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MdmfferTageblatt des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Wut „Wilsdruffer Tageblatt erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Dezugspr. monail 2RM. sret Haus, bet Postbestellung l,8ü RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer Ist Rv). Alle Poftanstallen, Pottbolen, unsere AuLlrSger u Geschäslsstelle nehmen zu leder Zell Be- .. ftellungen enlgegen Im Salle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Uvmeaend sonstiger BeiriebLftörun- geu besteht lein Anspruch — — auf Lieferung de, Z-t- tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesaudler Schrtslüücke ersotgt nur, wenn Rückporto beiliegt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt Anzetgenpretse laut ausliegcnder Preisliste Nr. 8. — Ziffer-Gebühr: 2V Rpfg. — Vorgeschrid» bene Erscheinungstage und P atzwünsche werden nach Möglichleil berücksichtigt. — Anzelgen-Annahm« bis vormittags w Uhr Für die Richtigkeit de, durch Fernruf übermtt- Fernsprecher: Amt Wllsdrusf 206 leiten Anzeigen überneh» men wir keine Gewähr. - — Bei Konkurs uuL ZwangSvergletch erlischt jeder Anspruch «- Nachlaß amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, Nr. 156 — 97. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Donnerstag, den 7. Juli 1938 Postscheck: Dresden 2640 Bemerkungen zum Tage Die Spanieneinigung in London Rund ein Jahr hat es gedauert, bis eine Einigung der 27 Nationen im Londoner Nichteinmischungsausschuß über die Freiwilligenfrage zustande gekommen ist. So lange ist es Moskau gelungen, immer wieder durch Querschläge den Versuch zur Einigung zu sabotieren. Auch jetzt noch in der entscheidenden Vollsitzung hat der Ver treter Moskaus Schwierigkeiten gemacht und damit von neuem bewiesen, daß den Sowjets daran gelegen ist, den Spanienkonflikt möglichst in die Länge zu ziehen oder wenn irgend möglich zu verschärfen. — Nun wäre nach der Einigung im Nichteinmischungsausschuß OPti - mimus über die weitere Entwicklung der Dinge etwas verfrüht. Noch sind nicht alle Klippen umschifft. Der nächste Schritt ist die Uebersendung der Londoner Be schlüsse an die nationalspanische Regierung in Burgos und ay die roten Machthaber in Barcelona. Beide Regierun gen müssen ihre Genehmigung zu der in London beschlos senen Entsendung von Kommissionen zur „Auskämmung" der Freiwilligen geben. Und selbst wenn diese Genehmi gung vorliegh ist noch ein großes Stück Arbeit für die Kommissionen übrig. Der Nichteinmischungsausschutz hat eine Frist von 46 Tagen für die Fertigstellung der Kom- mifsionsberichte gesetzt. Die Zurückziehung der Freiwilli gen kann also günstigenfalls nicht vor dem Herbst be ginnen. Die Zukunft wird weiter lehren, ob der Bolsche wismus nicht auf irgendeine andere Weise die Verwirk lichung des Planes hintertreibt. Das werden wir sehr bald aus der Antwort Barcelonas ersehen können. Ein Jahr chinesisch-japanischer Krieg Am 7. Juli des Vorjahres ereignete sich der Zwischen fall an der Marco-Polo-Brücke unweit von Peking. Japanische Kompanien, die auf Grund von Verträgen in Nordchina stationiert waren, wurden bei einer Nachtübung von nordchinesischen Truppen, die sich provoziert fühlten, beschossen. Es kam zu einem Zusammenstoß zwischen Japanern und Chinesen. Und während sich Proteste jagten, Forderungen aufgestellt und wieder abgelehnt wurden, entwickelte sich der große Krieg lawinenartig, ^apan begründete sein Vorgehen mit der feindlichen Hal- ^V.EHruas und den Gefahren des wachsenden bolsche wistischen Einflusses im großen chinesischen Reich. In China hat dieser Krieg dazu beigetragen, um das Natto- nalgefuhl zu Wecken. So ist es begreiflich, daß die Chinesen den Japanern einen starken Widerstand entgegensetzten. Die Uebermacht der Chinesen an Menschen gleichen die Japaner mit der Ucberlegenheit des Materials, der KampftaMk und dem Angriffsgeist ihrer Truppen aus. Die ganze japanische Nation hat sich den Kriegsmaß nahmen unterworfen, und die Heimat tut genau so ihre Pflicht, wie draußen die Truppen an der Front. Der japanische Vormarsch wird nach einem bis ins kleinste ausgearbeiteten Plan vorgetragen. — Aus dem Zwischen fall an der Marco-Polo-Brücke, der nur einer von vielen War, ist ein Krieg entstanden, der ohne Beispiel ist in der Geschichte des Landes der Mitte und anderer Erdteile. 1300 000 Menschen haben die Chinesen bereits geopfert und 1249 000 Quadratkilometer, die dreifache Aus dehnung ganz Japans, ist von den Jqpanern erobert Worden. Und immer noch ist das Ende nicht abzusehen, zumal heute Moskau ein« bedeutende und immer wachsende Rolle in Chinas Widerstand spielt. Japan und der südchlncsifche Raum. Die Besetzung der Paracel-Inseln durch französische Gendarmerietruppen und der scharfe japanische Protest, der eine Besetzung der Insel Hainan androht, rückt den südchinesischen Raum in den Mittelpunkt des Interesses. Die Franzosen haben die Besetzung der Paracel-Inseln damit begründet, daß sie der Inbesitznahme durch die Ja paner zuvorkommen wollten. Japan sieht aber in diesem Vorgehen Frankreichs eine Einmischung zugunsten Chinas und eine starke Beeinträchtigung seiner militärischen Operationen. Der siegreiche Vormarsch Japans in Nord china und am Jangtse kann sich nur dann voll auswirken, wenn auch Südchina und das Südchinesischc Meer unter japanischen Einfluß gelangen. Das bedeutet also Ueber- wachung und Sicherung der chinesischen Südküste von For mosa bis nach Indo-China durch die Japaner. Hier im Südchinesischen Meer trifft aber Japan auf die Interessen weißer Völker, vornehmlich Englands, das seine Macht im Pazifik bedroht sieht. Andererseits fürchtet Frankreich um seinen Besitz in Indo-China. Da aber China von Hongkong aus und von den Häfen an der Bucht von Tongking, den beiden unter englischem Einfluß stehenden Stützpunkten, materiell stark unterstützt werden kann, sehen die Japaner in dem Besitz der Insel Hainan die einzig mögliche Sicherung ihrer militärischen Operationen und Ausschaltung der Hilfeleistung anderer Mächte für China. die Mütter- und kteinkinv- U^UN-imoerkÄiÄuno förderst WUW durch deinen Mitsliedsdettrag ,urNS0.! Ms MI ÄfWMMO AmDM; Japans Kriegsminister zum Jahrestag des Chinakonfliktes Zum Jahrestag des Chinakonfliktes bringt die ja panische Presse zahlreiche Artikel mit Bildern und Erklärungen der Minister, die alle die Entschlossenheit der Regierung Sekunden, kompromißlos den Kampf bis zum Ende durchzuführcn. In einer Massenveranstaltung in der Hibiha-Halle in Tokio, die bereits Stunden vor Beginn wegen Ueberfül- lung geschlossen werden mußte, so daß Tausende außerhalb der Halle in den angrenzenden Straßen und einem nahen Park die Kundgebung miterlebten, erklärte Kriegsminister General Jtagaki, daß Japan nur einen Weg gehen könne: den, der zum Zusammenbruch des Tschiangkaischek-Regimes sühre. Der Konflikt hätte trotz aller Bemühungen Japans im letzten Jahre nicht beigelegt werden können, da seit dem Zwischenfall von Lukauchiau die chinesische Absicht, Japan in einen Krieg zu ziehen, vollkommen klargewesen sei. Auch heute sei noch keine Sinnesänderung Tschiangkaischeks festzu stellen, so daß Japan mit einer langen Dauer des Konfliktes rechne. In den Kriegen der Gegenwart stehe das gesamte Volk im Kampf, sei es an der Front oder in der Heimat. Die Lasten würden noch schwerer werden, erklärte der Kriegsminister, aber sie seien nichts gegen die Lasten und Leiden der Völker im Weltkriege. Außenminister General Ugaki klagte die chinesische Regierung an, daß sie mit kommunistischen Elementen pak tiere. Dann sagte er wörtlich: Wie im Januar verkündet, hat die japanische Regierung beschlossen, mit Tschiangkai- schek nicht mehr zu verhandeln oder sich mit ihm zu be- sassen. Sic unterstützt vielmehr die neuen Regierungen in China, die freundschaftlich mit Japan zusammenarbeiten wollen, um gemeinsam das kommunistische Uebel zu beseitigen und ein neues China aufzubauen. Es sei noch ein langer Weg zum Frieden, Japan sei aber ent schlossen, ihn mutig zu Ende zu gehen. Wird Japan Kaman besetzen? Daß Japan die Besetzung der Paracel-Inseln im Südchinesischen Meer durch Frankreich nicht unwider sprochen hinnehmen würde, war vorauszusehen. Tokio sieht in dieser französischen Maßnahme eine Einmischung in den japanisch-chinesischen Konflikt zugunsten Chinas. Der Sprecher des japanischen Außenamts hat bereits die Auffassung Japans mitgeteilt. Er hat erklärt, daß 1920 und 1921 von französischer und britischer Seite er klärt worden sei, daß die Paracel-Inseln zum Ver waltungsbezirk Hainan gehörten. Der Sprecher des Außenamts betonte, daß ein Anspruch Indochinas oder Frankreichs auf die Paracel-Inseln deshalb n«v«- rechtigt sei. Die japanische Presse wendet sich leidenschaftlich gegen Frankreichs Vorgehen und schreibt, Frankreich habe damit sein wahres Gesicht gegenüber Japan und dem China konflikt gezeigt. Wenn Frankreich seine Haltung nicht ändere, so müsse Japan entsprechende Maßnahmen er greifen. Da Hainan chinesisches und damit Operations gebiet sei und außerdem militärische Befestigungen auf zuweisen habe, so würde die Besetzung Hainans durch Japan vollkommen berechtigt sein. Erklärung des japanischen Ministerpräsidenten Ministerpräsident Fürst Konoye gab vor der japani schen Presse wichtige Erklärungen zur Lage ab, in denen er zunächst betonte: „Jetzt wird unsere einmal beschlossene Haltung nicht mehr geändert werden, bis wir unsere Ziele erreicht haben. Welche Lage sich auch immer ergeben wird, wir werden unermüdlich vorwärtsgehen!" Zu den Gerüchten über Vermittlungsversuche dritter Mächte erklärte Fürst Konoye, daß diese Ver suche grundsätzlich nichts an dem japanischen Ent schluß ändern könnten, nur direkt mit China zu verhandeln.» Auf die Frage, ob eine Möglichkeit, durch Vermitt lung einer dritten Macht zu einem Frieden mit der Tschiangkaischek-Regierung zu gelangen, bestehe, antwor tete Fürst Konoye kurz mit: „Nein!" Der Ministerpräsi dent bestätigte dann nochmals, daß „keine neuen Ent schlüsse zu fassen sind und daß alle neuen Maßnahmen in Uebereinstimmung mt der grundsätzlich beschlossenen Politik getroffen werden". Auf die Frage, wie die japanische Regierung über das Tschiangkaischek-Regime denke, erklärte Fürst Konoye, dass Japan in Tschiangkaischek und seiner Negierung deshalb keinen Verhandlungspartner sehen könne, weil die bereits vielen Schwankungen unterworfene Politik Tschiangkai scheks kein Vertrauen verdiene. Tschiangkaischek, der früher kommunistisch, dann nationa listisch eingestellt war, habe sich jetzt wieder an Moskau um Hilfe gewandt. Die „Nationalregie rung" könne auch dann nicht als „zentrale" Regierung Chinas betrachtet werden, wenn Tschiangkaischek durch einen japanfreundlichen Staatsmann ersetzt werde, da sie keine Verbindung zum Volke habe. Das schließe nicht aus, daß eine neue vereinigte Zentralregierung Peking-Nanking mit einer reorganisierten Hankau-Regie- rung verhandele. Zis SWerWten der ZreWWWMMhuW Das Echo der Londoner Einigung Die Einigung in der Vollsitzung des Londoner Nicht- einmifchungsausschusses über die Zurückziehung der Spanien-Freiwilligen bildet in der Londoner und der Pariser Presse das Hauptthema. Man ist sich im allge meinen darüber einig, daß die Londoner Beschlüsse, deren genauer Inhalt erst nach Veröffentlichung des englischen Weißbuches bekannt wird, bis zur endgültigen Klärung der Dinge in Spanien noch viel Zeit vergehen wird, und daß Sowjetspanien noch manche Schwierigkeiten machen werde. In London begrüßt die Regierungspresse die Annahme des britischen Vorschlages zur Zurückziehung der Spanien- Freiwilligen, während die Oppositionspresse wenig Aufhebens von dem Abkommen macht. Der diplomatische Korrespondem der „Times" schreibt u. a„ daß der Nichteinmischungsausschuß den größten Fortschritt während seines nahezu zweijährigen Bestehens zu verzeichnen gehabt habe. Als Symbol des Ent schlusses, Fortschritte zu machen, hätten die Vertreter Eng- lands, Frankreichs, Deutschlands und Italiens gestern sein Sekretär des Nichteinmischungsamtes Schecks über je 12 51)0 Pfund überreicht. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" rechnet mit keiner baldigen Antwort Barcelonas auf die Vorschläge des Nichteinmischungs- ausschusses, weil politische und strategische Erwägungen hier mitspielen. Die Einigung beseitige aber schon die Befürchtung, daß die Parteinahme fremder Länder für irgendeine Partei in Spanien den Frieden von ganz Europa gefährden könnte. Wenn das Abkommen ehrlich durchgeführt würde, müßte es dem Konflikt in Spanien bald den Charakter eines wirklichen Bürgerkrieges geben und dessen Beendigung beschleunigen. Der politische Korrespondent des „Daily Expreß" hält es für möglich, daß ein Teil des britischen Zurückziehungsplanes zu einem neuen Sturm im Parlament führen könnte, denn einige Tausend von Kampfteilnehmern in Spanien würden erst in London untergebracht werden, ehe sie in ihr Heimat land znrückgeschicki würden. Da hierunter aber Tausende von Emigranten, allein 300V polnische Kommunisten, seien, die nicht in ihre Heimat zurückkehren könnten, rechne man damit,.daß ein Ausschuß werde eingesetzt werden müßen, — Werden die Roten mitmachen? um zu enifmetden, was aus den emzemen Leuten Wersen sollte. Inzwischen werde diese Armee aber „Gast" Englands sein. Die Pariser Presse verkündet in dicken Neber» schriften, daß über die Zurückziehung der Freiwilligen und die Wiederherstellung der Kontrolle Einstimmigkeit erzielt worden sei. Der Autzenpolitiker der „Epoque" schreibt u. a„ man erkenne gern an, daß vom Nichteinmischungsausschuß ein wichtiger Schritt auf dem Wege einer internationalen Ent spannung getan worden sei. Es wäre jedoch falsch, zu glauben, daß der spanische Krieg etwa keine Ueberraschungen mehr mit sich bringen würde. — Der Londoner Berichterstatter des „Jour" fragt, ob der englische Plan in der praktischen An wendung ebenso lange Zeit in Anspruch nehmen werde wie in seiner Ausarbeitung. Selbst im besten Falle könnten die Mächte den beiden spanischen Parteien erst gegen Ende September d. I. das Kriegsrecht zuerkennen. — Der Londoner Berichterstatter des „Matin" hebt hervor, daß sie Sowjets sich wieder einmal enthalten hätten, auch nur den geringsten handgreislichen Beweis für ihre Teilnahme an einem Werk^er Befriedung zu liefern. — „Oeuvre" erlitt«, tatsächlich seien in Rotspanien zahl reiche Naturalisierungen vorgenommen worden, während an dere Freiwillige überhaupt nicht im Besitze von Pässen seien. Selbst bei optimistischen Berechnungen scheine der englische Plan nicht vor Weihnachten zu wirksamer Anwendung ge langen zu können. Mr „Figaro" schreibt, gewiß werde man sich freuen, daß im Nichleinmischungsausschuß eine Einigung erzielt worden sei. In Spanien bestehe jedoch die tatsächliche Uneinigkeit weiter fort. In manchen Kreisen behaupte man, daß es^erst gegen Ende dieses Jahres zu einer Zurückziehung der Frei willigen und zu einer Zuerkennung der Kriegsrechte kommen werde. Die zukünftigen Kommissare müßten eine große Energie an den Tag legen. Das sei besonders auf der rotspan i. scheu Seite nötig. Im nationalspanischen Lager werde die Zählung der Freiwilligen sehr einfach sein. Im roten ^ager dagegen entwichen die Fr «willigen jeder Koutroüe und feder Autorität.