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Mit Recht nennen die Deutschamerikaner Pastorius, dessen Vater übrigens noch den deutschen Ramen „Hirt" trug, den Vater des Deutschtums. Schon in Deutschland lernte er William Penn, den der König von England zum Erbeigentümer der nach ihm benannten Provinz Pennsylvanien gemacht batte, kennen. Pastorius kaufte von Penn lö 000 Acker Land und begann sofort eine deutsche Auswanderung zu organisieren. Be reits drei Wochen nach der Ankunft der „Concord" wurde die „Teutschen-Statt" oder Germantown als Vorort von Philadelphia gegründet. 250 Jahre Deutschtum in Amerika. Unsere Darstellung gibt einen Teil des Denkmals im Vernonpark in Germantown-Philadelphia wieder, der die Ankunft der Einwohner am 6. Oktober 1683 nnter Füh rung von Pastorius zeigt. Religiöse Motive waren es, die zur Freundschaft zwischen dem jungen Frankfurter Rcchtsgelehrtcn Pasto rius und William Penn führten. In den Wirrnissen der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege, der die deutschen Lande zerstört und entvölkert hatte, kamen die religiösen Strömungen der Mennoniten und Herrenhuter auf, die dem Quäkertum William Penns sehr nahestanden. Die 13 Krefelder Familien wurden auch bald, nachdem sie die „Concord" verlassen hatten, Ouäker. Gebunden durch die strengen religiösen Vorschriften, getragen von deutschem Wagemut, schufen sie die ersten Kulturtaten in der Reuen Welt. Es waren Deutsche, die in der Neuen Welt den kul turellen Ausban an hervorragender Stelle betrieben. UnsereLandsleutewarenes.diedie erste Gas fabrik, die erste Papiermühle, die erste Eisenhütte, die erste Holzkohlenbrennerei, das erste Stampswerk und den ersten Schmelzofen der Neuen Welt bauten. Auch die erste, im Jahre 1743 in Amerika gedruckte Bibel erschien in deutscher Sprache. Ein englischer Druck folgte erst nach 40 Jahren. Sogar der Name Amerika wurde von einem Deutschen, dem Freiburger Geographen Martin Waldseemüller, geprägt. Viel taten die Deutschen für den Aufbau Nord amerikas, und es wäre müßig, alle deutschen Kulturtaten in der Neuen Welt aufzuzeichnen. Nur aus zwei inter essante Episoden sei hingewiesen: DerMann, dessenNamen die amerikanische Bundeshauptstadt trägt, und dessen treuester Helfer der preußische General Friedrich Wilhelm von Steuben war, hatte eine deutsche Leibwache, der er die Befehle in deutscher Sprache erteilte. Wenig bekannt ist auch, daß der fast hundertjährige Olmagnat John D. Rockefeller schon vor Jahrzehnten seinem Ahnherrn Johann Peter Roggenfelder, der l 735 nach „Tentschen-Statt" kam, ein Denkmal setzte. Deutscher Erfindergeist und deutsches Handwerkertum legten den Grundstein für den Wohlstand Amerikas. Und doch weiß die offizielle Geschichtsschreibung der Ver einigten Staaten herzlich wenig davon zu berichten. D i e Deutschen arbeiteten, erfanden und bauten auf, mischten sich aber gar nicht in das politische Leben des Landes. Überall —sogar in den deutschesten Ansiedlungen — wurde die Politik von Engländern und Irländern gemacht. Die Ursache dieser politischen fturückgezogcnheit der Deutschen ist darin zu sehen, daß sie aus der Heimat wohl Schaffenskraft und religiöse Gesinnung, nicht aber politischen Sinn mitbrachten. Der jammervolle Zustand der Heimat in den Jahren nach dem Dreißigjährigen Kriege, die Kleinstaaterei, die Zwietracht und die Ohnmacht des Reiches hatten in ihnen keinen Willen zur Beteiligung am öffentlichen Leben geweckt. Auch drüben wandten sie sich bewußt und gewollt vou der Politik ab und vergaßen so die politische Wahrung der Rechte ihres Volkstums. Wir können heute diese Ein- itelluna verstehen, denn wir haben nicht vergessen, daß Das Reichserbhosgesetz. Reden Darres, Meinbergs, Saures und Reischles Berlin, 5. Oktober. Auf Einladung des Reichsernäh- rungsministers Darrs fand am Donnerstagabend ein Presfe- empfang statt, bei dem das Reichserbhosgesetz zur Erörterung stand. Als Gäste wohnten der Versammlung u. a. bei: Reichs- justizminister Dr. Gürtner, der Staatssekretär im Preußischen Landwirtschaftsministerium Willikens, der Reichsvbmann der bäuerlichen Selbstverwaltung Staatsrat Meinberg, die Haupt- abteilungsseiter der bäuerlichen Selbstverwaltung, die Mini sterialdirektoren und Ministerialdirigenten sowie die Beamten und Angestellten der Ministerien. Reichsminister Darrs gab eine allgemeine Einführung in das Reichserbhosgesetz und die weiter beabsichtigten Maßnah men, insbesondere das Entschuldungsgesetz. Der Minister wies ebenso wie in seiner -Rede am Bückeberg darauf hin, daß dem deutschen Bauern geholfen werden könne, wenn man ihm ohne Hemmungen und Bedenken durch entscheidende Schritte ener gisch aus den Klauen liberalistischer politischer Methoden und den Klammern einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung be freie. Es sei ohne Zweifel das historische Verdienst der Re gierung Wolf Hitler, daß sie die Pflege und Förderung des Bauerntums zur entscheidenden Richtschnur ihres gesamten Handels gemacht habe. Da die Zahl der Geburten die der Sterbesälle übersteige, werde ein Wachstum des Volkskörpers vorgespiegelt, das gar nicht mehr vorhanden sei. Deutschland müsse wieder ein kinderfrohes Land lebendigen Wachstums sein. Der Minister ging dann auf die Schaffung des Reichs nährstandes ein. Am dem Reichsnährstand, so führte er dazu aus, die Voraussetzung gedeihlicher Aufbauarbeit ermöglichen zu können, werden wir mit dem gesamten Selbstverwaltungs körper, also dem bisherigen Reichslanbbund, dem bisherigen Deutschen Landwirtschaftsrat, der Spitze der Landwirtschaft lichen Genossenschaften und der Vertretung des Landhandels und verwandter Zweige in die Stille urdeutschen Bauernlan des hineinziehen, um hier abseits der modernen Großstadtluft in echter Verwurzelung mit dem Boden unsere gewaltigen Aufgaben lösen zu können. Eine Voraussetzung unserer nationalsozialistischen Agrar politik bietet das vor wenigen Tagen veröffentlichte Reichs erbhofgesetz. Ein gesundes Bauerntum soll unserem Volke wie der ein kräftiges Rückgrat bieten. Die Nationalsozialisten sind mit dem Reichserbhofgesetz auf dem Wege, ein neues Bauern recht germanisch-deutschen Rechtsdenkens zu schaffen. Man hat mir vielfach entgegengehalten, daß die durch das Erbhof- recht bedingte Einengung des gesamten Eigentumsbegriffs in heutiger Zeit nicht mehr verstanden wird. Wer das denkt, vergißt, daß die Freiheit eines ganzen Standes nicht möglich ist, ohne Beschränkung des einzelnen. Zum Schluß sprach der Minister über die Entschuldung der Erbhöfe. Das Entschnl- dungsgesetz sei fertig. Es sei nur noch etwas zurückgestellt wor den, um noch einige Möglichkeiten durchzuexerzieren, ehe das Gesetz zur Tat werde. Der Grundgedanke des Entschuldungs gesetzes lehne sich an das Beispiel der alten preußischen Ren- tenbank. Zwischen Erbhof und Gläubiger werde eine Bank zwischengeschaltet, gegen die der Erbhofbauer abrentet, wäh rend die Bank ihrerseits den Gläubiger befriedigt. Auf diese Weise glaube man, die ganzen eingefrorenen Forderungen der Gläubiger organisch wiederaustauen zu können, ohne den Bauern in Schwierigkeiten zu bringen. Dr. Saure, der neue Leiter der Auskunftsstelle im Reichs ernährungsministerium für das Reichserbhofgesetz, führte aus, das Reichserbhosgesetz stelle den ersten ganz großen Schritt in der Richtung zu einem deutschen Bauerngesetzbuch dar. Am I.Oktober seien kraft dieses Gesetzes rund 500 000 Betriebe in Deutschland Erbhöfe geworden. Den Sinn des Gesetzes könne man dahin zusammensassen, daß das Wort „Bauer" wieder ein Ehrentitel geworden sei. Die Vorschriften des Gesetzes sollten durch Aussührungsbestimmungen ergänzt werden, die bereits in Bearbeitung seien. Der Führer des Stabsamtes beim Reichsbauernführer Dr. Reischle verbreitete sich über die Grundlagen und Aus- noch zur Zeit der Gründung des Zweiten Reiches der Auswanderer vielfach als Deserteur angesehen wurde. Der Entdeutschungsprozeß war nicht auszuhalten. Zwar wurde am 10. November 1920 in Vernonpark zu Philadelphia ein Denkmal für den Vater des Deutschtums, für Franz Daniel Pastorius enthüllt, die Inschrift aber ist englisch, und zu eben derselben Zeit durfte in keiner Schule Philadelphias die deutsche Sprache gelehrt werden. Erst 1922 hat der Schulrat von Philadelphia wieder die deutsche Sprache wenigstens für die High-Schools — und nur als Wahlfach — im Lehrplan gestattet. Möge das Deutschtum Pennsylvaniens, einst von Pastorius zu einem blühenden Hort unserer Kultur gemacht, am 6. Oktober 1933 wieder an die Kraft der alten Ansiedlung . anknüpfen! Schon im Jahre 1919 begann die „Steuben Society ok America" die Verdienste der Deutschen um den kulsu- wirkungen bes Gesetzes über den Reichsnährstand. Das Reichs nährstandgesetz werde dem Reichsernährungsminister die Mög lichkeit geben, die erforderliche Marktordnung landwirtschaft licher Erzeugnisse burchzuführen und durch diese Ordnung ge sicherte gerechte Preise zu schaffen. Die öffentlich-rechtliche Kör perschaft „Reichsnährstand" umschließe nunmehr alle an der Erzeugung, Bewegung, Bearbeitung und Verarbeitung land wirtschaftlicher Erzeugnisse mitwirkenden Gewerbezweige. Es dürfe festgestellt werden, daß durch die Organisation des Milch marktes, durch das Mühlensyndikatgesetz und das Festpreisge setz eine ungeheure seelische Entspannung im Bauerntum so wohl wie bei den gutwilligen Elementen des Handels und der Mühlen ausgelöst worden sei. In einer gestern stattgefunde nen Aussprache fei bereits die Grundlage einer künftigen Or ganisation des Vieh- und Eierabsatzes erarbeitet worden. Der Reichsobmann für die bäuerliche Selbstverwaltung, Staatsrat Meinberg, ging auf die Bedeutung des Reichserb hofgesetzes vom bäuerlichen Standpunkt aus ein. Er sprach weiter kurz über die Gedanken, die dazu geführt hätten, die gesamte bäuerliche Selbstverwaltung aus der Großstadt Ber lin herauszunehmen. Die Selbstverwaltung, der Generalstab des Bauerntnmes, gehöre hinaus aufs Land. Mit voller Ab sicht lege man daher die gesamte Selbstverwaltung in die geo politische Mitte Deutschlands, in die Gegend, von der aus die Kolonisationszüge deutscher Bauern das vstelbssche Deutsch land mit Pflug und Schwert erobert und dem deutschen Volke dienstbar gemacht hätten. Reichsernährungsminister Darrs sprach im Laufe des Abends besonders dem ReichsjuftiMimster Gürtner den Dank für dessen Verständnis für die Schaffung des Reichserbhofge setzes aus. Die neue presse im neuen Staat. Dr. Goebbels zum Schriftleitergesetz. Reichsminister Dr. Goebbels verkündete in einer Sitzung des Rcichsvcrbandes der Deutschen Presse feierlich das vom Reichskabinett beschlossene neue Schriftleiter-Gesetz. Kraft des ihm durch das Gesetz übertragenen Rechtes bestätigte der Minister den Vorsitzenden des Neichsverbandes der Deutschen Presse, den Rcichspressechef der NSDAP., Dr. Die 1 r ich, als Führer des Neichsverbandes und über reichte ihm gleichzeitig ein Exemplar des Gesetzes, das die Unterschriften des Führers Reichskanzler Adolf Hitler und des Reichsministers Dr. Goebbels trägt. Auf die Bitte Dr. Dietrichs hin nahm Reichs- Minister Dr. Goebbels die Ehrenmitglied schaft des Neichsverbandes der Deutschen Presse an. In einer Rede zu dem Schriftleitergesetz führte Dr. Goebbels u.a. aus: Ich glaube, wir stehen mit dem Schriftleitergesetz an einem entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung der öffentlichen Meinung in Deutschland überhaupt. Der Glautze, daß es eine Freiheit der Mei nung, losgelöst vom nationalen und vom völkischen Interesse, überhaupt geben könne, dieser Glaube ist all gemein im Rückzug begriffen. Man beginnt nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt mehr und mehr einzusehen, daß die Freiheit des Geistes und die Freiheit der Meinung Grenzen finden müssen, wo sie sich mit den Rechten und Verpflichtungen des Volkes und Staatskörpers zu stoßen beginnen. Die Be grenzung der Geistes- und Meinungsfreiheit wird sich immer dann zum Segen des g a n z e n Staatswesens aus wirken, wenn die Mehrheit der Wohlmeinenden sie sich freiwillig auferlegt und sie von Staats wegen den renitenten und sabotierenden Elementen aufge- zwu n g e n wird. Der Staat kann sich gar nicht dieses souveräne Recht von irgendeinem Einzelwesen nehmen lassen. Vor allem muß die Presse sich eins klarmachen: Es lebt nun einmal im deutschen Volk ein unausrottbarer Hang, rellen Aufbau Amerikas der Vergessenheit zur entreißen. Am 6. Oktober dieses Jahres wird mit der Pastorius- Ehrung der zweite Deutsch-Amerikanische Kongreß verbunden sein, der Mittel und Wege für die Rettung und Erhaltung des deutschen Sprach- und Kultur lebens finden soll. Möge man dabei wieder an jenes Gebet denken, das gegen Ende des 17. Jahrhunderts in der Teutschen-Statt gebetet wurde: „Und da Dirs gefallen hat, diesen Staat insonderheit durch die Deutschen zu einem blühenden Garten und die Einöde zu einer lustigen Aue zü machen, io hilf, daß wir nufere 91 a 1 i o n nicht verkennen, sondern dahin trachten mögen, daß unsere liebe Jugend so erzogen werde, daß dcntschc Kirchen nnd Schulen nickt nur er halten, sondern in einen immer höheren Zustand mögen Metzel werden." Walter Stark