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MsdrufferTageblatt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. t»«« „DNSdruNer Tageblatt' erschein« Werktag« nachm «Uhr Dezuglpr. monatt 2RM Ire« Hau«, bet Postbestellung 1.SU RM zuzüg«. Bestellgcw Einzelnummer U> Rb< Alle Postanftalien, Postboten, unsere «uSirSg.r u GejchösiLnelle M?sb,r«G!w1>u'^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ästiger" I»» besteht tetn Anspruch aus Lieferung der Zet- Mag oder Kürzung de« Bezugspreise« Rücksendung etngesaudler Schriststücke erlotgl nur, wenn Rückporto bewege Anzetgenpretse lau« ausltegender PreirNste Nr. 8. — Ztsfer-Gcbühr: rv Rpfg. — Porgeschri» bene Erscheinungrtage und P.atzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Auzetgen-Annahm« bl« vormittag« lü Uhr Für die Richtigkeit de, durch Fernrus übermi«. FerNfprechkr! AMt WllsdkUff 206 telten Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. ' — Bei Konkurs u«S ZwangSvergletch erlisch« ieder Anspruch «es Nachlaß. amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten Nr. 855 — 97. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck« Dresden 264» Dienstag, den 1. November 1938 Das Erbe von Trianon Hum Schiedsspruch über die ungarisch-tschecho slowakische Grenze. Nachdem sich die Tschecho-Slowakei und Ungarn, um den seit Wochen gehenden Streit um die neue Grenz ziehung zwischen beiden Ländern zu beenden, dazu ent schlossen haben, Deutschland und Italien als Schieds richter anzurufen und sich bereit erklärt haben, bedin gungslos den Schiedsspruch anzunehmen, gilt es nun, das Unrecht von Trianon, das im Jahre 1920 Ungarn angetan wurde, wiedergutzumachen. Der Vertrag von Trianon ist einer jener unseligen Pariser Vorortverträge, der wie der Schandvertrag von Versailles eine ewige Quelle des Unfriedens geworden ist. Damals zerstückelten die Siegerstaaten Ungarn und nahmen ihm zwei Drittel seines bisherigen Gebie tes, die sie der Tschecho-Slowakei, Rumänien und Süd- slawien zuschlugen. Dadurch wurden 3,5 Millionen Mag yaren unter Fremdherrschaft gestellt und der ungarische Reststaat in seiner Existenz bedroht. Die Tschecho-Slo wakei erhielt damals die Slowakei, die Zips und Kar patenrußland. Die Grenze von 1920 zwischen der Tschecho-Slowakei nnd Ungarn war eine Willkürgrenze, bei der strategische, politische und wirtschaftliche Gesichtspunkte maßgebend waren. Den einzig gültigen Grundsatz aber, den völkischen, hatte man vollkommen außer acht ge lassen. Die Zeit seit dem Ende des Weltkrieges hat ge lehrt, daß das Unrecht von Versailles, von Saint Ger main und Trianon auf die Dauer auch nicht durch Ge walt aufrecht erhalten werden konnte. Die Gerechtigkeit hat sich Geltung verschafft. So wurde München der Sieg über Versailles. Die Vereinbarungen der vier Männer in München, die eine neue Epoche Europas eingeleitel haben, haben endlich dem völkischen Gesichts punkt zu seinem Recht verhalfen. München bedeutet die Absage an die politischen Tendenzen, nach denen man bisher auf der Karte Grenzen zog, ohne die be teiligten Volksgruppen überhaupt zu fragen. Die Tschechen haben damals bei der Aufteilung Mit teleuropas zunächst weniger gefordert, als sie nachher beansprucht haben. Je länger die Verhandlungen in Trianon dauerten, um so mehr wuchs der Appetit der damaligen Machthaber von Prag. Man forderte, was man bekommen konnte und machte sich keinerlei Gewissen, wie man die fremden Volksgruppen einmal in den neuen tschecho-slowakischen Staat eingliedern könnte. Der Land hunger wurde befriedigt, aber für die Menschen, die unter fremde Herrschaft kamen, begann eine schwere Leidens zeit. Kem Magyare war bereit, Tscheche zu werden. So bat das Magyarentum genau so um seine Freiheit ge kämpft, Wie das Deutschtum im Sudetenland. Bei dem Schiedsspruch, den in nächsten Tagen der deutsche Neichsaußenminister v. Ribbentrop und der italienische Außenminister Graf Ciano fällen werden, wird allein der völkische Gesichtspunkt maßgebend sein. Dahinter haben alle wirtschaftlichen, politischen und strategischen Interessen zurückzutreten. Die Ungarn fußen auf der Volkszählung von 1910, unter deren Zugrunde legung, wie sie sagen, eine Grenze unschwer festzulegen sein müsse, innerhalb der Gemeinden liegen, die angeblich zu 50 bis 100 v. H. von Ungarn bewohnt sind. Die heutige tschecho-slowakische Regierung hat bei den bisherigen Verhandlungen in Komorn schon eingesehen, daß Ungarn einen Teil der ihm 1920 entrissenen Gebiete zurück haben muß. Zunächst bot Prag den Ungarn ein Gebiet von etwa 2000 Quadratkilometern mit rund 13 WO Ungarn an. Ungarns Forderung dagegen umfaßte ein Gebiet, auf dem rund eine Million Menschen leben. Nach wochenlangem Hin und Her erstreckte sich das letzte, tschecho-slowakische Angebot auf einen Gebietsteil mit etwa 340 000 Menschen. Die beiden Außenminister Deutschlands und Italiens, die auch den ungarischen und den tschecho-slowakischen Außenminister nach Wien eingeladen haben, werden nun zu prüfen haben, wie weit die ungarischen Forderungen mit der völkischen Grenze übereinstimmen. Ist dann die neue Grenze zwischen Ungarn nnd der Tschecho-Slowakei abgesteckt, dann werden beide Staaten genau so wie es Deutschland und Prag tun, die wirtschaftlichen und ver kehrspolitischen Konsequenzen zu klären haben. Die Aussprache, die Neichsaußenminister v. Ribben trop mit dem Duce und mit dem italienischen Außen minister in Rom hatte, hat auch den Standpunkt beider Staaten zu den nngarisch-tschecho-slowakischen Streitfra gen geklärt. Dabei kann denen, die wieder einmal wis sen wollten, daß dieses Problem eine ernste Belastung der Achse Berlin—Rom sei, gesagt werden, daß dieses Thema weit weniger Raum bei den Besprechungen ein genommen hatte, als eine gewisse Auslandspresse, die es allzu gerne im Gebälk knistern hört, behaupten zu können glaubte. Fordert die Grtspreffe! HMM MtWm iA SlMlWU Anerkennung für Gauleiter und Reichsstatthalter Martin Mutschmann stattete dieser Tage den NSV.-Beauftragten im Sudeten gau einen Besuch ab. In seiner Begleituna befanden sich der Leiter des Amtes für Volkswohlsahrt Gau Sachsen, Ganamisleiter Pg. Büttner, der Sonderbeauftragte der NSV. für den Gau Sudeten, Reichsoberrevisor Pg. Ja nowski, Gauamtsleiter Pg. Müller, sowie mehrere Mit arbeiter der NSV.-Gauwaltung Sachsen. Von Zittau aus begab sich der Gauleiter mit seiner. Begleitung zunächst nach Reichenberg, wo er sich von dem vorbildlichen Einsatz der NSV. überzeugen konnte. So wohnte er am Leipziger Platz auch einer Speisung von 5000 Hilfsbedürftigen durch die von der NSV. eingesetz ten Großfeldküchen bei. Zusätzlich wurden noch 1000 Brote verteilt. Sodann besichtigte der Gauleiter mit seiner Beglei tung die Dienststelle des Sonderbeauftragten der NSV. für den Kreis Reichenberg, wo er mit großem Interesse die schnelle und vorbildliche Aufbauarbeit feststellen konnte. Die Gäste aus Sachsen besuchten weiter die VerteUnngs- stelle des Kreisbeaustragten. wo gerade an etwa 1000 sudetendeutsche Volksgenossen fünf Tonnen Lebensmittel ausgegeben wurden. Auch in Gablonz besichtigte der Gau leiter die Dienststelle des Sonderbeauftragten und andere Einrichtungen der NSV., so das Lebensmittellager der NSV. Sie wurden ferner Zeuge von der Ankunft einer Lastwagenkolonne, die weitere 75 000 Kilo Lebensmittel aus einem der Neichslager heranbrachte. Einsatz geasn Not Md Elend Die NSV., deren Einsatz im Sudetengau schon un sägliches Leid mildert, hat besonders im Gablonzer In dustriegebiet überaus große Aufgaben zu erfüllen. Die Not und das Elend sind hier unermeßlich. Tag für Tag werden durch die NSV. 25 000 bedürftiae Sudetendeutsche betreut. In den wenigen Tagen ihres Wirkens in diesem Bezirk sind bereits 200 000 Kilo an Lebensmitteln, wie Mehl, Zucker, Grieß, Neis, Fleischkonserven usw., verteilt worden. Außerdem wird in den nächsten Tagen eine große Verteilnngsaktion warmer Winterkleidung einsetzen. Die NSV. hat weiter für die Pflege armer, kranker Volksgenossen N S V.- S ch w e st e r n eingesetzt. Sie pfle gen die Kranken, sie nehmen sich der Kinder und ganz besonders der Kleinkinder an, geben den Müttern Anwei sungen, besuchen die Elendsquartiere, mit einem Wort, sie Helsen unermüdlich und aufopfernd mit, die Not zu lindern. Kein Gablonzer hätte sich vorstellen können, daß es jemals in dieser Industriestadt keine Bettler mehr geben die NSV.-Arbeit werde. Durch zwanzig Jahre hindurch zogen täglich Hun« derte Bettler almosenheischend von Haus zu Haus, nnd ebenso viele standen bettelnd in den Straßen. Die NSV. hat es mit einem Schlage sertiggebracht, daß das Betteln restlos aufgehört hat. SeelWe Vetrenum nicht vernaHWigt Die NSV. beschränkt sich aber nicht darauf, die Volks genossen leiblich zu betreuen, sondern sie will ihnen auch die Möglichkeit geben, mit teilzuhaben an dem Kuliur schaffen der neuen Zeit und ermöglicht ihnen den Besuch von hochwertigen Filmen und Theatervorstellungen. Bis jetzt konnten in der Stadt Gablonz 3000 arme sudeten- dentsche Volksgenossen die Filme „Triumph des Willens* und „Hans Westmark" sehen. Weitere NSV.-Vorstellun- gen sind vorgesehen. Aus der Wcitersahrt berührte Reichsstatthalter Mutsch mann noch Labau und besuchte bei der Rückkehr in Ga blonz ein Werk der heimischen Glasindustrie. Am Spätnachmittag erfolgte die Rückkehr nach Sach sen. Gauleiter Mutschmann sprach mit anerkennenden Worten von der ausgezeichneten Arbeit der Männer und Frauen der NSV., die im Gau Sudeten unermüdlich ihre Pflicht tun, damit in kürzester Zeit auch in diesem jüng sten Neichsgan das Aufbauwerk der größten Wohlfahrts- Organisation der Welt vollendet werden kann. MM Nilomeier Autostraße durch die Tschecho-Slowakei Die Prager Negierung Hai beschlossen, daß im Ein nehmen mit der slowakischen und karpato-ukrainischen Re gierung die ersten technischen Vorbereitungsstudien für die Anlage einer großen Autobahnstraße durch die ganze Republik vom Westen nach Osten durchgeführt werden. Diese Autobahn, die an dis Autobahnen und großen Straßen der Nachbarstaaten angeschlossen wird und nur für Motorfahrzeuge bestimmt sein soll, würde eine Ge samtlänge von über 1 0 0 0 Kilometer haben. Es sollen zunächst 50 000, später 100 000 Arbeiter dabei beschäftigt werden. Die Regierung hat gleichzeitig beschlossen, unverzüglich solche Straßenbauten, deren dringliche Notwendig keit sich aus der Grenzänderung ergibt, durchzuführen. Man rechnet damit, daß bei diesen Bauten, mit denen schon dem nächst begonnen werden wird, etwa vierzig Arbeitsgruppen zu 1000 Mann, älso etwa 40 000 Arbeitskräfte, beschäftigt werden sollen. MWM!I. AM M MKrWtt Bedingungslose Annahme des Schiedsspruchs — Ribbentrop und Ciano treffen sich in Nachdem die Frage der ungarischen Minderheiten in der Tschecho-Slowakei und die Frage einer gerechten völ kischen Grenzziehung zwischen Ungarn und der Tschecho- Slowakei in den letzten Wochen durch direkte Verhandlungen der beiden Negierungen nicht gelöst werden konnte, haben sich die ungarische und die tschecho slowakische Regierung an die deutsche und die italienische Regierung mit der Bitte gewandt, diese Fragen durch einen Schiedsspruch zu lösen. Der Reichsminister des Auswärtigen vonRibben- trop hat bei seinem Besuch in Nom mit dem italienischen Außenminister Graf Ciano auch diese Frage besprochen und die italienische Regierung bereits dahin unterrichtet, daß Deutschland dem Grundsatz einer solchen schieds gerichtlichen Regelung zustimme. Nachdem sich die tschecho-slowakische und die ungarische Negierung bereit erklärt haben, den Schiedsspruch als end gültige Regelung vorbehaltlos anzunehmen und ihn un verzüglich durchzusührcn, haben sich die deutsche und die italienische Regierung entschlossen, den Schiedsspruch zu fällen. Prags und Budapests Außenminister eingeladen Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop und Außenminister Graf Ciano werden am 2. November in Wien Zusammentreffen. Der ungarische und der tschecho slowakische Außenminister sind für den gleiche» Tag nach Wien cingcladcn worden. 4 * In Preßbnrg trafen bereits am Montag die ungari schen und tschecho-slowakischen MilitärsachverMNdigen zu- samiusn. um die technischen Fragen der RWWuna der Wien wahrscheinlich an Ungarn sauenden Grenzgebiete zu ve- sprechen. Die beiden Schiedsrichter. Reichsmißenminister von Ribbentrop und der italienische Außenminister Graf Ciano werden am 2. November m Wien den Schiedsspruch über die Grenzziehung zwlfche» der Tschecho-Slowakei und Ungarn fallen. (Wcltbild-WagenLor-L