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MMufferTageblalt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffei Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. srei Haus, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Bll- Postanstalten und Post boten, unsereAusträgeru. —.. .. Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent- W0Ü>eNblatt fUk WtlsdrUff U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger ' Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Naumzeile 20 Npfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs-- Pfennige, die 3 gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 1 NM. Nachweisungsgebühr 20 Neichspfennige. Borge« schriebene Erscheinungs- » tage und Dlakvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig? Anzeigen, annahme bisnorm.loUhr. U Für di- Richtigkeit der Lurch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch» Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 78 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 1. April 1933 Die Ironien. Fünf Dutzend Vorschläge. — Böswillige Narren. Deutschland im Gegenangriff. Menschen, die nichts zu tun haben, kommen als Ersatz für eine wirklich ernsthafte Beschäftigung bisweilen auf die seltsamsten Tätigkeiten. So löst der eine vielleicht Kreuzworträtsel, während der andere sich allerhand Rechenkunststückchen hingibt. Und darum hat auch irgend jemand in Genf, der nichts Vernünftiges zu tun hatte, sich darüber hergemacht, doch einmal festzustellen, wieviel — Abrüstungsvorschläge denn nun eigentlich der Konferenz so nach und nach eingereicht worden sind. Er rechnete dabei nicht weniger als 57 heraus; der neue Plan Mac donalds kann die Nummer 58 tragen. Vielleicht bekommt man aber doch noch das fünfte Dutzend zusammen; denn der englische Plan hat allerhand Lücken und Fehler — worauf der deutsche Vertreter Nadolny trotz sonstiger Zustimmung ganz offen hinwies — und bietet daher ein ausgiebiges Feld für die Betätigung der diplo matischen Schreibtisch-Strategie, die ja sonst nichts zustandebringt als bestenfalls einen — Gegen vorschlag. Oder gleich ein paar solcher papierener Produkte; meist verschwinden sie allerdings im Papierkorb der alles zerredenden Konferenz, ehe noch die Tinte, mit der sie niedergeschrieben sind, ganz trocken geworden ist. Immerhin — „man wahrt das Gesicht" dabei, wie die Chinesen sagen würden. Oder auf deutsch: Man bleibt in den Grenzen äußerer Wohlerzogenheit. Doch das hat für uns Deutsche heute keinerlei Interesse, da in anderer Beziehung man uns gegenüber diese Schranken fast restlos beseitigt hat. Daß die Welt ein Narrenhaus ist, hat sie schon manchmal bewiesen, aber das wird erst schlimm, wenn diese Narren böswillig werden. Das ist jetzt aber der Fall, da wieder einmal eine antideutsche Greuel- hetze die Welt durchrast. Und — leider — muß gesagt werden, daß diese Hetze äußerlich ganz besondere „Erfolge" in England und Amerika erzielt. Aber ist denn das noch verwunderlich, wenn man einmal auf den w i r 1 sch aft s - politischen Hintergrund dieser schlecht gespielten „Entrüstung" sieht: Sie ist ein antideutsches Kon kurrenzmanöver schmutzigster Art. Mit an ständigen Mitteln kann man auf dem Weltmarkt gegen die deutschen Waren und den deutschen Absatz nur sehr schwer mitkommen. Also greift man zu unanständigen Mitteln. Man verleumdet, dem alten Worte gemäß: Es bleibt doch immer was hängen. Und von diesem „Was" will man eben profitieren, nicht bloß im eigenen Lande durch die Parole, die man durch die Straßen trägt: Kauft keine deutschen Waren!, sondern auch draußen überall dort, wo man mit dem deutschen Wettbewerb zu rechnen hat. Das aber ist eine Hetze und Verleumdung, die im Dunkeln schleicht; sie tut es auch darum, weil 'sie das Licht der Wahrheit scheut, und weil sip darum leider auch so schwer zu packen ist. Diese Maulwürfe wühlen weiter. Unsere Hauptkonkurrenten auf dem Weltmarkt sind aber England und Amerika. Mit lauen Gesichtern und erst auf deutlichste Aufforderung der dortigen Vertreter Deutschlands hat man sich an offizieller Stelle mühsam ein paar Worte des Ein tretens für die Wahrheit und der Verurteilung jener Greuelhetze abgequält. Ein englisches Wort aber sagt mit zynischem Achselzucken: „Lusmess is Lusinsss", „Geschäft ist Geschäft". * Und doch hat sich nun gezeigt, daß dieses „teuflische Beginnen", um mit Goethe zu sprechen, nichts anderes war als „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft". Langsam Wohl, dann immer rascher und schließlich zubrausendem Sturm hob sich in ganz Deutschland eine Protest ohnegleichen gegen diese systematische Greuel hetze im Ausland. Alles und alle stellten sich in den Dienst der Abwehr, und wer mit offenem Ohr durch die Straßen geht, der hört aus gelegentlichen Äußerungen, aus Ge sprächen, aus zornigen Ausrufen, daß hier Deutschlands Volk einig ist in dem Willen, alles dranzusetzen, um uns nicht draußen in der Welt oder vor der Welt als solche „Barbaren" abstempeln zu lassen, wie es'dieser Welt ehe malige deutsche Staatsbürger einzureden sich leider nicht ohne Erfolg bemühten. Wir sind ja heute von den Mög lichkeiten der Gegenwehr nicht mehr so abgeschlossen wie einst im Weltkriege, als unsere Gegner ungestört ihre Propaganda gegen Deutschland betreiben konnten. Gewiß fehlen uns — leider — die finanziellen und organisa torischen Mittel, um den Maulwürfen, von denen wir oben sprachen, in ihren Gängen nachzuspüren oder sie mit ge duldigem Zuwarten erst, dann aber fest zupackendem Griff unschädlich zu machen. Aber dieses Böse hat doch das Gute geschaffen — gerade weil das ganze Deutschland es sich zum Ziel des Gegenangriffs gemacht hat —, daß endlich das Ausland in drastischer Weise zu sehen und zu hören bekam: Auch wenn wir wehrlos sind — ehrlos lassen wir uns trotzdem noch lange nicht machen! Dr. Pr. GleWMng «W Wichtige Veränderungen in den Ländern. Die Reichsregierung hat das Gesetz zur Gleich schaltung der Länder mit dem Reich verab schiedet. Das Gesetz wird als vorläufiges Gesetz be- zeichnet. Weitere Regelungen folgen. In dem Gesetz ist folgendes vorgesehen: Die Landesregierungen sind ermächtigt, Landesgesetze zu beschließen, ähnlich wie die Reichsregierung ohne Mitwirkung der Parlamente. Sie haben also die Möglichkeit, entweder mit den Parlamenten oder ohne Parlamente Gesetze zu machen. Die Gesetze der Landesregierung können von der Landesver fassung abwsichen. Die Einrichtung der gesetzgeben den Körperschaften darf nicht berührt werden, d. h. die Parlamente bleiben bestehen. Alle Parlamente der Länder mit Ausnahme des Preußischen Landtages werden durch dieses Gesetz für aufgelöst erklärt. Die Parlamente werden neu gebildet, und zwar entsprechend der Stimmenzahl, die die einzelnen Parteien bei der Reichstagswahl am 5. März erhalten haben. Die Anzahl der Abgeordneten in den Ländern wird neu festgesetzt. In Bayern und in Sachsen entfallen auf je 40 000 Stimmen ein Abgeordneter, in Württemberg auf je 22 000, inBadeu auf je 2l 000 ein Abgeordneter. Für die übrigen Länder sind folgende Abgeordnetenzahlen festgesetzt. Thüringen erhält ein Parlament von 59 Abgeordneten, Hessen 50, Hamburg 128, Mecklenburg-Schwerin 48, Oldenburg 39 Braunschweig 36, Anhalt 30, Bremen 96, L i p p e 18, L ü b e ck 64, M e ck l e n b u r g - S t r e l i tz 15, Schaumburg-Lippe 12. Diese Ziffern sind Höchst ziffern, d. h. diese Zahlen dürfen nicht überschritten werden. Es können aber auch weniger Abgeordnete sein. Tie Sitze werden den Bewerbern auf Grund von Wahl vorschlägen zugewiesen, die die Parteien bis späte st ens 30. Avril einzureichen haben. Zur Ein reichung von Wahlvorschlägen sind alle Parteien berech tigt, die am 5. März Stimmen erhalten haben. Dies gilt jedoch nicht für die Kommunistische Parrei und auch nicht für solche Parteien, die als Ersatz für die Kommu nistische Partei aufgestellt werden. Die neuen Landtage werden auf vier Jahre gewählt. Eine vorzeitige Auflösung ist nicht zulässig. Diese Be stimmung gilt auch für den Preußischen Landtag. Die Neubildung der Landtage muß bis zum 15. April durchgeführt sein. Eine Auflösung des Reichstages be wirkt automatisch die Auflösung der Lönderparlamente. Bestimmungen in den Gemeindeparlamenten. Alle Gemeindeparlamente sind durch dieses Gesetz M M LNmi aufgelöst; diese Bcstimung gilt nicht für Preußen. Die Landgemeindeparlamcnte werden neu gebildet nach der Zahl der Stimmen, die die Parteien bei der letzten Reichstagswahl erhalten haben. Die Kommunistische Partei wird dabei nicht berück sichtigt. Auch die neuen Gemeindeparlamente gelten auf vier Jahre gewählt. Ihre Bildung muß bis zum 30. April durchgeführt sein. Die Durchführung des Ge setzes unterliegt dem Reichsminister des Innern. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auch auf solche Ländcr- regierungen Anwendung, in denen jetzt Kommissare des Reiches gestellt sind. Die ReWregierüng zum Vohkoli. Reichsminister Dr. Goebbels hat Freitag abend vor der Presse folgende Erklärung abgegeben: Die Reichsregierung hat mit Befriedigung davon Kenntnis genommen, daß die Greuelhetze im Auslande im Abflauen begriffen ist. Sie sieht darin einen Er- folg der Boykottandrohung, die die nationalsozialistische Bewegung in den vergangenen Tagen gemacht hat. Sie fleht weiter darin den Beweis dafür, daß das vereinte Judentum in Deutschland die Möglichkeit hat, diese Hetze cinzuschränken, und sie ist der Überzeugung, daß die Hetze ihren Höhepunkt überschritten hat. Die nationalsozialistische Bewegung hat im Hinblick darauf folgendeK beschlossen: Der vorbereitete Boykott wird am Sonnabend mit voller Wucht durch geführt. Er beginnt, wie mitgeteilt, um 10 Uhr und er fährt Sonnabend abend eine Pause. Er wird aus gesetzt bis Mittwoch vormittag 10 Uhr. Falls bis dahitt die Greuelhetze absolut eingestellt ist, erklärt die National sozialistische Partei sich bereit, den normalen Zustand wiederherzustcllen. Falls das nicht der Fall sein sollte, wird am Mitt woch der Boykott aufsne uebeginnen, dann aller- dings mit einer Wucht und einer Vehemenz, die bis dahin noch nicht dagewesen ist. Grundsätzlich erwartet die Neichsregierung von der Durchführung am Sonnabend folgendes: Der Boykott wird von allen angeschlossenen Organi- sationen mit eiserner Disziplin durchgeführt und ohne jede Gesetzesverletzung. Niemand darf tätlich be droht werden. Die Organe der Organisationen haben die Verantwortung dafür zu übernehmen, daß kein Unschul diger getroffen werde. Es dürfen keine Banken geschlossen werden, weil sonst der Zahlungsverkehr stockt. Kein SA.- Mann, kein SS.-Mann und kein Posten vor den Ge schäften soll ein Geschäft betreten. Jede Tätlichkeit wird auf das strengste geahndet. Es wird erwartet, daß die Presse vor kommunistischen Provokateuren warnt. Wo solche festgcstellt werden, sind sie sofort der Polizei zu übergeben. Tr. Goebbels: Zer Sim ber MMtm Dr. Goebbels vor den Berliner Amtsvaltern der NSDAP. In den Berliner Tennishallen sprach Reichsminister Dr. Goebbels vor etwa 7000 Amtswaltern der Berliner Parteiorganisation der NSDAP, über die politische Lage. Der Minister gin^ zunächst auf das Wesen der nationalen Revolution ein und erklärte unter anderem: Es wäre irr tümlich, wenn man glaube, die nationale Revolution erschöpfe sich nur in formellen und organisatorischen Um stellungen des Volks- und Staatskörpers. Das ist nicht der Sinn der Revolution. Der Sinn der Revolution liegt im Geistigen. Wir wollen die Weltanschauung des Liberalis mus, das heißt, die Anbetung der Einzelperson beseitigen und sie ersehen durch einen Gemeinschaftssinn, der das ganze Polk umfaßt. Diese Revolution geht auch nicht an den Grundsätzen der Wirtschaft vorbei. Wenn bislang das Volk der Wirtschaft und die Wirtschaft dem Kapital diente, so wird dieser Kapitalismus allerdings beseitigt werden. Bei uns wird es umgekehrt sein: Das Geld wird wieder der Wirtschaft und die Wirtschaft wieder dem Volke dienen. Damit bewegen wir uns im Zentrum dieser völkischen Revolution. — Wir sehen vor uns jetzt einen Staat, der mit noch nie dagewesener Zentralgewalt ausgestattet ist. Es würde uns keineswegs zufrie^mstellen, mit einer Mehr heit von 52 Prozent zu arbeiten: Wir wollen das ganze Volk umspannen und es Hineinschmelzen in die neue Form unseres Staates. Wir wollen ai^s Volk und Staat eines machen, weil uns das die Gewißheit gibt, daß sich dann auch die gewaltigen Kräfte dieses Volkes nach innen und außen voll und un gehindert entfalten können. Wir wollen nicht gute Pro paganda machen, um schlecht regieren zu können und auch nicht gut regieren und schlechte Propaganda machen. Wir wollen für eine gute Regierungskunst eine gute Propaganda machen. (Stürmischer Beifall.) Man glaube doch nicht, daß wir etwa an der Tatsache des Arbeitslosenheeres vorbeisähen. Aber wirtschaftliche Fragen kann man nicht lösen, wenn mau mit politischen Mißhelligkeiten und Sorgen belastet ist. Die Massen des Marxismus sind ganz gewiß nicht damit zu beseitigen, daß man sie in die Zuchthäuser sperrt. Sie wollen gewonnen sein, und man gewinnt sie erst, indem man sie dem verheerenden Handwerk ihrer internationalen Hetzer entzieht. Wir haben der Arbeit wieder ihren alten Adel und ihren ewigen Segen zurückgegeben. Hinter dem mechanischen Akt der Machtübernahme am 30. Januar stand eine große geistig-sittliche Revolution, stand das Emporsteigen neuer weltanschaulicher Kräfte, und nur mit diesen vermählt, konnten die Männer der neuen Regie rung ihre Verantwortung vor Volk und Geschichte auf sich nehmen. Sie sehen sich als Diener des Volkes an und werden im Volk bleiben. (Stürm. Beifall.) — Und nun konzentriert sich alles auf die letzte Macht, die, weil sic in der ganzen Welt verzweigt ist, eine Gefahr darstcllen kann, auf Pie Macht,des inlerMttoyg,le».2^