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Die „Gttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erschemenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", nnd Aport" und „Deutsche Mode", Annahme o-n Inserat« bi, vormittag so Uhr.j Inserate werden mit so p für di« Spaltzetir berechn» Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif Druck und Verlag vou ^ermann Rühle in Groß-G?ri!1a. Hür die Redaktion verantwoctirch Hermann Rühle in Troß-Okrilla No. 5. Freitag, den 1t. Januar 1907. 6. Jahrgang. Ortsschätzungssusschutz, die staatliche Schlschtviehverstcherung betr. Für die Zeit vom I. Juni 1906 bis nül 31. Mai 1909 sind vvm Unterzeichneten gemäß § 7 des Gesetzes vom 2. Juni 1898, die staatliche Schlachtvichversicherung betr., nach- verzeichncte Herren als Mitglieder bez. Stellvertreter in den Ortsschötzungsausschuß gewählt worden: a Mitglieder: Gemeindevorstand Kirndam, Ottendorf-Moritzdorf, als Vertreter der Gemeinde, Gutsbesitzer Ernst Mißbach, OUendors-Moritzdorf, Gutsbesitzer Ernst Klimpe, Ottendorf-Moritzdorf, Amtstierarzt Vskar Alomkk, Königsbrück. b Stellvertreter: Gutsbesitzer Friedrich Pietzsch, Ottendorf-Moritzdorf. Gutsbesitzer Ernst Kergmann, Ottcndors-Moritzdorf, Gutsbesitzer Hermann Leuthold, Ottendorf-Moritzdorf, Tierarzt Karl Neumann, Radeberg, AmtStierarU Werrmann, Königsbrück Vttrndors-Moritzdirs, am 3. Januar 1907. Der Gemeinderat. Ausstellung von Paßkarten und Reisepässen betr. Zufolge oberbehördlicher Verfügung wird hierdurch zur öffentlich n Kenntnis gebracht, daß bei Ausstellung von PaßkarUn und Reisepäßen eins Bescheinigung der Ortsbehörde über Erfüllung der für die Ausstellung eines solchen Reisepapieres vorgeschriebenen Voraussetzungen für die in Frage kommenden Personen bei der Königlichen Amtshauptmannschaft vorzulegm ist. Die Beibringung einer solchen Bescheinigung hat in jedem Falle zu erfolgen und genüg! die Vorlegung anderer Legitimationspapiere oder alter Paßkarten bei der Königlichen Amts hauptmannschaft für den erwähnten Zweck nicht. Otttznäork-AloritMorL, am 2. Januar 1907 Der Grmeindevorstand. Einwohner-Meldewesen. Nach den Vorschriften über das Einwohner- und Fcnndenwesm im Bezirke der Königlichen Amisha.ptmannschast Dresden-Neustadt vom 10. Februar 1893 ist jeder Zuzug- und jeder Wohnungswechsel binnen drei Tagen und jeder Wegzug vorher bei der Ortspobzeibehördc zu melden. Es wird hieraus erneut mit dem Bemerken kingewiesen, daß die HauöhaltungS- vorstände, Vermieter, Quarüergeb-w und Dienstherrschaften für die rechtzeitige An-, Um- und Abmeldung der zu ihrem Hausstand gehörigen Personen, Mieter-, Schlafstklleninhaber und Dienstbaren mit veranrwortlich sind und ihnen die strengste Befolgung der eingangs genannten Bestimmungen zur Pflicht gemacht. Zuwiderhandlungen hiergegen werden nach § 22 der eingangs erwähnten Vorichriften mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder enlsprechend-.r Haft geahndet. Vtteudorf-Moritzdorf, am 2. Januar 1907. DerGemeindevorsiand. Oerllichos und Sächslschrs. Ottendorf-Okrilla, den w- Januar G07. —* Portoersparnis bei Postanw isuvgen Postanweisungen über 5 Mk, bei denen der Absender das Bestellgeld im voraus zu ent richten wünscht, werden vielfach über 5 Mark, 5 Pfennig ausgestellt, wodurch sich der Franko- satz von 10 auf 20 Pfg. erhöh!. Man muß also für die 5 Pfg. mü eingezahltes Bestell geld gleich 10 Pfg. mehr für die Beförderung erlegen»-wni die 10 P g.-Taxe nur für Post anweisungen bis zum Betrage von einschließlich 5 M. gilt- Diesem Uedrlstande kann man begegnen, wenn man die Anweisung mit dem Vermerk „Bestellgeld b zahlt" versieht, und neben dem Frankowertzeichcn noch eine 5 Psg.- Mark« ausklebt. Auf diese Weise erspart man 10 Pfg. für die Beförderung. Zweckmäßig ist eS, den Bestellgeldvermcrk mit Rotstift zu unterstreichen. —* Zur Feststellung festgenommener un bekannter Verbrecher und sonstiger Personen, die ihre Namen der Polizei und Gerichten gegenüber verschweigen, ist ein polizeilicher Erkennungsdienst eingerichtet, der es durch ge naue Messungen gewißer Körperteile durch Fingerabdrücke und durch die Photographie er möglicht, die Persönlichkeit dann festzuslellen, wenn der Festgenommene bereits früher einmal polizeilich gemeßen und photographiert war. Alle größeren Polizeibehörden sind diesem Er kennungsdienste, deß n Zentrale für das Deutsche Reich sich beim Berliner Polizei präsidium befindet, angeschloßen. An diese Zentrale werden van den einzelnen Polizei behörden Duplikate von Meßkarten mH den ausgenommen«:» Maßen festgenommener Vrr- b echer, sowie Phoiographiev und Fingerabdrücke- geschick!, um hier nach einem bestimmten System geordnet und gesammelt zu werden. Bei Einsendung von Maßen irgendwo fest genommener, unbekannter Personen ist es dann möglich, wenn dieselben bereits früher polizeilich gemeßen worden sind, die Jtentität festzuslellen. Die Meßkanen-Registratur der Berliner Zentrale zählte am I- Januar 1907 73 851 Meßkarten, gegen 65948 im Vorjahre. Hiervon ent' 'allen auf die Abteilung der erwachsenen Männer 60190, auf die der Frauen 4000 und auf die der Jugendlichen 9661 Karten. Fmgerabdruckkarten sind 37682 (24 664 vor handen. Durch den Vergleich der eingesandten Meßkarten mit dem Bestände der Zentrale wurde die Identität festgestellt von 3628 Per sonen, die ihren richtigen Namen, sonst aber nichts über ihre Person angegeben hatten, von 469 Personen, die einen falschen Namen führten, von 127 Personen, die nirgends ge- emcßen worden waren und durch Fingerabdruck festgestellt wurden und von 24 Personen deren Identität durch Schriftwechsel mit den Aus- landSzentralen durch die dort vorhandenen Karlen ermittelt wurde. Außer den durch die Körpermessung und das Fingerabdruckverfahren festgestsliten 4248 Personen wurde du-ck Schriftwechsel mit anderen Behörden di- Identität von noch 184 Personen ermittelt, die sich einen falschen Namen beigelegt hatten. —* Warnung vor der Internationalen Grunderwerbsbank. Einen raffinierten Schwindel setzte ein gewißer Ernst Wollitz in Düsseldorf in Szene. Er gründete eine Zeitung „Die Internationale Grunderwerbsbank" und gab vor. Darlehn, Hypotheken und Verkauf von Häusern und Grundstücken zu vermitteln. Der Geschäftsbetrieb war folgender: Die in Taaeszeitungen inserierenden Kauf- oder Verkaufslustigen bez. Darlehnsuchenden wurden durch Wollitz oder seinen Reisenden ausgesucht und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen da zu überredet, eine sagenante Information zu unterschreiben. Gleichzeitig wurden die Ge bühren in der Regel nicht unter 40 Mark, erhoben und das Gewünschte in allernächster Zeit in Aussicht gestellt. Das erwähnte Blatt wurde nur in beschränkter Anzahl gedruckt und nicht verbreitet. Nachdem Wollitz aus diese Weise in kurzer Z it größere Geldbeträge er langt hat^verschwand er. Zurzeitreist Wollitz mit einer gefälschten Vollmacht roter dem Namen Hans von Geldern und beuutzt die noch in seinem Besitz befindlichen Informationen unter Vorzeigung ält-rer Zeitungen, um weitere Abonnenten zu sammeln. — * Herkomer-Fahrt in Sachsen. Nach längeren Verhandlungen ist für die diesjährige Herkom r - Fahrt nunmehr die Benutzung sächsischen Gebietes zu Anfang des Nennens endgültig bestimmt worden. Nachdem Dresden seitens des Kaiserlichen Automobilklubs und des Bayrischen Automobilklubs bereits früher als Ausgangspunkt vorgeschlagen war ergaben sich bekanntlich für die Fahrtlsitung Schwierig keiten aus dem Vorhandensein der sogenannten Abschläge auf den sächsischen Gebirgsstraßen. Jetzt hat sich das Königliche Ministerium des Innern bereit erklärt, unter finanzieller Bei hilfe de« SächsischenAutamobilklubS diese Ab schläge, die im ganz»« übrigen Europa kaum noch zu finden sind und bereits häufig in Automobilisten- oder Radfahrerkrisisen zu Be schwerden geführt haben, wenigstens auf der N nnstrcckc zu beseitigen Die Autvmobilfahrt wird sich vom Start in Dresden über Freiberg Chemnitz, Zwickau und Leipzig nach Eisenach wenden. Sachsen und besonders Dresden wird dadurch ein eigenartiges Schauspiel dieses modernsten aller Verkehrsmittel erhalten und zweifellos auch für spätere Zeit an Verkehr gewinnen, wenn seine sonst nur wenig be kannten landschaftlichen Schönheiten im Erz gebirge auf diese Weise einmal den Herren fahrern aus aller Welt vorgeführt werden. Lomnitz. Am Sonnabend gegen 10 Uhr abends wurde visier Ort durch ein Schaden feuer heimgcsucht. In Abwesenheit deS Kalamitosen brannte das Anwesen des Band- machers Franz Haase im Oberdorse bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Feuer war im Wohnhause dadurch ausgekommen, daß eine an der Decke hängende Lampe die sie tragende Balkenlage entzünde! hatte. Ehe das Feuer bemerkt wurde, und ehe Hilfe zur Stelle Wir, hatte es gefährliche Weiterverbreitung ge sunden, hatte nicht nur das Wohnhaus un rettbar ergriffen, sondern war auch aus die Scheune übergesprungen. Beide Gebäude wurden vollständig eingeäschert. Der ent standene Schaden ist durch Versicherung ge deckt trotzdem ist das Unglück für Haase, der eine starke Familie zn ernähren hat, noch immer groß. Dresden. Unter den Arbeitern der Firma Seidel und Naumann gärt es wieder einmal' Am Mittwoch abend sand eine von über 2000 Personen besuchte V rsammlung von Arbeitern dieser Fabrik statt, in welcher der Bezirksleiter Haack im Auftrage der Obganisationsleitung entschieden abriet, wegen eines entlaß nen Arbeiters, der als Vertrauens mann seiner Arbeitsgenoßen galt, in den Streik einzutreten. Zur rechten Zeit werde schon vorgesorgt werden, daß derartige Dinge «sicht wieder vorkämen. Die Versammlung rhob verschiedentlich Widerspruch gegen die Ausführungen, lehnte aber eine die laue Haltung der Organisationsleitung mißbilligende Resolution gegen zwei Stimmen ab. — Der sozialdemokratische Stadtverordnete Fleißner und Genoßen kündigen für die nächste Stadverordnetensitzung eine Jnterpelation an wegen des gerichtlichen Freispruchs dsSKaufmannö Frenzel gegen den wegen Beleidigung der Beamten des städtischen Findelhauses durch Oberbürger meister Beutler Strafantrag gestellt war. Die Interpellation dürfte zu heftigen Auseinander setzungen führen. Kötiz. Der hier wohnhafte, in der Fabrik für Brennercieinrichlungen von Klotzsch in Coswig beschäftigte 16 jährige Lehrling Tränkner erlitt dadurch einen schweren Unfall, als er in die Transmission geriet, welche ihm beide Beine und einen Arm brach. Der Schwer verletzte, der wahrscheinlich auch innere Ver letzungen davontrug, wurde in das Krankenhaus zu Meißen gebracht. Dippoldiswalde. Die sächsische Holz warenfabrik Max Böhme (Aktiengesellschaft in Dippoldiswalde hat über 100 Tischler und Polierer entlaßen, weil diese, trotz wiederholter Aufforderung, sich weigerlen, tue verlangten Aufzeichnungen über geleistet- Arbeit auf den Tagesarbeitszeit.'In zu machen. Diese Auf zeichnungen sollten zur Regelung von Unter lagen für KalkNationSzweck- dienen und sind auch von der größeren Anzahl der Arbeiter anstandslos gemacht worden. Freiberg. Unweit der Straß- nach Hartha auf dem Lorenzschrn Grundstück wurde am Sonntag eine in der Mitte der 30er Jahre stehende Frau, dis sich in den l tzten Tagen hier umhergetrieben hat, erfroren auf- gcfunden. Die Verstorbene ist anscheinend in den tiefen Schnee hineingeraten, dort einge- schlasen und erfroren. Leipzig, Die Voruntersuchung in der Strafsache des Kassierers Grützmann, der be kanntlich 130000 M. städtische Gelder im Börsenspiel verlor, zieht sich so sehr in die Länge, daß Grützmann in der Ende dieses Monats beginnenden ersten Schwurgerichts periode noch nicht zur Aburteilung gelangen kann. Zwickau. Im August v. I. wurde, wie s. Z. berichtet, in einer Villa bei Warmbrunn ein Einbruch ausgeführt, wobei 12 000 Mark und Pretiosen gestohlen worden sind. Bald darnach wurde in einem böhmischen Badeorte der Schleifergehilfe Arnold und die Ehefrau seines Meisters Bart von Zwickau wegen auf fälligen Verkaufs kostbarer Pretiosen verhaftet, Letztere gehörten, wie festgestellt wurde, zu dem in Warmbrunn gestohlenen Gut. Arnold hatte dort Aufträge als Schleifer gesucht und dabei den Diebstahl ausgesührt. Jetzt wurden Arnold zu acht Jahren Zuchthaus und die Eheleute Barth zu je 1 Jahr Gefängnis wegen Hehlerei verurteilt. Chemnitz. Die bekannte, unveraniwor'liche Spielerei mit Schußwaffen hat in Chemnitz ivieder einmal schlimme Folgen gehalst. Am Sonntag Nachmittag zielte ein Elektcotechniker- l-hrling mit einem Tesching, daß er unbe fugterweise bei sich trug und von dem er glaubte daß es nicht geladen sei, nach einem Bäckerlehrling, um diesen durch den Luftdruck den Hut vom Kopfe zu schießen. Das Luft gewehr war aber mit einer Kugel geladen und diese drang dem Betroffenen in die Stirn. Der Verletzte befindet sich im Stadtkrankcnhause Plauen i. V. Gegen den Darlehns- schwindler Riedel, der in Leipzig noch in Untersuchungshaft sitzt, sind bis jetzt bei der hiesigen Polizeistelle gegen 85 Anmeldungen Betrogener aus Plauen und Umgegend ein- gegangen. In sämtlichen. Fällen hat der geriebene Gauner, d r als Inhaber eines unter seinem Namen lautenden Bankgeschäfts auftrat die Leute um kleinere oder größere Geldbeträge betrogen oder zu betrügen versucht. In Chemnitz und Umgebung haben sich bis jetzt 20 Personen gemeldet, die von Riedel be trogen worden find. Außerdem scheint es noch viele zu geben, die aus Furcht vor Spott lieber Schweigen.