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r lgel k>>e „Gttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. S-Z-g-preis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. TNit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spie! und Sport" und „Deutsche Mode. Annahm« von Inserat« bi» vormittag w Uhr. ! Inserate werden mit w p für die Spaltzetlr berechn« Labellarisch«r"Saß nach besonderem Laris -g Druck und Verlag von ^ermann Rühle m Oroß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Mkrilla No. 49. Mittwoch den 24. April 1907. 6. Jahrgang. >8 räe. I Riil, sine re: Ganz terial irklich »u >ährt! l von Ir 333" '«den Achsen stälber mmen e 50 Mk. und hlacht- >ewicht Mk. hlacht- gewich '7 bi« 0 M test, neuer S6 bi» nischer d 1S7 W kg -16l Mischer e, plt schle )e und -142 - alter . sst'ch.r - ; netto Kärmg "U ch ldisch - ^00 cz o ohn -13,20 10 - at, poc '-232 t den Orrttichrs und Sächsisches. Vitendorf-Vkrilla, den 2;. April M2. —* Die Ziehungen der Kgl. Sachs. Landes- lotterie stehen dicht vor ihrem Ende. Sie boten insofern etwas besonders Interessantes, als die hohen Gewinne bis zuletzt in der Trommel geblieben sind. Und dies insbesondre zur Genugtuung der Herren Kollekteure die endlich einmal ein leidliche« Losgeschäft ge macht haben. Schon hoffte oder fürchtete man daß bei der diesmaligen Ziehung der außer gewöhnliche Fall eintreten werde, daß zwei große Lose gezogen würden, mit anderen Worten, das der 20V000 Mark-Gewinn mit der sogenannten Prämie zusammenfallen werde. Der 200 000 Mark-Gewinn fiel gestern nach Leipzig. Aber der 100000 Mark Gewinn hat sich gehalten und so wird ein 400 000 Mark- Gewinn heute dem glücklichen Prämienlosziehern zu teil werden, —* Der Schaden der diesjährigen Winter- kälte im Januar tritt jetzt beim Ausschlagen der Gewächse erst völlig in die Erscheinung und läßt erkennen, welch große Nachteile Kahl- stöste sür Land- und Gartenwirtschaft bringen. Außer dem Wintersaaten hat auch der Garten rasen stark gelitten. Das Nachsäen steht diesmal auf der Tagesordnung. Auch die Pflanzen, die zu Beeteinsastungen dienen, weisen jetzt starke Lücken auf und find vielfach durch die Winterkälte zugrunde gegangen. Eseurabatten gleichen meist einen welken Blättermeer. Am meisten haben aber die Nadelhölzer und auch empfindsame zarte Ziersträucher gelten. Beim Nachpflanzen der Koniferen in kommenden Wochen wird bald ein Anziehen der Preise eintreten wegen des starken Bedarfs zur notwendigen Ausbesserung dkl Park- und Gartenanlagen. —* Trotz mannigfacher Schwankungen haben in den beiden letzten Jahren die Tsireidepreise eine entschieden nach oben ge richtete Tendenz bekundet; darin wird voraus sichtlich auch im Lause dieses Jahres kaum ttwas geändert werden, wenngleich der Ausfall brr Neuen heimischen Ernte vorübergehend die Preisbildung ungünstig beeinflussen wird. Die neuerdings erkennbare Aufwärlsbewegung dürste ober, wie auch landwirtschaftliche Fachblätter Meinen, von längerer Dauer sein. Nach den Notierungen der PreiSberichtSstelle de» Deutschen Landwirtschaftsrate kostete Mitte April in Berlin Jahr: 19031904190519061907 1 Tonne Weizen Mk. 158 177 174 176,6 192 1 Tonne Roggen Mk. 133 134 138,5 160,5 172« Roggen ist in den letzten fünf Jahren um nicht weniger al» um 30 Prozent hinauf- geschnellt, und Weizen ist nicht weit dahinter iurückgedlieben. Roggen ist in Deutschland b°» Brotgetreide, entsprechend dem Roggen preise haben sich auch die Brotpreise gestaltet. Hoffentlich bringt diese» Jahr eine reichliche Ernte, damit die Brotpreise nicht noch weiter auswärts gehen. Dresden. Am Sonntag Nachmittag halb 8 Uhr wurde am Stübelplatz der auf der Lübecker Straße in Vorstadt Cotta wohnhafte Zementarbeiter Böcker und Frau von einem dem Kaufmann Becke hier gehörigen, von besten sthauffeur geleiteten Automobil Nr. 980 über fahren. Beide wurden in das Johannstädte Krankenhaus gebracht, wo die Ehefrau bal danach ihren schweren Verletzungen crlag während der Ehemann schwer verletzt darnieder- liegt. Hierzu wird noch folgendes gemeldet: Das van der Lenneesttaße kommende Ehepaar Wallte, um schnell zu dem auf der gegenüber liegenden Seite befindlichen Halteplatz der elektrischen Straßenbaim zu gelangen, den Fahr dämm überschreiten. Das Ehepaar verga ober, sich umzuiehen, und wurde von dem hinter ihm sohrenden Kraftwagen umgeworfen und übe sahr-n. Der Vorgang spielte sic kaum einen Meter von dem Bürgersteig a und so schnell, daß der Chauffeur Polleck das Unglück nicht mehr verhindern konnte. Der Chauffeur, der noch am Montag früh wie ge wöhnlich seinen Dienst versah, hat sich im Laufe des Tages im Abort des Hauses Ober- eergaste 8 erhängt. Er wurde von seinem Arbeitgeber al» ein fleißiger, nüchterner und geschickter Mann geschildert. Er hat sich offen- >ar auS Verzweiflung über das folgenschwere Unglück das Leben genommen. — Am Montag nachmittag gegen 4 Uhr wurde auf der Pragerstraße eine vornehm ge kleidete Dame verhaftet. Der Fall erregt be deutende« Aussehen. Dem Vernehmen nach sandelt eö sich um eine Betrügerin. Die Dame beteuerte fortgesetzt ihre Unschuld, ver- uchte aber trotzdem zu entkommen, was ihr aber nicht gelang. — In der Nähe des Schießstandes des Jägerbataillons wurde am Montag ein in den 50er Jahren stehender Mann erschossen auf gefunden. Augenscheinlich liegt Selbstmord vor, ein Revolver wurde neben dem Toten gefunden. — Bei einer Durchsuchung in der Wohnung des hier wegen Diebstahls an Silbersachen fest- genommenen Schlossers Dietrich Hedemann sind unter anderem ein dunkelblauer Winter- Überzieher mit einer Reihe übersponnener Knöpfe, schwarzem Samtkragen, Kettchenhenkel, chwarzem, mit weißen Längsstreifen versehenen Zeib- und schwarzem Aermelfutter, das Tuch inwendig bei der Verbindung mit dem Futter qezackt, zwei äußeren Seitentaschen mit weißem Futter zwei inneren Taschen und einer so genannten Aktentasche, ein Spazierstock aus Eichenholz mit silberner Krücke, sowie eine Anzahl Tischmester ohne Griffe gefunden worden. Diese Gegenstände rühren zweifellos von Diebstählen her, doch sind Anzeigen hier über nicht ergangen. — Das Gewerbe der spanischen Brief schreiber, die im Gefängnis sitzen und nach berühmten Mustern in Briefen an Deutsche bitten, ihre Koffer, die viel iGeld enthalten sollen, auszulösen, scheint sehr einträglich zu sein. Dieser Tags erhielt auch die Dresdner Firma C. Sohre mehrere Briefe eines Mannes aus Madrid, die Luis Martin unterzeichnet. Den Briefen ist auch ein Zertifikat in spanischer Sprache, vielleicht eine Urteilsabschrift, zugesügt Die Briefe sind in einem sehr schlechten Deutsch geschrieben und tragen den Stempel der Unwahrheit an der Stirn. Jeder Empfänger solcher Briefe wird gut tun, sie der Polizei zu übergeben. Sohland a. d. Spree. Ein gemeiner Einbruchsdiebstahl wurde Montag nacht in der hiesigen Brauerei auSgeführt Der Täter nahm eine am Hause hängende Leiter und stieg auf dieser durch die Bodenluke. Nach dem er sich erst an einem im Keller stehenden Zickelbrsten gesättigt hatte, durchsuchte er die verschiedenen Stuben nach Geld und Wert sachen. Er eignete sich den Trauring des Herrn RoSner, einige Flaschen Kognak, Zigarren usw. an und verließ, nachdem er erst noch seine abgetragenen Schuhe mit den Herrn Rosner gehörigen Schnürschuhen ver tauscht hatte, durch die Hintertür das Gebäude Der Verdacht lenkte sich auf einen früheren Brauereiarbeiter, da die Schuhe, welche er da ließ, dem Bierschröter ^gehörten, welche diesem, als der Arbeiter fort machte, abhanden kamen. Großenhain. Ein tief bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich in der Fabrik von Paulig und Stade hierselbst Montag Nachmittag gegen 3 Uhr dadurch, daß der Rollkutscher Bielagk mit dem Spediteurwagen an eine Torsäule ansuhr, dabei das Gleichgewicht ver lor, kopfüber vom Wagen und unter besten Räder fiel und so starke innere Quetschungen und Wirbelsäulenverletzungen erlitt, daß er bereits auf dem Transport nach dem Kranken hause verstarb. Die Witwe und fünf Kinder beweinen in dem so jäh Dahingeschiedenen den Vater und Ernährer. Riejsa. Von den früh einhalb 6 Uhr von Hof hier eintreffenden Güterzug hat sich am Montag zwischen Ostrau und Stauchitz ein l 8 jähriger Knecht überfahren lasten. Der Schwerverletzte wurde in das hiesige Kranken haus übergesührt- - Auf dem benachbarten Bahnhöfe Langen- )erg ist in der Nacht zum Montag ein Schneidergeselle aus Oschatz von dem Berlin- Dresdner Nachtschnellzuge überfahren worden. Der Unglückliche, der hierbei eine schwere Ver- etzung des linken Unterschenkels erlitt, ist wahrscheinlich zu spät aus dem Bahnhofe ein getroffen und bat unbefugter Weise von der alschen Seite in den eben in Langenberg haltenden Dresden-Leipziger Nachtpersonenzug einsteigen wollen- Hohenstein - Ernstthal. Im hiesigen Amts blatt erschien vor einiger Zeit ein Inserat, unterzeichnet vom Landwirtschaftlichen Verein zu Tirchheim und Umgegend, wonach den Mitgliedern bei 1 Mark Strafe sür jeden einzelnen Fall verboten wurde, Eier unter 10 Pfg. pro Stück, Butter das halbe Psund- tück unter 75 Pfg. und Magermilch pro Liter unter 6 Pfg. zu verkaufen. Dieses Inserat verfehlte seine Wirkung nicht auf dem steswcn Wochenmarkt. Jetzt stellt sich plötzlich heraus, daß das aufgegebene Inserat gefälscht war, und der genannte Verein nichts damit zu tun hat. Nachdem seitens des Vereinn eine Belohnung für Ermittelung des Frevlers aus gesetzt worden war, wurde ein Gutsbesitzer in Tirchheim als der Täter ermittelt. Anzeige ist bereits gegen ihn erstattet worden. Olbernhau Seit einigen Tagen hält sich der hiesige Sparkastenkassierer verborgen, weil eö ihm nicht möglich gewesen ist, eine vom VerbandSkastenrevisor entdeckte Differenz aufzu klären. Es handelt sich um einige Tausend Mark. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt keine Veruntreuung sondern ein Uebertragungsfehler vor. Eine eingehende Prüfung hat ergeben, daß eine Schädigung der Sparer ausgeschlossen bleibt. Elsterberg. Ueber das Vermögen des im ganzen Vogtlands bekannten Bankiers Rieß in Elsterberg ist das Konkursverfahren eröffnet worden. Rieß ist am Donnerstag plötzlich verstorben. Der Zusammenbruch der Firma erregt großes Aufsehen. Lug au. Ein größeres Schadenfeuer ent stand am Sonnabend früh in der mit Heu und Stroh, sowie Acker- und landwirtschaftlichen Geräten angefüllten Scheune des Herrn Schraps gehörigen Gutes. Das Feuer griff schnell auf das Schuppen- und Stallgebäude, sowie dann auch auf das Wohnhaus über, so daß sämtliche 4 Gebäude vollständig ein geäschert wurden. Während alles in der Scheune befindliche Inventar verbrannte, konnte da« Mobiliar zu einem Teil gerettet werden. Auch wurde das Vieh rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Man vermutet Brand stiftung Aus der Woche. Die Monte Carlo-Oper, die mit lautem Tamtam ihren Einzug in Berlin hielt, hat sich auf leisen Sohlen davongemacht. Fürst Alber von Monaco, der seine Sängerschar von über 200 Personen sanges- und siegesfroh hierher- sührte, hat in das Gastspiel die runde Summe von 400000 Frank gesteckt. Der Welt aber ward in Tausenden von Artikeln verkündet, der seit langem als Vermittler geschulte Mittelmeer fürst habe die Bahn zu einem völligen Ein vernehmen zwischen Deutschland und Frankreich geebnet. Wie oft wardS schon gesagt, wie oft schon widerrufen Traurig ist und bleibt aller dings die Erkenntnis, daß zwei Kulturnationen, die im Buche der Geschichte ihr Werden und Wachsen mit unverlöschlichem Griffel nieder geschrieben haben, überhaupt eines Vermittlers bedürfen, um einander zu verstehen. Wir hörten in den letzten Lagen schon einmal dieses geheimnisschwere Wort. Italien wollte zwischen Deutschland und England in der AbrüstungS- rage und ihrer Behandlung auf der bevor- tehenden Friedenskonferenz im Haag ver mitteln. Bedarf es einer solchen Vermittelung? Wache Augen haben längst die Gefahr erkannt, misten, daß an eine Vereinbarung über den Abrüstungsgedanken zwischen Deutschland nnd England, den unversöhnlichen Gegner auf dem Veltmarkt, nicht gedacht werden kann, will Deutschland nicht selber kampflos auf seinen chwererrungenen Platz im Völkerkonzert ver zichten. — In England weiß man's und läßt )ennoch nichts unversucht den großen Plan zur Ausführung zu bringen. Das solchem Unter nehmen tolle Zwischenfälle b-schert sind, ist bei nahe selbstverständlich. Ein solch toller Zwischen- all ist der merkwürdige Widerspruch, der in rem Wunsche Englands nach Rüstungs- reschränkung und seinem Flottenbauplan liegt, ein solch toller Zwischenfall ists auch, daß man dem Abrüstungsgedanken täglich im Parlament zu London Huldigungen darbringt, während der politische Reisende, der König Eduard, dem panischen Könige Mut macht, seine schwache Flotte auf ihre alte Höhe zu bnngen, — In dem italienischen j afen Gaeta wird Onkel Eduard auf seiner Meerfahrt wahrscheinlich die etzte Station machen. In Italien und Eng land heißt es, die Zusammenkunft der beiden Könige trage durchaus keinen politischen Charakter. Kann man es glauben, wenn man hört, daß der italienische Minister des Äußern in Gaeta anwesend war und das König Eduard einen Sekretär, der seit Jahren „Aus- andspolitik" bearbeitet, in seiner Begleitung hat? Wie die geheime Unterredung zu Carta gena jetzt aller Welt entschleiert ist, so wird auch der Tag von Gaeta sich eines Tages im Lichte der Wirklichkeit zeigen. — Herr Clemen ceau, Frankreichs schmiegsamer Ministerpräsident, chlägt in seinen müden Tagen Rückzugsgefechte, Alljährlich im Mai findet im Geburtsort der „Jungfrau von Orleans", die 1429 Frankreich von den Engländern befreite, dem Helden mädchen zu Ehren eine Gedächtnisfeier statt. Nun hat der Ministerpräsident den Beamten und Militärpersonen die Teilnahme an dieser Nationalseier untersagt. Ob es politisch klug war, kann nur beurteilen, wer den Dingen nahesteht. Von menschlichen Standpunkt aus ists entschieden zu verdammen. Das Verbot zeigts nur, wie wir armen Menschenkinder )ann gerade am kleinsten sind, wenn wir uns am erhabensten dünken. — Mit anerkennungs werter Liebenswürdigkeit hat der russische Ministerpräsident den drohenden Konflikt mit der Duma beseitigt, indem er an den Duma- Präsidenten ein Schreiben richtete, worin er ausdrücklich seine Bereitwilligkeit erklärte mit der gegenwärtigen Duma zu arbeiten. Ob dem Parlament aber eine lange Lebensdauer beschieden ist, muß bezweifelt werden angesichts der Tatsache, daß gerade einflußreiche Kreise unausgesetzt tätig sind, den Zaren zur Sprengung de» Parlaments zu veranlassen. Schreckt man doch sogar nicht zurück, un geniert von der Absetzung Nikolaus II zu reden, weil er die „Ruhmesbahn seinen Väter im autokratischen Regiment" verlassen habe. — In Asten regt sich heißpulsterendes Leben. Japan, China und Siam haben beschlosten, auf der Konferenz im Haag gemeinsam ihre Interessen zu vertreten. Welcher Art diese sind, geht aus der Erklärung der Regierung des Mikado hervor, die besagt, Japan könne nicht abrüsten, da es mit seiner Wehrmacht die Erfolge des letzten Krieges sichern müsse. Europa hat jedenfalls schwere Sorgen I Ist die gelbe Gefahr, die von Asien droht, ist der vordringende Islam im Orient, oder die äthiopische Bewegung, die sich gegen die Weißen in Afrika richtet, gegenwärtig die schwerere Gefahr? Niemand vermagS zu sagen.