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Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 247 — 92. Jahrgang Telcgr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 21. Oktober 1933 Die „Forderung des Tages". Eigentlich hat ein — Franzose doch ein recht treffen des Wort für das gefunden, was Genf den Deutschen mit dem „neuen" Abrüstungsplan zumuten wollte! Herr Oberst Fabry war es, Vorsitzender der Heeres kommission der Deputiertenkammer, der mit wenig Diplo matie, aber großer militärischer Offenheit geäußert hat: „Ein erstes Mal hat man Deutschland einer Kontrolle unterworfen; heute will man seine wiedererwachende Stärke verhindern und man will Deutschland ein zweites Mal in die Klammern eines neuen, erweiterten und frei willig gebilligten Abkommens spannen, — einzweites Mal will man seine Abrüstung kontrollie ren. Das und nichts anderes bedeutet die Probe zeit." Oberst Fabry hat sich einen Namen durch seine Reden gemacht, die immer nur die „deutsche Gefahr" an die Wand malten. Und zwar schon seit langen Jahren, als noch nicht das Gespenst des„Hitlerismus" in Frankreich herumspukte! Er hat nie aus seinem Herzen irgendwelche Mördergrube gemacht und kannte nur eine Parole: Zurück zu Versailles! Zu den Sanktionen und zur Nheinland- besetzung! Selbstverständlich auch, wie seine oben er wähnten Worte es aussprechen, zurück zur Militär- kontrolle über Deutschland! „Vier Jahre lang Probe zeit, bevor man unser schweres Heeresmaterial zum Alt eisen, wirft, — einverstanden! Jeder Franzose kann damit einverstanden fein!" Denn, so hätte er hinzufügen können, es haben sich ja in den zwölf Jahren der „Welt- abrüstungs"beratungen immer neue Wege gezeigt, um einer solchen Verpflichtung auszuweichen, neue Wege auch dafür, das zum Alteisen werdende Kriegs material durch anderes, „durchschlagenderes" zu ersetzen. Mit bitterem Hohn, aber auch tiefster Empörung hat sich der Reichskanzler Adolf Hitler in seinem Inter view für die „Daily Mail" wieder einmal gegen die „im Ausland weitverbreitete" Ansicht gewandt — auch und gerade Oberst Fabry ist ja stets ein Haupterfinder der artiger Beschuldigungen gewesen —, Deutschland habe ausländische Munitionsfabriken in neutralen Staaten erworben und dort riesige Vorräte von Kriegs material aufgehäuft. Es ist eben nichts fo irrsinnig, daß es nicht behauptet und — geglaubt wird, sofern dabei nur. die Rede von den „geheimen deutschen Rüstungen" ist. Oder von Durchmarfchplänen durch die Schweiz! Die Neuordnung der Propaganda im fran zösischen Auswärtigen Amt macht sich eben überall bemerk bar, und die Rüstungsindustrie in Frankreich würde es ausnehmend begrüßen, wenn es zu einer erheblichen Ver stärkung des Wettrüstens und nun auch noch längs der schweizerischen Grenze zu einer riesenhaften Vervollstän digung des großen französischen „Verteidigungs gürtels" käme, an dessen entsprechende Fortsetzung bis zum Meer die Belgier eifrigst arbeiten. Man braucht also hier neue „Aufgaben", denn, wie der französische Minister präsident in der Deputiertenkammer äußerte, der Welt markt werde für die Rüstungsindustrie immer knapper und fchon jetzt sei der Waffenexport Frankreichs stark gesunken! Also sucht man wohl diese „Exportverluste" wieder durch „Absatz" im eigenen Lande wettzumachen! Ab und zu schien es auch, als ob die Welt draußen auch einmal auf etwas anderes hinhorchen wollte als auf diese Märchenerzähler, die vom deutschen Volk immer nur sagten, sein ganzes Sinnen, Trachten und Arbeiten sei offen oder geheim auf die Vorbereitung eines neuen Krieges gerichtet. Adolf Hitler hat in jenem Inter view offen gesagt, worauf die deutsche Arbeit heute, mor gen und noch für lange Zeit ganz und gar und mit allen Fasern eingestellt ist: auf den Kampf gegen Wirt- schaftsnot und Arbeitslosigkeit, gegen Hunger und Kälte. Gerade jetzt wieder sind in diesem Kampf neue Taten geschehen durch die organisa torische Zusammensassung des Handwerks in den Reichs st and, der diesen Teil des Mittelstandes mit neuen Krästcn ans einem neuen Geist heraus erfüllen soll. Und das wird innerlich die beste Frucht sein, die die „Woche des Handwerks" zeitigen mutz. Aber auch rein äußerlich gab diese Aktion den zurückliegenden Tagen das Gepräge, das kein Gepränge war, sondern doch nur der Anfang zu der wirtschaftlichen Kräftigung eines so lange vernachlässigten, jedoch lebenswichtigen Teiles unseres Volkes. „Was aber ist deine Pflicht? — Die Forderung desTages", sagte Goethe einmal, und diese Forderung des Tages ist für alle Deutschen, von der obersten Spitze bis zum letzten Mann und zur letzten Frau, so klar, so brennend und — so ganz anders als die Märchenerzähler es draußen in der Welt heraus kreischen: die Forderung des Kampfes ums Dasein als Volk. „Sie werden verstehen", so schloß der Führer dieses Volkes seine Erklärungen an das englische Blatt daher ab, „daß eine Regierung und ein Volk, die vor solchen Aufgaben stehen, gar keinen anderen Wunsch haben können als den nach Ruhe und Frieden; und damit den nach Gleichberechtigung." Werden sie dort draußen es endlich verstehen? Mit Hitler zu Frieden und Freiheit. Dr. Goebbels eröffnet den Wahlkampf. Der Mini st er spricht vor 32000Berlinern. Der Wahlkampf für die schon in drei Wochen stattfindende Volksabstimmung und die Neuwahl des Reichstages ist in der R e i ch s h a u p t st a d t mit einer großen außenpolitischen Rede des Reichsministers für Volksaufklärung nnd Propaganda, Dr. Goebbels, eröffnet worden. Im Sportpalast hatten sich etwa 20 000 Menschen ein- gefunden und weitere 12 000 versammelten sich in den drei anderen großen Sälen Berlins, wohin die Rede übertragen wurde. Außer Ministerialrat Hanke, dem persönlichen Adjutanten des Ministers, und den leitenden Männern des Gaues Groß-Berlin der NSDAP, waren zahlreiche höhere SA.- und SS.-Männer sowie auch 50 Mann der Berliner Führerschule zu der Haupt kundgebung im Sportpalast erschienen. Auch eine große Zahl von ausländischen Pressevertretern bekam Gelegenheit, die Rede des Ministers anzuhören. Minutenlang dröhnte der Saal wider von den Heil-Rufen, die beim Eintreffen des Ministers auf- braustcn. Dieser gewaltige Beifall legte erneut Zeugnis ab von der Liebe, die dem Gauleiter erst recht jetzt, da er wegen seiner vielseitigen Dienstgeschäftc nicht mehr so ost wie früher zu seinem Gau sprechen kann, ent gegengebracht wird. Nach dem Einmarsch der Sturmfahnen unter dem Deutschlandlied erklärte der stellvertretende Gauleiter von Groß-Berlin, Staatsrat Görlitz er, die vier Massen kundgebungen, die ersten im Kampf um Deutschlands Gleichberechtigung, für eröffnet. Dann nahm, nochmals mit langanhaltendem Beifall begrüßt, Reichs- Minister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels das Wort zu seiner grotzangelegten Rede über das Thema „Deutschlands Kampf um Frieden und Gleichberechtigung". * Aufruf Gewiss zum 22. November. Der Bundesführer des Stahlhelm, FranzSeldte, hat zur Volksabstimmung und Reichstagswahl am 12. No vember einen Aufruf erlassen, in dem es u. a. heißt: Wir Stahlhclmer machen kraft unserer Vergangen heit, kraft unseres Willens das Bekenntnis der reinen und großen Persönlichkeit des Kanzlers vom Sonnabend, dem 14. Oktober, zu unserem eigenen. Wir wollen, aus der Macht heraus, die der Geist der zwei Millionen ge fallenen Brüder je und je über uns gewonnen hat, Mann für Mann und Tag für Tag, Stunde für Stunde bis zum 12. November und am 12. November selbst dafür ein stehen, daß das Bekenntnis des 12. November das um fassendste und gewaltigste wird, das je ein Volk abgelegt hat. Wir wollen jeden im Lande mitreißen, der da meint, auf seine Stimme käme es nicht an. Es soll eine magnetische Kraft von uns ausstrahlen, die jedem Deut schen, auf den irgendein Stahlhelmer Einfluß hat, die Verantwortung ins Herz prägt, daß es am 12. No vember auf seine Stimme und auf alle beiden Bekennt nisse in gleicher Weise ankommt' Auf das „I a" zur Ehre der Ration und zum Frieden der Welt. Aus das Kreuz im Kreis, das dokumentiert, daß wir, woher wir immer kommen und wo immer wir gekämpft haben in den vierzehn Jahren des Grauens,' zusammengewachsen sind zumBlockAdolsHitlers, zur deutschen Volksgemeinschaft! Kameraden! Wo Deutschland uns ruft, stehen wir! Wo Adolf Hitler uns ruft, kann er sich auf den Stahlhelm verlassen wie auf die beiden anderen uns kameradschaft^-ch verbundenen Kolonnen! Miterliche Reichssührung. Kube über Völkcrbundaustritt und Reichstagswahl. In einem „Ritterliche Rcichsführung" überschrie benen Artikel nimmt der Gauleiter der Kurmark, Ober präsident Wilhelm Kube, zu dem Austritt Deutsch lands aus dem Völkerbund und der bevorstehenden Reichstagswahl Stellung. Er schreibt u. a.: Der 14. Oktober 1933 wird in der Geschichte des deutschen Volkes immer ein Ehrentag bleiben. An diesem Tage hat Adolf Hitler einen Zustand be endet, der mit der Würde eines friedliebenden und frciheitsstolzen Volkes nicht mehr vereinbar war. So lange die Welt Deutschland die Gleichberechtigung ver sagte, hatte Deutschland im Völkerbund nichts zu suchen. Erst mußte die Lüge von der deut schen Schuld am Kriege widerrufen werden, ehe Deutschland mit den anderen Mächten in einen so genannten Bund eintreten konnte. Der Nationalsozialismus ist der Friede! Adolf Hitler sei einer der wenigen Staatsmänner der ganzen Welt, der als einfacher Soldat den ganzen Welt krieg mitgemacht hat und der im Grabenkriege und in den Trichterfeldern der Westfront das Grauen des Krieges erlebt hat. Adolf Hitlers Regierung bedeutet nicht den Krieg, sondern den Frieden. Adolf Hitler ist der ritterliche Vertreter eines tapferen, arbeit samen und darum friedliebenden Volkes. Die ganze Energie und Tatkraft des nationalsozialistischen Deutsch land wendet sich nicht nach außen gegen das übrige Europa, sondern nach innen, gegen die verderb lichen Folgen der marxistischen Luderwirt schaft. Unser Volk hat für Jahrzehnte Aufgaben vor sich, die auf dem Gebiete seines Innenlebens liegen. Wenn aber Theorethiker der westlichen Demokratie noch glauben sollten, daß das deutsche Volk widerwillig die maßvolle und weise Staatsführung Adolf Hitlers erträgt, dann zerschlägt unser Führer auch dieses Argu ment durch dieVolksabstimmung aller Deut schen am 12. November. Am 12. November wird der Deutsche schlechthin gefragt, ob er den Weg der Schande liebt oder ob er mit Adolf Hitler den stolzen Anspruch erhebt, einer von der Welt wieder gleichgeachteten Nation anzugehören. Wir Nationalsozialisten zweifeln keinen Augenblick daran, daß ein überwältigendes Ja die Antwort der Nation auf Hitlers Frage sein wird. * Ausruf öer Reichsregierung auf dem Stimmzettel. Um etwaige Zweifel über den Gegenstand der Volksabstimmung am 12. November 1933 von vornherein auszuschließen, hat die R ei ch s re g i eru n g beschlossen, daß ihr Aufruf an das deutsche Volk vom 14. Oktober 1933 seinem vollen Wortlaut nach in den Stimmzettel ausgenommen wird. knglana nimmt Mr Kühlung wietter auf London plant weitere Hinausschiebung dee Abrüsiungsbesprechungen. Der deutsche Botschafter bei Simon. Der englische Außenminister Simon empfing in London nacheinander die Botfchafter Italiens, Frankreichs und Deutschlands, um auf diese Weise die Fühlungnahme in der Abrüstungsfrage wieder herzustellen. Bei der Unterredung mit dem deutschen Botschafter war es Simon offensichtlich daran gelegen, Klarheit über die Lage zu gewinnen und sich über die weiteren Absichten der deutschen Regierung zu unter richten. Die Tendenz der englischen Politik geht an scheinend darauf hin, die anderen Mächte von der Zwecklosigkeit des für die nächste Woche beab- 4 sichtiaten Zusammentritts des Büros und des Allgemeinen Ausschusses der Abrüstungskon ferenz zu überzeugen. Bezeichnend für die Lage ist, daß in London noch gar keine Beschlüsse darüber gefaßt werden, wer England an diesen Sitzungen der Abrüstungskonferenz ver treten soll. Die englische Politik will den Faden nicht abreißen lassen, aber weitere Abrüstungsbesprechungen bis mindestens Mitte November h i n a u s s ch i e b c n. In der Zwischenzeit soll festgestellt werden, ob die Be sprechungen im Rahmen des Viermächtepaktes er folgversprechend sein können. Veröffentlichung des Weißbuches über die Abrüstungs- Verhandlungen. Die englische Regierung veröffentlichte ferner ein Weißbuch, das die Reden und Verhandlungen vor dem Büro der Abrüstungskonferenz von der Vertagung der Konferenz im Kuni ab enthält. Die enalilöbe Reaieruna