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Nr. 329 — 92. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 30. September 193Z für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter schMb-n- ^E,sch°!nÜngs° im l-Mch^Tctte^Ä'M.r ^NschwIftunösg-bll^M^ch^ Vor^N Zernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 MsdmfferTaMatt Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wilsdruffer Ta^eblall" «rscheint «n «llen Werklageir. nachmittags 8 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. DM tret Kaus, bei Postbestcllung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lo Rpsg. Alle Postanstalten und Post- AM: i, ^..^,^t,re Austräger u. .. . Geschäftsstelle, nehmen zu , . KML sederßettBestellungen-n„ Wochenblatt sUI Wilsdruff U. UMgtgeNd g-gen. Im Fall- höherer V > Gewalt,'KÄgÄonstiger —-—7- - ' ' ' B^bsstökLngen besteh« t ü annahm-bisuarmUoÜhr" LviiSSrUls lttr. t> berücksichtigt." Anzügen- kein Anspruch aus Lieferung Ler Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung emgesandter Schriftstücke durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern mir -- > 7 7. Für die Richtigkeit der -rsolg. nur, wenn Rückporto b-,liegt. Klag- -i'ngkzogen w°id"n müft'-^r'^ÄL^b« in^ ^'4. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschatt Meiken des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits W „Männer und Maßregeln". Der Hecht im Karpfenteich. — Deutsches Beispiel. Ernte und Aussaat. Es geht dem Völkerbund gerade so wie — der Schwiegermutter: beide sind, wenn man so sagen darf, ein überaus dankbarer und nie versagender Stoff für mehr oder minder gute Witze. Nur ein kleiner Unterschied ist dabei immerhin vorhanden: Es hängt heute für die Ge schicke der Welt oder doch zum mindestens Europas — und damit doch wieder der ganzen Welt — eine ganze Menge, vielleicht sogar Entscheidendes davon ab, was in Genf vor sich geht. Das bezieht sich allerdings wenig oder gar nicht darauf, was nun an Reden vor dem Plenum der Völkerbundversammlung produziert oder — herunler geschluckt wird, sondern was in den Sonder besprechungen der Staatsmänner behandelt oder dort stillschweigend beiseite gestellt wird. Das war in Genf — trotz „Abschaffung" der Geheimdiplomatie — immer so und dürfte voraussichtlich noch für längere Zeit auch so bleiben. Es sich anders zu wünschen, wäre leicht, ist aber zwecklos. Da sich also daran vorerst nichts ändern läßt, andererseits aber die weitere Behandlung der welt politisch nicht ganz unwichtigen Abrüstungsfrage — man unitz hier schon mehr von einer M i ß Handlung sprechen — immer näherrückt und sich in diesem Problem auch noch die Politischen Spannungen Europas konzentrieren, so hat auch die deutsche Regierung der unzweifelhaften Bedeu tung des internationalen diplomatischen Beisammenseins in Genf Rechnung getragen und neben dem Außenminister auch den Reichspropagandaminister dorthin delegiert. Daß Dr. Goebbels einer der bekanntesten Vorkämpfer des Nationalsozialismus und als eines der tatkräftigsten Mitglieder unserer Rcichsrcgierung ist, hat man draußen in der Welt allmählich erfahren, und das zog natürlich auch in Genf die Aufmerksamkeit zahlreicher Delegierter auf ihn, die ihn Wohl hauptsächlich aus den — Schauer märchen seiner Gegner „kennen"lernten. Er steht dabei einer recht ausgedehnten und dem Nationalsozialismus sowie der Neichsregierung fast durchweg unfreundlich, ja feindlich gesinnten Front gegenüber. Wären diese Diplo maten Wirkliche Staatsmänner, so müßten sie sich doch endlich dazu ausraffen, nnter allerhand sentimentale Ab neigungen einen Schlußstrich zu ziehen aus der nüchternen Erwägung heraus, daß das nationalsozialistische Deutsch land eine unabänderliche, auch durch noch so heftiges Wünsche oder Verwünschen nicht zu beseitigende Tatsache ist. Zu solchen Entschlüssen zu kommen, ist aber für manche Staatsmänner gerade der Nachkriegszeit offenbar furcht bar schwer; davon weiß z. B. der so lange politisch „boy kottierte" Faschismus Italiens ein Liedlein zu singen. Den Demokratien des Westens ist Mussolini auch heute noch überaus „verdächtig", und nun gar Adolf Hitler...! Dabei ist so manches, was auf der Völkerbundver sammlung gesagt wird, von einer solchen Richtigkeit, daß diese schon geradezu als — Plattheit wirkt, um so mehr, weil zwischen solchen Worten und den entsprechenden Taten ein unüberspringbarer Abgrund klafft. Richtig, aber allzu abgegriffen ist z. B. die Erklärung des englischen Außenministers Sir Simon, daß die wirtschaftliche Erholung in der Welt nicht möglich und erfolgreich sein könne ohne Besserung der politischen Beziehungen und daß „nichts geeigneter sei, die wirtschaftliche Besserung der Welt zu beschleunigen als ein in kürzester FM abzuschlie ßendes Abkommen über die Abrüstung". Man möchte „Bravo!" oder „Sehr richtig!" rufen, würde als Deutscher dies aber mit noch viel lauterer Stimme tun, wenn man wüßte, daß ein solches Ab kommen auch eine schnelle und weitgehende Abrüstung enthalten würde. Aber wenn sich die Politik nur — bestenfalls — zu halben oder viertel Maßnahmen entschließen kann, dann sind diese alles andere als ge eignet, die wirtschaftliche Besserung der Welt zu beschleu nigen, — sie hemmen diese vielmehr, Weik das Miß trauen und der Pessimismus bleiben! Die internatio nale Politikasterei in Genf sollte sich doch ein Beispiel an den ganzen und umfassenden, rücksichtslos zupackenden und — offenen Maßregeln wirtschaftlicher Art nehmen, die in Amerika Präsident Roosevelt und iw Deutschland der ver leumdete Nationalsozialismus ergriff und zu großen, beim „besten" Willen nicht mehr bestreitbaren Erfolgen führte. Und ganz gewiß nicht durch Halbheiten auf wirtschaft lichem Gebiet — von der Politik gar nicht erst zu reden! — konnte es in Deutschland erreicht werden, daß bei jenen Maßnahmen die wirtschaftenden Menschen selbst sich voll einsetzten und wirklich mittaten! Halb gewagt ist ganz verloren, — das sollte man doch nicht bloß in Genf und in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft aus verhäng nisvollster Erfahrung her wissen! * „Nousnros,, not msn", „Maßregeln, nicht Menschen", — dieses bekannte Wort eines englischen Dichters haben schon die eigenen Landsleute bezeichnet als eine „elende Heuchelei, von Schurken aufgebracht und von Narren b.e- nutzt^wodurch sich Manche jede Ebrmvklicht abschütteln". Der Erntedank. Unser täglich Srot gib uns heute...! Zum Erntedanktag. Herbstlich liegt das Land. Die Felder sind kahl, und an den Bäumen hängen nur noch vereinzelt letzte Früchte. Die Erntezeit mit ihrer Arbeit und ihrem Hasten, aber auch mit ihrer Freude ist vorbei. Erntedanktag ist herangekommen. Glocken läuten den Festtag ein. Feierlicher und freudiger als sonst scheinen sie heute zu klingen. Lob, Ehr, Preis und Dank sei Gott, dem Allerhöchsten, tönen die Glocken, klingt die Orgel und singen die Menschen in Stadt und Land. Vom Altar leuchten im Kerzenlicht dunkler Wein, rotbackige Äpfel und goldgelbe Ähren. Sie zeigen den Menschen: seht, das schenkt deutsche Erde, wenn ihr sie liebt und euch wahrhaft müht. Und sie mahnen den Städter, seid dankbar dem Bauern, der an der Scholle hängt und sein Leben hindurch das Brot schafft für das deutsche Volk. Manch einer wird beschämt an vergangene Jahre zurückdenken, als der Bauer allein und nicht verstanden den Erntedank tag feiern mußte. — Doch vorbei ist diese Zeit, das ganze deutsche Volk feiert heute und dankt Gott für die reiche Ernte, die uns beschert ward, für den Segen, der der Arbeit des Bauern zuteil wurde. Sind doch die Scheuern gefüllt, uns Brot bis zur nächsten Ernte zu geben. Sind die letzten Glockentöne verklungen, strömen die Menschen hinaus zu festlichem Beginnen. Schon durchziehen Erntezüge das Dorf. Vor über geht es an Scheuern, die das Korn und das duftende Heu bergen, vorüber an Bauernhäusern, die leuchtende Astern, Dahlien und herbstliches Laub schmücken. Dem Zug voran wird die Erntekrone getragen, Bauern und Bäuerinnen, Knechte und Mägde folgen in frohem Gespräch. Auf den Flüssen fahren schwerbeladene Ernteschifse, auf den Wegen rollen Ernte wagen, begleitet von frohen Zurufen, überall be gegnen sie glücklichen Menschen. Bis in die Städte hinein ziehen die Bauern, fahren die Wagen, gilt es doch, den Städter aus den Steinmauern hinaus aufs Land zu führen, ihn der Erde zurückzugewinnen. Und der Städter fühlt sich heute mit gefangen von dem frohen Tun und Treiben. Er zieht mit hinaus zu den Festen. Erstaunt sieht er die alten, schönen Festtags gewänder der Bauern und Bäuerinnen, der Knechte und Mägde. Mit offenen Sinnen lauscht er den alten Weisen, sieht er die Tänze und Spiele. Allmählich spürt er, wie in seinem Innern etwas aufwacht, wie alles Äußerliche, Städtische von ihm abfällt. Ihm selbst unbewußt erwacht das Erbe vergangener Jahrhunderte, der gesamte Kern des Bauerntums, den auch er noch in sich trägt. Noch zaghaft erst, dann immer« freimütiger singt er mit, nimmt teil an dem frohen Treiben der Bauern. Er Wird selbst wieder jung und erdnah. Und plötzlich steht es in klarer Erkenntnis vor seinem Sinn: Deutsche Erd-, deutsche Arbeit, deutsches Wesen, eins ohne das andere nicht denkbar! Wohl ist die Erde hart, mit treuem Fleiß will ihr das Brot abgerungen sein, doch dann spendet sie Kraft und Frohsinn. Dieses Wissen ist es, das der Bauer wie ein köstliches Geheimnis in sich trägt und ihm die Kraft gibt, auch in schweren Zeiten auszuharren. Möge allen deutschen Menschen der Erntedanktag, der den Segen der Erde für deutsches Leben und deutsches Wesen zeigen soll, diese Erkenntnis schenken! Dann ist eine Saat im Aufgehen, die einst zum Segen des deutschen Volkes eine noch schönere Ernte verheißt. Bauernpolitik ist die Grundlage gesunder Volkspolitik. — Alle Schicksalsschläge sind zu über winden» wenn ein gesundes Bauerntum vorhanden ist. Ad 0 lfHitler. Gedanken zum Erntedanktag! Es war kein Jubeln mehr im Bauern, wenn er das heilige Land umbrach und die Erde zu neuem Wachstum bereitete. Die Schöpferkraft floß nicht mehr durch die Arme des Landmannes, wenn er die Saat aus warf. Die heilige Inbrunst des.Schnittcrs war nicht mehr m ihm, wenn er als Richter unkd Sensemann über tausend- und millionenfältiges Leben das Urteil sprach. Wie hätte es auch anders sein können? Ward er doch immer mehr von Volks- und landfremden Herren verachtet, verdrängt aus dem Leben der Nation und bei nahe vergessen! Und diese Mißachtung seiner Art und seines Tuns erfaßte ihn selber, nahm ihm mählich alle Lust und alles Selbstvertrauen, machte ihn arm, elend und tot, wiewohl er doch mitten im Leben des Volkes stand und es eigentlich hüten sollte! Bis dann der Führer kam, der in gewaltiger Kraft alle Fesseln sprengte, der das Blut der Nation wieder mit der Allgewalt der Heimaterde verband. Da zerstob aller Schein und Flitter einer hohlen Zeit vor der Echt heit der ans Licht drängenden Kräfte aus Blut und Boden. Das neue Geschlecht trägt Mühe und Plage wieder gern, erhebt stolz das Haupt und jubelt bei seiner Arbeit! Es Weiß wieder, daß Arbeit am Acker ein heiliges Werk ist, Gottesdienst ist, Erlösung und Befreiung, Glück und Vollendung. Frei ist der Bauer, frei der Arbeiter, frei jeder Schaffende! Nichts kann uns mehr verderben, denn uns führt ein Gottbegnadeter in eine lichtvolle Zukunft! Wmf a« de« deutsches Mern. Die Vorbereitungen für den Erntedanktag auf dem Bückeberg bei Hameln sind bendet. Alles ist gerüstet für den Aufmarsch der 500 000, der ein Bekenntnis des neuen Deutschland zum Bauerntum und seiner Kraft werden soll.' An dich, deutscher Bauer, aber richten wir die Frage: , Bist auch du selbst recht gerüstet? f Wir meinen mit unserer Frage nicht die äußeren Zurüstun gen, die zu jedem echten Erntefest gehören, wir fragen, bist du auch innerlich recht gerüstet, würdig den Erntedank- tag zu begehen? Du kannst nicht ehrlich „Ja" sagen, wenn du nicht für das Winterhilfswerk deine Gabe bereitgestellt hast. Der ist des eigenen Brotes nicht wert, der nicht bereit ist, zu teilen mit dem Darbenden. Dein Erntedank ist leeres Wortgetöne, wenn er nicht durch helfende Tat bestätigt wird; Deutscher Bauer, du hast einst das gehässige Geschwätz liberaler und marxistischer Zeitungen über den Egoismus des Bauern als bitteres Unrecht empfunden, das dir dis Zornesröte ins Gesicht trieb. Das Bekenntnis des ganzen; Volkes zum Bauerntum am Erntedanktag ist eine Recht-? fertigung, wie sie schöner und eindrucksvoller nicht denkbar ist. Die Bauernfpende für das Winterhilfswerk ist die Bestätigung auf dieses Bekenntnis. Wieder fragen wir, hast du das deine schon getan, damit diese Antwort so ausfällt, daß sie auch den letzten noch Zweifelnden über zeugt? Wenn nicht, noch ist es Zeit, das bisher Versäumts nachznholen. Wer schnell gibt, gibt doppelt! Hast du aber bereits deine Pflicht getan, so weißt du viel leicht einen Nachbarn, der noch säumte. Rede ihm ins! Gewissen, jede leere Hand ist ein Schandfleck für das ganze Dorf. Alle müssen geben, damit allen geholfen werdet Erfreuliches Ausmaß der Kartoffel- und Getreldespende. Die Reichsführung des Winterhilfswerkes meldet alS vorläufiges Teilergebnis 15 Millionen Zentner Kartoffelm und zwei Millionen Zentner Brotgetreide. Ost hat vie Geschichte aus diesem Wort ein „Menschen, nicht Maßregeln" gemacht. Der deutsche Aufbauwille aber geht in Richtung auf „Männer und Maßregeln". Beides zusammengenommen gibt nun auch dem ersten,wirk lich allgemeinen E r n t e d a n k f e st in Deutschland seinen tiefsten Sinn. Nicht „Maßregeln" allein konnten es er reichen, daß nun endlich das seit Jahrzehnten erstrebte Ziel erreicht ist: aus heimischer Erzeugung die Ernäh rungsgrundlage für das deutsche Volk zu schaffen. Auch der deutsche Bauer allein, „die Männer", konnten nicht bis zu jenem Ziele Vordringen, weil falsche Maßregeln sie daran hinderten. Erst als zu den richtigen Maßregeln die Kraft und das geschlossene Wollen der Männer traten, führte der neue Geist zum Ziel. Aber zum Dank für die Ernte muß sich auch das Gefühl der Verantwortung hinzu- " gesellen dafür, daß der guten Ernte eine rechte Aussaat zu folgen hat. Dr. Pr. Unterbrechung der Genfer Verhandlungen. Die Außenminister der Mächte berichten ihren Regierungen. Rcichsaußenminister Freiherr von Neurath bat sich entschlossen, bereits am Freitagabend Genf zu verlassen; er wird mit den Herren seiner näheren Uin- gebung am Sonnabend in Berlin eintrcffcn. Die Rückkehr des Ncichsaußenministers Freiherr« von Neurath erfolgt programmäßig, um dem Reichs kanzler nnd dem Kabinett Bericht zu erstatten über die bisherigen Ergebnisse der zahlreichen zwilchen den funs Großmächten in Gens geführten Abrüstung^ langen. In gleicher Weise begeben sich die Außenminister der übrigen Mächte zur Berichterstattung zu ihren Negierungen.