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WMM fir MWM und Amgegenö Amtsblatt 68. Jahrg No. 67. I Donnerstag, den 17. Juni 1606 Meißen, am 10. Juni 1909. I4r. 721 VIl. Wilsdruff, den 16. Juni 1909. Der Bürgermeister. Kahlenberger. »71t Die Königliche Amtshauptmannschaft, und die Königliche Bezirksschulinspektion. Nicht angemeldete oder bei der Prüfung beanstandete Bilder dürfen nicht Vorgefühl^ werden. 5. Der Veranstalter der Vorführung hat dem von der Ortsbehörde mit der Ueber- wachung einer öffentlichen kinematographischen Vorstellung oder mit der Prüfung der Bilder (Films) Beauftragten unentgeltlichen Zutritt zu gewähren und seinen Anordnungen unverzüglich Folge zu leisten. 6. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Vorschriften werden, soweit nicht Be strafung nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen einzutreten hat, oder, waS die unter 4 erwähnten Kinder betrifft, eine Ahndung im Wege der Schulzucht herbeizuführen ist, mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Veröffentlichung in Kraft. Bekanntmachung bie kinematographischen Vorstellungen im Ver waltungsbezirk der ÄZniglichen Amtshauptmann- schast Meitzen betreffend. Hinsichtlich der öffentlichen kinematographischen Vorführungen steht sich die König liche Amtshauptmannschaft dez. im Einvernehmen mit der Königlichen Bezirksschul- inspektion und nach Gehör des Bezirksausschusses veranlaßt, folgendes anzuordnen: 1. Alle Darstellungen, die im Hinblick auf die öffentliche Ordnung Bedenken er regen (;. B. Darstellungen von Verbrechen) oder in sittlicher Beziehung geeignet sind, das Schamgefühl zu verletzen (z. B Entkleidungsszesen) sind unbedingt verboten. 2. Fernerhin wird jede Art öffentlicher Ankündigung, die schlüpfrige Darstellungen in Aussicht stellt (z. B. „Nur für Herren", „Kabarett", „Speztalvorstellungen nur für Erwachsene" untersagt. 8. Die Vornahme unvermuteter Bilderprüfungen in Verdachtsfällen durch die Polizeibehörden bleibt jederzeit Vorbehalten. 4. Kinder, die im volksschulpflichttgen Alter stehen, oder dieses Alter noch nicht erreicht haben, dürfen nur in ^Kindervorstellungen" zugelaffen werden. Kinder vorstellungen sind als solche ausdrücklich durch deutlich lesbare Aufschriften an dm Eingängen in den Schaustellungsraum sowie an der Kassenstelle anzuküsdigen. Sie wüsten spätestens 7 Uhr abends enden. Der Zaschauerraum ist während der Vor führung mäßig hell zu erleuchten. Die zur Vorführung in einer Kindervorstellung bestimmten Bilder sind mindestens zwölf Stunden vor Beginn der Vorstellung unter derselben Bezeichnung ihres Inhalts, Wie sie in der öffentlichen Ankündigung benannt sind, zwecks vorheriger Prüfung bei der Ortsbehörde (Bürgermeister, Gemeindevorstand, Gutsvorsteher) vorzulegen. Bei dieser Prüfung ist unter Berücksichtigung des unten 1. Verordneten das kindliche Alter der Zu schauer im Hinblick auf die Fernhaltung alles Unsittlichen oder Verrohenden besonders zu berücksichtige». Erich «int wöchentlich dreimal and zwar Dienstags, DouaerStagS and Sonnabends. BezaaSpreiS vierteljährlich I Ml. 30 Psg., darch die Post bezogen 1 Ml. 54 Psg. Donnerstag, den 17. Juni 1909, nachmittags 6 Uhr öffentl. Ltadtgemeinderatssitzung. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Inserate werden MontagS, Mitwochs and Freitag? bi« spätestens 12 Uhr angenommen. Insertion« preis 15 Psg. pro viergespalteae KorPuSzeile. Außerhalb des Amtsgcrichtsbezirks Wilsdrafs 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Ausschlag. MMWrung, Wracker Dier. Gasthof „Zur Tanne" in Tharandt, Dienstag, den SS. Juni 1S0S, Vorm. */, 10 Uhr: 353 h. u. 1317 w. Stämme, 394 h. u. 816 w. Klötzer, 110 w. Derb« u. 220 w. Reisstangen, 5,5 rm h. u. 27,5 rm w. Brennknüppel, 2 rm h. Zacken, 16 rm h. u. 13 rm w. Aestt, 22,5 rm w. Stöcke, Kahlschlags, u. Einzelhölzer i» Abt 11, 14, 18, 23, 24, 32 u. 35. n«, Kgl. Forstrevterverwaltung u. Kgl. Forstrentamt Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttaunebera, Birkeuhai», Blankenstein, BraunSdors, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, vcrzog»wa»e mn «a«»«,, vny» . Kaufbach, KeffelSdorf, Kletuschöuberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltttz-Rottzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwarthas orf Pohrsdorf, RöhrSdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KeffelSdorf, Steildach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildberg. Mit -er wöchentlichen Beilage „Welt im Vild" und -er monatlichen Beilage „Unsere Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für Politik und Inserate verantwortlich: Arthur Zschunke, für den übrigen Teil: Johannes Arzig, beide in Wilsdruff. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adreffe: Amtsblatt Wilsdruff. Mr dir Lal. »mtshauptmannschast Mettzen, Mr das Sgl. Amtsgericht und den Sladtrat n. WU«d»-A sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt politische Rundschau. Wilsdruff, den 16. Juni. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing Montag nachmittag im Neuen Palais zu PotS- dam die englischen Geistlichen. Zugegen waren die Kai- serin und die Prinzessin Viktoria Luise und der Staats sekretär des Auswärtigen Freiberr von Schoen. Der englische Botschafter Sir William E. Goschen erbat in einer Ansprache die Erlaubnis, dem Kaiser die Herren vorstellen zu dürfen und betonte, daß sie im Interesse des Friedens und gegenseitigen Wohlwollens gekommen seien und in der festen Ueberzeugung, daß nichts wertvoller ist für die Freundschaft zwischen den Nationen als gegen- fettige Bekanntschaft und häufiger Verkehr. Der Kaiser erwiderte in englischer Sprache folgendes: Meine Herren! ES bereitet mir ein wirkliches Vergnügen, Sie heute zu empfangen als die Vertreter der Englischen Christlichen Kirche und ich hoffe auf- richtig, daß Sie alle mit Ihrem Besuch in Deutschland zufrieden sein werden. Sie find gekommen, um den Besuch zu erwidern, der im verflossenen Jahre von den Vertretern der Deutschen Christlichen Kirchen England abgestattet wurde. Ich habe Gelegenheit gehabt, eine Anzahl deutscher Geistlicher zu sprechen, und bin erfreut, Ihnen Mitteilen zu können, daß sie von ihrem Besuche sehr befriedigt gewesen sind und nicht genug sagen konnten zum Lobe der großen Gastfreundschaft und der wahrhaft christlichen Bruderliebe, mit der sie in Ihrem Lande empfangen wurden. Ich bin sicher, daß Sie unser Volk nicht weniger gastfreundlich finden werden, und ich hoffe, daß Sie von Ihrem Besuch bei uns bis zu Ende befriedigt sein werden. Ich gebe mich der Zuversicht hin, daß dieser Besuch wie der im verflossenen Jahre dazu dienen wird, gute Gesinnung zwischen den beiden großen verwandten Nationen zu fördern. Ich freue mich sehr, meine Herren, daß ich das Vergnügen gehabt habe, Sie zu empfangen. Zu Ehren der in Berlin anwesenden englischen Geistliche« gab Abgeordneter Graf Donglas in der Wandelhalle des Abgeordnetenhauses Sonnabend abend einen parlamesta. rischen Abend, woran etwa 500 Personen teilnahmen, unter diesen die Staatssekretäre Tirpitz, Dernburg, Minister Studt, Möller, Schönstedt, der Herrenhausprästdent Man teuffel, sowie viele offizielle Persönlichkeiten und Paria- mentarier. Earl of Meath toastete auf den Gastgeber, worauf dieser die Gäste, besonders Allan Baker als Förderer deS Völkerfriedens, feierte. Sir John Kennaway erwiderte dankend. I« Sache« des Fürsten Eulenburg trat am Sonnabend die aus drei Richtern bestehende Be- schlußkammer unter Vorsitz des Landgertchtsdirektors Splettstoeßer zu einer mehrstündigen Beratung zusammen. Es handelte fich um einen Antrag des Oberstaatsanwalts die vom Fürsten Eulenburg gestellte Kaution von 100000 Mark auf 500000 Mark zu erhöhen, dem die Beschluß, kammer auch stattgab. Nach dem Gutachten der Sach- verständigen ist der Kranke gegenwärtig nicht verhandlungs- fähig Er befindet sich nur eben erst auf dem Wege zur Besserung. Seine Verhandlungsfähigkeit ist jedoch in freilich noch nicht bestimmbarer Zeit zu erwarten. — Von einer Seite, die mit den Liebenberger Verhältnissen ziem- lich betraut ist, wird übrigens hervorgehoben, daß die Beschaffung einer Kaution in Höhe von einer halben Million auf Schwierigkeiten stoßen würde, weil für die Beschaffung einer solchen Summe schon im vorigen Jahre vergeblich Schritte unternommen worden sind. Auf jeden Fall dürfte die vom Fürsten verlangte Kaution eine der höchsten sein, die jemals für die Bewilligung der einst- welligen Freiheit von einem Angeklagten abvcrlingt worden ist. Seitens der Staatsanwalttchaft wird lebhaft Klage darüber geführt, daß die Tatsache der Entsendung des Kriminalkommissars Vorberg nach Gastein zur Ueber- wachung des Fürsten Eulenberg durch eine Berliner Zeitung bekannt gemacht und der Fürst dadurch zur Rück kehr nach Berlin veranlaßt und die ursprüngliche Absicht, seine Gesundung herbeizuführen, vereitelt worden sei. Es sollen Ermittelungen staitfinden, auf wem diese Judis- kretion zurückzuführen ist. Fürst Eulenburg legt Beschwerde ei«. Gegen den Beschluß, in dem die 7. Strafkammer des Landgerichts I in Berlin die Höhe der Kaution deS Fürsten Eulenburg auf 500000 Mark festgesetzt hat, hat Fürst Eulenburg durch seinen Verteidiger Justizrat Wronkrr Beschwerde eingelegt. Die Beschwerde wird dem „B. T." zufolge damit begründet, daß die Gründe für die Erhöhung der Kaution, die Reise nach Gastein und das Gutachten der wissenschaftlichen Deputation, durch die Rückkehr deS Fürsten weggefallen sind. Es sei daher, so heißt es in der Beschwerde, die an das Kammergertcht gerichtet ist, nicht verständlich, daß die Kaution unter den Verhältnissen von 100000 auf 500000 Mark erhöht worden sei. Die Entscheidung deS Kammergerichts auf diese Beschwerde ist noch in diesen Tagen zu erwarte». Fürst Philipp Eulenburg wird zu Beginn der bevor stehenden Schwurgerichtsverhandlung in Liebenberg ver bleiben. Er drängt dem „Lokalanz." zufolge angeblich darauf, daß das gegen ihn schwebende Verfahren jetzt zu Ende geführt wird. Gegen den Beobachtungsdienst durch acht Kriminalbeamte aus Berlin in Liebenberg hat Eulenburg in keiner Weise Einspruch erhoben, jedoch ersucht, daß sich auf seinem Besitze selbst kein Beamter aufhalten möge. Diesem Wunsche wurde seitens der Behörde Rechnung getragen. Es werden daher die um liegenden Bahnstationen und andere wichtige Punkte be obachtet, doch denkt man nicht daran, daß Eulenburg fluchtartig abreisen könnte. Wie stark die franzSstschen Neigungen im Reichslande stad, zeigt eine Mitteilung des „Volksboten" auS Drusenheim, Kr. Hagenau. Bet Gelegenheit des Todes des dortigen ehemaligen Försters Schmitz, der 6 Söhne und 6 Töchter hinterläßt, erwähnt das Blatt, daß alle sechs Söhne tu der französischen Armee dienen und zwar der älteste als Adjutant (gemeint ist wohl sHuck-mi, d. i. oberste Unter offiziercharge der französchen Armee — Red.) beim 24. Artillerie-Regiment in Tarbes, der zweite als Vize wachtmeister im selben Regiment; der dritte dient im 4. Koloaial-Artillerte-Regtment in Tonking, der vierte im 2. Kolonial-Artillerie-Regiment in Cherbourg, der fünfte ist Fourier bei den 7. Jägern in Antibes und der jüngste ist im Monat November vorigen Jahres in Nancy bet den 5. Husaren eingetreten. — Und das geschieht, nachdem das Reichsland fast vier Jahrzehnte wieder deutsch ist! Ausland. Der „bedrohte" Gardasee. Auf den 20. Juni ist nach Verona eine große Ver sammlung einberufen, in der über Mittel und Wege be raten werden soll, um dem Gardasee seinen „durch das