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Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstag», DonuerStagS und Sonnabends. -Bezugspreis vierteljährlich I Ml. 30 Pfg., durch die Post bezogen I Ml. 54 Pfg. Fernsprecher Nr. S. — Telegramm»Adrefie: Amtsblatt WilSdruff. rrnö Amgesenö. Amtsblatt Inserate werden Montag», Mittwochs und Freitag» bi» spätestens 12 Uhr angenommen. JusrrtiouSprei» 15 Pfg. pro vtergespalteue KorpuSzeil« Außerhalb de» AmtSgerichtSbezirlS Wilsdruff 20 Pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 °/, Aufschlag. für die Kgl. Amtshauptmannschaft Weihen, Mr das Kgl- Amtsgericht und den Stadtrat m sowie für das Kgl. Forhrentamt ru Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Mrkenhai«, Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, verzog»««»»- mn «an»oer- «aufbach, Keffelsdorf, Kleinschöuberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Rottzschen. Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberbermSdyrf, PohrSdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Pernr, Sachsdorf, Schmitdewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steiubach bei Mohor« Seeltgstadt, SpechLSHausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wtlbberg. Mit der wöchentlichen Beilage „Welt im Bild" und -er monatlichen Beilage „Unsere Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für Politik und Inserate verantwortlich: Arthur Zschunke, für den übrigen Teil: Johannes Arzig, beide in Wilsdruff. No. SS. Dienstag, ven 18. Mai 19«». j «8. Jahrg. politisch» Rundschau Wilsdruff, den 17. Mai. Deutsches Reich. Kaisertage in Wien. Der Einzug des brutschen Käls-rpaares in Wien, ist am Freitag unter dem beispiellosen Jubel der Wiener Einwohnerschaft erfolgt. Bei dem Galadiner, das Freitag abend 7 Uhr in der Wiener Hofburg stattfand, brachte Kaiser Franz Josef folgenden Trinkspruch aus: Der Besuch, den Eure Majestä in Begleitung Ihrer Majestät der Kaiserin mir heute, abzustatten die Güte haben, erfüllt mich mit wahrer, herzlicher Freude und bietet mir den sehr erwünschten Anlaß, meiner hohen Ge nugtuung darüber Ausdruck zu verleihen, daß es mir ver gönnt ist, Eure Majestät, den beharrlichen Förderer aller FriedenSbestredungen, tn einem Augenblick begrüßen zu dürfen, da der im verflossenen Winter manchen Gefahren ausgesetzte Friede wieder gesichert erscheint. M-t tiefer und aufrichtiger Dankbarkeit gedenke ich hierbei der neuerdings in glänzender Weise bewährten bundes- freundlichen Haltung des Deutschen Reiches, dessen stets HUsberetle Unterstützung die Erfüllung meines innigen Wunsches in so hohem Maße erleichtert hat, alle ent standenen Schwierigkeiten ohne kriegerische Entwicklung auszugleichen. Waren auch alle Mächte einig in diesem redlichen Bemühen, so ist es doch vor allem der unerschütterlichen BundeStreue meiner hohen Freunde und Verbündeten, Eurer Majestät und Seiner Majestät des Königs von Italien zu danken, wenn wir heute mit ungetrübter Befriedigung auf die erzielten Erfolge blicken können. In der sicheren und durch eine auf drei Dezennien zurückceichende Erfahrung begründeten Zu versicht, daß das kostbare Gut des Friedens auch künftighin seine sicherste Bürgschaft in den dauernden und innigen Beziehungen finden wird, die uns und unsere Völker verbinden, heiße ich Eure Majestäten aufs herzlichste Willkommen und erhebe mein Glas auf das Wohl Eurer Majestät, Ihrer Majestät der Kaiserin und des gesamten Kaiserlichen und Königlichen Hauses. Kaiser Wilhelm erwiderte: Euerer Kaiserlichen und Königlichen Apostolischen Majestät huldvoller warmer Willkommensgruß hat uns, die Kaiserin meine Gemahlin und mich, in tiefer Seele bewegt und gerührt. Empfangen Euere Majestät innigsten Dank für diese Worte wahrer und edler Freundschaft. Ein Menschenalter ist vergangen, seitdem Euere Majestät mit meinem in Gott ruhenden Herrn Großvater den Grund zu dem Freundschaftsbund gelegt haben, der bald darauf zu unserer hohen Freude durch Italiens Beitritt erweitert wurde. Welcher Segen auf diesem Bunde geruht hat, das wird dereinst die Geschichte künden. Alle Welt weiß aber schon heute, wie wirkungsvoll gerade tn den letzten Monaten dieses Bündnis dazu beigetragen hat, ganz Europa den Frieden zu erhalten. Was damals be gründet worden ist, steht heute fest gewurzelt in den Herzen unserer -Völker. Euere Majestät wiff-n, wie spontan hüben und trüben, in Oesterreich-Ungarn wie in Deutschland, die Zustimmung war, so oft unser treues und geschlossenes Zusammenstehen nach außen hervortrat. Und als die Kaiserin und ich heute früh durch Euerer Majestät im Frühlingsschmuck prangende Residenzstadt Wien unseren Einzug in die altehrwürdige Burg hielten, da klang uns aus den goldenen Alt-Wiener Herzen brausender Jubel entgegen und mächtig war der Widerhall, den dieser Jubel in unserem Herzen fand. Ich darf mich ja rühmen, hier kein Fremder zu sein. Seit ich als junger Prinz mich zum ersten Male Euerer Majestät vorstellen durfte, hat es mich immer wieder in die Nähe der all verehrten Person Euerer Majestät gezogen, wo mir stets unwandelbare Gute und Freundschaft zuteil wurde. Un- auslöschlich lebt in meinem Herzen die Erinnerung an die Aufnahmen, die ich in Euerer Majestät weitem Reiche, sowohl hier, als bei dem ritterlichen Volk der Magyaren allezeit gefunden habe. Mögen unter dem glorreichen Szepter Euerer Maj.stät die Gefühle und Gesinnungen treuer Freundschaft bis in die fernste Zukunft bestehen, mögen pe stets das unzerreißbare Band zwischen uns und unseren Reichen bilden zum Heile unserer Völker, zur Wahrung des Friedens. Mit diesem Wunsche erhebe ich mein Glas und trinke auf das Wohl Euerer Majestät. Goit fig ie uud erhalte Euere Majestät uud Ihr erlauchtes Haus. Im Laufe des Nachmittags ist folgendes gemeinsame Telegramm Kaiser Franz Josephs und des deutschen Kaisers an den König von Italic« abgegangen: Unsere Begegnung bietet uns den neuerlichen Anlaß, unseren er habenen Verbündeten und Freund zu begrüßen und ihm den warmen Ausdruck unserer unveränderlichen Freundschaft zu übermitteln. Der König von Italien erwiderte das Telegramm mit folgender Depesche: Ich bm Eurer Majestät sehr dankbar dafür, daß Sie mir mit dcm Kaiser, unserem gemeinsamen Verbündeten und Freund den Ausdruck Ihrer unwandelbaren Freundschaft' übersandt haben. Diese Freundschaft ist mir sehr teuer und ich versichere Eurer Majestät, daß sie in meinen Gefühlen einen auf richtigen und vollen Widerhall findet. Vicior Emanuel. Der „Demps" sagt in einer Besprechung der Monarchenzusammenkunst von Brindisi und Wien: Der glänzende Erfolg der österreichisch-deutschen Politik in der Ortentkrisis ist geeignet, den bisweilen etwas stockenden Eifer des dritten Alliierten anzufachen. Dieser Erfolg muß für alle die Lehre bilden, daß es kein dauerhaftes und fruchtbares Bündnis ohne gegenseitige Dienste und ohne milstärische Grundlinien gibt. Die französisch- russische Allianz, moralisch durch die englische Eatente ge stärkt, hat denselben inneren Wert, wie der Dreibund, aber was ihr geseblt bat, war eine ausdauernde und klügere militärische Politik gewesen. Vertagung des Reichstages? Wie aus dem Reichstage gemeldet wird, soll morgen Dienstag der Reichstag bis zum Herbst vertagt werden. Freitag nachmittag hatte der Präsident Graf Stolberg mit dem Reichskanzler eine Besprechung, in der er dem Reichs tanzler den Vertagungsvorschlag machen will In den Wandelgängen des Hauses verlautet weiter, daß Fürst Bülow höchst wahrscheinlich dem Kaiser entgegen fahren werde, um ihm einen eingehenden Vortrag über die Situation zu halten. Die neue Fahrkarteusteuer. Der im Reichsschatzamt ausgearbeitete Entwurf einer neuen Fahrkartensteuer sieht, wie verlautet, einen 3'/, pro- zcntigen Zuschlag für alle Klassen vor, auch für die vierte, jedoch sollen alle Karten unter einem Betrag von einer Mark steuerfrei bleiben. Atts Deutsch Ostafrika. Nach dem Bericht über das zweite Geschäftsjahr, der in der Generalversammlung der Vogtländischen Industrie- uud Plantagen-Gesellschaft m. b. H. zu Plauen am 12 Mai erstattet wurde, hat auf jeder der beiden Plantagen die Zahl der ausgepflanzten Agaven die erste Million überschritten. Es standen am 31 Dezember 1908 auf der Plantage Vogtland bei Pangani 1100000 und auf der Plantage Buhuri bei Tanga 1050000 Sisal-Agaven im Felde. Der Stand der ganzen Pflanzung ist sehr gut. Für die Ernte kommen in diesem Jahre 100000 Pflanzen in Betracht. Ein Beweis für den guten Boden der Plantage Vogtland ist die Tatsache, daß hier di; noch ungen Pflanzen etwa eine Million Wurzelschößlinge ge rieben haben. Das Pflanzenmaterial von fremder Sette m kaufen, ist nun nicht mehr nötig. Die Pflanzung Buhurt empfing bereits 300000 Schößlinge von Vogtland. In der Bilanz, die mit 290289,92 Mk. schließt, sind auf sämtliche Jnventarien wieder 20 Prozent abgeschrteben und dem Pflanzenspesenkonto zugeschlagen. Die schnelle Entwicklung der Plantage gab Veranlassung, das Gesell- schastskapital um 200000 Mk. zu erhöhen. Ausland. Ein «etter englischer Alarm über vie deutsche Motte. Jetzt hat ein Londoner Blatt endlich das Geheimnis des deutsche« Flottcnbaues vollständig enthüllt, und zwar hat der „Standard", den die Lorbeeren des „Daily Mail" nicht ruhen lassen, einen Flottenfachmann mobil gemacht und nach Deutschland gesandt, um auf allen deutschen Werften gründlich nachzuforschen, was und wie schnell sie bauen. Der „Fachmann" hat denn auch sämtliche Häfen und Werften bereist und der „Standard" gibt bas Er gebnis dieser Forschungsreise folgendermaßen bekannt: Der Fachmann hat die Werften in Bremen, Geestemünde, Wilhelmshaven, Hamburg, Kiel, Stettin, Danzig, Elbing und Esten gesehen und meint, er habe die Bautätigkeit nicht annähernd so groß gefunden, als erwartet. Schließlich kommt er zu dem Ergebnis, daß in Deutschland zurzeit neu» „Dreadnoughts" sich im Bau befänden und drei dicht davor ständen, auf Stapel gelegt zu werden. Außerdem seien Kreuzer, Torpedo boote und Unterseeboote im Bau. Im Einzelnen ver rät der Fachmann noch folgendes; Die Schiffsarbeiten in Danzig werden tn den Schleier des Geheimnisses gehüllt. Die Werft Schichau arbeitet an vier großen Turbinentorpcdobooten, die Kaiserliche Werft an zwei Unterseebooten. Bei Schichau wird ferner ein „Dread nought" für einen südamerikanischen Staat hergesiellt. Der Bau der Torpedodootszerftörer wird außerordentlich beschleunigt. So, nun ists heraus: Deutschland baut bereits neun ^Dreadnoughts". Nachdem also der „Fachmann" des „Standard" über uns gekommen ist, gibts eigentlich nichts mehr zu verbergen. Uno wir wollen deshalb nur demütig bekennen: der Mann hat Recht, in Deutschland sind neun „Dreadnoughts" im Bau. Aber sehr „fach männisch ist weder der „Standard" noch sein „Fachmann" zu Werke gegangen. Der „Standard" hätte nämlich, an statt^ seinem „Fachmann" jo viele schöne „pouncks" im bösen Deutschland verreisen zu lasten, die Sache billiger haben können, indem er sich für ganze 4,50 Mark das im Verlage von Lehmann in München erscheinende, von Kapitän Bruno Weher seit zehn Jahren herausgegebene und in Marinekceisen doch nicht ganz unb.kannte „Taschenbuch der Kriegsflotte" gekauft hätte. Daraus hätte der „Standard" dann die Tatsache ersehen, daß vier deutsche „Dreadnoughts" und ein großer Kreuzer bereits vom Stapel gelassen sind — sie werden im Sommer 1910 fertig sein —, daß drei weitere Panzer und ein Kreuzer auf Stapel liegen — fertig Herbst 1911 — und daß der Reichstag vor einigen Wochen drei weitere Schiffe bewilligt hat, hätte vielleicht auch jemand aus der Redaktion deS „Standard" gewußt. Auch die Tatsache, daß Schichau vier Turbinenboote baut, hätte sich aus jenem Buche dahin ergänze« lassen, daß weitere acht Boote beim Vulkan und auf der Germaniawerft im Bau sind; auch hätte man auf demselben Wege schließlich erfahren können, daß auch die Germaniawerft vier Unter seeboote baut. Nur den „Dreagnought" für einen südamerikanischen Staat hat der „Fachmann gratis in den Kauf gekriegt. Diese Schiffe baut nämlich nicht Deutsch land, sondern England. Diese neue Affäre zeigt nun wirklich zur Genüge, welchen Unfug dieser ganze englische Flottenrummel dar stellt und von welchen Ignoranten er betrieben wird, die nicht einmal die Handbücher ihres Faches kennen. Kennten sie diese, so würden sie gleichzeitig mit den welt bekannten Tatsachen über die deutsche Flotte, die sie als neueste Sensation jetzt zu verhökern suchen, auch erfahren, daß die englische Marine zweimal so groß ist wie die deutsche. Das paßt aber diesen gewissenlosen Hetzern nicht in den Kram. Der französische Poststreik. Die Lage im Postbeamtenausstande hat sich weiter gebessert. Freitag früh nahmen in Paris zahlreiche Aus ständige die Arbeit wieder auf. Im Haupttelegrapheuamt ist der Dienst fast ein normaler. Ja Lyon und Marseille sind alle Beamten zum Dienst erschienen.