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/sK sl MW 4- ss 18 HUUAM MMN? GN WUSSMSyWWD 8 W PD^vSöKlIKS Die „Vttendvrfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- lag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahme v»o Inserat« bi» »»»mittag w Uh«.'' Inserate werden mit m p fiir di» Spaltzetl» berechn« Labellarischrr^Satz nach besonderem Tarif Druck und Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla No. 50. Freitag, den 26. April 1907. 6. Jahrgang. Freitag, den 26. d. M., abends 8 Uhr, soll im „dastbok 2ÜM ^kiobbans" Lier die Vergebung der Anfuhr Von Kies, Anfuhr und Lieferung noch eines Postens Strahensteinr, Bespannung der Straßenwalze u. das Wafferfahren (anläßlich der Schüttung aus der Radeburger Straße) an Mindestfordernde öffentlich stattfinden. Otttznäork-Uorit2äork, am 23. April 1907. —Der Grmeindevorstand. Vertliches und Sächsisches. Vttcndorf-Okrilla, den 25. April igor. Die gestern Abend stattgesundcne Eröffnung« - Vorstellung des südafrikanischen Burenzirkus erfreute sich trotz der Ungunst des Wetters eines sehr guten Besuches. Reit-, Dressur- und Akrobatenvorsührungen wechselien einander ab und waren sämtliche Leistungen als sehr gute zu bezeichnen. Für Heiterkeit sorgten besonders die zwei als Schulze und Müller aus Berlin oustretenden Kunstreiter. Das als der kluge Hans vorgeführte Schub pserd löste alle ihm aufgegebenen Exempel in treffender Weise. Für die heutige Vorstellung ist jedem ein Besuch zu empfehlen und märe es zu wünschen, wenn jeder Platz besetzt wäre, zumal das Unternehmen mit großen Regiekosten verbunden ist. —* Ueber angebliche krasse Mißstände in d-n ArbeitSverhällnissen der Glashütten und Tlasschleisereien hat bekanntlich jüngst der sozialdemokraiffchs Abg. Horn im Reichstag eine bewegliche Philippika gehalten. Daß diese Schilderungen, wenigstens soweit sie die thüringischen und sächsischen Glashütten be treffen, unzutreffend sind, kann aus Grund ausführlicher Berichte der Gewcrbeaufsichts- beamien schon jetzt festgestellt werden. Es Mar diesen Beamten von seitens der Regierung der ausdrückliche Auftrag zuteil geworden, zu untersuchen, ob ihrer Ansicht nach besondere Anordnungen für diese Betriebszweige zur Er haltung der Gesundheit der Arbeiter, sowie zur Abkürzung der Arbeitszeit zu erlassen seien. Don den GewerbeaussichlSbeamten Huden nur 26 in ihren Bezirken Glashütten und Glas- schleifereien zu beaufsichtigen gehabt. 23 von ihnen erklärten, daß sie derartige Anordnungen für überflüssig halten, nur drei verlangen solche, jedoch lediglich für Einzelheiten. Die Beamten süßen bei ihrem Urteil auf den Erfahrungen der Aerzte, Krankenkassen usw. — von „Unter- Nehmerinteresse" kann hierbei nicht die Rede sein. Namentlich haben sich auch die sozial demokratischen Behauptungen von den über trieben langen Arbeitszeiten der Glasbläser als Unrichtig herauSgestellt. Von 15016 Glas bläsern haben nur 234 mehr als 10 bis ein schließlich "11 Stunden regelmäßige Arbeitszeit, darüber hinaus niemand. —* Das Kriegsministerium beabsichtigt auch in diesem Jahre Pferde in Sachsen als Remonten ankausen zu lasten und hält zu diesrm Zwecke Remontemärkte u. a. ab Dienstag, den 7. Mai, 7 Uhr 45 Minuten vormlllags in Kamenz auf dem Albertplatze Mittwoch, den 8. Mai, 8 Uhr vormittags in Bautzen, Platz vor dem Schützenhause und Freitag, den 10 Mai, 8 Uhr 30 Minuten vormittags in Löbau auf dem Viehmarkt. Königsbrück. Auf dem Gefechtsschieß platz bei Königsbrück wird in der Z it vom l- bis mit 7. Mai das Königliche 4. Infanterie regiment Nr. 103 täglich von 7 Uhr Vor- millags bis 3 Uhr Nachmittags Gruppenschießen obhalten. Dresden. Am Dienstag früh in der dritten Stunde entstand in der Vorstadt Striesen gelegenen Schäfte- und Schuhfabrik Herman Pampel aus noch nicht ermittelter Ursache ein Groi seuer, das den Dachstuhl, so wie die erste Etage des Fabrikgebäudes zer störte. Der rastlosen Tätigkeit der bis in die neunte Vormitlagsstm.de am Brandplatzc ge bliebenen Feuerwehr war es zu danken, daß nicht das ganze Gebäude in Flammen auf ging. Der Schaden, den der Besitzer erleidet ist umso größer, als die Versicherung kürzlich abgelausen und eine neue Versicherungsnahme zu welcher mehrfache Verhandlungen stattfanden, noch nicht abgeschlossen war. Allein der Wert d-S vernichteten Materials soll sich aus -30 000 M. belaufen. — Zu dem schweren Automobil-Unfall, der sich am letzten Sonntage aus dem hiesigen Srübelplatze ereignete, ist weiter zu melden, daß das Befinden des im Johannstädter Krankenhaus? liegenden schwerverletzten Zement- arbküecs Böcker auch am Dienstag vormittag noch unverändert hoffnungslos war. Wem die direkte Schuld an diesem schweren Unfälle beizunrssen ist, der bereits zwei Menschenleben als Opfer gefordert hat, dürste kaum genau zu ermitteln sein, da, wie gemeldet der jugendliche Chauffeur Heinrich Pollack, der das Automobil steuerte, augenscheinlich aus Verzw iflung über das Unglück sich erhängte So viel steht fest, daß das überfahrene Ehe paar die Straße passierte, um einen Straßen bahnwagen zu besteigen, ohne sich nach den Seiten umgeblickt zu Haden. Verschiedene Zeugen behaupten, das Automobil sei durchaus nicht übermäßig schnell gefahren und es gilt als sicher, daß der Chauffeur, der noch in der Erlernung deS Fahrens begriffen war und nur heimlicherweise ohne Erlaubnis seines P'.inzipals die Fahrt unternahm, recht wohl das Gefährt bei einiger Aufmerksamkeit hätte zum Stehen bringen können. — Der Polizeibericht meldete am DienS'og mittag, daß nun auch der Zementarbciter Böcker verstorben sei. Die Verwaltung des Johannstädter Krankenhauses dagegen erklärte noch abends 6 Uhr, daß Böker lebe. — Die am Dienstag früh durch Pioniere vorgenommene Sprengung des einen Brücken bogens der ölten Augustusbrücke hatte keinen Erfolg, Der Bogen wurde zwar durch die Gewalt der Detonation hochgehoben, aber nicht gesprengt. Das hat man nicht für möglich gehalten, das die alte Brücke, deren Einsturz manche schon in nahe Aussicht gestellt hatten, noch eine derartige Festigkeit besitzt. Es wird eine Wiederholung der Sprengversuche not wendig werden. Im Lause des vormittags haben die Pioniere den Brückenbogen doch noch zum Einsturz gebracht, nachdem sich herauS- qestellt hatte, daß er von der Sprengung stark mitgenommen war. Meißen. Der van den österreichischen Behörden wegen Vergehens der Veruntreuung steckbrieflich verfolgte, bereits vorbestrafte Ernst Donat wurde jetzt hier abgegriffen. Dieser Tage wurde Donat mit dem um 7 Uhr früh von Dresden abgehenden Zuge von dem Amtsfikretär von Meißen nach Bodenbach ge bracht. Als der Zug Mittelgrund passiert hatte und zufällig etwas langsamer fuhr, riß Donat plötzlich die Coupetüre auf, sprang auf den Bahndamm und wollte in der Richtung nach dem nahen Walde die Flucht ergreifen Der Amtssekretär sprang ihm jedoch sofort nach und holte ihn auch mit Hilfe von Arbeitern, die in der Nähe beschäftigt waren, ein. Der Zug war mittlerweise weitergefahren Es blieb ihm daher nichts anderes übrig, als sich mit seinem Arrestanten zu Fuß nach Bodenbach zu begeben. Dart lieferte er Donal an die Gendarmerie ein. Rochwitz- Ein Waldbrand, der leicht größere Dimensionen hätte annehmen können, entstand Sonntag nachmittag im hiesigen Busch wahrscheinlich durch Unachtsamkeit von Aus- flüglern. Anwohner bemerkten und löschten ms Feuer. Niederpoyritz. Eine unliebsame Verkehrs- törung auf der Loschwitz Pillnitzer Liuie trat Sonntag nachmittag während deS stärksten Verkehrs ein. Einige Stromzuführungsbügel waren defekt geworden. Nach halbstündiger Unterbrechung konnte der Verkehr wieder glatt durchgeführt werden. Neustadt. Dieser Tage war in einem Gasthofe zu Neustadt ein auswärtiger Gewerbe treibender mit einem Mädchen eingekehrt, das er für seine Schwester ausgab und ein Zimmer für die Nacht mietete, wohin sich beide bald nach dem Abendessen zurückzogen. Gegen 10 Uhr sahen die Angestellten des Gasthofes das Mädchen angekleidet schnellen Schrittes aus dem Hause eilen. Nach einer Weile erschien auch der Gewerbetreibende wieder in der Gast stube und frug nach seiner Schwester. Hier aber erfuhr er, daß dieselbe fort sei, worauf er die Verfolgung aufnahm, jedoch ohne Erfolg. Nach seiner Rückkehr stellte sich heraus, daß es nicht seine Schwester, sondern eine Eisenbahn bekanntschaft war, die dem Manne die ganze Barschaft in Höhe von 50 Mk. gestohlen und dann unter einem Vorwande das Weite gesucht hatte. Strehla. Bei einem nächtlichen Patroillen- gange wurden von einem hiesigen Schutzmanne zwei Männer beim Stehlen von Kartoffeln be troffen. Die Diebe wurden als die beiden Schlaffer Kluge und Voigt aus Strehla er mittelt. Beide gehören der sozialdemokratischen Partei an. Kluge ist Vertrauensmann und Führer der Sozialdemokraten von Strehla und Umgebung und als Stadtverordneter Mitglied des Stadtgemeinderates, während auch Voigt unter den Genoffen eine führende Rolle spielt. Kluge hat nunmehr sein Amt als Stadt verordneter niedergelegt. Döbeln. In der Schmidtschen Metall warenfabrik wurden einer Arbeiterin acht Finger von einer Maschine abgedrückt. Brand. Ein Freiberger Restaurateur stürzte auf der abschüssigen Straße nach Frei berg mit seinem Rade und wurde gegen einen das Geländer tragenden Stein mit solcher Wucht geschleudert, daß er einen schweren Schädelbruch erlitt. Oberschöna bei Freiberg. Eine kleine Arbeiterrevolte gab es auf dem hiesigen Ritter gut«. Etwa 20 russische Arbeiter verweigerten die Fortsetzung der Arbeit, falls ihnen nicht eine 25prozentige Lohnerhöhung bewilligt würde. Erst nachdem dje Herrschaft eine Er höhung für später zugesichert hatte, setzten die Ruffen die Arbeit fort. Chemnitz. Die Borortssparkaffen um Chemnitz herum geben einen etwas höheren Zinsfuß auf die Spareinlagen als die Chemnitzer Sparkaffe. Infolgedessen fließen diesen Gemeindesparkaffen die Einlegergelder in so starkem Maße zu, daß nicht wenige mit Millionen von Einlegerguthaben sowohl als auch mit Millionenumsätzen zu rechnen haben. Bei diesem kolossalen Geldverkehr werden Bestimmungen, die zu dem Zwecke von dem Ministerium in die Sparkaffenregulative ge bracht wurden, um das bankmäßige Geschäft nicht aufkommen zu lassen, ost unbeachtet ge laffen. Einige Gemeinden haben nun be antragt, diese Bestimmungen, die als Sperr maßregeln bezeichnet wurden, denen sich der Verkehr nicht fügt, aufzuheben. Nach ein gehender Beratung beschloß der der Amts- hauptmannschaft beigeordnete Bezirksausschuß, die Anträge der Gemeinden zu befürworten, um das Ministerium zu einer prinzipellen Entschließung zu veranlassen. — Hinter dem Vergnügungslokal „Pelz mühle" wurde ein Erhängter aufgesunden, dessen Leiche schon stark in Verwesung über gegangen war. In dem Selbstmörder wurde ein Reisender einer Schönaer Seifenfabrik fest- gestellt, der den Selbstmord infolge Unter schlagungen und Mechselfälschungen ^begangen hatte. In den Tagen des Selbstmörders wurden noch 1600 Mark in barem Geld ge funden. -- Ein 71 jähriger Handelsmann, der in Chemnitz bei Verwandten zu Besuch weilte, er hängte sich infolge von Schwermut. Schwarzenberg. Einem schweren Unfall ist ein Eisenbahnzug der Schmalspurbahn zwischen Nieder- und Oberglobenstein durch die ckmsicht des Zugführers mit knapper Not ent gangen. Von ruchloser Hand waren eine An zahl größere Steine aus die Schienen gelegt worden, die den Zug sicher zur Entgleisung gebracht hätten, hätte man nicht rechtzeitig da» Hindernis bemerkt. Erfreulicherweise ist der Verüber dieser Schandtat von der Polizei er mittelt worden und sieht nun seiner Bestrafung entgegen. Leipzig. Die Verlegenheiten des Bank hauses Schnorr und Co., dessen Chef Gerhardt sich bekanntlich erhing, haben sich leider nicht auf diese Firma allein beschränkt, vielmehr weitere Kreise gezogen. Schwerlich wird ein« außergerichtliche Abwickelung möglich sein, da der größte Teil der Depots verschwunden ist! Mit dem Falle Schnorr und Co. in engstem Zusammenhänge stehen die Schwierigkeiten, in welche die Petroleum-Großfirma Bohne und dis Kolonialwarenhandlung Lasse geraten sind; zeitlich fällt damit auch die Erklärung des kleinen Bankhauses i übsch und Eichhorn zu- ammen. nach welcher dieses seine Verbindlich keiten nicht mehr erfüllen kann. Allergrößtes Aufsehen aber erregt dieselbe Erklärung seitens der Pelzwarenfirma F. Witzleben, die mit Hübsch und Eichhorn stark gearbeitet hat; der Chef, welcher sich in Ecfindungsangelegenheiten verspekuliert haben soll, ersucht seine Gläubiger, hm ein Moratorium zu bewilligen. Das ihm mitgehörige „Bismarck-Haus" am Markte ist dem Zugriffe der Gläubiger entzogen, da d«r verstorbene Begründer der Firma, der nach einem Ausspruche des Fürsten Bismarck „seine Pelze gut zu verkaufen wußte", damit eine Familiengründung errichtet hat, sodaß höchsten» die Zinsen des auf den derzeitigen Inhaber sollenden Anteils von den Gläubigern erlangt werden können. Glauchau-Meerane. Der Wahlkampf im Wahlkreise Glauchau-Meerane wird feiten» der Sozialdemokratie unter Entfaltung eine« ge waltigen Agitations-Apparates geführt. Zu diesen Kampf- und Streitmilteln gehört u. a. eine täglich erscheinende Wahlzeitung mit einer Auslage von nicht weniger al» 30000 Exemplaren Neben dem Abg. Bebel werden fast förmliche hervorragende Redner der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion in den Wahlkampf für ihren Genossen Molkenbuhr ziehen. Angesichts diese» Aufgebots von Hilsstruppen lassen es hoffentlich die bürgerlichen Parteien an der gleichen Tätigkeit, wie die Sozialdemokratie sie ent wickelt, nicht fehlen. Stollberg. In der hiesigen Gegend ent standen vermutlich durch leichtsinnigen Umgang mit Feuer nicht weniger als drei Waldbrände. Während der erste bei Neuöl»nitz dnrch hinzu gekommene Feuerwehrleute bald gelöscht wurde, fielen den beiden anderen zwischen Neuwiesa und Beutha und auf Gablenzer Flur größere Holzbestände zum Opfer. Plauen. Auf dem unteren Bahnhof er eignete sich am Mittwoch Mittag ein entsetzlicher Unglücksfall. Der 5bjährige Packer Wunderlich der Güterverwaltung wurde auf dem Wege nach dem Stationsgebäude von einer Lokomotive ersaßt, überfahren und schrecklich zugerichtet. Dem Unglücklichen wurden beide Füße abge fahren, außerdem erlitt er komplizierte Ober- und Unterschenkelbrüche. In hoffnungslosem Zustande wurde der Mann in das Krankrn- haus gebracht.