und so tun, als ob es etwas gänzlich Un bekanntes sei, so kann ich sagen, daß sich unser Programm in wenigen ganz großen Sätzen zusammenfassen läßt. Für unser Programm ist entscheidend der große Mut, die Aufrichtigkeit einer Gesinnung und das ehrliche Wollen. Und das ist das Entscheidende. Und da lautet denn der erste Programmpunkt von uns: Weg mit allen Illusionen! Das deutsche Volk mutz zurückgeführt werden zur pQm- tivsten Wahrheit und Erkenntnis, die es gibt, zu jener Erkenntnis, daß alles Leben im Volke selbst zu suchen ist Hitler sprach ferner von den Verfolgungen, unter denen die nationalsozialistische Bewegung iu den vergangenen 14 Jahren zu leiden hatte uns fuhr, fort: Was nun die Frage des Zwiespalts zwischen Reich und Ländern, den die Herren der letzten vierzehn Jahre hcrbeigcführt haben, anbetrisft, so kann ich nur sagen: die Länder ge hören alle zusammen wie die Ruten eines Bündels. Es ist mein Wille und Sinn, daß das ganze deutsche Volk wieder frei gemacht wird! Wir sind überzeugt davon, daß das Glück unserer engeren Heimat unzertrennlich vrrbnndcn ist mit dem Glück des ganzen deutschen großen Vaterlandes und daß nur ein Wahnsinniger es versuchen kann, das deutsche Volk in die Rolle eines Österreich hineinzudrängen. Ich kann angesichts der Millionen, die diese Rede hören, nur sagen: Mögen Sie überzeugt sein, daß, wenn auch der eine oder andere heute eine Mainlinie wieder wünscht, das ist nicht Bayern, mch> Düddeittsch- land, sondern höchstens eine Partei. Wir haben damit nichts zu tun. Im Gegenteil, wenn diese Frage je kommen sollte, dann wird aus Bayern selbst ein solcher Versuch zerbrochen und zerschlagen werden. (Stürmischer Beifall.) Wir führen keinen Krieg gegen andere, wenn sie uns auch noch so wenig verstehen mögen. Ich will leine» Kampf. Wenn andere ihn wollen, dann werden sie sehen, daß der Mann, der die Energie besaß, mit sieben Mann diese Be wegung aufzunehmen, auch die Energie besitzt, als Träger der staatlichen Gewalt die Einheit des Reiches in Schutz zu nehmen. Ich muß es tun, weil ich darin allein die Möglichkeit sehe, dem deutschen Volke den Weg in eine bessere Zukunft zu erschließen. Nur wenn ganz Deutschland einmütig zu- sammensteht, wird es die ungeheuren Fragen lösen können. Ein Volk, das seinen Bauernstand verliert, hat das aller wichtigste verloren. Die Arbeiter der Erde, der Hand und des Geistes müssen sich gegenseitig Meder kennenlernen und achten. Dann wird eines Tages nicht nur die Freiheit, son dern auch das Leben der Nativ» wieder erstehen. Hitler ging darauf auf den Vorwurf ein, daß er habe wählen lassen Eine andere Negierungskoalition als die jetzige sei aber nicht in Frage gekommen. Er wünsche, vaß das Volk ihn toleriere und nicht die Parteien. Dem deutschen Volke wollte er Rede und Antwort stehen, nicht den Parteien. Unter stürmischem Beifall schloß Hitler seine Rede mit einem Bekenntnis zu dem Deutschen Reiche, das er aus der Not und dem Elend der Gegenwart empor steigen sehe Mit dem Deuischlandliede schloß die ein drucksvolle Kundgebung«