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WeMM ßr MWM Erich eiut wScheutlich dreimal and zwar Dieu-tagS, DoimerstagS und Ssmrabeuds. Bezugspreis vterteljShrlich 1 Mi. 30 Pfg., durch die Post bezogeo 1 MI. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 0. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. «nö Amgegen-. Amtsblatt Inserate werden MontagS, Mitwochs und FrettagS bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnscrtiouspreis 15 Psg. pro viergespaltene KorpuSzeile. Allherhalb deS AmtSgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubeuder und tabellarischer Satz mit 50 »/, Aufschlag. Ro. 14. II «8. Jahrg Sonnabend, den ü Februar 1WS für dir Lgl. Amtshauptmannfchast Weihen, Mr das Lgl. Amtsgericht und den Stadtrat nr sowie für das Lgl. Forürentamt ru Thscrrr^ Lokalblatt für Wil-druff, AMa«»eberg, Birkenhai», Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, vcrzogowatde «n vanvoerg. yn,»»».„ Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, PohrSdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei SeffelSdorf, Stetabach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf. Weistrovv, Wildberg. Mit -er wöchentlichen Geilage „Welt im Vild" und -er monatlichen Geilage „Unsere Heimat". Druck und Verlag vo» Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für Politik und Inserate verantwortlich: Arthur Zschunke, für den übrigen Teil: Johannes Arzig, beide in Wilsdruff. Bekanntmachung. Einstellung von Dreijährig-Freiwilligen für das III. Seebataillon in Tsingtau (China). Einstellung: Oktober 1909 Ausreise nach Tftnglau: Januar 1910, Heimreise: Frühjahr 1912. Bedingungen: Mindestens 1,65 m groß, kräftig, vor dem 1 Oktober 1890 geboren (jüngere Leute nur b:i besonders guter körperlicher Entwicklung). Bau- Handwerker (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Tischler, Glaser, Töpfer, Maler, Klempner usw.) und andere Handwerker (Schuster, Schneider, Gärtner usw.) bevorzugt. In Tstngtau wird außer Löhnung und Verpflegung täglich 0,50 Mark Teuerung?, zulagt gewährt. Meldungen mit genauer Adresse sind unter Beifügung eines vom ZMilvorfitzenden der Ersatzkomm'sston ausgestellten Meldescheins zum freiwilligen Diensteintritt auf drei Jahre zu richten an: Kommando des m Stammseebataillous, Wilhelmshafe«. Vom 8. bis 24 Februar dieses Jahres sollen die Schornsteine im hiesigen Siudtbezirke vereinigt werden. Wilsdruff, am 4. Februar 1909. Der Ttadtrat »o, Kahtenbergcr. Bekanntmachung. Einstellung von Dreijährig-Freiwilligen für die Matrosenartillerie-Abteilung Riautschsn in Tsingtau (China). Einstellung: Oktober 1909, Ausreise nach Tsingtau: Januar 1910 bezw- 1911, Heimreise: Frübjahr 1912 Bedingungen: Mindestens 1.67 m groß, kräftig, vor dem 1. Oktober 1890 geboren (jüngere Leute nur bet besonders guter körperlicher Entwicklung). In Tsingtau wird außer Löhnung und Verpflegung täglich 0,50 Mark Teuerungs zulage gewährt. Meldungen mit genauer Adresse sind unter Beifügung eines vom Zivtlvorsitzendeu der Ersatzkommisston ausgestellten Meldescheins zum freiwilligen Diensteintritt auf drei Jahre zu richten an: Kommando der Stammabteitung der Matrosenartillerie Kiautschon, Cuxhafen. Zur Mühlen-Umsatzsteuer. Bet der gegenwärtigen Suche nach neuen Steuern, wie sie der RetchshauShalt gebieterisch erfordert, machen die Müller eine rühmliche Ausnahme vor allen anderen Berufsständen. Während alle BevölkerungSklassen sich mit Händen und Beinen gegen die ihnen zugcdachteu neuen Steuern wehren, sind die Müller die einzigen, die sich erbieten, eine neue Steuer auf sich zu nehmen. Sie hoffen allerdings, daß diese Steuer so weise eingerichtet und verteilt wird, daß sie zugleich eine Gesundung in dem völlig herunter gew rtschafteten Mühlengrwcrbe herbei führt. Sic verlangen eine Umsatzsteuer, die mit der Produktions-Menge staffelförmig steigt und dadurch ge- eignet ist, die erdrückende Ueberprodukiion einiger Riese». Mühle« in heilsamer Weise einzudämmen. Ma« sollte nun meinen, daß in der gegenwärtigen Verlegenheit der Herr Reichsschatzmeister mit gierigen Händen nach dieser dargcbotenen Gabe greifen müßte, — aber «ein! Er hat sich den Kopf zerbrochen, um alle möglichen und unmöglichen Steuerprofiktr auszutifteln, die niemals die Billigung des Reichstages und der Steuerzahler staden werden, aber die hochherzig dargebotene Steuer der Müller will er nicht haben, obwohl die Müller bereits seit 10 Jahren um Einführung dieser Steuer petitionieren. Sie ist gar nicht mit auf die große Finanzreformsp-iiekarte gesetzt worden. Warum? Dis ist schwer zu verstehen — ober auch leicht. Das Groß- kapital erlaubt'- nicht! — Von einer gerechten Umsatz, steuer würden einige sehr reiche Großspekulantcn mit be. troffen werden, und das darf nicht geschehen Vom »Deutschen Müllerbunde" wie vom „Verband deutscher Müller" sind erneute Bemühungen ausgegangen, um endlich einmal die Frage der Umsatzsteuer im Reichs tage zur Verhandlung zu bringen. Einige einflußreiche Abgeordnete haben in Aussicht gestellt, im Verlaufe der Beratungen über die Steuerreform die Mühlen-Umsatz steuer anzuschneiden. Willkommen müßte dies für die Negierung wie für die Volksvertretung schon deswegen fein, weil es sich darum handelt, für zahlreiche abgelehnte Steuervorschläge einen Ersatz zu finden. Und die Mühlen- Umsatzsteuer könnte immerhin d?m Reiche 15 - 20 Millionen Mark bringe», ohne von beu breiteren Schichten als lästig empfunden zu werden; und sie würde dabei zugleich einen nützlichen Regulator gegen eine Verhängnisvolle Entwicklung des wirtschaitlichen Lebens bilden; sie könnte der Maffenerdrosselung der Mühlenbetriebc endlich Ein- halt tun. Die Gründe für und wider die Umsatzsteuer sind seit 10 Jahren vielfach e> örtert worden, daß wir unsere Leser zu langweilen suchen, wenn wir sie wiederholen wolllen. Die Notwendigkeit dieser Steuer ist von Allen, die über die Lage des Mühlengewerbes unterrichtet sind, so unbedingt anerkannt, daß sich eine weitere Diskussion erübrigte, wenn nicht immer noch weite Kreise unseres Volkes über Zweck und Wesen dieser Steuer von dem unehrliche« Teil der Presse gründlich getäuscht würden Ausgesprochene Gegner der Steuer sind i« Fachkreisen nur «och die paar Dutzend Großmehlfabriken, die von einer solchen Steuer hauptsächlich betroffen werde« würden und deren 'wirtschaftliche Verwüstungsarbeit durch die Steuer gehemmt werden soll. In den letzten Jahren hat der Mühlenbesttzer Schüler in Lippstadt den Umsatzsteuer-Gedanken mit be sonderem Eifer aufgegriffcn und auch kürzlich eine erneute Eingabe in dieser Sache an den Reichstag ge richtet Schüler wiederholt zunächst die Begründungen, daß 1. eine Brotverteuerung durch die Umsatzsteuer nicht zu befürchten sei, weil selbst bei Anwendung des höchsten vorgeschlagenen Steuersatzes daS Kilogramm Brot nur mit dem Bruchteil eines Pfennigs belastet werden würde, dieser höchst: Steuersatz aber nur wmige Großmühlen träfe, während dis große Masse der Mittel, und Kleinmühlen nur wenig von der Sieuer betroffen wäre und nach wie vor ei« billiges Mehl und Brot liefern könnte; 2. daß es ein gefährliches Wagnis sei, die Brot. Versorgung des ganzen Volkes immer mehr in die Hände einiger Großbetriebe zu legeu, die noch außerdem, an den Hafeuplätzen gelegen und auf den Bezug auS. ländischen Getreides angewiesen, im Kriegsfälle also leicht abgeschnitien und zerstört werden könnten. Somit kann die Volksernährung nur gesichert bleiben, wenn die im Lande verstreuten Mittel- und Kleinmühlen lebensfähiz erhalten werden. 3. Die Gcoßmühlen betreiben heute eine Verhängnis, volle Mittelstandsvernichtung,' waS zur Steigerung der wirtschaftlichen und sozialen Spannungen beiträgt. 4. Eine Einschränkung oder sogar Betrtebsciustcllung der müllertschen Großbetriebe würde keine Gefährdung der Volksernährung bedeuten, da die übrigen Mittel und Kleinmühlen heute im Bedarfsfälle doppelt soviel Mehl Herstellen können, rIS die Nation überhaupt braucht. 5 Unsere Eigenproduktion an Mehl würde durch ei ar angemessene Umsatzsteuer keineswegs so erschwert werden, daß eine vermehrte Konkurrenz ausländischen Mehles zu befürchten wäre. 6. Wenn die Riesenmöhlen tatsächlich etwas ge ringere Vermahlungskosten hab:n, so wird dies zum Teil durch vermehrte Spesen des größeren Ver triebsapparates ausgeglichen. Haben sie dann immer noch einen Vorsprung in ihren Produktionskosten, so können sie auch recht wohl eine angemessene Umsatzsteuer bezahlen; 7. Eine Kontingentierung der gesamten Mehl- Produktion ist angesichts der 37000 Betriebe in der Müllerei undurchführbar; sie dürfte aber auf keinen Fill nach den heutigen Produktionsmeogen bemessen werocn, da die Großmühlen ein unverhältnismäßiges Kontingent an sich gerissen und viele Mittel- und Kleinmühlen frei- willig oder gezwungen ihre Produktion erheblich ein- geschränkt haben. 8 Daß eine Umsatzsteuer eine Vermögens- konfiskatton an den Großbetrieben bedeute, ist eine Urdertreibung; tatsächlich aber bedeutet der heutige Zrstand der „wilden Konkurrenz" und gegenseitigen Unterbietung eine fortwährende VcrmögenSberaubung und Existensvernichiung an vcn Mittel- und Kleinbetrieben, deren alljährlich 5-600 zugrunde gehen. Herr Schüler verknüpft nun in seiner Petition mit diesen Darlegungen weitere Hinweise auf die in der Müllerei bestehenden Mißstände, so auf die Mängel im Tarifwesen der Eisenbahnen, die Abgabenfreiheit der Wasserstraßen, die «och immer bestehende Uebervergütung bet der MehlauSfuhr der Großmühlen bezw. die Ver- günstiguug durch Erteilung freier Einfuhrscheine und ähnliches mehr. So richtig es ist, daß durch vie Umsatz steuer nicht alle Schäden in der Müllerei mit einem Schlage geheilt werden können, möchten wir doch davon abraten, mit der Frage der Umsatzsteuer zugleich die auf anderen Gebieten liegenden Uebclstände zu verknüpfen. Es dürfte dies leicht zur Verwirrnng der Frage bei tragen. Wir hegen die Urberzeugung, daß die Einführung einer angemessene« Umsatzsteuer den heute bestehenden furchtbare« Druck von der Müllerei nehmen wird, so daß die übrigen Schäden dann vielleicht in den Hintergrund treten werden. Wenn nicht, so wird dann später immer noch Zett sein, diese Einzelfragen für sich zu regel«. Der Gesetzentwurf könnte demnach etwa folgende Fassung haben: 8 1 Die Betrtebssteuer der Mühlen (Gewerbesteuer) wird im ganzen Reiche gleichmäßig nach der Vermahlungs- menge erhoben und fließt der Rcichskasse zu. 8 2. Als Maßstab für die zu versteuernde Ver- maülungSmcuge dient ver Durchschnitt der letzten drei Be triebsjahre nach Ausweis des in jeder Mühle vorhandenen MahlbucheS. 8 3 Die Mühlen unter 500 Tonnen Jahresver- Mahlung bleiben von der Besteuerung frei. Für die übrigen gilt als BesteuerungSmaßstab der Grundsatz: soviel Tonnen Getreide (im Durchschnitt) täglich ver mahlen werde», soviel mal 2 Pfennige Steuer für jede Tonne sind zu entrichte«. DaS Jahr wird zu 300 Arbeits tagen gerechnet. usw usw. LS zahlt sonach z. B. eine Mühle von Jahres. tägliche für die jährliche Vermahluug Vermahlung Tonne Gesamtsteuer 600 t 2 t 4 Pf. 24 Mk. 1000 i 3V«t 6'/. , 66 , 1500 t 5 t 10 , 150 „ 2100 t 7 t 14 , 294 » 5000 t 16'/, t 33V, , 1666 , 12000 t 40 t 80 , 96U0 , 20000t 66-/, t 133V, „ 26666 . 30000 t 100 1 200 , 60000 „ 60000 t 200 t 400 240000 „ 8 4. Bei Grobmülleret (für Graubrot, Kommißbrot, Schrotbrot, usw.) weroea zwei Tonnen Schrot für eine Tonne Fetuvermahl ng gerechnet. (Eine Mühle, die täglich 5 Tonnen zu Schrotmehl verarbeitet, zahlt sonach nur soviel Steuer wie eine Mühle, die täglich 2'/, t